47 Proz. Die zur
Fütterung bestimmten Baumwollsamenkuchen dürfen weder sauer reagieren, noch dumpfig riechen, auch müssen sie
frei von Pilzwucherungen sein. Die Ware wird in Säcken versendet und kostet 7 M. 10
Pf. bis 7 M. 70
Pf. pro Centner.
Cottonöl, das fette Öl der beim Entkörnen oder
Egrenieren von der rohen
Baumwolle
[* 2] abgesonderten Samen,
[* 3] die man entweder auspreßt oder mit Schwefelkohlenstoff extrahiert. Rohes Baumwollsamenöl ist
dickflüssig, trübe und rötlichbraun, raffiniertes hellgelb von angenehm mildem, nußartigem
Geschmack und einem spec. Gewicht
von 0,922 bis 0,930. Es wird in europ. und amerik. Fabriken gegenwärtig in großem Maßstabe
dargestellt und dient als Speiseöl, Brennöl sowie als Verfälschungsmittel für
Olivenöl, Schweineschmalz und Margarinbutter.
Deutschland
[* 4] führte 1890 ein: 194 580 Doppelzentner à 40-46 M.
Beim Auspressen bleibt
Baumwollsamenkuchen (s. d.) und beim
Extrahieren
Baumwollsamenmehl zurück.
Die
Baumwolle (s. d. und Gespinstfasern)
[* 5] ist einer der wichtigsten Rohstoffe
der
Textilindustrie (s. d.). Sie bildet die Samenhülle der
Baumwollpflanze (s.
Tafel: Columniferen,
[* 1]
Fig. 2). Diese Samenhüllen werden nach dem Einsammeln sortiert, an der
Luft getrocknet und am Gewinnungsorte selbst dem sog.
Egrenieren (Entkernen) unterworfen, wodurch die Fasern sich von den
Samenkörnern und den noch anhängenden
Teilen der Kapseln
[* 6] trennen. Von den hierzu dienenden Vorrichtungen hat
man namentlich zwei
Arten:
1) Die Sägen-Egreniermaschine (s.
Tafel: Baumwollspinnerei,
[* 1]
Fig. 3). Der Cylindern ist abwechselnd aus Kreissägen und hölzernen
Scheiben zusammengesetzt; durch letztere werden die Sägen
[* 7] in einer Entfernung von 18
mm auseinander gehalten, und da ihr
Durchmesser kleiner als der der Sägeblätter ist, treten die
Zähne
[* 8] hervor.Über dem Sägecylinder ist
ein aus gebogenen flachen Eisenstangen bestehender Rost c c derart angebracht, daß die
Zähne der Sägen durch die engen
Zwischenräume der
Stäbe hindurchgreifen.
Dieser Rost ist einerseits bei o um Scharniere drehbar befestigt, andererseits bei d durch
Stellschrauben e nach Belieben
höher oder tiefer zu stellen, je nachdem die
Zähne mehr oder weniger hervortreten sollen. Diesem Rost
wird die zu egrenierende
Baumwolle regelmäßig zugeführt; die
Zähne des rotierenden Sägecylinders erfassen die Fasern und
ziehen sie durch den Rost hindurch, und da die
Körner nicht folgen können, wird die
Wolle von ihnen abgerissen. Hinter dem
Sägecylinder ist die mit Haarbüscheln dicht besetzte Bürstenwalze b gelagert, die dazu dient, die
an den
Zähnen der Säge
[* 9] sitzende
Baumwolle abzustreifen und in der
Richtung der Pfeile 2, 3 über die Platte
t aus der
Maschine
[* 10] fortzuführen, während die von den Fasern abgelösten
Körner durch den
Schlitz bei k über die Platte
d herausfallen. Die durch eine Scheidewand getrennten Räume unterhalb der beiden
Walzen dienen zur
Aufnahme der Schmutz- und
Staubteile, die, schwerer als die
Baumwolle, nach unten fallen. Eine derartige
Maschine mit 80 Sägeblättern auf dem Cylinder
liefert, durch
Dampf
[* 11] betrieben, in 10
Stunden etwa 625-675 kg egrenierte
Wolle von etwa 2500 kg Rohwolle;
da sie aber viele Fasern zerreißt, wird sie nur bei geringern, kurzfaserigen Sorten angewendet.
2) Weit mehr wird die Faser durch die Kamm-Egreniermaschine von Macarthy
[* 1]
(Fig. 1)
geschont.
A ist eine mit weichem Büffelleder überzogene
Walze, die in der
Richtung des Pfeils rotiert, hierbei die Fasern der
ihr zugeführten
Baumwolle erfaßt und mit sich führt, während das ihrem
Umfange möglichst nahe gestellte
Messer
[* 12] a die Samenkörner
zurückhält, die durch zwei schnell
auf und nieder schwingende
Messerb b' von den Faserbüscheln abgerissen werden, um zwischen
den
Stäben des Rostes i unten herauszufallen; die
Messerb b' sitzen an den
Enden der Hebel
[* 13] c und erhalten
ihre
Bewegung von einer im untern
Teile des Maschinengestells gelagerten
Welle aus mittels zweier
Excenter
[* 14] und der Excenterstangen
d d'. Die rohe
Wolle wird auf einem Lattentuch ausgebreitet, das über zwei Spannwalzen r gelegt ist und durch diese eine umlaufende
Bewegung erhält; sie geht unter der Riffelwalze h durch und wird von einer
Stachelwalze s in den
Trog H
geworfen, um endlich durch den schwingenden Kamm J periodisch gegen die Lederwalze A geschoben zu werden. Die schnell rotierende
Riffelwalze G entfernt die egrenierte
Wolle von der
WalzeA und läßt sie in die zu ihrer
Aufnahme bestimmten
Behälter fallen. Die
Maschine, wie sie von Platt Brothers & Comp. in Oldham gebaut wird, ergiebt eine Leistung von 25 bis 50 kg
gereinigter
Baumwolle in der
Stunde.
Ehe die so egrenierte, in stark gepreßtem Zustande in den
Handel kommendeBaumwolle zu
Garn verarbeitet werden
kann, muß dieselbe zunächst aufgelockert und von allen noch anhaftenden Unreinigkeiten befreit werden. Zu den diese
Arbeit
verrichtenden
Maschinen gehört der Klopfwolf oder
Whipper
[* 1]
(Fig. 5), bei dem innerhalb eines hölzernen Gehäuses zwei mit
Schlagarmen versehene, horizontale
Wellen
[* 15] in schneller Umdrehung sich befinden. Die Schlagarme sind so gestellt, daß diejenigen
der einen
Welle zwischen denen der andern
Welle hindurchgehen; den Zwischenräumen beider entsprechen außerdem im Innern des
Gehäuses in zwei Reihen angeordnete feststehende
Stäbe.
Wird nun die
Baumwolle mittels eines endlosen Lattentuchs und zweier Speisewalzen in das
Innere des Gehäuses geführt, so
erfolgt eine energische Auflockerung derselben, indem die aus dem
Ballen entnommenen dichten Wollhaufen
zerschlagen und so in kleinere
Büschel verwandelt werden. Ein Klopfwolf braucht 3-5 Pferdestärken Betriebskraft.
[* 1]
Fig. 8 zeigt
eine Auflockerungsmaschine anderer Art, den sog. Öffner (opener), bei dem die Bearbeitung der
Baumwolle durch vier mit daumenförmigen
Erhöhungen
(Zähnen) versehene
Trommeln erfolgt, die die
Baumwolle von einem
Zuführungsapparat empfangen und wiederholt gegen eine feststehende Reihe ähnlicher
Zähne werfen; unterhalb dieser Schlagtrommeln
ist ein aus dünnen Eisenstäben zusammengesetzter Rost angebracht, durch den alle fremdartigen Körper (Sand, Laub, Samenkörper)
hindurchfallen. Die auf solche
Weise aufgelockerte und von groben Verunreinigungen befreite
Baumwolle passiert hierauf noch
zwei mit feinmaschigem
Drahtgewebe überzogene
Trommeln, aus deren Innerm durch ein Schleudergebläse die
Luft abgesaugt wird. Indem sich die
Baumwolle an den
Umfang dieser
Siebe anlegt, wird sie durch die durchdringende Luft von
den feinsten Staubteilen sowie von den allzu kurzen Härchen befreit.
Eine der wichtigsten Vorbereitungsmaschinen der in der Wirkung den oben beschriebenen ähnlich, ist die
Schlagmaschine
(Batteur), die zur weitern
Reinigung und
Auslösung der von dem
¶
mehr
Whipper oder Öffner gelockerten Baumwolle dient.
[* 16]
Fig. 2 stellt eine Schlag- und Wickelmaschine mit Siebtrommel dar. Die Baumwolle
wird hier, auf einem Lattentuche ausgebreitet, durch Riffelwalzen dem im Innern des Gehäuses a schnell rotierenden Schlagflügel
zugeführt; die drei mit der Achse parallelen Schienen dieses Flügels sollen aus die zwischen den Speisewalzen
hervortretende Wolle in rascher Aufeinanderfolge schlagend wirken und so die noch vorhandenen büschelweisen Anhäufungen
auflösen.
Unterhalb des Schlagflügels ist ein Rost angebracht, durch dessen Spalten die gröbern Unreinigkeiten entweichen. Die Baumwolle
passiert den sog. Flugraum b und vereinigt sich auf dem Umfang der Siebtrommel c, aus deren Innerm die Luft
durch ein Windrad
[* 17] beständig entfernt wird, zu einer dünnen Watte, die von dem Walzenpaar d abgelöst, zwischen den Walzen
e f g h verdichtet und auf einer großen Holzspule i zu einem Wickel geformt wird. Damit die Ablösung der Baumwolle von der
Siebtrommel leichter von statten geht, ist im Innern derselben ein Schirm l angebracht, der den Windstrom
an der betreffenden Stelle unterbricht, indem er mittels des Armes m und eines hohlen Zapfens auf der rotierenden Trommelwelle
sitzt und durch das Gegengewicht n in horizontaler Lage gehalten wird.
[* 16]
Fig. 7 zeigt eine einfache Schlag- und Wickelmaschine
in perspektivischer Ansicht. Damit für kurze Fasern die wirkende Kante des Schlagflügels der Stelle möglichst
nahe gebracht werden kann, an welcher die Wolle zwischen den Walzen hervortritt, hat man die Zuführungswalzen mit Erfolg durch
eine Art Mulde a
[* 16]
(Fig. 4) und eine über dieser gelagerte Stachelwalze b ersetzt. Um die menschliche Arbeitskraft entbehrlich
zu machen, die zur Überführung der Baumwolle von einer Auflockerungsmaschine zur andern erforderlich ist, hat man neuerdings
mehrere derselben in solcher Art zu einem Ganzen vereinigt, daß der Transport des leicht beweglichen Faserstoffs von einer
zur andern mittels eines Windstroms in einer Rohrleitung erfolgt. So stellt
[* 16]
Fig. 6 eine solche
von Lord Brothers in Todmorden ausgeführte kombinierte Vorbereitungsmaschine als Vereinigung eines Whippers A mit einem sog.
Saugöffner C und einer Schlag- und Wickelmaschine D dar.
Die Überführung der Fasern von A nach C erfogt ^[richtig: erfolgt] in einem Blechrohr B durch einen saugenden Windstrom,
der von einem zum Öffner C gehörigen kräftigen Windrad erzeugt wird; die Baumwolle gelangt hierbei
von dem ersten Obergeschoß des Gebäudes in das Erdgeschoß, wobei sich in einer Abteilung B' der Rohrleitung vermöge einer
hier vorhandenen Querschnittserweiterung Gelegenheit giebt, noch etwa vorhandene Fremdkörper auszuscheiden; die Entfernung
von Staub und kurzen Fasern erfolgt mittels der in der Schlagmaschine vorhandenen Siebtrommeln, deren
Innenraum mit den Säugöffnungen eines besondern Ventilators in Verbindung steht. - Die nun folgenden Arbeiten, welche die
Herstellung eines gleichmäßigen Bandes von parallelen Fasern, ferner eine zweckentsprechende Zerteilung und Verdichtung dieses
Bandes, sowie die endliche Zusammendrehung zu einzelnen Fäden (Garn, Gespinst) bezwecken, sind im ArtikelSpinnerei
behandelt. - Über Geschichtliches, Statistisches und Litteratur s. Baumwollindustrie.