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Den aufgesprungenen Kapseln [* 2] ist jedoch Regen schädlich, da er die Faser verdirbt. Der Boden wird durch mehrjährige Pflanzungen bald wertlos, man geht daher zu immer neuen Strichen über, weshalb die ganze Baumwollkultur einen nomadenhaften Charakter besitzt. Neuerdings versucht man, durch Düngung den alten Boden wieder ertragfähig zu machen. - Nachdem die Kapseln sich zu öffnen begonnen haben, werden die Samenhaare gepflückt, indem man sie samt den Kernen aus der Kapsel herauslöst. Da das Aufspringen der Kapseln an verschiedenen Tagen der Erntezeit erfolgt und ein längeres Verweilen der Wolle in den aufgesprungenen Kapseln ihr schädlich ist, erfordert das Einsammeln große Aufmerksamkeit und eine große Zahl Arbeiter (ein Arbeiter sammelt höchstens 25 kg pro Tag).
Man hat daher, namentlich in Nordamerika,
[* 3] versucht, das Einsammeln durch
Maschinen zu verbilligen, was jedoch von vornherein
problematisch erscheint, da alle mechan. Vorrichtungen das Einernten nicht anders als mechanisch
besorgen können, d. h. unreife, reife und überreife
Wolle gleichmäßig einsammeln. Die rohe Baumwolle
[* 4] wird
einige
Tage zum
Trocknen der
Sonne
[* 5] ausgesetzt und dann mittels besonderer
Maschinen egreniert, d. h. von den Samenkernen befreit.
(S.
Baumwollspinnerei.) Die handelsmäßige Verpackung ist verschieden; gewöhnlich wird die Baumwolle
durch Zusammenpressen
stark verdichtet und in
Ballen zusammengeschnürt, in Nordamerika mit
Bandeisen. Levantische Baumwolle
kommt in
Säcken von
Haartuch in den
Handel.
Die Güte der sehr verschiedenen Handelssorten beurteilt man nach der Länge der Faser (lang- oder kurzstaplig), der Farbe, Festigkeit, [* 6] Feinheit, Weichheit und dem Glanz; auch kommt dabei in Betracht, ob die Faser frei von Knötchen (Finnen) ist. Bezüglich der Farbe sind die farblosesten Sorten die geschätztesten, dann folgen die bläulichen, rötlichen und zuletzt die gelblichen und bräunlichen. Auch der Grad der Reinheit spielt eine Rolle bei der Wertbestimmung, da schlecht gereinigte Sorten eine Nachreinigung erfordern, bei der sich bis zu 25 Proz. Abfall ergiebt.
Die Handelssorten tragen den Namen der Herkunft des Produktes und werden nach ihrer aus obigen Merkmalen beurteilten Güte in mehrere Klassen oder Marken eingeteilt; in England unterscheidet man gewöhnlich: fine, good, good fair, middling fair, good middling, good ordinary, ordinary, inferior. Hamburg [* 7] bezeichnet: A, AB, B, BC, C, CD, D, DE, E, EF.
Einen Überblick über die Eigenschaften der allgemein bekannten Handelssorten zeigt folgende Tabelle, in der die verschiedenen Sorten nach ihrer Herkunft in einzelne Gruppen geteilt sind;
diese sind nach ihrer durchschnittlichen Güte geordnet;
innerhalb einer Gruppe folgen die Sorten ebenfalls nach ihrer Güte aufeinander.
Namen | Farbe | Reinheit | Faserlänge mm | Faserdicke mm | Ballengewicht netto kg |
---|---|---|---|---|---|
Nordamerika: | |||||
Georgia, extralange, oder Sea Island | gelblichweiß | sehr rein, finnenfrei | 35-42 | 1/75-1/150 | 210 |
Georgia, lange | gelblichweiß | sehr rein, finnenfrei | 25-35 | 1/75/1/140 | 210 |
Louisiana, lange | weiß | sehr rein, finnenfrei | 21-28 | 1/45-1/60 | 160 |
Louisiaua, gewöhnliche. Georgia, Neuorleans, Alabama, Florida, Mississippi. Mobile, Virginia, Carolina oder Upland, Texas, Arkansas, Tennessee | gelblichweiß oder ganz weiß | die erstern recht rein, die letztern nissig und mit Laub und Schalen verunreinigt | erstere 18-25, letztere 16-22 | 1/30-1/60 | 200 |
Mexiko: Molinos | gelblich | dunkle Flocken halt., finnig | 18-25 | --- | --- |
Südamerika: | |||||
Pernambuco und Alagoas | gelblichweiß, matt glänzend | sehr rein, ohne Finnen | 30-38 | 1/40-1/70 | 75 |
Bahia | stark gelblich | enthält Schalen und unreife Flocken | 27-36 | 1/50-1/60 | 50 |
Catamarca, Mendoza; Marañon oder Maranham | gelblichweiß, matt glänzend | enthält Schalen u. unreife Flocken | 22-29 | 1/45-1/60 | 75 |
Ceara, Para, Maceio; Parahyba, Santos; Minas novas, Sertaro, Minas Geraes | gelblichweiß, glänzend bis matt | weniger rein | 21-27 | 1/40-1/60 | 95 |
Surinam, Demerazy | glänzend gelblichweiß | meist etwas unrein | 25-30 | 1/50-1/75 | 160 |
Cayenne, lange | glänzend gelblichweiß | rein | 30-35 | 1/40-1/100 | --- |
Cayenne, kurze, Essequibo | glänzend gelblichweiß | mit Samen gemischt | 20-25 | 1/30-1/80 | --- |
Berbice | schmutziggelb | unreife Flocken haltend | 20-25 | 1/30-1/60 | --- |
Barinas, Barcelona | gelblichweiß, einzelne dunklere Flocken | Samen und unreife Flocken haltend | 21-27 | 1/35-1/50 | 80 |
Porto Cabello, Caracas, La Guaira, Valencia, Cumana, Injura | gelblichweiß, einzelne dunklere Flocken | schmutziger als obige | 20-26 | 1/30-1/50 | --- |
Cartagena | weiß | schmutziger als obige | 20-25 | 1/30-1/50 | --- |
Lima, Payta, Piara | grauweiß od. schmutzigweiß | reiner als columbische | 22-30 | 1/45-1/80 | --- |
Uruguay, Paraguay u. s. w. | weiß bis nanking | ziemlich rein | 22-30 | 1/10-1/60 | --- |
Ecuador | gelblichweiß | sehr rein | 25-30 | 1/40-1/60 | --- |
Westindien und Centralamerika: | |||||
Portoriko | gelblichweiß | sehr rein | 35-40 | 2/45-1/100 | 120 |
Domingo, Haiti, Martinique, Guadeloupe, Ouayauilla, Costa-Rica u. s. w. | weiß bis nanking | weniger gut gereinigt, finnenfrei | 25-30 | 1/35-1/80 | --- |
Cuba, St. Vincent | rostgelbe Flocken enthaltend | weniger gut gereinigt, finnenfrei | 24-28 | 1/30-1/60 | --- |
Afrika: | |||||
Ägyptische; Mako oder Jumel | gelblich- oder rötlichweiß | gelbe unreife Flocken enth. | 32-38 | 1/50-1/60 | 250 |
Algier | weiß oder gelblichweiß | ziemlich rein | 28-32 | 1/50-1/60 | --- |
Bourbon, Réunion u. s. w. | glänzendweiß | ziemlich rein | 21-28 | 1/60-1/90 | --- |
Italien: | |||||
Castellammare, lange | glänzendweiß | etw. gelbe, unreife Flocken u. kleine Schalen haltend | 24-30 | 1/40-1/80 | 475 |
Castellammare, kurze, Taranto; Lecce, Bari u. s. w. | glänzend rötlich- oder gelblichweiß | etw. gelbe, unreife Flocken u. kleine Schalen haltend | 18-22 | 1/40-1/60 | 170 |
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Namen | Farbe | Reinheit | Faserlänge mm | Faserdicke mm | Ballengewicht netto kg | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Italien: | ||||||||
Biancavilla, Mazzara | glänzendweiß | etwas schmutziger als obige | 20-24 | 1/50-1/70 | 360 | |||
Terranova | schmutzig gelblich | Laub, Staub u. Samen halt. | 16-20 | 1/10-1/60 | 245 | |||
Malta | weiß, matt glänzend; | ziemlich rein | 16-22 | 1/35-1/50 | 175 | |||
Malta | braun, glanzlos | ziemlich rein | 16-22 | 1/35-1/50 | 175 | |||
Griechenland und Türkei: | ||||||||
Piräus u. s. w. | weiß | ziemlich rein, finnig | 20-251/40-1/60 | 175 | ||||
Sabugia oder Souboujeac, lang | weiß, schwach glänzend | sehr rein | 20-25 | 1/601/80 | 210 | |||
Sabugia | " | " | roulé | weiß, schwach glänzend | etwas verunreinigt mit Laub, Schalen | 16-20 | 1/40-1/65 | 190 |
Sabugia | " | " | battu | --- | finnig, sonst reiner als roulé | 16-20 | 1/40-1/65 | 190 |
Saloniki, ebenfalls 3 Qualitäten | etwas geringer als Sabugia | ---- | ---- | ---- | ||||
Trapezunt, Dardanellen, Volo, Latakieh, Naplus, Tarsus, Gallipoli u.s.w. | wie Salonichi roulé und battu | ---- | ---- | ---- | ||||
Cypern | weiß | finnig, sonst rein | 15-18 | 1/40-1/70 | 270 | |||
Armira | weiß | finnig, sonst rein | 15-18 | 1/40-1/60 | --- | |||
Adana | weiß | finnig, sonst rein | 13-18 | 1/40-1/65 | --- | |||
Kyrkagatsch | weiß | mit Samen und gelben Flocken verunreinigt | 15-18 | 1/40-1/80 | 160 | |||
Persien | gelblichweiß | unrein | 15-20 | 1/50-1/85 | 195 | |||
Ostindien und China: | ||||||||
Bharotsch (Broach), Hinganghat | gelblich bis weiß glänzend | ziemlich rein | 20-27 | 1/50-1/75 | 180 | |||
Umrawutti oder Umra | gelblich bis weiß glänzend | mit Laub, Samen u. Staub vermischt, leicht zu reinigen | 17-22 | 1/50-1/75 | 180 | |||
Dholera | gelblich bis weiß glänzend | schmutziger als obige | 15-25 | 1/40-1/100 | 180 | |||
Madras, lang | gelblich | ziemlich rein | 21-27 | 1/60-1/90 | 180 | |||
Madras, kurze, Western und Northern | gelblich bis nanking | schmutzig | 12-20 | 1/40-1/70 | 180 | |||
Tirunelweli (Tinnevelly) | gelblichweiß | enthält Samen und Finnen | 16-20 | 1/30-1/70 | 145 | |||
Kokanada | nanking | viel tote Flocken | 20-24 | 1/40-1/60 | 135 | |||
Veraval | gelblich | ziemlich schmutzig | 20-24 | 1/35-1/60 | --- | |||
Bengal, verschiedene Qualitäten | gelblich oder rötlich | meist schmutzig | 6-16 | 1/30-1/60 | 180 | |||
Scinde, Rangun, Kyrkly; Dharwar | gelblich oder rötlich | Samen u. gelbe Flocken haltend | 10-16 | 1/40-1/75 | 170-180 | |||
Kalkutta | gelblich, fleckig | laubig | 12-16 | 1/30-1/65 | 170 | |||
Comptah | gelblich | sehr schmutzig | 14-18 | 1/30-1/65 | 170 | |||
Karatschi (Kurachee) | gelblich | etwas reiner | 14-18 | 1/40-1/60 | 170 | |||
China | gelblich oder weiß | ziemlich rein | 16-22 | 1/30-1/45 | 120 | |||
Japan | gelblich oder weiß | schmutziger | 12-18 | 1/35-1/60 | 120 | |||
Vanda | schmutziggelb | sehr schmutzig | 6-12 | 1/30-1/50 | 144 |
Nach den für die Weltindustrie einigermaßen nachweisbaren Quellen beziffert sich die gesamte Baumwollgewinnung:
für 1870 auf etwa 1450 Mill. kg
" 1880 " | " 1840 | " | " |
---|---|---|---|
" 1885* " | " 1850 | " | " |
" 1888 " | " 2680 | " | " |
" 1890 " | " 2800 | " | " |
" 1893 " | " 2760 | " | " |
* Infolge der schlechten amerik. Ernte. [* 9]
Der Hauptanteil fällt auf die Vereinigten Staaten
[* 10] von Amerika.
[* 11] Infolge des amerikan. Secessionskrieges trat in den J. 1802-67
empfindlicher Mangel an Baumwolle
für den Weltmarkt ein, und durch große Anpflanzungen in Ostindien
[* 12] mußte Ersatz für die amerikanische
Baumwolle
zu schaffen versucht werden. Nach Beendigung des Secessionskrieges hob sich indessen
die Baumwolle
rzeugung in Nordamerika sehr rasch wieder, und von 1871 ab nehmen die Vereinigten Staaten in der Erzeugung von
Baumwolle
wieder den ersten Rang ein. Die Anbaufläche betrug (1889/90) 64 917,53 qkm oder 15 683 qkm (31,85 Proz.)
mehr als im Erntejahr 1879/80. Gewonnen wurden:
Jahr | Mill. kg |
---|---|
1876/77 | 1041 |
1880/81 | 1598 |
1883/84 | 1379 |
1885/86 | 1702 |
1890/91 | 2124 |
1892/93 | 1822 |
Bis etwa um das J. 1850 wurde nahezu der ganze Baumwolle
rtrag ausgeführt, da das Land keine eigene Baumwollindustrie besaß.
Von dieser Zeit ab fing man jedoch an, wenn auch anfangs sehr langsam, die einheimische Baumwolle
weiter
zu verarbeiten, und bereits 1871 wurden 27,6 Proz. der nordamerikanischen Baumwolle
im
Lande selbst weiter verarbeitet, 1885 schon 31,1 Proz. und 1890: 38,5 Proz.
Nach andern Berechnungen, die mit den obigen Angaben wenigstens annähernd übereinstimmen, belrug der Wert der Rohbaumwolle
n-Ausfuhr:
Jahr | Dollars |
---|---|
1830 | 29674883 |
1840 | 63870307 |
1850 | 71984616 |
1860 | 191806555 |
1870 | 227027624 |
1880 | 211535905 |
1890 | 250968792 |
1893/94 | 210869289 |
Hauptsächlich wird die Baumwolle gebaut in den Staaten Alabama, Arkansas, Florida, Georgia, Louisiana, Mississippi, Nord- und Südcarolina, Tennessee.
In Britisch-Indien wurden 1858 nur erst 111,8 Mill. kg, 1872 bereits 528 Mill. kg gewonnen. Von da trat ein Rückschlag ein, so daß 1880 Ostindien nur etwa 360 Mill. kg erzeugte; 1883 ist die Gewinnung jedoch wieder auf 456 Mill. kg gestiegen und erreichte 1894 (freilich nur nach vorläufigen Schätzungen) 612 Mill. kg. Von dieser Erzeugung verbraucht Ostindien für seine eigene steigende Baumwollindustrie bis zu 300 Mill. kg, so daß gegenwärtig etwa 300 Mill. kg für die Ausfuhr zur Verfügung stehen.
Ägypten [* 13] hat seiner Baumwollkultur im Lauf der letzten 30 Jahre erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet und hängt von deren Ergebnis der Wohlstand des Landes wesentlich ab. Der einheimische Verbrauch ¶