mehr
ein Teil als Flur «Eren» abgetrennt ist. Von hier gelangt man nach dem Stall und nach der Stube. Ursprünglich dürfte der ganze Van in Holz [* 2] ausgeführt gewesen sein, früh begann man Küche und Stall, später das ganze Erdgeschoß in Stein auszuführen. An der Stube behielt man der Wärme [* 3] wegen lange den Blockbau zwischen Ständern. Dagegen blieb das Obergeschoß bis in die neueste Zeit hinein meist Holzbau und zwar hier in der neuern Bauform des Riegelwerks. Die Stube, das heißt der Ofenraum (vom neulat. stufa, der Ofen), zeigt die typische Form aller deutschen Bauernstuben. In der Ecke, in welcher nach der Straße und nach dem Hof [* 4] zu Fenster sich befinden, steht die Bank (der «Hofsitz»),
davor der Tisch, gegenüber der Ofen und die
Betten. Wenn das Haus größere Verhältnisse annimmt
, wird der Bettraum durch
eine
Wand abgetrennt und erscheint somit als besondere Kammer.
Bauernhaus

* 5
Bauernhaus. Das
Schweizer Bauernhaus
[* 5] (Fig. 3, 4
u. 5) ist auf denselben
Typus zurückzuführen wie das fränkische. Nur sind
der Almwirtschaft entsprechend die Hofanlagen anders gestaltet, sind vor allem die
Ställe in Wegfall gekommen.
Es besteht
der dargestellte Grundriß demnach nur aus dem Herdraum b mit dem über dem Herde sich aufbauenden großen
Rauchmantel und
der durch eine
Klappe verschließbaren
Esse und einem gesonderten Kochherd. Vom Herdraum ist die Kammer
e abgetrennt; zu ihm führt ein überdeckter
Gang
[* 6] (Laube) a. Die
Stube c zeigt die Fensterbank in verlängerter Form, den Tisch
und Ofen sowie links am Eingang einen Tellerschrank auch hier ist eine Kammer
d abgetrennt. Während beim fränkisch-thüringischen
Bauernhaus das Obergeschoß aufgebaut erscheint, ist es hier durch eine wagerechte
Teilung aus dem ursprünglich einheitlichen Raum
entstanden und wird «Gadem» genannt. Die Erwärmung des obern
Geschosses geschieht dann auch durch die Ritzen der Bohlendecke
des untern.
Ausdehnung (der festen

* 7
Ausdehnung. Ähnlich ist das alamannische Bauernhaus gestaltet
[* 1]
(Fig. 6, 7
u. 8). Doch wurde im vorliegenden
Beispiele der
Eren
a zu Gunsten der
Stube b beschränkt, ebenso wie der Herdraum d eine größere
Ausdehnung
[* 7] auf Kosten der Kammer
c erhielt.
Die Obergeschosse sind ebenso wie im
Schweizerhaus von den untern abgetrennt, der Herdraum allein hat die volle Stockwerkshöhe.
Die Räume e f g werden in gleicher
Weise wie im
Frankenhaus zu
Ställen und Wirtschaftsräumen benutzt.
Der Schweinestall h, der
Keller i, der
Abort
k und der
Brunnen
[* 8] 1 dagegen sind außerhalb des Hauses angeordnet. Das bezeichnende
Merkmal der
Anlage ist die Anlehnung an einen Hügel, derart, daß der Bodenraum über eine
Brücke
[* 9] von der
Rückseite des Hauses, in großen Bauernhaus mit dem Erntewagen, befahren und als
Speicher benutzt werden kann. Es ist also hier das
ganze Hauswesen des
Bauern unter ein Dach
[* 10] gebracht. Ursprünglich fehlt dem Herd die
Esse und zieht der
Rauch durch den
Speicher
und durch die Ritzen der
Dachdeckung
[* 11] ab.
Das Allgäuer Bauernhaus (Fig. 9) zeigt eine weitere Ausgestaltung der fränk.. Anlage und mag als Beispiel für die größern in dieser Bauform gelten.
Während allen diesen hochdeutschen Hausformen die Querteilung eigen war, ist das bezeichnende Merkmal für das sächsische und für die aus diesen entwickelten Typen die hallenförmige Längsteilung, wie sie der Querschnitt des westfäl. Hauses (s. Taf. II, [* 1] Fig. 7) verdeutlicht. Der Flurraum ist die «Diele», welche ursprünglich den ganzen Bau durchzieht, so daß der Erntewagen diesen durchfahren kann, ohne gewendet oder zurückgeschoben werden zu müssen.
Pferde II

* 14
Pferde.
In den Nebenräumen finden sich die
Ställe und Vorratsräume, welche gleichfalls vielfach durch Einschieben
einer wagerechten
Teilung in zwei
Geschosse
[* 12] zerlegt werden, deren oberer meist «Hille» heißt. Der Herd
befand sich ursprünglich an einer Seitenwand der
Diele, die Ernte
[* 13] wird in dem
«Speicher» unter dem Dach untergebracht, der
Rauch durchzieht wieder ohne
Esse aufsteigend den Dachraum und sucht sich seinen Ausweg. Im Laufe der Zeit
fand das sächsische Bauernhaus vielfache Umgestaltung. Zunächst wurde eins der
Thore in der
Achse durch den Herd versetzt und ein
besonderer Herdraum (das «Fleet») geschaffen, welcher mit den Nebenräumen
für den Aufenthalt der Familie (der
«Utlucht») und für die häusliche Wirtschaft bestimmt
war. An das Fenster der
Utlucht rückte man auch die
Bank und den Tisch in üblicher
Anordnung. In weiterer
Entwicklung ergaben sich Hausformen, von
welchen das dithmarsische Haus (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 3
u. 4) als
Beispiel dienen soll. An die vordere Hälfte der
Diele k legt sich
die Stallanlage 11, links der
Stall für das Rindvieh, rechts für
Pferde,
[* 14] je mit einem Wirtschaftsgange
m m und einer kleinen
Thür zur
Abfuhr des Mistes.
Das Vieh ist stets so gestellt, daß die
Köpfe in die
Diele schauen. An die
Ställe schließt sich die Gesindestube d mit den
feststehenden
Betten
(Buchten) e e. Die
Utlucht ist zur Küche g geworden, an die sich die Speisekammer
h h anschließt, der Wirtschaftsraum gegenüber wurde als tiefer gelegter Molkereikeller c ausgebildet. Von der
Diele ist
ein großer Raum a abgetrennt, der
«Piesel» oder
«Pösel» (neulat. pisalis; mittelhochdeutsch phiesel, wohl von piso, stampfen,
weil mit
Estrich versehen), an den sich die
Stube f und die für die
Auszügler bestimmten
Nebenräume
b b
b anschließen. In verschiedenen sächs. Gegenden entwickelt sich der
Piesel mit seinen Nebenräumen zu einem selbständigen
Gebäude von wechselnden Formen.
Das holsteinische Bauernhaus (Fig. 1
u. 2) entstand in seiner besondern Form dadurch, daß der Herd nicht an die
Hinterwand, sondern an eine Seite der
Diele j gerückt wurde, dadurch wurde der Raum d zur Küche und c zur
Stube, an welch
letztere sich die Kammer
b und der Molkereikeller a anschließen. Die Speisekammer
e schließt diese Räume gegen den Pferdestall
k ab. Auf der andern Seite liegt die Gesindestube h, die Backstube g und der
Kornspeicher f, den Pferdeställen
gegenüber der
Kuhstall i mit dem Gänsestall m. Diese Hausformen sind reizvoll durch die Weiträumigkeit,
Übersichtlichkeit und trauliche
Vereinigung von Herrn,
Gesinde und Vieh.
Eine Übergangsstufe vom sächs. zum fränk. Haus bildet das hessische Bauernhaus (Fig. 5 u. 6). Die Diele a ist in der Breite [* 15] verkümmert, durchschneidet aber immer noch die beiden Stockwerke der Nebenräume, von welchen b die Stube, c die Küche, d die Speisekammer und f die zweite Kammer, f eine Auszüglerstube oder einen Vorratsraum, g den Stall mit dem seitlichen Ausgang in den Hof bildet. Vielfach wird an der Vorderseite auch die Diele in zwei Geschosse zerlegt, so daß über dem Thore eine «Hängestube» erscheint. Zwischen die altsächs. Hausanlage und das Dach wird vielfach noch ein besonderes Geschoß eingebaut, so daß das Bauernhaus nach außen dreigeschossig erscheint, wie [* 1] Fig. 5 zeigt.
Bauernhof - Bauernkrie

* 16
Seite 52.512.Die Mitte zwischen dem hess. und dem holstein. Haus nimmt das westfälische Bauernhaus (Fig. 7) ¶
mehr
hinsichtlich der noch bedeutend entwickelten Diele ein; doch ist hier die Hille schon durch die ganze Gebäudelänge durchgeführt. Grundsätzlich anderer Anordnung erscheint das nordische Bauernhaus, dessen ursprünglichste Form [* 16] (Fig. 10) die in Blockbau ausgeführte rechtwinklige Halle [* 17] c mit dem Herde d und der für die strenge Kälte nötigen Vorhalle a ist. In weiterer Ausbildung [* 16] (Fig. 11) wird die Halle in den Flur a und die Vorratskammer b zerteilt, über diesen Bauteil aber ein Obergeschoß «Ramloftstube» errichtet.
Die Stube c enthält den Ofen, die Bank und den Tisch sowie das Bett [* 18] gleich der deutschen Bauernstube. Eine Fortentwicklung dieser Hausform ist das hinterpommersche Bauernhaus (Fig. 8 u. 9), in dessen Stube g der Backofen h, der Herd i, der Sommerkamin k, der Nachofen m, der von der Säule 1 gestützte Rauchmantel die verschiedenen Formen für den ursprünglichen Herd darstellen. Das Spülfaß q, das Spind r, die Bank und der Tisch p und die Betten n und o charakterisieren die Stube zugleich als Arbeits- und Wohnraum. Die nordische Vorhalle c ist zum Flur geworden, von dem die Leiter d in das Obergeschoß führt. Unter ihr steht das Gesindebett e; f ist der Stein zum Getreideschroten. Vor dem Flur ist eine neue Vorhalle b gegen die Straße a gebaut. Die Kammer s und der Stall t vollenden die Gesamtanlage des Blockbaues.
In neuerer Zeit verschwinden die alten Formen des Bauernhaus, die noch zahlreiche Abarten aufweisen, mehr und mehr, wodurch viel von der eigenartigen Schönheit unserer Dörfer und von der Stammesart verloren geht. Da aber die Formen aus Lebensgewohnheit und Bedürfnis entstanden sind, so hält sich der moderne Bau von Bauernhaus noch vielfach in den alten Bahnen, wenngleich manche wichtige und reizvolle Eigentümlichkeiten schon sehr selten zu werden beginnen. -
Vgl. Gilly, Handbuch der Landbaukunst (3 Tle., Berl., Braunschw. u. Halle 1797-1811);
Viollet-LeDuc, Histoire de l'habitation humaine (Par. 1875);
Engel, Handbuch des landwirtschaftlichen Bauwesens (7. Aufl., Berl. 1885);
Meitzen, Der Boden und die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preuß. Staates (4 Bde. mit Atlas, [* 19] ebd. 1873);
Hoffmann, Über landwirtschaftliche Tiefbauten (ebd. 1867);
Henning, Das deutsche Haus in seiner histor.
Entwicklung (Straßb. 1882);
Meitzen, Das deutsche Haus in seinen volkstümlichen Formen (Berl. 1883);
Gladbach, [* 20] Der schweiz. Holzstil (Darmst. 1884 -86);
Meringer, Studien zur german. Volkskunde.
Das und dessen Einrichtungen (Wien [* 21] 1892); Neumeister und Häberle, und kleine gewerbliche Anlagen (Stuttg. 1893 fg.).