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Länder | Jahr | Spindeln in Mill. | Webstühle | |
---|---|---|---|---|
Großbritannien | 1892 | 45,35 | 627000 | |
Vereinigte Staaten von Amerika | 1892 | 15,28 | 260000 | |
Deutschland | 1893 | 6,07 | 125000 | |
Frankreich | 1890 | 4,91 | 72784 | |
Rußland | 1890 | 4,27 | 97000 | |
Ostindien | 1892 | 3,40 | 47300 | |
Österreich-Ungarn | 1891 | 2,90 | 76550 | |
Spanien | 1888 | 1,97 | 9000 | |
Schweiz | 1891 | 1,96 | 25600 | |
Italien | 1890 | 1,80 | 30000 | |
Belgien | 1889 | 0,95 | ---- | |
Niederlande | 1887 | 0,35 | ---- | |
Schweden | 1884 | 0,30 | ---- | |
Brasilien | 1885 | 0,23 | 4836 | |
Griechenland | 1884 | 0,08 | 600 | |
Japan | 1890 | 0,38 | ---- | |
Zusammen | 94,20 | ---- |
Hierbei ist jedoch nicht zu übersehen, daß Maschinen- und Handwebstühle vielfach nicht getrennt sind.
Noch deutlicher tritt die volkswirtschaftlich hervorragende Bedeutung der Baumwolle [* 2] hervor, faßt man die zu ihrer Verarbeitung nötigen Anlagen ins Auge. [* 3] Berechnet man die durchschnittlichen Anlagekosten der Baumwollspindel nur mit je 35 M., so ergiebt sich ein Anlagekapital von mehr als 3,4 Milliarden M., und schlägt man die Anlagekosten pro Webstuhl [* 4] auf rund 900 M. an, so erhält man für etwa 1,5 Mill. Webstühle [* 5] eine Summe von 1350 Mill. M. Der alljährlich zur Verarbeitung gelangende Rohstoff repräsentiert an den Verbrauchsstätten trotz der Anfang 1895 sehr niedrigen Preise einen Wert von etwa 1800 Mill. M. Veranschlagt man den Kohlenkonsum pro Spindel und Jahr nur auf 60 Pfd. Steinkohle, den pro Webstuhl auf 30 Ctr. durchschnittlich, so haben die Kohlenwerke den Baumwollspinnereien und Webereien jährlich 58,9 Mill. Ctr. Kohlen zu liefern. Ein ganzes Heer von Arbeitern ist erforderlich, um mit den Maschinen die ungeheure Arbeit zu bewältigen. Nimmt man nur 8 Arbeiter auf 1000 Spindeln und 2 Arbeiter auf 3 Webstühle an, so ergiebt sich eine Arbeiterzahl von 1 750000 Personen. Das Gesamtanlage- und Betriebskapital wird mindestens 6 Milliarden M. erreichen, ebenso hoch ist etwa der Wert der jährlich erzeugten Halb- und Ganzfabrikate.
Dabei hat sich die Menge des erzeugten Baumwollgarns weit bedeutender vermehrt, als die Steigerung der Wertsummen erkennen läßt. Denn die Preise von Baumwollwaren sind fortwährend niedrigere geworden. Es kostete:
1781 | 1840 | 1881 | 1394 | |||
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1 Pfd. Baumwollgarn Nr. 100 | 6 sh. | 3 sh. | 2½ sh. | 1¼ sh.. | ||
1 " | " | " | 40 | 5½ sh. | 10 d. | 6¾ sh. |
1 Yard Kaliko | 1 sh. | 2½ d. | 2 d. | 1 d. |
Man hat eben gelernt, immer sparsamer zu sein und durch Vervollkommnung der Maschinen aus verhältnismäßig geringerm Rohstoff gutes Garn zu erzeugen. So wurden in den franz. Spinnereien verbraucht bei Herstellung der Garnnummern Nr. 15: 30,1 kg Baumwolle, von Nr. 40: 9,75 kg, von Nr. 100: 2,3 kg und von Nr. 150: 1,19 kg. Zu Gespinsten über Nr. 40 werden meist die besten amerik., ägypt. und levantin. Marken verarbeitet.
England, das Mutterland der Baumwollindustrie, behauptet in derselben, besonders hinsichtlich ihrer Ausdehnung, [* 6] noch immer den ersten Rang. Wenngleich die Löhne dort höher sind, so hat doch England noch so viele und große Vorteile voraus, daß ihm der Welthandel in den Baumwollerzeugnissen nicht so leicht streitig gemacht werden kann. Die mächtige Reederei, die das Mutterland mit den großen Kolonien verbindet, die riesige Einfuhr der Baumwolle aus den Häfen aller Weltteile vermittelt und die fertigen Waren mit den geringsten Kosten ihren Bestimmungsorten zuführt, sodann die Nähe des größten Baumwollmarktes bei den Manufakturbezirken, das ausgedehnte Eisenbahnnetz, der große Kolonialbesitz, [* 7] die seit Jahrzehnten bestehenden Geschäftsverbindungen und Absatzgebiete, endlich die große Maschinenindustrie, die unablässig bestrebt ist, die wirksamsten Hilfsmittel für Spinnerei, Weberei [* 8] und Druckerei zu liefern: sie sind die gewichtigsten Faktoren für das Übergewicht der englischen Baumwollindustrie. Ihre Entwicklung ist seit 1850 eine außerordentliche gewesen; 1850 bestanden 1932 Spinnereien mit 20,977 Mill. Spindeln, 1878 dagegen 2674 Etablissements, 39,597 Mill. Spindeln, 514 911 Maschinenstühle und 482 903 Arbeiter; 1885 waren dieselben auf 2635 Etablissements, 44,348 Mill. Spindeln, 560 955 Maschinenstühle und 504 069 Arbeiter gestiegen.
Für 1895 sind etwa 46,5 Mill. Spindeln und 630000 Webstühle anzunehmen. Den Wert aller in England erzeugten Baumwollwaren berechnet Ellison für 1875-78 auf jährlich 1880 Mill. M. Zieht man als Wert des eingeführten Rohstoffs 770 Mill. M. ab, so verbleiben für Zins, Löhne, sonstige Kosten und Nutzen 1110 Mill. M. Von dem produzierten Quantum behielt Großbritannien [* 9] für 340 Mill. und versandte für 1540 Mill. M. Die besten Abnehmer sind noch immer Britisch-Ostindien (30-32 Proz.) und Australien, [* 10] dann Mittel- und Südamerika [* 11] und die Türkei [* 12] nebst Afrika. [* 13]
Die Hälfte aller Garne geht dagegen nach dem europ. Kontinent. England vermag Garn bis zu den feinsten Nummern (Nr. 600 engl.) zu liefern; man hat es hier auch so weit gebracht, durch Einführung der Mule-Selbstspinner die Zahl der in den Spinnereien verwendeten Personen auf 6 auf 1000 Spindeln zu vermindern. Der gewaltige Aufschwung dieser Industrie ist den arbeitsparenden Erfindungen von Hargreaves, Arkwright, Crompton insbesondere zuzuschreiben; der Gesamtverbrauch an Baumwolle, der 1775 erst 2,16 Mill. kg betrug, stieg 1800 auf 23,218, 1850 auf 315, 1881 auf 650, endlich 1894 auf etwa 880 Mill. kg.
Nächst England kommen die Vereinigten Staaten [* 14] von Amerika, [* 15] die 1832 erst 1,2 Mill. Spindeln besaßen, in dem Zeitraum von 1861 bis 1880 aber ihre Spindelzahl von 5 335 727 auf 10 653 435 vermehrt haben, 1892 bereits 15,28 Mill. Spindeln besaßen und demzufolge statt 187 Mill. kg, wie damals, 1894 etwa 480 Mill. kg verarbeiten. In diesen Spinnereien und an den 225 759 mechan. Webstühlen arbeiteten 1885: 196 480 Leute. Solche Etablissements bestehen schon in 24 Staaten, weitaus die meisten (weit über ein Drittel) aber in Massachusetts, nächstdem in Rhode-Island, Connecticut, New-Hampshire und den übrigen Staaten der Nordostküste.
Indessen reichen für die feinern Gespinste und Gewebe [* 16] ihre Leistungen nicht aus; es findet daher trotz hoher Zölle eine ansehnliche Einfuhr statt, die seit Einführung der MacKinley-Bill freilich bedeutend gesunken ist. Für 1890 wird das Anlagekapital der 904 Fabriken zu 354 Mill. Doll., der Produktenwert zu 268 Mill. Doll. angegeben, wobei nicht zu übersehen ist, daß die dortige Baumwollindustrie zur Zeit vorzugsweise billigere Ware liefert. Die Arbeiterzahl betrug 221 585, deren Jahreslohn 69,5 Mill. Doll. ¶
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Deutschland [* 18] nimmt den dritten Rang ein. Die mechan. Baumwollspinnerei und Weberei wurde Ende des 18. Jahrh. durch einige Etablissements in Rheinland, Westfalen, [* 19] Sachsen, [* 20] Schlesien [* 21] und Bayern [* 22] begründet; die junge Industrie hatte aber gegen die engl. Konkurrenz einen sehr schwierigen Stand. Erst von etwa 1840 ab entwickelte sie sich besser. Die Zahl der Baumwollspindeln, 1846 erst 750 298, betrug 1861 bereits 2 235 195; 1871 kam Elsaß-Lothringen [* 23] hinzu, das damals 1,89 Mill. Spindeln zählte. Nach der Zählung von 1875, der letzten dieser Art, waren im Deutschen Reich beschäftigt 4 200 811 Spindeln, davon 3 533 278 Feinspindeln, 504 891 Waterspindeln und 162 642 Zwirnspindeln. Die Gesamtzahl der beschäftigten Personen betrug 66 675. Für das J. 1895 sind über 6 Mill. Spindeln mit etwa 85000 Arbeitern anzunehmen.
Der Wert der eingeführten Garne belief sich 1893 aus 47,6 Mill., der ausgeführten auf 21,2 Mill. M. Die eingeführten Garne sind größtenteils engl. und schweiz. Fabrikat von höhern Feinheitsnummern. Die Baumwollwarenindustrie hatte einen ebenso schweren Kampf zu bestehen als die Spinnerei; jetzt sendet sie aber ihre Produkte nach allen Ländern. Die Einfuhr kommt zum größten Teil aus England, zeigt aber in jüngster Zeit einen erheblichen Rückgang. Von baumwollenen Waren wurden eingeführt 1860: 543, 1870: 1300, 1880: 1386, 1890: 1478, 1893: 1795 t;
ausgeführt 1860: 8310, 1870: 8840, 1880: 15 152, 1890: 28 190, 1893: 33 204 t. Für Baumwollwaren belief sich der Wert der Einfuhr auf 10,9 Mill., der der Ausfuhr auf 170,2 Mill. M. Im J. 1893 setzte sich die Ausfuhr zusammen aus 20 074 t Zeugwaren, 8800 t Strumpfwaren, 2870 t Posamenten und 1460 t Gardinen, Spitzen u. dgl.; bei dem letzten Posten ist aber die Einfuhr von annähernd gleicher Stärke. [* 24] Bei der Baumwollweberei hat die mechan. Weberei die Handweberei fast völlig verdrängt; nur bei einigen Zweigen, für die sie sich besonders eignet, ist die letztere beibehalten worden.
Nach der Gewerbezählung von 1875 (neuere Erhebungen fehlen) waren nur 8198 Handstühle, aber 80 465 Maschinenwebstühle vorhanden und 203 489 Personen in der Weberei beschäftigt. Dazu kamen noch die Bleichereien, Färbereien und Druckereien mit 20 277 Menschen, so daß sich das ganze in der Baumwollindustrie thätige Arbeiterheer auf 290 111 (für 1895 etwa 400000) beziffert. Was die lokale Verbreitung anlangt, so sind die beiden Hauptgebiete das Elsaß und das Königreich Sachsen. Sachsen übertrifft in Erzeugung und Ausfuhr der sehr wertvollen baumwollenen Strumpfwaren alle Industrieländer, wie auch seine Fabrikation von Posamenten und Gardinen sehr bedeutend ist. Weiter sind wichtige Fabrikationsgebiete Württemberg [* 25] und Baden; [* 26]
in Bayern: Schwaben, Neuburg [* 27] und Oberfranken;
in Preußen: [* 28] Rheinland, Westfalen, Schlesien, Hannover; [* 29]
in Thüringen: Gera, [* 30] Greiz [* 31] u. a.
Die Baumwollindustrie Frankreichs hat durch die Lostrennung von Elsaß-Lothringen einen sehr schweren Verlust erlitten, der bis 1892 nur erst zum Teil ausgeglichen ist. Man zählte 1882: 1065 Etablissements mit 107 949 Arbeitern, 4 716 897 beschäftigten und 210 727 stehenden Spindeln, sodann 71 977 beschäftigte und 2968 stillstehende Kraftstühle, außerdem 39 719 Handstühle. Frankreich ist gegenwärtig mit nahezu 5 Mill. Spindeln auf seine Spinnereien in der Normandie (Rollen [* 32] und Umgegend) für ordinäre Garne und auf die Feinspinnereien in Lille, [* 33] Amiens [* 34] und St. Quentin angewiesen. Es muß aber von Garnen immer noch sehr bedeutend einführen. Die Baumwollweberei und -Druckerei ist in der Normandie in ziemlicher Ausdehnung vertreten; die Fabriken arbeiten ausschließlich für das Inland und können einer Konkurrenz im Auslande noch nicht begegnen. Unübertroffen ist die Weberei undichter Stoffe in Tarare und Umgegend, die an 50000 Arbeiter beschäftigt.
Die Baumwollindustrie der Schweiz [* 35] ist durch den Fleiß und Unternehmungsgeist ihrer Bewohner und durch das genaue Studium der Bedürfnisse fremder Länder zu einer Ausdehnung und Vollendung gelangt, die sie den größten Industriestaaten ebenbürtig an die Seite stellt und sie auf den meisten überseeischen Märkten eine erfolgreiche Konkurrenz aufnehmen läßt. Die Zahl der Spindeln belief sich 1884 auf 1 880000, die der mechan. Webstühle für rohe Gewebe auf 18 208, für bunte auf 6702. In allen Etablissements waren 42 819 Personen thätig.
Für 1895 sind etwa 2,2 Mill. Spindeln, 27000 Webstühle und 60000 Arbeiter anzunehmen. Die mit großer Intelligenz und mächtigen Geldkräften betriebene Spinnerei, die sich früher vorzugsweise in den Nummern 60-100 aus ägypt. Baumwolle und den feinern Sorten aus Sea-Island bewegte, erstreckt sich jetzt auch auf gröbere Sorten und Strumpfgarn von besonders guten Qualitäten. Ein großer Teil der Garne wird nach Österreich, [* 36] Frankreich, Deutschland und Italien [* 37] ausgeführt, während ein anderer Teil im Lande selbst verwebt wird. Unter den Erzeugnissen der Weberei nehmen die für Ostasien bestimmten sog. «Sarongs», eine Nachahmung ind. Gewebe, eine bemerkenswerte Stelle ein, weil es bei denselben auf die möglichst getreue Nachahmung aller Web- und Druckfehler ankommt. Die Maschinenstickerei beschäftigt über 12000 Maschinen und etwa 20000 Arbeiter.
Der Schwerpunkt [* 38] der belgischen Textilindustrie liegt in Leinen und Wolle, doch ist, zumal wenn man die Ausdehnung und Volkszahl erwägt, auch die Baumwollindustrie recht beachtenswert. Das Land verfügt über rund 1 Mill. Baumwollspindeln, bezieht aber noch Garne aus England für seine Webwaren, deren Ausfuhr sich dem Werte nach zwischen 18-20 Mill. M. bewegt.
Auch die Baumwollindustrie Österreichs (Cisleithaniens) nimmt eine hervorragende Stellung ein; ihre Geschichte reicht bis ins 18. Jahrh. zurück, und schon im Anfang des 19. Jahrh. wurden bedeutende Spinnereien in Böhmen [* 39] und Niederösterreich errichtet. Diese gewerbliche Thätigkeit beschäftigte 1891 nahezu 3 Mill. Feinspindeln und ist in Böhmen (Reichenberg) [* 40] mit 940000, in Niederösterreich mit 480000, in Vorarlberg mit 250000, in Oberösterreich mit 160000 Spindeln konzentriert.
Sonst finden sich Etablissements in Steiermark, [* 41] Görz, [* 42] Mähren und Krain. [* 43] Beim mechan. Betrieb waren 48000 Kraftstühle wirksam, davon 34 400 in Böhmen (Reichenberg). Die Handweberei unterhält nur noch 26 200 Stühle gewerbsmäßig. Die Spinnereien Ungarns unterhalten etwa 60000 Spindeln. Österreich bezieht seine Rohbaumwolle zum größten Teile über Triest; [* 44] es wird meist ostindische und ägyptische versponnen. Man führt Garne aber immer noch stark ein (1893: Einfuhr 119 204, Ausfuhr 23 207 Doppelzentner), dagegen ist die Ausfuhr von Baumwollwaren beträchtlich (1893: Einfuhr l9 413, Ausfuhr 33 219 Doppelcentner).
Die Spinnereien und Webereien Rußlands vermehren und vergrößern sich unter den hohen ¶