propor-544 tional gesetzt ist; die dritte Formel liefert Werte, die genau das
arithmetische Mittel der aus 1 und 2 berechneten
darstellen.
Alle drei Formeln entbehren der theoretischen
Begründung, da die Abnutzung eines
Gebäudes von zu vielen, zum großen
Teil ganz gesetzlosen
Faktoren abhängt. Eine Hauptrolle spielt hierbei die Art der Instandhaltung; ist
dieselbe eine mittelgute, so scheint nach den bisherigen Erfahrungen die Formel 3 am meisten der Wirklichkeit zu entsprechen,
während bei einer sehr nachlässigen Instandhaltung mehr die Formel 1 und bei einer sehr sorgfältigen die zweite Formel
besser geeignet scheint.
Die beiden Berechnungsarten
a und b für den Gebäudewert haben einen verschiedenen
Sinn. Während
a denNutzungswert darstellt, erhält man durch die Berechnungsweise b den Realwert. Da es nun denkbar ist und in der That bei
Geschäftshäusern vorkommt, daß ein schlecht gebautes Haus, das also einen geringen Realwert hat, günstiger Geschäftslage
oder irgendwelcher lohnender Betriebe wegen hohe Mietzinse trägt, so ist es erklärlich, daß die aus
a und b berechneten Werte sehr voneinander abweichen können; andererseits ist bei normalen Verhältnissen, namentlich
bei Wohnhäusern, eine gewisse Übereinstimmung beider Werte deshalb zu erwarten, weil besser gebaute Häuser auch entsprechend
höhere Mieten bringen. Man benutzt daher in den meisten Fällen beide Berechnungsarten, und zwar entweder
nur zur gegenseitigen
Kontrolle, oder man nimmt auch das
arithmetische Mittel aus ihren Endwerten.
Es ist jedoch nicht zu vergessen, daß sich die Berechnungsweise auch nach dem Zweck der
Taxe richtet. Wird z. B. eine
Taxe
behufs
Entschädigung für eine Expropriation vorgenommen, so werden hohe Nutzungswerte sehr wohl berücksichtigt,
und der Realwert kommt nur dann in Betracht, wenn er den Nutzungswert übersteigt. Bei Feuerversicherungstaxen hingegen ist
allein der Realwert maßgebend, da nur dieser durch Feuerschaden zerstört werden kann, während der Nutzungswert für das
neu zu errichtende
Gebäude erhalten bleibt.
Handelt es sich um den Realwert, so ist der Zweck der
Taxe auch auf ihren
Umfang bestimmend; während nämlich
bei Verkäufen auch der Wert des
Grund und
Bodens mit berechnet wird, bleibt derselbe bei Feuerversicherungstaxen unerwähnt;
bei letztern werden im Kostenanschlag sogar alle in der Erde liegenden Gebäudeteile, wie
Keller, Fundamente u.s.w. weggelassen,
da sie durch das
Feuer nicht leiden. Für Feuerschädentaxen haben die einzelnen Gesellschaften verschiedene
Statuten; zu bemerken ist, daß bei einer
Entschädigung gewöhnlich nur der gegenwärtige Zustand des
Gebäudes in
Rechnung
gezogen wird, und nur von einigen Gesellschaften, wie z.B. von der
Berliner
[* 2] Städtischen
Feuer-Societät, wird die
Entschädigung
so bemessen, daß davon die Neuherstellung des zerstörten
Gebäudes resp.
Teiles bestritten werden kann.
Die
Taxationen behufs
Feuerversicherungen werden von obrigkeitlichen (beeidigten) Schätzern vorgenommen; das Honorar beträgt
im
DeutschenReich, je nach der
Größe des Schätzungswertes, 4–12 M., wobei noch Zuschläge bis zu 3 M. für genauere
Beschreibungen,
Untersuchungen auf Feuergefährlichkeit, Anfertigung von Querschnitten hinzukommen können; für Schätzungen
in
Hypotheken-, Erbschafts-,
Teilungs- und Verkaufsangelegenheiten, wo in der Regel
ausführlicher vorgegangen wird
(Vermessung
der
Gebäude, Einholung der Katasterauszüge und Handzeichnungen, Ermittelung der Mietserträge, der etwaigen
Ursachen für
Mehr- oder Minderwerte, Anfertigung eines
Situationsplanes), werden nach Vereinbarung 30–150 M. (für Bauwerte von 30000–500000
M.) veranschlagt. –
Bolobolo, eine Landschaft in Nordwestafrika, zwischen
Sokoto und dem mittlern
Binue. In ihr liegt das großartige
Gora- und Sarandagebirge, welches, schluchtenreich, von undurchdringlichen Wäldern bedeckt, nur auf
Saumpfaden über Pässe von 1000 bis 1500 m zu überschreiten ist, zu
Höhen von 1300 bis 2135 m sich erhebt (s.
Haussastaaten)
und die
Quellen des nach
Osten durch
Kalam fließenden Gongola (Gabi, Gadschem) und des südlich strömenden Kaddera enthält.
Das herrliche
Klima
[* 6] in diesem Hochland erinnerte die Reisenden an Süditalien;
[* 7] alle südeurop.
Pflanzen
würden hier üppig gedeihen. Zahlreich streifen in den Wäldern umher Elefanten,
Nashörner und Panther, in den Thalebenen
Büffel. Die einheimische
Bevölkerung
[* 8] ist eine sehr kleine, aber stämmige echte Negerrasse. Die
Männer tragen ein Schurzfell,
die Weiber geben fast vollkommen nackt, mit Armspangen von
Silber, Kupfer
[* 9] und
Eisen
[* 10] geschmückt. Nach hartnäckiger
Verteidigung erlag das
Land den eroberungslustigen mohammed.
Fulbe im Anfang dieses Jahrhunderts und ist jetzt dem
Sultan von
Wurno in
Sokoto tributpflichtig. Die
Fulbe gründeten die Hauptstadt Jakuba (in 1000 m Höhe) mitten im
Gebirge, und da sie
diese als Freistätte für alle entlaufenen Sklaven aus den Nachbarreichen erklärten, wuchs sie bald
zu einem der größten Orte der Haussaländer und umfaßte innerhalb einer 20 km im
Umfang betragenden
Mauer gegen 150000 E.
Flegel jedoch fand 1881, daß die Einwohnerzahl nicht mehr als 50000 betrug. Jakuba ist ein wichtiger Markt- und Handelsplatz
geworden.
1) Kreishauptmannschaft, früher Kreisdirektion des Königreichs
Sachsen,
[* 12] bildet den östl.
Teil des
Landes,
deckt sich fast ganz mit der sächs. Oberlausitz (s.
Lausitz) und grenzt im N. und
NO. an die preuß.
ProvinzSchlesien,
[* 13] im S.,
SO. und
SW. an das Königreich
Böhmen. Hauptflüsse sind die Elbnebenflüsse
Schwarze Elster, Pulsnitz, das
Schwarzwasser und
die
Spree mit dem
Löbauer Wasser sowie die dem Odergebiet angehörende
Neisse
[* 14] mit der Mandau
[* 15] und Pließnitz. Im nördl.
Tieflande
beschränken Sand- und Heideboden sowie Kiefernwald den
Ackerbau (nur
Buchweizen), der in den etwas höher gelegenen südl.
Gegenden ergiebiger ist. Der
Bergbau
[* 16] liefert
Braunkohlen, Granit, Porphyr,
Basalt und Sandstein.Die Industrie
erstreckt sich auf Leinen- und Baumwollweberei sowie
Tuchfabrikation. Der mittlere
Teil¶
mehr
ist fast ganz wendisch, die Stadt Bautzen vorwiegend deutsch. Die Kreishauptmannschaft hat 2469,73 qkm, (1890) 370 739 (177 271 männl., 193 468 weibl.)
E., 13 Städte mit 134,25 qkm, 83 646 (41 801 männl., 41 845 weibl.) E. und 526 Landgemeinden mit
2335,48 qkm, 287 093 (135 470 männl., 151 623 weibl.) E., 81 189 Familienhaushaltungen
mit 354 412 Haushaltungsmitgliedern, 8330 Aftermietern und Schlafleuten und 1540 Besuchsfremden, 6647 einzeln lebende Personen
mit eigener Hauswirtschaft und 392 Anstalten für gemeinsamen Aufenthalt mit 5069 männl. und 1388 weibl.
Insassen.
Unter der ortsanwesenden Bevölkerung sind 334 506 Evangelische, 34 303 Katholiken, 1641 andere Christen, 268 Israeliten; 3399 Militärpersonen.
Von je 1000 E. (1885) waren geboren: im Königreich Sachsen 912, im übrigen DeutschenReiche 65 und im Ausland 22. Im J. 1890 waren
vorhanden 1503 Fabrikanlagen, darunter 514 mit Dampfbetrieb, 660 mit sonstigen elementaren oder tierischen und 329 ohne Motoren;
Die Zahl der beschäftigten
Fabrikarbeiter betrug 41 593 (25 042 männl., 16 551 weibl.), darunter solche über 12 bis 14 J.
alt 1678 (1029 männl., 649 weibl.), über 14 bis 16 J. 3162. Die Kreishauptmannschaft zerfällt
in folgende Amtshauptmannschaften:
2) Amtshauptmannschaft in der Kreishauptmannschaft hat (1890) 109 799 (53 401 männl., 56 398 weibl.)
E., 3 Städte, 253 Landgemeinden und 125 Gutsbezirke.
3) Bautzen, wend. Budyšin, bis 1868 amtlich Budissin genannt, Hauptstadt der Kreis- und Amtshauptmannschaft und des sächs. Markgrafentums
Oberlausitz, liegt in 202 m Höhe, auf einer nach Westen steil abfallenden Anhöhe, rechts an der Spree,
an den Linien Dresden-Grenze-Görlitz, Bautzen-Neustadt (36,22 km) und der Nebenlinie Bautzen-Königswartha (19,9 km) der Sächs. Staatsbahnen
[* 20] und beherrscht eine weite, meist ebene, nur südlich von größern Bergen
[* 21] (Sudetenausläufern) begrenzte Gegend. Es besteht
aus der von Überresten alter Mauern und Türme umgebenen Stadt und zwei durch die an Stelle der frühern
Wälle und Gräben angelegten Promenaden getrennten Vorstädten, während das Dorf Seidau (2907 E.) nördlich am andern Flußufer
liegt, und hat (1890) 21 516 (11 193 männl., 10 323 weibl.) E., darunter 19 168 Evangelische, 2191 Katholiken, 49 Israeliten,
in Garnison das 103. Infanterieregiment, 1391 bewohnte Gebäude, 4802 Haushaltungen, 10 Anstalten; Postamt
erster Klasse mit Zweigstelle, 1 Bürgermeister, 2 Stadträte, im ganzen 7 Magistratsmitglieder und 24 Stadtverordnete. Bautzen ist
Sitz der Kreis- und Amtshauptmannschaft, des landständischen Direktoriums, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Dresden)
[* 22] mit 17 Amtsgerichten
(Bautzen, Bernstadt, Bischofswerda, Ebersbach, Großschonau, Herrnhut, Kamenz,
[* 23] Konigsbrück,
Löbau,
[* 24] Neusalza, Neustadt
[* 25] bei Stolpen,
Ostritz, Pulsnitz, Schirgiswalde, Sebnitz, Stolpen, Zittau)
[* 26] und einer Kammer für Handelssachen, eines kath.
Domstifts (1213 von BischofBruno von Meißen
[* 27] gegründet) mit 10 Domherren, 5 Vikaren, einer Schule und 40 Dörfern, eines
kath. Konsistoriums, eines kath. Dechanten (jetzt gewöhnlich
ein Weihbischofin partibus infidelium) und eines luth. Propstes (ein Meißener Domherr, da St. Petri Kollegiatstift
von Meißen ist), eines Hauptsteuer- und Zollamtes, einer Gewerbeinspektion für die Kreishauptmannschaft und einer Reichsbanknebenstelle.
Von den 6 Kirchen wird die frühgot. St. Petri-, Stifts- oder Domkirche am Fleischmarkt (1213 gegründet, 1441-97 ausgebaut),
ein unregelmäßiger Hallenbau mit Turm
[* 28] (94 m), 5 großen Glocken und kostbaren Kirchengefäßen, seit 1635 von
Evangelischen und Katholiken gemeinschaftlich benutzt und ist durch ein eisernes Gitter in zwei Abteilungen getrennt; andere
Kirchen sind die St. Maria- und Marthakirche, die evang. Dreifaltigkeits- oder Taucherkirche,
die wendisch-protestantische St. Michaeliskirche und die wendisch-katholische KircheUnserer Lieben Frau.
Von den zahlreichen, zum Teil sehr altertümlichen weltlichen Gebäuden sind erwähnenswert das auf dem
höchsten Punkte gelegene Schloß Ortenburg (958 gegründet und nach wiederholter Zerstörung durch Feuer 1486 von König
Matthias Corvinus neu erbaut), ursprünglich Dorotheenburg und häufig Residenz der böhm. Könige,
mit lebensgroßem Steinbild des Matthias am Turm, jetzt Sitz der meisten königl. Behörden; die beiden Landschaftshäuser,
das schöne Rathaus am Markt mit schlankem Turm und den Bildern sämtlicher Bürgermeister seit 400 Jahren, und das neue stattliche
Gewandhaus (Kaufhaus, seit 1284 bestehend); die Dechanei (Kapitelhaus), die alte Kaserne nach Plänen von Semper, das Gymnasium,
Seminar, Stadttheater, Stadtkrankenhaus sowie die Ruinen der 1634 abgebrannten Nikolai- und der Mönchskirche.
Auf dem Fleischmarkt steht das Denkmal des Kurfürsten JohannGeorg I. (Brunnenfigur, 1867 errichtet) und an der Ostseite des
Reichenturms das KaiserRudolfs II. (1611).
Unterrichts- und Wohlthätigkeitsanstalten. hat ein königl. Gymnasium mit städtischem Kompatronat, 1527 gegründet,
eine städtische Realschule, ein Predigerkollegium, ein evang. und ein kath.
(das einzige in Sachsen) Lehrerseminar, eine höhere Mädchen- und Knabenschule, 5 Volks- und 1 wend. Schule,
Landwirtschafts-, Industrie-, Handelsschule, Stieber-Museum (gestiftet vom Vicepräsidenten Stieber) im Gewandhaus, mit Altertümern
und Bildern, 2 öffentliche Bibliotheken; ferner Landständische Bank, Sparkasse (Ende 1892: 28 781 Einlagebücher mit einem
Guthaben von 13,324 Mill.M.); ein Stadtkrankenhaus (durchschnittlich 76 Kranke), Waisenhaus, Armenhaus
mit Korrektionsanstalt, Garnisonlazarett, 1 Männer- und 3 Weiberhospitäler sowie eine Freimaurerloge (Zur goldenen Mauer).