ist gering, und die Ernten können nach den
Ziffern der Ausfuhr in folgender
Weise abgeschätzt werden:
1871 auf etwa 106,8 Mill. kg
1875 "
" 132
"
"
1880 "
" 150,5 "
"
1889 "
" 189,6 "
"
1893
"
245
"
"
In
Brasilien
[* 2] sollen 1872: 78,5 Mill. kg ausgeführt worden sein, während 1880 nur noch 12,7 Mill. kg
außer
Landes gingen. Die nordamerik. Konkurrenz war schwer zu bestehen, weshalb in einer Anzahl von
Bezirken die Baumwollkultur
entweder ganz aufgegeben oder auf den eigenen Bedarf beschränkt wurde. Seit 1881 ist jedoch die Ausfuhr wieder gestiegen;
sie betrug
im Jahre 1882: 21,9 Mill. kg
"
"
1888: 25,6 "
"
"
"
1893: 28,4 "
"
Außerdem kommen für die Gewinnung von Baumwolle
[* 3] noch die
Türkei
[* 4] mit ihren kleinasiat. Distrikten mit etwa 9,5 Mill. kg, die Westindischen
Inseln mit etwa 1,7 Mill. kg,
Peru
[* 5] mit 1,8 Mill. kg, sodann noch Columbia
[* 6] und
Surinam in Frage. In
Japan
[* 7] sollen die Anpflanzungen von
Baumwollstauden erhebliche Fortschritte gemacht haben, das Land verbraucht jedoch seine eigene
Baumwolle selbst. In
Afrika
[* 8] sind außer
Ägypten
[* 9] an den verschiedensten Punkten sehr beachtenswerte Versuche mit der Gewinnung von
Baumwolle gemacht worden, darunter auch in den deutschen Besitzungen. Die Erfolge sind ermutigend,
für den Welthandel fällt indessen die Erzeugung zunächst wenig ins Gewicht. Dasselbe gilt für den
Süden von
Spanien
[* 10] und
Italien
[* 11] sowie für das russ.
Centralasien und für
Turkestan. Seit einigen Jahren verarbeiten indessen die russ.
Spinnereien
die Baumwolle aus Mittelasien anscheinend erfolgreich.
Die Ausfuhr aus den genannten
Ländern ging früher etwa zur Hälfte nach England, während sich die andere
Hälfte auf die andern Industriestaaten Europas verteilte. 1885 bezog England nur noch etwa 40 Proz., 1894 etwa
nur noch ein Viertel der im Welthandel befindlichen Baumwolle Einfuhr,Ausfuhr,Verbrauch in Doppelzentnern:
Für
Norwegen
[* 12] wird der
Verbrauch zu etwa 1,2, für
Portugal zu rund 1 kg pro
Kopf anzunehmen sein. Für die
Vereinigten Staaten
[* 13] von
Amerika
[* 14] wird die Produktion von Baumwolle 1893 zu 7 013 208
Ballen, 1892 dagegen zu 9 038 707
Ballen, die Ausfuhr 1892 zu 2 935 219 811 Pfd.
im Werte von 258,5 Mill. Doll. angegeben. Für dasselbe Jahr wird der einheimische
Verbrauch zu 2 806 471
Ballen, d. h. etwa
9,3 kg pro
Kopf berechnet.
Von der deutschen Einfuhr im
J. 1893 in Höhe von 2 477 433 Doppelcentnern kamen 1 537 222 aus
Nordamerika,
[* 15] 560 667 aus
Britisch Ostindien, 130 572 aus
Ägypten; der Gesamtwert betrug 192 744000 M. Haupthandelsplatz für
Deutschland
[* 16] ist
Bremen,
[* 17] das 1893: 1 753 560 Doppelcentner im Werte von 156 514000 M. einführte. Der Preis
der Baumwolle ist selbstverständlich je nach der Höhe der Erzeugung wie des
Verbrauchs sehr schwankend gewesen. 1848 wurden in
England 3½ d für das engl. Pfund middling
Orleans gezahlt, ein Preis, der so niedrig noch nicht dagewesen war. 1850-90 schwankte
der Preis zwischen 4-8 d, sank indessen Anfang 1892 infolge einer sehr reichen Ernte
[* 18] auf 3¾-4 d und
stellte sich Anfang 1895 auf 4-4¼ d.
Über die Verarbeitung der rohen Baumwolle s.
Baumwollspinnerei und
Weberei;
[* 19] über specielle
Beschaffenheit der Baumwollfaser s. Gespinstfasern;
[* 20] über Geschichtliches und
Statistisches s.
Baumwollindustrie. -
In der Heilkunde dient die und die aus ihr bereitete
Watte als einhüllender, wärmender
Stoff sowie als Verbandmittel. In
letzterer Hinsicht hat sie infolge der modernen Antiseptik die Charpie vollständig verdrängt. Auch verwendet man sie zur
Herstellung der
Mora (s. d.). - Außerdem gebraucht man die Baumwolle zur
Herstellung der Schießbaumwolle (s. d.) und des Kollodiums (s. d.).
1) Geschichtliches.WieIndien die
Heimat der
Baumwolle war, so ist es auch das Land, in dem diese Gespinstpflanze zuerst und
in bis jetzt unübertroffener Feinheit verarbeitet wurde.
Schon in den ältesten sanskritischen
Schriften werden Baumwollgewebe
erwähnt, zu Herodots
Zeiten waren Baumwollgewebe die allgemeine Kleidung der Einwohner und die orient.
Dichter nennen den feinen ind. Musselin «gewebten
Wind». Von
Indien verbreitete sich mit dem Anbau auch die Verarbeitung der
Baumwolle nach
China,
Vorderasien und
Ägypten, durch Phönizier und Karthager nach
Griechenland,
[* 22]
Malta,
Sicilien und
Spanien.
Die
Verbreitung der Baumwollmanufaktur in
China war wohl die Folge der Eroberung dieses
Reichs durch die
Tataren. Vorher holten die
Chinesen ihre Gewebe
[* 23] ausschließlich aus
Indien, wie sie dieselben denn auch mit dem ind. Worte
Kattun
benannten; von dort bezogen sie auch die kürzern und stärkern Sorten des Rohstoffs, bis sie selbst im 9. Jahrh.
den Anbau begannen. Die
Perser,
Meder und Babylonier empfingen gleichfalls von
Indien aus ihre Kenntnis der
Baumwolle wie deren
Verarbeitung.
Nach
Arrian brachten arab. Kaufleute die ind.
Baumwolle nach Aduli am
RotenMeer, wohin
Kattun, Musselin u. a. aus Patala am Indus,
Ariake und Barygaza an der Nerbudda gelangten. Die Baumwollmanufakturen von Masalia (Masulipatnam) waren
berühmt, aber die feinsten Musseline kamen aus dem Gebiete des
Ganges, daher sie von den Griechen gangētikoi genannt wurden.
Die Griechen wurden mit der
Baumwolle durch
Alexanders Feldzug bekannt gemacht, und die
Insel Kos zeichnete sich bald vor allen
andern durch ihre vorzüglichen Manufakturen aus.
Nach
Malta war die Kultur der Baumwollpflanze wahrscheinlich schon durch die Phönizier gebracht worden; hier errichteten
die Karthager bedeutende Manufakturen, in denen die durch Feinheit und Weichheit ausgezeichneten Gewänder hergestellt wurden,
welche die Phönizier als wichtigste Ware den afrik. Völkerschaften zuführten. In
Ägypten wurde die
Baumwollstaude wohl
schon von alters her gebaut;
Plinius erzählt von ihrer Kultur in Oberägypten. Weiter südlich ist sie
durch ganz
Afrika verbreitet und wird dort
¶
mehr
auch verarbeitet. Die Ägypter schätzten Gewänder aus Baumwolle hoch, wie wir aus dem biblischen Berichte über den Aufenthalt
der Juden in Ägypten wissen. Joseph erhielt ein baumwollenes Kleid als Geschenk von dem damaligen Pharao. Im Ostindischen Archipel
ist die Verwendung der Baumwollhaare zur Anfertigung von Gewändern eine uralte.
Den Bewohnern von Amerika war die Kultur der Baumwolle und ihre Verarbeitung zur Zeit der Entdeckung bereits
bekannt. Unter den Geschenken, die Columbus von den Einwohnern von Guanahani erhielt, befand sich auch Baumwolle; die Bewohner
des Innern von Hispaniola mußten ihm alle drei Monate 25 Pfd. als Tribut liefern, und auf Cuba fand man
große Vorräte von Rohstoff und allerlei Fabrikaten. In Südamerika
[* 25] bestanden die bunten Kopftücher und Schürzen der wilden
Indianer aus Baumwolle, die Brasilianer fertigten ihre Hamaks und Jagdgarne daraus, die Peruaner ihre ärmellosen Hemden und
Mäntel.
Bei den Mexikanern war die Baumwolle fast das einzige Bekleidungsmaterial. Unter den Geschenken, die Montezuma
dem Cortez bot, befanden sich 30 der feinsten baumwollenen Mäntel, außer Teppichen u. s. w., von denen Cortez einige dem
KaiserKarl V. sandte, an dessen Hofe diese Neuheiten die größte Bewunderung erregten. Auf weißen baumwollenen Zeugen entwarfen
auch die Maler, die sich unter den Gesandten Montezumas an Cortez befanden, Zeichnungen aller der Merkwürdigkeiten,
die sie bei den Spaniern gesehen hatten. In das nördl. Amerika ist die Kultur und Verarbeitung der Baumwolle aber erst durch
Europäer eingeführt worden.
Wie die Araber den Anbau der Baumwolle nach Europa
[* 26] brachten, so fingen sie auch zuerst an, dieselbe zu verarbeiten, indem sie
Baumwollmanufakturen in Spanien gründeten. AbuAbdallah sandte an Karl d. Gr. als Geschenk baumwollene Zeuge,
die in Spanien verfertigt worden waren. Unter Abdarrhaman entwickelte sich diese Industrie noch weiter und gelangte im 12. Jahrh.
zu hoher Blüte;
[* 27] im 14. Jahrh. wurde sie in Granada
[* 28] schwunghaft betrieben. Die Christen aber hatten schon im 13. Jahrh.
bedeutende Baumwollmanufakturen in Barcelona.
[* 29]
Sicilien verdankt die Einführung dieser Industrie im 12. Jahrh. gleichfalls den Saracenen. In Italien führte Venedig
[* 30] zuerst
die Baumwollmanufaktur ein; hier blühte sie im Anfang des 14. Jahrh. und verbreitete sich
bald über die benachbarten ital. Städte. Florenz
[* 31] glänzt um diese Zeit durch seine ausgezeichnete Weberei,
Appretur und Färberei. Von Italien kam die Baumwollindustrie bald nach der Schweiz,
[* 32] und zwar hauptsächlich nach Zürich,
[* 33] wo im 14. und 15. Jahrh.
der Handel mit Baumwolle und baumwollenen Zeugen ein sehr lebhafter war. Um dieselbe Zeit gelangte die Baumwolle von Venedig
nach Augsburg;
[* 34] durch den regen Handelsverkehr zwischen diesen beiden Städten fing Augsburg bald an, sehr
beträchtliche Mengen von Geweben nach den Niederlanden auszuführen, von wo es später den Rohstoff bezog.
Denn den Niederlanden wie England wurde zwar schon im Anfang des 14. Jahrh. Baumwolle durch Genuesen und Venetianer zugeführt,
indes verwandte man dieselbe, soweit bekannt, nur zu Licht- und Lampendochten. Die Holländer sollen aber
zuerst in Europa Kattun, wie den indischen, angefertigt haben, eine Kunst, die wohl zu Anfang des 16. Jahrh.
nach England übersiedelte. Prot. Flüchtlinge brachten die Baumwollspinnerei und
Weberei hierher, unter Heinrich VIII. begann
die Verarbeitung der Baumwolle in Lancashire, und eine Parlamentsakte Eduards VI. spricht schon von Baumwollwaren
von Manchester,
[* 35] Lancashire und Cheshire.
Manchester wurde der Hauptplatz der Fabrikation baumwollener Gewebe (Kanevas, Barchent, Fustian, Dimity u. a.) und lieferte
bald baumwollene Sammete und Velvetins. Aber erst durch die Einführung des Kattundrucks und die gesetzliche Beschränkung
der Einfuhr ostind. Zeuge 1700 und 1721 gelangte die englische Baumwollindustrie zu stärkerer
Entfaltung, und seit Erfindung der Spinnmaschinen,
[* 36] namentlich in den zwei letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh., ist sie mit
Riesenschritten vorwärts geeilt, so daß sie die aller andern Länder Europas überflügelt hat.
Der Erfindungsgeist und die Energie des angelsächs. Stammes lieferten in einem halben Jahrhundert unendlich
viel mehr als alle Weisheit des Orients in Jahrtausenden. Den Engländern folgten die Franzosen, Schweizer und Deutschen bald
nach. In Deutschland war Sachsen
[* 37] eins der ersten Länder, und Plauen
[* 38] die erste Stadt, wo Kattunfabriken im großen angelegt wurden,
und noch immer ist Sachsen das Hauptland für die deutsche Baumwollindustrie. Zu diesen europ.
Gebieten sind in neuester Zeit die Vereinigten Staaten von Amerika und Britisch-Ostindien hinzugetreten, so daß eine Zweiteilung
Europas in Großbritannien
[* 39] und den Kontinent vorausgesetzt, vier verschiedene Richtungen zu unterscheiden sind, nach denen
sich der auf der Erde produzierte Rohstoff verteilt, um fabrikmäßig verarbeitet zu werden.
Gegenwärtig nimmt die Baumwollspinnerei und Baumwollweberei, was Umfang der Etablissements, Verbrauch des
Rohmaterials, Zahl der beschäftigten Hände und Anwendung maschineller Hilfsmittel anlangt, unter allen Zweigen der Textilindustriedie ersteStelle ein. Sie zuerst hat von den Erfindungen der neuern Zeit im Fache des Maschinenwesens Gebrauch gemacht; die
Spinnmaschine,
[* 40] der mechan. Webstuhl
[* 41] fanden in der Baumwollindustrie zuerst
Anwendung, ja verdanken ihr Erfindung und konstruktive Entwicklung; Druck- und Appreturmaschinen nahmen von ihr den Weg in andere
Gebiete der Faserstofftechnik. In ihrem Rohstoff fast vollständig von außereurop. Gebieten abhängig, tritt in der Baumwollindustrie das
Übergewicht europ. Intelligenz und europ. Kapitals auf das glänzendste zu Tage und läßt sie als eins
der lehrreichsten Beispiele unserer technischen und wirtschaftlichen Erfolge erscheinen.
2) Statistisches. Von dem gewaltigen Aufblühen der in Europa selbst giebt zunächst der jährliche Verbrauch Europas von Baumwolle
Aufschluß; derselbe belief sich im Durchschnitt: 1846-50 auf 518 Mill. kg, 1851-55 auf 704 Mill. kg, 1856-60 auf 871 Mill.
kg, 1861-65 auf 665, Mill. kg, 1866-70 auf 1040 Mill. kg, 1871-72 auf 1018 Mill. kg, 1881-82 auf 1156 Mill. kg und 1889-90
auf 1661 Mill. kg. Die Anzahl sämtlicher Spindeln Europas belief sich 1832 auf 11,8 Mill., 1880 war sie auf 58,6 Mill. Gestiegen.
Anfang 1895 wird die Anzahl sämtlicher Baumwollspindeln der Erde auf etwa 90 Mill. zu veranschlagen
sein, der Gesamtverbrauch des Jahres 1894 dürfte 2000 Mill. kg überstiegen haben.
Weitaus an der Spitze der Produktion sowohl Europas wie der ganzen Erde steht Großbritannien; im übrigen macht den Anteil
der einzelnen Länder an der Baumwollindustrie nachstehende Tabelle ersichtlich:
¶