hinsichtlich der noch bedeutend entwickelten
Diele ein; doch ist hier die Hille schon durch die ganze Gebäudelänge durchgeführt.
Grundsätzlich anderer
Anordnung erscheint das nordische Bauernhaus,
[* 2] dessen ursprünglichste Form
[* 1]
(Fig. 10)
die in Blockbau ausgeführte rechtwinklige
Halle
[* 3] c mit dem Herde d und der für die strenge Kälte nötigen Vorhalle a
ist. In weiterer Ausbildung
[* 1]
(Fig. 11) wird die
Halle in den
Flura und die Vorratskammer b zerteilt, über diesen Bauteil aber
ein Obergeschoß «Ramloftstube» errichtet.
Die
Stube c enthält den Ofen, die
Bank und den Tisch sowie das
Bett
[* 4] gleich der deutschen Bauernstube. Eine Fortentwicklung
dieser Hausform ist das hinterpommersche Bauernhaus (Fig. 8
u. 9), in dessen
Stube g der
Backofen h, der Herd i,
der Sommerkamin k, der Nachofen m, der von der
Säule 1 gestützte
Rauchmantel die verschiedenen Formen für den ursprünglichen
Herd darstellen. Das Spülfaß q, das Spind r, die
Bank und der Tisch p und die
Betten n und o charakterisieren
die
Stube zugleich als
Arbeits- und Wohnraum. Die nordische Vorhalle c ist zum
Flur geworden, von dem die Leiter d in das Obergeschoß
führt. Unter ihr steht das Gesindebett e; f ist der
Stein zum Getreideschroten. Vor dem
Flur ist eine neue Vorhalle b
gegen die
Straße a gebaut. Die Kammer
s und der
Stall t vollenden die Gesamtanlage des Blockbaues.
In neuerer Zeit verschwinden die alten Formen des Bauernhaus, die noch zahlreiche
Abarten aufweisen, mehr und mehr, wodurch viel von
der eigenartigen Schönheit unserer Dörfer und von der Stammesart verloren geht.
Da aber die Formen aus
Lebensgewohnheit und Bedürfnis entstanden sind, so hält sich der moderne
Bau von Bauernhaus noch vielfach in den alten
Bahnen, wenngleich
manche wichtige und reizvolle Eigentümlichkeiten schon sehr selten zu werden beginnen. -
Vgl.
Gilly, Handbuch der Landbaukunst
(3
Tle., Berl., Braunschw.
u.
Halle 1797-1811);
Viollet-LeDuc, Histoire de l'habitation humaine (Par. 1875);
Engel, Handbuch des landwirtschaftlichen Bauwesens (7. Aufl., Berl.
1885);
Meitzen, Der
Boden und die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preuß.
Staates (4 Bde. mit
Atlas,
[* 5] ebd. 1873);
im Gegensatz zu kleinern frühern
Erhebungen verwandter Art besonders Benennung der
großen Revolution vom J. 1525, die sich fast über das ganze obere und mittlere
Deutschland
[* 8] erstreckte, nicht bloß die Bauernschaft,
sondern auch die bürgerliche
Bevölkerung
[* 9] und zum
Teil den
Adel ergriff und einige
Monate hindurch das ganze
Reich in chaotische
Verwirrung stürzte.
Schon vor und während der hussitischen
Bewegung waren zumal im südl.
Deutschland
kleinere agrarische
Erhebungen vorgekommen;
1476 trat im
StifteWürzburg
[* 10] ein Hirte, der Pfeifer von Niklashausen, unter ungeheuerm
Zulauf mit dem kommunistischen Evangelium und der Predigt gegen den Druck des geistlichen
Standes auf;
er ward festgenommen
und als
Ketzer verbrannt. 1492 erhoben sich die
Bauern des
Abts von
Kempten
[* 11] und die niederländ.
Käsebröder
(so genannt, weil sie als Zeichen ihrer
ArmutKäse und
Brot
[* 12] in ihrer Fahne führten);
Auch in den Alpenländern, namentlich in Kärnten, hatte sich
der
Bundschuh eingenistet und zu einer Reihe von blutigen
Aufständen (1478, 1503, 1513, 1515) geführt, sociale
Ursachen waren
in erster Reihe für die
Erhebung bestimmend; sie richtete sich gegen
«Pfaffen und
Adel» und die kirchlich-feudale Ordnung.
Der Druck der bäuerlichen Frondienste und
Abgaben war jedenfalls lokal sehr verschieden, wurde aber, zumal die Herren vielfach
bemüht waren, auch die rechtliche
Stellung der
Bauern zu verschlechtern, fast allgemein als ein Unrecht empfunden und war
der stärkste Hebel
[* 14] zu der Empörung. Der hierdurch erzeugte Haß war seit langem durch eine aufregende,
großenteils astrologische und prophetische Volkslitteratur geschürt worden, als die
Reformation mit ihrer vernichtenden
Kritik der
Hierarchie und ihrer Predigt von der evang.
Freiheit den
Sturm entfesselte.
Nachdem schon im Juni 1524 die
Bauern der Landgrafschaft
Stühlingen (bei Schaffhausen)
[* 15] sich erhoben hatten, verbreitete sich während des
Winters die Empörung durch ganz Oberschwaben, wo auch (unter Mitwirkung der Memminger
Reformatoren) ihr
berühmtes, bald allgemein angenommenes Programm, die
Zwölf Artikel, entstanden ist (März 1525).
Freiheit der Jagd, des Fischfangs,
der Holzung, Aufhebung der
Leibeigenschaft und des kleinen Zehnten,
Wahlrecht evang. Prediger waren die Hauptforderungen.
Während aber auf dem ursprünglichen Schauplatz der Revolution die Streitkräfte des Schwäbischen
Bundes
unter
GeorgTruchseß nahe daran waren, der
Bewegung ein Ziel zu setzen, wuchsen überall, vom Elsaß bis nach
Steiermark,
[* 16] vom
Bodensee bis nach Hessen
[* 17] und Kursachsen die «evangelischen Haufen»
der
Bauern aus dem
Boden; an das Klosterstürmen reihte sich bald genug die Zerstörung der Adelsschlösser.
Vielfach schloß sich die städtische
Demokratie der
Bewegung an; so zu Rothenburg
[* 18]
ob derTauber,
Würzburg,
Mühlhausen
[* 19] in
Thüringen,
woThomasMünzer (s. d.) seinen kommunistischen Gottesstaat einrichtete.
Manche vom
Adel traten gezwungen, manche, trotz des Blutgerichts in
Weinsberg, wo
Graf Helfenstein mit seinen Rittern durch
die
Spieße gejagt wurde, freiwillig in die Reihen der Empörer; unter den Führern erscheint Götz von
Berlichingen (s. d.) und der ritterliche Demokrat Florian Geyer (s. d.).
Es fehlte nicht an mehr oder weniger socialistischen Reformprojekten, wie sie namentlich in dem merkwürdigen aus
Franken
stammenden
Entwurf einer sehr centralistischen Reichsverfassung und in der Landesordnung desTirolers Gaißmayer
erhalten sind.
Aber fast ebenso rasch wie die Ausbreitung erfolgte die gründliche Niederwerfung der Revolution, sobald die geistlichen
und weltlichen Herren, deren manche bereits förmliche
Verträge mit den Bauernheeren eingegangen waren, sich von ihrem Schrecken
zu erholen anfingen.
Luthers mächtige
Stimme, die ursprünglich beiden
Teilen ihr Unrecht vorgehalten hatte,
erhob sich in erbarmungsloser
Schärfe gegen den siegreich vordringenden
Aufruhr. Am 12. Mai siegte der
Truchseß bei
Böblingen, 15. Mai Landgraf
Philipp,
¶
mehr
Georg von Sachsen
[* 21] und Heinrich von Braunschweig
[* 22] bei Frankenhausen über Münzer, am 17. HerzogAnton von Lothringen bei Elsaßzabern; 2. und 4. Juni erlagen
die fränk. Haufen bei Königshofen und Sulzdorf dem Truchseß und dem Pfälzer Kurfürsten Ludwig, der auf dem Heimweg die
pfälz. Empörer (23. Juni) bei Pfeddersheim schlug; bei der Unterwerfung Oberschwabens und der Gebirgsbauern
half der berühmte Frundsberg (s. d.) mit. Die Rache der Herren war entsetzlich; Krieg und Exekutionen sollen über 100000 Menschenleben
gekostet haben. Die nächsten Folgen der Revolution waren die völlige Herstellung der bisherigen bäuerlichen Abhängigkeitsverhältnisse
und die Abkehr der großen Masse des Landvolks von der Reformation, von der sie eine Besserung ihrer wirtschaftlichen
und rechtlichen Lage erwartet hatten.
Vgl. Zimmermann, Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieg (3 Bde.,
Stuttg. 1841 fg.; 2. Aufl., 2 Bde.,
1856; neu hg. von Wilhelm Blos, ebd. 1891);
Jörg, Deutschland in der Revolutionsperiode von 1522 bis 1526 (Freiburg
[* 23] 1851), tendenziös;
Quellenpublikationen von Baumann: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieg aus Oberschwaben (Tüb. 1877) und Quellen zur Geschichte des
Bauernkrieg aus Rothenburg (ebd. 1878);
Lor. Fries, Geschichte des in Ostfranken (Würzb. 1876‒78);