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das dieselbe Sprache [* 2] rede wie die Ungarn [* 3] (daher Major Hungaria). Bis zur Ankunft der Mongolen und Tataren waren die ein selbständiges, großes Volk, welches fortwährend die benachbarten Weißen Bulgaren beunruhigte. Kurz vor der Mitte des 13. Jahrh, wurden sie jedoch von den Tataren unterworfen und standen nun unter einer dreifachen Herrschaft: die Sauralskije (jenseit des Ural) gehörten zum sibirischen, die Bjelskije (am Flusse Bjelaja) zum kasanischen, die Gorskije (Bergbewohner) zum nogaischen Chanat.
Sie selbst leiten sich von den turk-tatar. Nogaiern ab, welche im 14. und 15. Jahrh, den südl. Ural beherrschten, und von denen die anstoßenden Steppenniederungen die große Nogai hießen. Zur Zeit, als Kasan [* 4] durch den russ. Großfürsten Iwan I. 1487 erobert wurde und durch Iwan II. 1552 das kasanische Chanat ein Ende nahm, waren die Baschkiren bereits ohne Macht. Sie unterwarfen sich dem russ. Scepter und erhielten das Land zwischen der Kama und Bjelaja angewiesen; an letzterer wurde 1573 Ufa als Hauptstadt des Baschkirenlandes zum Schutze gegen die Kirgisen gegründet.
Die Baschkiren empörten sich indes wiederholt gegen die russ. Herrschaft: so 1672-76 unter Seit, 1707-8 unter Aldar und Kußjum, zuletzt zur Zeit der Gründung Orenburgs 1735-41 unter Abys Kilmjak, wodurch sie in Wohlstand und Volksmenge sehr herunterkamen. Nach ihrer Unterwerfung (1741) erhielten sie eine militär. Organisation. 1786 wurden sie von Steuern befreit und seit 1798 sind sie zum Dienste [* 5] der unregelmäßigen Reiterei herangezogen. Früher zahlten sie keine Steuern; jeder mußte aber vom 17. bis 40. Jahre Kriegsdienst leisten.
Die Baschkiren bildeten den Hauptteil der sog. Baschkirskoje Woisko (Baschkirenheers), zu dem auch viele in den Gouvernements Orenburg, Ufa, Wjatka und Samara wohnende Tataren, hauptsächlich Teptjären und Tümen gehörten; sie zerfielen in 13 Kantone, und jeder von diesem in eine Anzahl Jurten. Sie standen unter dem Gouverneur von Orenburg, militärisch unter einem eigenen Ataman; jeder Jurt wählte seinen Starschina oder Anführer selbst. Pfeil und Bogen, [* 6] mit denen sie in den Befreiungskriegen im westl. Europa [* 7] erschienen, wurden später mit Lanze und Flinte vertauscht.
Sie bildeten, mit übergesiedelten Donkosaken gemischt, den Uralfluß entlang den Grenzkordon gegen Asien [* 8] oder die Linie der Uralischen Kosaken. Jetzt ist das Baschkirenheer aufgelöst, und die Baschkiren sind Abgaben zahlende Kronsbauern wie die übrigen Tataren des östl. Rußlands. Offiziell werden aber noch alle diese Tataren ohne Rücksicht auf ihre Abstammung als Baschkiren bezeichnet. Die eigentlichen Baschkiren bewohnen, etwa 750000 Köpfe stark, ein Gebiet von ungefähr 140000 qkm, das halb mit Wald bedeckt ist.
Man teilt sie in ansässige und wandernde Baschkiren. Die erstern wohnen in Dörfern und treiben Viehzucht, [* 9] Ackerbau und Bienenzucht. [* 10] Die nomadisierenden, wiederum in Gebirgs- und Steppenbaschkiren zerfallend, leben teils von der Jagd, teils von Viehzucht, aber mit solcher Sorglosigkeit, daß im Winter manchmal das Futter fehlt. Die Baschkiren haben große, runde Köpfe, ein plattes Gesicht [* 11] mit großen Ohren und schwachem Barte, dunkle Hautfarbe, schmalgeschlitzte Augen, eine gerade, kurze Stirn, schwarze Haare, [* 12] breite Brust und breite Schultern, sind überhaupt stark und muskulös und zu jeder Arbeit und Ertragung von Beschwerden tüchtig. Sie bekennen sich seit alter Zeit zum Islam. Die Kleidung der Baschkiren besteht in einem blauen Hemde oder einem langen, asiat. Oberkleide nebst Gürtel [* 13] und einem großen Schafpelz, die Kopfbedeckung aus einer spitzen Filzmütze. Sie zeigen sich gastfrei, sind aber mißtrauisch, träge und diebisch, besonders zum Pferdediebstahl geneigt. Ihr Lieblingsgetränk ist gesäuerte gekochte Milch (Airan), nächstdem Thee und der Kumys (s. d.).
Im J.1874 wurde nach Aufhebung des Baschkirenheers bei den Baschkiren, wie bei einigen andern der russ. Herrschaft unterworfenen Fremdvölkern, die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, und 6.Iuli 1874 wurde, zunächst versuchsweise, in Orenburg eine Schwadron Baschkiren für die Dienstpflichtigen errichtet. Der Generalgouverneur Kryschanowskij förderte erfolgreich die Entwicklung dieser Truppe, durch welche die Baschkiren allmählich mit dem Dienste der regulären Reiterei bekannt gemacht werden sollen, errichtete 1875 bereits eine zweite Schwadron und 1876 ein Baschkirenregiment von vier Schwadronen. Diese Lehrtruppe hat einen Stamm von 17 Offizieren und 84 Beamten, Unteroffizieren und Mannschaften der regulären Kavallerie und ist mit gezogenen Gewehren bewaffnet. Unter den Offizieren sind eingeborene Adlige.