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Die mexik. Expedition von 1862 bis 1864 verschaffte Bazaine wirklichen militär. Ruf. Anfänglich war er Kommandant von Veracruz, dann führte er die 1. Division unter General Forey. Am schlug er den juaristischen General Comonfort bei San Lorenzo und bewirkte dadurch 18. Mai die Übergabe Pueblas. Nach der Abberufung Foreys übernahm Bazaine den Oberbefehl über die franz. Armee in Mexiko. [* 2] Zunächst suchte Bazaine die Häupter der liberalen Partei, den General Donaldo und den Expräsidenten Comonfort, an sich zu ziehen.
Später suchte er die Maßregeln des Kaisers Maximilian zu vereiteln (s. Mexiko). Auch vermählte sich Bazaine mit einer reichen Mexikanerin, deren Familie zu den entschiedensten Feinden des neuen Kaiserreichs gehörte. Sein Verhältnis zum Kaiser Maximilian blieb bis zum Abzug der Franzosen ein sehr gespanntes, und dieser erbat deshalb wiederholt, jedoch erfolglos, die Abberufung B.s. Anfang 1867 begann der Abzug der Franzosen; am 12. März schiffte sich Bazaine mit dem Rest der Truppen zu Veracruz ein.
Durch Dekret vom war Bazaine zum Marschall von Frankreich erhoben worden. Nach Frankreich zurückgekehrt, befehligte er das 3. Armeekorps (Nancy), [* 3] bis er 1869 als Oberbefehlshaber der Kaisergarde nach Paris [* 4] berufen wurde. 1870 übernahm Bazaine das Kommando des 3. Armeekorps der sog. Rheinarmee. Im August zum Oberbefehlshaber der Rheinarmee ernannt, versammelte er alle Korps bei Metz, [* 5] wohin er auch den größten Teil des 6. Korps (Marschall Canrobert) von Châlons her heranzog. Bazaine erkannte die Unmöglichkeit, die Mosellinie zu halten, und wollte das Heer hinter die Maas führen, um sich bei Châlons mit der Armee des Marschalls Mac-Mahon zu vereinigen.
Durch die Schlachten [* 6] bei Colombey-Nouilly (14. Aug.) und Mars-la-Tour-Vionville (16. Aug.) verzögerte sich jedoch der Abmarsch seines Heers, das bei Gravelotte (18. Aug.) geschlagen und nach Metz hineingeworfen wurde. Ein Teil der deutschen Streitkräfte schloß die Rheinarmee B.s im Lager [* 7] von Metz ein. Bazaine versuchte mehrmals, besonders am 31. Aug. und 1. Sept. (Schlacht von Noisseville), den ihn umgebenden eisernen Ring zu durchbrechen. Die Nachricht vom Sturze Napoleons veranlaßte Bazaine zunächst, von größern Unternehmungen Abstand zu nehmen. Da jedoch seit der Kapitulation von Sedan [* 8] die letzte Hoffnung auf Entsatz geschwunden war, überdies Mangel an Lebensmitteln, Krankheiten und allgemeine Hilflosigkeit der Truppen die Lage zu einer verzweifelten machten, so blieb Bazaine nichts übrig, als sich mit 173000 Mann und dem gesamten Kriegsmaterial dem Prinzen Friedrich Karl zu ergeben (s. Metz). Auf Grund der Kapitulation ging er mit seiner ganzen Armee in Kriegsgefangenschaft nach Deutschland; [* 9] er selbst wurde zu Cassel interniert.
Von franz.Seite wurde gegen Bazaine der Vorwurf erhoben, er habe seine Ausfälle nicht mit gehöriger Energie ausgeführt, weil er die Armee dem Napoleonischen Kaisertum in Hoffnung auf dessen Wiederherstellung habe erhalten wollen. Ein Manifest Gambettas beschuldigte Bazaine sogar offen des Verrats. Diese Anklagen aber waren nicht gerechtfertigt. Nach Abschluß des Präliminarfriedens, der ihm seine Freiheit wiedergab, siedelte Bazaine mit seiner Familie nach Genf [* 10] über; später kehrte er nach Frankreich zurück, wurde zunächst unbelästigt gelassen, im Mai 1872 aber des Verrats angeklagt und verhaftet. Am begannen die öffentlichen Verhandlungen des Kriegsgerichts unter Vorsitz des Herzogs von Aumale.
Lachaud, der berühmteste Advokat Frankreichs, führte mit Unterstützung seines Sohnes die Verteidigung. Es wurden 272 Zeugen vorgeladen, deren Aussagen indes den objektiven Thatbestand der Anklage nicht feststellten. Am 10. Dez. wurde Bazaine mit Stimmeneinhelligkeit zum Tode und zur Degradation u. s. w. verurteilt, indessen 12. Dez. vom Präsidenten der Republik, Mac-Mahon, unter Bestätigung der Degradation, zu 20jähriger Festungshaft begnadigt. Bazaine wurde in das Fort der Insel Ste. Marguerite bei Cannes gebracht, begleitet von seinem treu ergebenen Adjutanten, Oberst Villette; auch seine Gattin und sein Sohn erhielten die Erlaubnis, dort zu wohnen.
In der Nacht vom 9. zum gelang es jedoch der Gattin B.s, den Marschall aus der Haft zu befreien und an Bord eines genues. Dampfers zu bringen. Bazaine reiste durch die Schweiz [* 11] über Köln [* 12] nach Belgien, [* 13] wo er zunächst blieb. Anfang 1875 verlegte er seinen Wohnsitz nach Madrid [* 14] und hielt sich seitdem von jeder polit. Thätigkeit fern. Er starb verlassen von seiner Frau in ärmlichen Verhältnissen zu Madrid. Bazaine schrieb: «Rapport sommaire sur les opérations de l'armée du Rhin du 13 Août au 29 Octobre 1870» (Berl. und Genf 1871; deutsch von Mels, Berl. 1871),
«Bataille de Rezonville, le 16 Août 1870. Rapport du maréchal» (Brüss. 1870),
«L'armee du Rhin depuis le 12 Août jusqu'au 29 Octobre 1870» (Par. 1872; deutsch Lpz. 1872). In Madrid veröffentlichte er noch zu seiner Rechtfertigung: «Épisodes de la guerre de 1870 et le blocus de Metz» (Madrid 1883; deutsch von Wevers, Berl. 1884). –
Vgl. von Hanneken, Marschall und die Kapitulation von Metz (Darmst.und Lpz. 1873);
Lefaure, Procès du maréchal Bazaine. Audiences du premier conseil de guerre etc. (Par. 1874);
La Brugère, L'affaire Bazaine, compte-rendu officiel (ebd. 1874);
Der Prozeß Bazaine (Berl. 1874);
Der Neue Pitaval, Neue Serie, Bd. 9 (Lpz. 1874);
Marchi, La vérité sur l'évasion de Bazaine (Par. 1883);
Graf d'Hérisson, La Légende de Metz (ebd. 1888), eine Verteidigung B.s. ^[]