Leid. 1740; neueste Ausg., 16 Bde.,
Par. 1820–24; deutsch von Gottsched, 4 Bde.,
Lpz. 1741–44) war das erste Werk, das unter seinem
Namen erschien. Dies Werk brachte ihn mit dem Konsistorium in
Konflikt,
und neue Feinde erweckte ihm seine «Réponse aux questions d'un provincial»
(5 Bde., Rotterd. 1704) und die
Fortsetzung der «Pensées sur la comète» in Jacquelot und
Leclerc, die beide seine religiösen
Ansichten angriffen. Seine
«Œuvres diverses» sind im Haag
[* 2] (4 Bde.,
1727–31
u. 1737) erschienen. Emile
Gigas gab heraus: «Choix de la correspondance inédite de
Pierre Bayle 1670–1706 d'après
les originaux conservés
à la bibliothèque royale de Copenhague» (Kopenh. 1890).
Bayle steht an der
Spitze der neuen Dialektiker und Skeptiker. Wenn vor ihm die Erneuerungen der antiken Skepsis sich mit mehr
oder weniger Aufrichtigkeit in den Dienst der kirchlichen Dogmatik gestellt hatten, so nahm der Skepticismus in ihm durch
die
Wendung auf das religiöse
Wissen eineRichtung, vermöge deren er in erster Linie den Kampf der
Aufklärung
gegen die
Kirche eröffnete. Er kämpfte gleichmäßig gegen die theol. Scholastik wie gegen die Versuche einer philos.
Vernunftreligion und galt deshalb den einen als
Ketzer, den andern als Dunkelmann. In ihm selbst aber hatte jener
Widerspruch
zwischen
Glauben undWissen so wenig Versöhnung gefunden, daß man z. B. aus dem «Dictionnaire»
den Eindruck gewinnt, als habe die
Artikel sein
Glaube, die
Noten sein
Wissen und seine dialektische Kritik geschrieben. Aber
gerade diese
Noten gewannen vermöge ihres kampfgewandten, lebensvollen und allgemein verständlichen
Stils in
Verbindung mit
dem beispiellos umfassenden gelehrten
Wissen, das darin niedergelegt war, eine gewaltige Macht über die
franz.
Geister, und von seinem «Dictionnaire» aus verbreitete sich der den
Franzosen so naheliegende Skepticismus als die allgemeine Denkart der aufgeklärten
Bildung in die weitesten
Kreise.
[* 3]
Wenn aber im allgemeinen Bayle weit bedeutender in der
Analyse fremder
Irrtümer als in derAufstellung eigener
Sätze war, so geht doch durch all sein
Denken eine positive Überzeugung hindurch: die fortwährende
Betonung
[* 4] der Unabhängigkeit
des moralischen
Handelns und des moralischen Werts von der religiösen Überzeugung, eine für die
Toleranz des Aufklärungszeitalters
entscheidende
Lehre,
[* 5] welche Bayle auf den verschiedensten Wegen positiv und negativ zu erhärten suchte,
und welcher er namentlich den später vielfach angefochtenen
Ausdruck gab, er könne sich sehr wohl einen gut geordneten
Staat
von
Atheisten denken.
Allein es war selbstverständlich, daß in dem geistigen Drange der Zeit aus den
Schriften des
Mannes sich mehr die negativen
Seiten heraushoben, und so ist er in der
Erinnerung der
Menschen immer mehr als der dialektische Skeptiker
stehen geblieben, vor dessen Kritik die Dogmen keiner
Religion, keiner Konfession standhielten. –
Vgl. Desmaiseaux, La vie
de
Pierre Bayle (2 Bde., Haag 1722–32; deutsch von
Kohl, Hamb. 1731);
L.Feuerbach,
Pierre Bayle (Ansb. 1838; 2. Aufl., Lpz.
1848);
K. Fischer, Fr.
Bacon und seine Nachfolger (2 Aufl., Lpz. 1875, S. 441 fg.).
(Bailén), Stadt in der span.
ProvinzJaen, westlich von Linares, in olivenreichem Hügellande, am südl. Fuße
der
Sierra Morena und Knotenpunkt der
Straßen nach Granada,
[* 6] Sevilla
[* 7] und Madrid,
[* 8] hat (1887) 8580 E., viele Gasthöfe,
Glas-,
Seifen- und Ziegelfabriken, Leinenwebereien und
Ölmühlen. Historisch berühmt ist Baylén durch die Kapitulation
des franz.
Generals Dupont de l'Etang, der sich hier mit 17000 Mann den
Spaniern unter
Castaños ergab.
Nach den Kämpfen bei
Andujar zog er sich nach Baylén zurück, fand dies jedoch schon von den
Spaniern unter
Reding besetzt, der ihn umgangen und von Vedel und Dufour abgeschnitten hatte. Duponts Versuche, 19. Juli die Einschließung
zu durchbrechen, mißlangen; 22. Juli mußten die drei franz.
Generale kapitulieren. Die
Spanier brachen jedoch den
Vertrag und
schafften sämtliche
Franzosen auf die Pontons von
Cadiz.
[* 9] Infolge dieser
Niederlage der
Franzosen nahm die
span.
Insurrektion großen Aufschwung.
Castaños wurde zum
Herzog von Baylén erhoben. ^[]
(spr. behns),ThomasSpencer, engl. Schriftsteller, geb. zu Wellington in
Somerset, wurde im
Bristol College und an der
Universität Edinburgh gebildet und machte sich durch «An essay on
the new analytic of logical forms» (1850) und seine
Übersetzung und Erläuterung vonAnt.
Arnaulds «The
Port Royal Logic» (1851; 7. Aufl.
1874) bekannt. 1851–55 war er Assistent des Philosophieprofessors
Sir William Hamilton in Edinburgh, 1857–63 Redacteur
der «Daily News» und Examinator in
Logik und
Psychologie an der
LondonerUniversität; 1864 wurde er Professor
der
Logik, Rhetorik und
Metaphysik an der
Universität St.
Andrews, wo er starb. Seine Hauptleistung ist die Leitung
der 9.
Ausgabe der «Encyclopædia Britannica» (seit 1873). Er veröffentlichte
noch «The Somersetshire dialect: its pronounciation» (1861) und mitL.Campbell«Speculum Universitatis (St.Andrews).
Alma Mater's Mirror» (1887), Verse und Prosa.
1)
Arrondissement im franz. Depart.
Basses-Pyrénées, hat 1054,38 qkm, (1891) 107164 E., 53 Gemeinden und zerfällt in die 8 Kantone
Bayonne (Nord-Est, 84,13 qkm, 22056 E.), Bayonne (Nord-Ouest, 61,93 qkm, 27573 E.), Bidache
(161,30 qkm, 8797 E.), Espelette (180,47 qkm, 8427 E.), Hasparren (160,37 qkm, 9460 E.), Labastide-Clairence (114,92 qkm, 6215 E.),
St.
Jean-de-Luz (128,72 qkm, 15540 E.), Ustarits (162,54 qkm, 9087 E.). – 2) Hauptstadt des
Arrondissements Bayonne im franz.
Depart.
Basses-Pyrénées, reiche
Hafen- und Handelsstadt und Festung
[* 11] ersten Ranges, am Zusammenflusse
der Nive und des
Adour, 5 km von der
Bai von
Biscaya, an den Linien
Bordeaux-Bayonne-Irun,
Toulouse-Bayonne und der Zweiglinie
Bayonne-Biarritz
der
Franz.
Südbahn, hat (1891) 22682, als Gemeinde 27192 E., und in Garnison das 48. Infanterieregiment und das 14. Festungsartilleriebataillon.
Durch Nive und
Adour wird die Stadt in drei
Teile geteilt: die große Stadt mit dem alten Schloß am linken
Ufer der Nive, die kleine Stadt mit dem neuen Schloß zwischen Nive und
Adour, und die seit 1851 durch eine schöne
Steinbrücke
von sieben
Bogen
[* 12] mit letzterer verbundene Vorstadt St.
Esprit, am rechten Ufer des
¶
mehr
Adour, welche, meist von span. und port. Juden bewohnt, 1857 mit der Gemeinde Bayonne vereinigt wurde. Eine Citadelle mit vier Bastionen,
von Vauban 1674 - 79 erbaut und seit 1814 noch verstärkt, auf einer Anhöhe der Vorstadt, bestreicht den durch zwei lange
Mauern vor Überschwemmung gesicherten Hafen und die Stadt und trägt, da sie niemals erobert worden ist,
am Eingänge die Inschrift: «Nunquam polluta» («niemals entehrt»). Die schönste Kirche, am Ende der Hauptverkehrsader (der
Rue Victor Hugo) gelegen, ist die 1213 angefangene Kathedrale, an deren Vollendung seit 1847 wieder gearbeitet wird.
Vor derselben steht eine kleine Fontäne. Bayonne ist Sitz eines Bischofs, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer,
des Stabes der 36. Infanteriedivision, einer Filiale der Bank von Frankreich, hat eins der schönsten ArsenaleFrankreichs, das 50000 Gewehre
und 20000 Säbel aufnehmen kann, Militärhospital mit 800 Betten, Bibliothek von 10000 Bänden, theol. Seminar, Seemannsschule,
Cirkus
[* 14] für Stiergefechte, welche alljährlich im September abgehalten werden, ein Theater
[* 15] und zwei Zeitungen
sowie prachtvolle Quais und schöne Promenaden.
Der Hafen kann Schiffe
[* 16] von 4 bis 5 m Tiefgang aufnehmen, hat aber wegen der Barre des Adour und der starken Brandung einen äußerst
schwierigen Zugang, an dessen Verbesserung man lange Zeit vergeblich gearbeitet hat. Statt der alten,
vom Meere überall angegriffenen Steinmolen hat man jetzt Molen aus gegossenen Eisenröhren, die mit Mörtel gefüllt sind
und deren Zwischenräume mit beliebig fortzunehmenden Schützen geschlossen sind. In Tracht und Sitten erinnert die Bevölkerung
vielfach an das benachbarte Spanien,
[* 17] namentlich ist in der niedern Volksklasse das bask. Gepräge wie die bask.
Sprache
[* 18] vorherrschend. Bayonne treibt beträchtlichen Handel mit Spanien und Portugal (mit welchen Ländern es in Dampfbootverbindung
steht) sowie mit Frankreich selbst.
Bayonne, das alte Lapurdum im Lande der Tarbelli, war schon im 3. Jahrh. Festung und Handelsplatz,
seit dem 4. Jahrh. Bischofssitz und stand abwechselnd unter den Römern, Westgoten, Basken, Franken und Normannen. Die Herzöge
von Gascogne, durch die gegen Ende des 10. Jahrh. die Normannen vertrieben wurden, begünstigten den Ort durch Privilegien.
Bayonne fiel 1153 nebst Guyenne an England, unter dessen Herrschaft sich seine Freiheiten und sein Wohlstand
außerordentlich mehrten.
Ein Matrosenstreit zu Bayonne veranlaßte 1292 einen engl.-franz. Krieg. Seit der Eroberung durch Dunois blieb die Stadt
bei Frankreich. Hier fand 1565 die Bayonner Zusammenkunft (s. d.) statt. Seit 1674 wurde die Stadt, als Schlüssel zu den Pässen
der Westpyrenäen, nach VaubansPlan neu befestigt und völlig dem Militärgouvernement unterworfen. Wie schon am Ende des 15. Jahrh.,
trat auch 1684 eine Versandung der Adourmündung ein, die über 40 Jahre lang den Seeverkehr störte.
Indes verfielen Handel und Industrie immer mehr, und die Bevölkerung wanderte teilweise aus. Erst als 1784 Bayonne zum
Freihafen erklärt und zum Handel nach Amerika autorisiert worden, blühte es rasch wieder auf. Im April und Mai 1808 fanden
im Schlosse Marrac zwischen Napoleon und der span. Königsfamilie jene Zusammenkünfte statt,
in welchen letztere zur Verzichtleistung auf die span. Krone überredet und gezwungen wurde. Gleichzeitig ward
hier die Bayonner Konvention zwischen dem Großherzogtum Warschau
[* 30] und Frankreich unterzeichnet. 1814 wurde Bayonne nach
dem Rückzuge Soults von den Engländern eingeschlossen, doch gelang es den Franzosen unter Thouvenot, in einem glücklichen
Ausfall den General Hope gefangen zu nehmen. Während der span. Bürgerkriege war Bayonne seit 1833 der
stete Zufluchtsort span. Emigranten. In Bayonne soll 1640 das nach der Stadt benannte Bajonett (s. d.) erfunden worden sein. -
Vgl.
Balasque und Dulaurens, Études historiques sur la ville de Bayonne (3 Bde.,
Bayonne 1862 - 75).
(spr. bäjónn), Stadt im County Hudson des nordamerik.
Staates Neujersey, zwischen der
Neuyorkbai und der Newarkbai, gegenüber Staaten-Island, nahe bei Jersey City, hat (1890) 19033 E., chem. Fabriken und Petroleumraffinerien.