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Die Stadt zerfällt in eine alte und eine neue. Die alte Stadt bat das Aussehen einer niederländ.
Stadt des 17. und 18. Jahrh. Großartige
Wohnhäuser
[* 2] erinnern noch an ihre ehemalige Bedeutung als Hauptfitz der europ.
Bevölkerung.
[* 3] Von dieser ihrer ungesunden
Lage wegen verlassen, ist sie gegenwärtig nur noch von Mischlingen, hauptsächlich
portug. Abkunft,
Chinesen (besonders im chines. Kampong), Malaien und Javanen bewohnt und enthält die
Gebäude des
Hafen- und
Zolldepartements, die
Börse, das schöne
Stadthaus, die Javabank, die
Magazine des Gouvernements und der
Niederländischen Handelsgesellschaft,
die
Bureaus und Warenlager aller größern Handelshäuser, eine
Kirche, ein für
Chinesen und ein für Eingeborene
bestimmtes
Hospital sowie die Gefängnisse für letztere. Europäer halten sich daselbst nur während der Geschäftsstunden,
von 9
Uhr
[* 4] morgens bis 4
Uhr nachmittags, auf, da der Aufenthalt während einer einzigen Nacht daselbst genügt, um bei ihnen
ein bösartiges
Fieber zu erzeugen. Der fast 4 km lange, Molenvliet genannte Stadtteil verbindet das alte
Batavia
[* 5] mit dem neuen.
Diese neue Stadt besteht aus den Stadtteilen Noordwijk, Reijswijk, Weltevreden, Pasarbaru, Parapatan, Kebonsirib u. a. Sie ist etwas höher gelegen und sehr weitläufig und mit größter Rücksicht auf die Gesundheit angelegt und macht dadurch, daß jedes Haus inmitten wohlunterhaltener Gartenanlagen liegt, einen sehr freundlichen Eindruck. Die Bauart und Einrichtung der meistens einstöckigen, im neuern Villenstil aufgeführten Häuser entspricht den Anforderungen des Klimas. An diese Stadtteile schließen sich die von Eingeborenen und Chinesen bewohnten Vorstädte (Kampongs) an.
Gebäude. Von öffentlichen Plätzen sind das ausgedehnte Konings-Plein und das schöne Waterloo-Plein bemerkenswert.
Auf letzterm befindet sich eine einen Löwen
[* 6] tragende
Säule zur
Erinnerung an die
Schlacht bei Waterloo,
[* 7] ein ehernes Monument für den
General Michiels, der 1849 auf
Bali fiel, und ein
Standbild
Koens, des Gründers B.s. Von den öffentlichen
Gebäuden zeichnen sich aus das Regierungsgebäude (Het Palais) mit den Sitzungs- und Empfangssälen des
Rats von
Indien
und den
Bureaus der meisten
Civil- und Militärbehörden, die prot. Wilhelmskirche am Konings-Plein, das Hotel des
Generalgouverneurs.
Schöner und großartiger als alle diese ist das für gesellige Zwecke bestimmte
Gebäude der
Harmonie. In Weltevreden befinden
sich die 1837 erbaute kleine Citadelle Prins Fredrik Hendrik, das
Arsenal, die
Kasernen, das große Militärhospital,
worin aber auch Civilpersonen
Aufnahme finden, die
Artillerieschule, das Gefängnis für Europäer, das
Theater
[* 8] und die Freimaurerloge.
Bildungswesen, öffentliche Anstalten. Lehranstalten sind das Gymnasium Wilhelm III., die Parapatan-Waisenstiftung, fünf
Gouvernements- und viele Privatschulen. Mit dem Militärhospital in Weltevreden ist auch eine
Bildungsanstalt für eingeborene
Ärzte (Doctors Djawa) verbunden. Von öffentlichen Anstalten sind die 1778 gegründete Gesellschaft
für Künste und Wissenschaft mit Museum, die Gesellschaft für ind.
Länder-,
Sprach- und
Völkerkunde, die seit 1850 bestehende
königliche Naturhistorische
Vereinigung, die Gesellschaft für
Landbau und
Industrie, die Handelsgesellschaft und viele Versicherungsanstalten
zu erwähnen. Das
früher in Reijswijk befindliche Museum ist in einem schönen
Gebäude am Konings-Plein
untergebracht; davor ein Elefant
[* 9] aus
Bronze.
[* 10] Das Museum enthält eine ethnolog., archäolog. und numismat. Samm
lung.
Bevölkerung. Die alte und die neue Stadt haben zusammen
(1890) 99527 E., darunter 7302 Europäer und 25579
Chinesen, (1891) 104590
E.
Handel und Verkehr. Obgleich Batavia seit lange nicht mehr einen so hohen Standpunkt einnimmt
als in der ersten Hälfte des 18. Jahrh., so ist es noch immer
eine sehr bedeutende Handelsstadt
und die bedeutendste der asiat. Inselwelt. Besonders wird
Kaffee auf den von der Regierung veranstalteten großen
Auktionen
gehandelt und ausgeführt; ferner Zucker,
[* 11]
Thee und
Reis,
Gewürze, namentlich Pfeffer von
Sumatra, Zinn und
Häute, während die Einfuhr in europ. Manufakturen,
Eisen,
[* 12] Luxusartikeln,
Weinen,
Butter, konservierten Lebensmitteln in
Blechbüchsen,
[* 13] sowie in
Eis
[* 14] aus Nordamerika
[* 15] besteht.
Die wichtigsten Bank- und Handelsinstitute sind die Javasche Bank mit Filialen in Samarang, Surabaja, Padang und Mangkassar, seit 1828 mit 6 Mill. Fl. Aktienkapital;
die Nederlandsch-Indische Handelsbank, Kolonialbank;
Chartered Bank of India, Australia and China; [* 16]
Chartered Mercantile Bank of India, London and [* 17] China;
Nederl.-Ind. Escomptemaatschappij;
Hongkong and Shanghai Banking Cooperation (Hamburg) [* 18] die Factorij der Nederlandsche Handelsmaatschappij, die 1824 mit 35,78 Mill. Fl. Kapital gegründet wurde und eine Agentur in Batavia besitzt. Batavia ist Sitz der Konsuln von Belgien, [* 19] vom Deutschen Reich, von Frankreich, Großbritannien, [* 20] Italien, [* 21] Österreich-Ungarn, [* 22] Portugal, [* 23] Schweden [* 24] und Norwegen, der Schweiz, [* 25] Siam, der Türkei [* 26] und den Vereinigten Staaten [* 27] von Amerika. [* 28]
In Batavia liefen (1888) ein 557 Dampfer mit 644168 t, 247 Segler mit 129373 t, darunter 400 der holländ., 125 der brit. und 32 der franz. Flagge; 799 Schiffe [* 29] liefen aus. Den regelmäßigen Verkehr vermitteln außer drei niederländ. Gesellschaften die Peninsular and Oriental Steamship Company und Compagnie des Messageries maritimes, beide mit Zweiglinien von Singapur [* 30] nach Batavia, die Queensland Royal Mail Line (London-Batavia-Australien), Navigazione Generale Italiana (Genua-Marseille-Batavia), Compagnie Nationale de Navigation (Marseille-Java), Deutsche [* 31] Dampfschiffreederei in Hamburg (Sundalinie) und die Eastern Steamship Company Limited (Australien-Batavia-China).
Kabelverbindungen bestehen mit Europa [* 32] und Ostasien über Singapur, mit Port-Darwin (Nordaustralien) und mit Sumatra und Java. Außer der Staatsbahn von der alten Stadt nach dem Hafen führt eine Privatbahn nach Buitenzorg (s. d., 62 km), dem gewöhnlichen Aufenthaltsorte des Generalgouverneurs. Die Dampfstraßenbahn, an Stelle der seit 1883 bestehenden Pferdebahnen, führt vom ehemaligen Kastell aus nach der Vorstadt Kramat und zweigt von dort ab über Meester Cornelis nach Kampong Malaijoe. Bei Meester Cornelis fand ein blutiges Treffen zwischen den engl. Occupationstruppen und der Holland.-franz. Armee statt; hier befinden sich seit 1857 eine Militärschule und andere öffentliche Anstalten.
Geschichte. Den
Grund zu Batavia legte der erste niederländ.
Generalgouverneur Pieter
Both, als er 1610 bei Jacatra, der 70 km östlich
von
Bantam gelegenen Hauptstadt des Mohammed.
Reichs
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gleichen Namens, eine Faktorei stiftete. Der vierte Generalgouverneur, Johann Peterssohn Coen (s.d.), erhob 1618 diese zur Hauptniederlassung für den niederländ.-ostind. Handel, dessen Mittelpunkt bis dahin die Molukken gewesen waren, und verlegte seinen Sitz hierher. Die Faktorei zu Jacatra wurde erweitert und war kaum mit Festungswerken versehen, als die Fürsten von Bantam und Jacatra, unter Beistand der eifersüchtigen Engländer zu Bantam, die Holländer zu vertreiben versuchten.
Die kleine Garnison hielt die Belagerung 5 Monate aus, als Coen ihr vom Amboina mit Schiffen und Truppen zu Hilfe kam, den Fürsten von Jacatra vertrieb, seine Hauptstadt vernichtete und sein Reich in Besitz nahm. Jacatra erhielt jetzt den Namen Batavia Coen legte zugleich den Grund zu einer Stadt und baute zum Schutze derselben ein neues großartiges Fort. Auch diese Neugründung mußte (1628 und 1629) wiederholte Belagerungen von der ganzen Heeresmacht des Susuhunans (Kaisers) von Mataram, des Beherrschers von Central- und Ostjava, aushalten, entwickelte sich aber sehr schnell und gelangte, als Mittelpunkt für den Handel der Niederländisch-Ostindischen Compagnie in Ostasien und als Stapelplatz für die Ausfuhr nach Holland von allen Erzeugnissen Vorder- und Hinterindiens, von China, Japan und vornehmlich den ind. Inseln, bald zu außerordentlicher Blüte. [* 34]
Die Stadt wurde immer
größer, prächtiger und reicher, so daß sie noch vor Ende des 17. Jahrh.
Königin des Ostens genannt werden konnte. Seit dem Beginn des 18. Jahrh, fing aber an ungesund zu werden. Dies wurde großenteils
veranlaßt durch das gewaltige Erdbeben
[* 35] 4. und Die Mündung des Tjiliwung wurde verschüttet, die
damit zusamm
enhängenden Grachten und Kanäle verschlammten
allmählich, wurden sumpfig und entwickelten wie die ganz in der
Nähe gelegenen auch heute noch stets wachsenden Strandmoräste das bösartigste, gefährliche Fieber erzeugende Miasma.
Dessenungeachtet hatte Batavia im 18. Jahrh, in der Regel zwischen 150 - 170000 E., darunter viele Chinesen. Die große Anzahl derselben gab dem Generalgouverneur Balckenier Veranlassung, bei einem Aufstande mehr als 10000 derselben ermorden zu lassen. Schon im Beginn des 19. Jahrh, hatten die europ. Bewohner von Batavia angefangen, sich südlich von der Stadt auf gesunderm Boden anzubauen. Hierzu gaben dann besonders der Generalgouverneur H. W. Daendels 1808-11 durch Abtragung der Festungswerke und Zuschüttung eines Teils der Grachten und Kanäle, sowie später der Generalgouverneur Baron van der Capellen (1816-26) erneute Anregung.
Vgl. Verslag over het jaar 1888 samengesteld door de kamer van Koophandel en nijverheid te Batavia (Batavia 1889).