im bürgerlichen Leben das
Kind einer unehelichen
Verbindung. Unter dem
Namen Bastardus kommt zuerst der Normannenherzog
Wilhelm der Eroberer vor. Das Wort ist seiner
Abstammung nach nicht klar; das erste Wortelement, das im Mittelenglischen und
Altfranzösischen «ungesetzliche
Ehe» bedeutet, wird meist aus dem mittellat. bastum (Packsattel, Saumsattel)
abgeleitet, das vom deutschen
Bast
[* 2] stammt; der zweite
Teil ist das in Eigennamen wie Gebhart, Reinhart
steckende -hart. Danach wäre Bastard «der auf dem Saumsattel Erzeugte».
Andere denken an
Ableitung aus dem
Keltischen.
In Zoologie und
Botanik bezeichnen Bastard die Nachkommen von Eltern, welche verschiedenen
Arten angehören. Diese Mischlinge bieten
mehr oder minder in ihrer Organisation die Eigenschaften der beiden Eltern in Mischung dar, doch stets
so, daß ein oder der andere Charakter überwiegt; ja selbst auch in dem
Sinne, daß bei einem Wurfe mehrerer
Jungen, z.B.
von
Wolf und Hündin, jedes
Junge die Charaktere der Eltern in besonderer
Weise gemischt zeigt. Nur nahe
verwandte
Arten können sich fruchtbar miteinander begatten, wie z.B.
Pferd
[* 3] und Esel,
Wolf und
Hund,
brauner Bär und Eisbär, Löwe und
Tiger, Hase
[* 4] und Kaninchen,
[* 5] Lady
Amherst- und
Goldfasan,
Stieglitz
und Kanarienvogel,
Abendpfauenauge und Pappelschwärmer u.s.w. Die meisten dieser Bastard sind mit ihren Eltern, manche auch unter
sich fruchtbar; die
Inzucht einiger, wie z.B. des Kaninchen-Hasen, ist sogar Gegenstand der
Industrie geworden.
Einige freilich, wie gerade die am häufigsten gezüchteten
Maultiere und
Maulesel, sind fast ausnahmslos unfruchtbar.
Die meisten Bastard werden absichtlich gezüchtet; doch kennt man auch im
Freien erzeugte Bastard, wie den Rackelhahn (Bastard von
Auerhahn und Birkhenne), und von Siebold hat von mehrern als besondere
Arten beschriebenen
Süßwasserfischen nachgewiesen,
daß sie Bastard sind. Nachkommen verschiedener Rassen derselben Art hat man auch zum Unterschiede
Blendlinge genannt. Da jedoch
die
Begriffe von Art und Rasse nicht streng voneinander geschieden werden können, so laufen auch diese Unterschiede ineinander.
- Gegenstand besondern
Studiums sind die
Bastardpflanzen (s. d.).
Bastardenfall, das früher an manchen Orten dem
Kaiser und einigen Reichsständen zustehende
Erbrecht in
den Nachlaß des
Bastards, entwickelte sich aus der deutsch-mittelalterlichen Rechtsanschauung, daß der Unehelichgeborene
zu keiner Familie gehöre und somit als
Person ohne
Wehre den Schutz des Königs genieße.
in der franz. Heraldik ein kleiner, meist frei schwebender Schräglinksbalken
(s.
Balken), in früherer Zeit vielfach als
Beizeichen
[* 6] der unehelichen
Geburt angewendet.
Hybriden, Pflanzenmischlinge, Bezeichnung für Pflanzenformen, die durch geschlechtliche oder andere
Vermischung zweier verschiedener
Arten entstanden sind. Man nennt diesen Vorgang der Vermischung auch
Bastardierung, Hybridation,
Kreuzung. Der weitaus größte
Teil der Bastardpflanzen ist durch geschlechtliche Vermischung entstanden; es
besteht diese darin, daß
die weiblichen Organe der einen Art durch die männlichen Organe einer andern Art befruchtet werden:
aus dem dadurch gebildeten Samen
[* 7] geht die Bastardpflanze hervor.
Die geschlechtliche Kreuzung kann auf zweierlei
Weise vor sich gehen, sie kann in der freien Natur durch Vermittelung von
Tieren oder des
Windes (s.
Bestäubung), oder sie kann künstlich bewirkt werden. Die letztere Art der Kreuzung
wird sehr häufig von den Gärtnern angewendet, um Hybriden zu erzeugen, die die Vorzüge sowohl der väterlichen wie der
mütterlichen Stammpflanzen besitzen. Man verfährt dabei folgendermaßen: Man schneidet, wenn zwitterige
Blüten gekreuzt
werden sollen, die Staubfäden, ehe ihre
Antheren aufspringen, weg, was man Kastrieren nennt, und bringt
nun den Samenstaub einer andern
Pflanze, die als Vaterpflanze dienen soll, am besten mit Hilfe eines zarten Pinsels auf die
Narbe der damit zu befruchtenden
Pflanze (der Mutterpflanze); außerdem muß selbstverständlich
Sorge getragen werden, daß
Pollenkörner
[* 8] anderer
Pflanzen als derjenigen, die man als Vaterpflanze benutzt bat, vollständig fern
bleiben. Aus den Samen der befruchteten Mutterpflanze entstehen nun Bastardpflanzen, Formen, die weder der
Mutter- noch der Vaterpflanze
gleichen, beiden aber in vielen
Beziehungen ähneln.
Die Kreuzung ist in den meisten Fällen nur zwischen zwei
Arten einer und derselben Gattung möglich, nur sehr selten findet
Vermischung zweier
Arten nahe verwandter Gattungen statt. Niemals aber kommen
Bastarde zwischen
Arten von
einander fern stehenden Gattungen vor. Die durch geschlechtliche Vermischung erzeugten Bastardpflanzen, die sog.
sexuellen
Bastarde, haben mehrere merkwürdige Eigenschaften. Zunächst lassen sich die
Merkmale der Eltern stets an den Hybriden
wiederfinden, aber nur so, daß man den Einfluß beider Eltern dabei wahrnimmt; so hat z.B. der
Bastard
der zwei Luzernearten Medicago sativaL. und M. falcataL.Blüten, deren
Farbe zwischen
Blau und
Gelb, den
Blütenfarben der Eltern,
schwankt.
Ferner macht sich bei den Bastardpflanzen ziemlich allgemein eine Abschwächung der
Fruchtbarkeit geltend; es wird ein
Teil der Pollenkörner
und ebenso ein
Teil der Samenknospen mangelhafter ausgebildet, und zwar ist diese Schwäche in der Regel
mehr bei den männlichen als bei den weiblichen Organen zu bemerken. Hingegen besitzen die Bastardpflanzen, zumal
diejenigen zwischen sehr nahe verwandten
Arten, ein viel kräftigeres Wachstum, das sich in einer reichern Bewurzelung, in
den zahlreichen und, mit Ausnahme der Geschlechtsorgane, besser ausgebildeten
Blüten, in der längern
Lebensdauer und mehrern andern ausspricht.
Gerade dieser letztere Umstand, das kräftigere Wachstum in fast allen
Teilen ist es, was die Hybriden für die Gärtner und
Blumenzüchter so wichtig macht. Die Bastardpflanzen sind fast immer fortpflanzungsfähig; man kann sie also nicht
nur durch
Stecklinge,
Ableger u.s.w., sondern auch durch tarnen vermehren; nach mehrern Generationen jedoch,
und vorzüglich dann, wenn die Stammpflanzen sehr nahe verwandt sind, findet oft ein Zurückschlagen zu einer der beiden
letztern statt.
Die Bastardpflanzen können ebenfalls wieder entweder mit einer der Stammformen, oder mit einer den Eltern nahe verwandten
Form, oder auch mit andern Bastardpflanzen gekreuzt werden, und man erhält dann sog.
abgeleitete Bastardpflanzen. In letzterm Falle trägt der
Bastard eine Vermischung der
Merkmale von vier
¶
mehr
Stammpflanzen an sich; fährt man auf diese Weise fort, so kann man einen Mischling aus einer noch größern Anzahl Pflanzen
erhalten. Die Kreuzung bietet, also ein Mittel, um von einigen nahe verwandten Arten einer Gattung eine Anzahl der mannigfaltigsten
Formen zu erzielen. Durch derartige Prozesse sind zum großen Teil die zahllosen Abänderungen vieler
Zierpflanzen, wie Aurikeln, Azaleen, Kamelien, Georginen, Levkojen, Nelken, Pelargonien u.s.w. hervorgebracht worden. Doch sind
nicht alle Familien gleichmäßig befähigt, Bastarde zu bilden; es giebt eine größere Anzahl, in denen die Hybridation
sich sehr leicht vollzieht, so die Familien der Geraniaceen, Rosaceen, Kompositen,
[* 10] Solaneen, Salicineen und viele andere;
bei andern hingegen, wie z.B. bei den Doldengewächsen, sind Bastardpflanzen eine Seltenheit. Unter den höhern Kryptogamen sind bis jetzt
nur wenige Bastarde, und auch diese zum Teil nur ungenau bekannt geworden.
Indes können auch durch das von den Gärtnern angewandte Veredeln oder Pfropfen
[* 11] (s. Veredelung) entstehen; allerdings sind
bis jetzt nur wenige Fälle dieser Art bekannt geworden. Man hat z.B. durch Veredeln einer mit gefleckten
(panachierten) Blättern versehenen Art der Gattung Abutilon auf eine andere derselben Gattung angehörende Art eine Hybridation
insofern erzielt, als die Sprossen, die an dem betreffenden Stamme sowohl über als unter der Veredelungsstelle hervorbrachen,
ebenfalls gefleckte Blätter zeigten; bei Veredelung einer blauen Kartoffelsorte durch die Augen einer weißen
Sorte wurden nicht rein weiße Kartoffeln gebildet, sondern es entstanden blau und weiß gefleckte Knollen.
[* 12] Es muß dabei
angenommen werden, daß die Unterlagen, denen Reiser oder Augen anderer nahe verwandter Arten aufgepfropft werden, einen Einfluß
auf die Ausbildung der betreffenden Reiser oder Augen haben, und auch umgekehrt, daß die letztern, wie
in dem Falle bei Abutilon, ihre Eigenschaften der Unterlage mitteilen können. (S. Verwachsung.)
Die Litteratur über die Bastardpflanzen ist ziemlich umfangreich;