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Sitz Solothurn [* 2] ist, die Christkatholiken unter dem schweiz. Nationalbischof in Bern. [* 3] Die Einnahmen betrugen (1880) 782355 Frs., die Ausgaben 803652 Frs., das Vermögen 1925121 Frs. Als Wappen [* 4] führen Stadt und Land den sog. Baselstab die Stadt schwarz, die Landschaft rot, im weißen Felde.
[* 1] ^[Abb.]
basel Basel-Stadt hat 35,8 qkm, (1888) 74245 (33655 männl., 40590 weibl.) E., 2062 auf 1 qkm, darunter 50305 Evangelische, 22426 Katholiken, 1078 Israeliten und 442 andere; 5524 bewohnte Häuser und 15883 Haushaltungen. Im Halbkanton sind geboren 29132, in der übrigen Eidgenossenschaft 22940, im Auslande 22173 Bürger ihrer Zählgemeinde sind 20971, einer andern Gemeinde des Kantons 724, eines andern Kantons 26953, Ausländer 25597. Der Muttersprache nach sind 71548 Deutsche, [* 5] 2045 Franzosen und 374 Italiener. Die Zahl der Eheschließungen betrug (1889) 681, der Sterbefälle 1533, der Geburten (einschließlich Totgeburten) 2240. 1889 wanderten 380 Personen aus.
Land- und Forstwirtschaft. Von der Fläche sind 30,4 qkm, d. i. 84,92 Proz., produktives Land, 3,9 qkm Waldungen und 25,8 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande, 5,9 qkm, d. i. 15,08 Proz., kommen 1,9 auf Städte, Dörfer und Gebäude, 2,1 auf Schienen- und Straßenwege und 1,2 auf Flüsse [* 6] und Bäche. Die Land- und Gartenwirtschaft in den 3 Gemeinden Riehen, Bettingen und Kleinhüningen beschäftigte (1888) 2768 Personen (4,25 Proz. der Bevölkerung) [* 7] in 1401 Betrieben. Angebaut werden außer Getreide [* 8] Dinkel, Kartoffeln, Rüben, Mais, Lewat, Mohn, Gemüse und verschiedene Futterpflanzen. 1881 wurden 16512 Obstbäume gezählt mit 63000 Frs. Ertrag. Die Weinberge lieferten 10380 hl Wein à 45 Frs. Der Viehstand betrug (1886) 61 Kälber, 174 Jungvieh, 150 Ochsen, 1826 Kühe, 342 Pferde, [* 9] 592 Schweine, [* 10] 141 Schafe [* 11] und 373 Ziegen; außerdem waren 509 Bienenstöcke vorhanden.
Industrie, Gewerbe, Handel. Die Industrie ist vertreten (1890) durch 140 Fabriken mit 10488 Arbeitern und 3463 Pferdestärken, darunter 15 mit 1247 Arbeitern ohne Motoren und erstreckt sich auf Seidenspinnerei, Zwirnerei und Weberei [* 12] (32 Fabriken, 6223 Arbeiter, 1106 Pferdestärken), Seidenfärberei und Appretur (14 Fabriken, 1121 Arbeiter, 491 Pferdestärken), 13 Bierbrauereien mit 211 Arbeitern und 158 Pferdestärken, Eisengießereien sowie Fabrikation von Maschinen, Farben und andern chem. Produkten, Papier, Tabak [* 13] und Cigarren. 1890 bestanden 70 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von 380 Mill. Frs., 16 Banken in der Stadt Basel [* 14] (s. d.), 5 Genossenschaften und 1092 ins Handelsregister eingetragene Firmen.
Verkehrswege. An Straßen besitzt der Halbkanton 162 km; an Eisenbahnen (1891) 6,6 km der Central-, 3,7 km der Baseler Verbindungsbahn, 634 in der Bernischen Jurabahnen, 5,6 km der Bad. [* 15] Staats-, 4,3 km der Wiesenthalbahn (Basel-Stetten) und 1 km der Birsigthalbahn, zusammen 21,8 km.
Im Bildungswesen nimmt Basel-Stadt unter allen Kantonen den ersten Rang ein; die Erziehungs- und Bildungsanstalten befinden sich zum weitaus größten Teile in der Stadt Basel.
Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung, revidiert ist rein demokratisch. Der Große Rat, 130 vom Volk in 11 Wahlkreisen auf 3 Jahre gewählte Mitglieder, ist gesetzgebende Behörde und versammelt sich jährlich sechsmal auf Verlangen von 30 seiner Mitglieder oder des Regierungsrats; er setzt Steuern und Anleihen fest, übt das Begnadigungsrecht und überwacht die Verwaltung. Vollziehende Behörde ist der Regierungsrat mit 7 vom Volke auf 3 Jahre gewählten Mitgliedern. Gesetze und Beschlüsse der Behörden unterliegen dem fakultativen Referendum (s. d.), für das wie für die Initiative zu Gesetzen u. s. w. das Begehren von 1000 stimmfähigen Bürgern erforderlich ist. Neben den Einzelrichtern der Landgemeinden für Bagatellsachen besteht ein Civil- und ein Strafgericht als erste, und ein Appellationsgericht von 9 auf 3 Jahre vom Volke gewählten Mitgliedern als zweite Instanz (s. unten Geschichte).
2) Hauptstadt des Halbkantons Basel-Stadt, die zweitgrößte und wohlhabendste Stadt der Schweiz, [* 16] liegt in 265 m Höhe zu beiden Seiten des Rheins, der sich hiernach N. wendet, um bald darauf die Schweiz zu verlassen, in einer schönen, weiten, nach zwei Seiten durch Anhöhen eingeschlossenen Ebene und besteht aus Groß-Basel auf dem erhöhten linken und Klein-Basel auf dem rechten Rheinufer; beide Stadtteile sind durch drei Brücken [* 17] verbunden, von denen die obere, Wettsteinbrücke, eine monumentale Eisenbrücke mit zwei mächtigen Steinpfeilern, 63 m weiten Bogen [* 18] und je 2 Basilisken an den Enden, 1879 vollendet wurde, die mittlere hölzerne Alte Brücke [* 19] (150 m lang, 15 m breit), zum Teil auf Steinpfeilern ruhend, mit einer Kapelle aus dem 16. Jahrh, und einer Barometersäule mit Wetterfahne, seit 1226 besteht, während die schöne untere eiserne Johanniterbrücke mit 5 Bogen seit 1883 benutzt wird. Unweit oberhalb der Stadt befindet sich die Brücke der Verbindungsbahn zwischen Central- und Badischem Bahnhof sowie unterhalb der Stadt, aber bereits in Deutschland, [* 20] die Schiffbrücke von Hüningen (s. d.) und eine Eisenbahnbrücke.
Bevölkerung. Die Stadt hat (1888) 70305 E., darunter 47254 Evangelische, 21576 Katholiken, 1040 Israeliten und 435 andere.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Mauern und Gräben, die früher beide Stadtteile umgaben, sind in Promenaden umgewandelt, die als grüner Gürtel [* 21] die innere Stadt von der äußern scheiden. Jene ist altertümlich gebaut, mit engen krummen Gassen, und trägt die Eigenart der alten deutschen Reichsstädte; diese ist neuer angelegt mit regelmäßigen Stadtvierteln und reichen geschmackvollen Villen, umgeben von Gärten und Parkanlagen, von denen der Park der langen Erlen und die Anlagen des St. Jakobsdenkmals zu nennen sind. Aus dem Mittelalter stammen die sehenswerten Brunnen, [* 22] der Fischmarktsbrunnen vom J. 1467 (1859 erneuert), der Spalenbrunnen mit dem Dudelsackpfeifer, angeblich nach Holbeins Zeichnung, und der Rebhausbrunnen an der Riesenthorstraße, dessen Brunnenstöcke in getreuer Nachbildung ersetzt sind.
Kirchen. Unter ihnen steht das Münster [* 23] obenan, ein gewaltiger, in den ältesten Teilen romanischer, in den neuern got. Bau aus weißem und rotem Sandstein, mit zwei schönen Türmen (der nördl. Georgsturm, 64 m) mit durchbrochenen Helmen, bis 1529 die Domkirche des Bistums Basel. Die Kirche wurde 1010-19 angeblich von Kaiser Heinrich II. an der ¶
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Stelle des altröm. Kastells erbaut, 1135 und nach einem Brande 1185 teilweise erneuert und 1356 von dem furchtbaren Erdbeben, [* 25] welches und die nördl. Juragegenden heimsuchte, großenteils zerstört. Der gegenwärtige Bau im got. Stile wurde bereits 1363 wieder geweiht, aber erst 1500 mit der Errichtung des südl. Martinsturmes (62 m) vollendet, 1852-56 sowie neuerdings in glücklichster Weise erneuert und mit wertvollen Glasgemälden und einer großartigen Orgel ausgestattet. Im Chor der Kirche wurden 1431-48 die feierlichen Sitzungen des Konzils von Basel gehalten. In Nebengebäuden des Münsters befindet sich einstweilen noch die von Wilh.
Wackernagel gegründete mittelalterliche Sammlung, die reichste histor. Sammlung der Schweiz: Steinaltertümer, Architekturreste meist aus Baseler Kirchen, Waffen [* 26] aus dem Baseler Zeughause;
im ersten Stock der Konziliumssaal, von Kommissionen des Konzils zu Sitzungen benutzt, mit Architekturdetails von Baseler Kirchen, Modellen von Bauten und Burgen, [* 27] dem gewaltigen Flügelaltar von Strigel aus Memmingen [* 28] (1512) u. a., der große Saal für Hausaltertümer, das Speisezimmer des Ratsherrn Lukas Iselin zu Basel (1607), das got. Zimmer von 1460 mit got. Möbeln, die Räume für die Geschichte des Kunsthandwerks und den nach der Teilung des Kantons (1833) zersplitterten Domschatz und eine Sammlung von Wirtschafts- und Küchengeräten, namentlich des alten Basel. Im zweiten Stock befinden sich die Säle für musikalische und kirchliche Altertümer, für Kostüme [* 29] und für Staats- und Rechtsaltertümer. (Die Sammlung wird demnächst in eigenem Gebäude, nämlich in der zu diesem Zwecke [1890-92] restaurierten Barfüßerkirche aus dem Anfang des 14. Jahrh., mit sehr hohem Chor, untergebracht.) Der prächtige Kreuzgang an der Südseite des Chors, aus dem 15. Jahrh. stammend und 1869-73 erneuert, enthält viele Grabdenkmäler: an seiner Westseite das Denkmal des Johannes Ökolampadius.
Die Terrasse hinter dem Münster, die hoch über dem Rhein gelegene Pfalz, bietet Aussicht auf den breiten Strom und den Schwarzwald. Außerdem verdienen Erwähnung die St. Martinskirche, 1851 erneuert, die kath. St. Clarakirche in Klein-Basel, die St. Elisabethenkirche, auf Kosten von Christoph Merian-Burckhardt erbaut, alle vier in got. Stile, die kath. Marienkirche in roman. Stile, der roman. Bogengang im ehemaligen St. Albankloster und die neue Synagoge im orient. Stil.
Weltliche Bauten. Das Ratbaus am Markte, 1508-27 im burgundischen Stile erbaut, 1821-28 erneuert, hat einen prächtigen Regierungsratssaal mit Schnitzereien und Glasgemälden und im Hofe ein 1580 aufgestelltes Denkmal des Munatius Plancus. Ferner das Zeughaus, das Spalenthor, 1370 errichtet; das 1849 vollendete Museum, welches die wertvollen naturhistor., ethnogr. und antiquarischen Sammlungen, die öffentliche Bibliothek (150000 Bände, 4000 Manuskripte) und die reiche Kunst- und Gemäldesammlung (Bilder und Handzeichnungen von Holbein [* 30] dem Jüngern) enthält, die Kunsthalle (1872) mit permanenter Ausstellung von neuen Gemälden und Skulpturen, im Treppenhaus Fresken von Stückelberg, das Theater [* 31] (1875) und der Musiksaal, beide von Stehlin erbaut, die neue Skulpturballe für Gipsabgüsse, das neue Postgebäude an Stelle des alten Kaufhauses mit dem Börsensaale, die Bank, die große Kaserne im Klingenthal (ein ehemaliges Frauenkloster), das Gerichtsgebäude, das Korrektionshaus, das Spital, das Absonderungsspital für ansteckende Krankheiten, das großartige Irrenhaus, Zeughaus, Kasino, Missionshaus mit ethnogr. Kabinett, der Lohnhof, ein ehemaliges Chorherrenstift, jetzt Sitz der Polizei, der durch seine Bauart bemerkenswerte Spießhof, der neue, mit Bildhauerarbeit verzierte Centralbahnhof, das Denkmal zum Andenken an die Schlacht von St. Jakob sowie dasjenige zur Erinnerung an die Belagerung Straßburgs (1870) und die den Straßburgern von der Schweiz ans geleistete Hilfe.
Verwaltung. Da der Kanton [* 32] Basel-Stadt nur aus der Stadt und den 3 rechts vom Rheine gelegenen Landgemeinden Kleinhüningen, Riehen und Bettingen besteht, fungiert der kantonale «Große Rat» und der «Regierungsrat» auch als Verwaltungsbehörde der Einwohnergemeinde der Stadt Basel, während die Bürgergemeinde B.s (1890: 28883 E.) durch einen von den Stadtbürgern auf 3 Jahre gewählten «weitern Bürgerrat» verwaltet wird, welcher zur Befolgung der Geschäfte auf dieselbe Amtsdauer einen «engern Bürgerrat» (7 unbesoldete Mitglieder) wählt; seine Hauptgeschäfte betreffen die Verwaltung des bürgerlichen Waisenhauses, des Bürgerspitals, des bürgerlichen Armenwesens, des Vermögens der Bürgergemeinde und die Aufsicht über die Zünfte. Alle andern die Verwaltung der Stadt Basel betreffenden Geschäfte sind an die Kantonsbehörden (Großer Rat und Regierungsrat) übergegangen.
Finanzen. Die Einnahmen des Kantons Basel-Stadt beliefen sich 1890 auf 6584581 Frs. (darunter Ertrag der Einkommen- und Erwerbssteuer 1550000 Frs. und der Vermögenssteuer 950000 Frs.); die Ausgaben betrugen 6474840 Frs. (darunter für das Erziehungswesen 1,5 Mill. Frs., für das öffentliche Bauwesen 2241000 Frs. und für Verzinsung und Amortisation der Staatsschuld 2241000 Frs.). Der Kanton besaß 1890 ein Aktivvermögen von 11191000 Frs. und ein Passivvermögen von 12217000 Frs.
Bildungs- und Vereinswesen. Von den Unterrichtsanstalten der Stadt, die von jeher eines vorzüglichen Rufs genießen, ist die älteste und wichtigste die 1459 von Papst Pins II. gestiftete Universität mit (1892) 86 Professoren und Docenten und 401 Studenten; außer den erwähnten Sammlungen und der Bibliothek (170000 Bände, 5000 Handschriften) sind mit ihr verbunden der botan. Garten, [* 33] die Anstalt für Physik und Chemie (Bernoullianum, 1874 eröffnet), die Anatomie und die Kliniken des großartigen städtischen Spitals, des Kinderspitals, der Irrenanstalt, der Augenheilanstalt und der Diakonissenanstalt in Riehen. Im 16. Jahrh. wirkten an dieser altberühmten Stätte der Wissenschaft Erasmus von Rotterdam [* 34] und die Reformatoren Ökolampadius und Grynäus, im 17. die Naturforscher Kaspar und Joh. Kasp.
Bauhin, im 18. die Mathematiker Bernoulli, Euler, Merian. Aus neuerer Zeit sind zu nennen die Theologen de Wette und Hagenbach, der Germanist Wackernagel, der Philologe Gerlach, der Kunsthistoriker Jakob Burckhardt, die Naturforscher P. Merian und L. Rütimeyer, der Theologe und Dichter R. Hagenbach sowie dessen Sohn der Physiker Ed. Hagenbach u. s. w. Ferner bestehen ein Gymnasium (Rektor Dr. Burckhardt, 341 Schüler am untern, 139 am obern Gymnasium), eine Obere Realschule (4 Real-, 3 Handelsklassen, Rektor Dr. Kinkelin, 17 Lehrer, 270 Schüler), eine ¶