Barth, Johann Ambrosius - Barthélemy (François, Marquis de)
mehr
Sinne die Wirtschaftspolitik der Regierung und die socialpolit. Gesetzgebung.
Außer zahlreichen
Artikeln in der Tagespresse
veröffentlichte in den «Freihändlerischen
Blättern» und den «Volkswirtschaftlichen Zeitfragen» (Berl. 1879 fg.)
u. a.: «Der socialistische Zukunftsstaat»,
«Die handelspolit.
Stellung der deutschen Seestädte», «Die
Besteuerung der indirekten Einfuhr», «Wandlungen im Weltbandel»,
«Amerik. Wirtschaftsleben», «Scheinbare
und wirkliche Socialreform» (Heft 73 der «Volkswirtschaftlichen
Zeitfragen», Berl. 1888).
JohannAmbrosius, Verlagsbuchhandlung in
Leipzig,
[* 2] im
Besitz von
ArthurSteiner, geb. in
Leipzig. Sie wurde
von Joh.
Ambrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. zu Thalschütz bei
Lützen,
[* 3] gest. 1813, gegründet, der 1789 die Haugsche
Buchhandlung
(gegründet 1780) durch Heirat erwarb und unter eigenem
Namen fortführte, ging dann über an dessen Sohn
Wilhelm
Ambrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. gest.
darauf an den Sohn des letztern, Dr.
AdolfAmbrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. gest.
zuletzt an dessen
Bruder Joh.
Ambrosius Barth, Johann Ambrosius, geb. gest. Hierauf
wurde das
Geschäft für
Rechnung der
Witwe fortgeführt und an A. Meiner verkauft.
Der Verlag umfaßt hervorragende Werke aller Wissenschaften, erlangte aber besonders Bedeutung für die Naturwissenschaften
durch die bei Barth, Johann Ambrosius erscheinenden Zeitschriften: «Annalen der Physik undChemie» (1790 von
A. C.
Gren gegründet,
fortgeführt vonL. W.
Gilbert, 1824-77 von J. C. Poggendorf, seitdem von G. Wiedemann herausgegeben) mit physik. «Beiblättern»
dazu (seit 1877 von G. und E. Wiedemann herausgegeben) und das «Journal für praktische
Chemie» (1834 von O.L. Erdmann gegründet, 1870 von Kolbe und seit 1885 von E. von
Meyer fortgesetzt).
Von andern Verlagswerken seien erwähnt: Rosenmüller, «Scholia in Vetus Testamentum» (23 Bde.,
1820-35)),
Valentinis ital. Wörterbuch (4 Bde.,
1831-36),
Quellensammlungen des griech.-röm.
Rechts (Basilica, Authenticum,
Anecdota),
Bartsch, «Le
[* 5] Peintre-graveur» (neue Aufl., 21 Bde.,
1866-76),
Schriften von Hedwig, Westermann, Puchta, Marezoll, F. von Holtzendorff, Elise Polko, Koberstein
u. a.; ans neuerer Zeit wissenschaftliche
Abhandlungen von J.
Thomsen,
Helmholtz, Kirchhoff, Paulis Werke über Etruskologie
u. a.
Auguste Marseille,
[* 11] franz. Dichter, geb. 1796 zu Marseille,
Zögling des Oratorianerkollegs in Juilly, schrieb mit seinem Freunde Méry eine
Poet. Satire gegen die
Bourbonen und deren
reaktionären
Anhang, die «Villéliade» (1826; 15. Aufl.
1827),
ein komisches Epos
von spielendem, aber treffendem Witz und kaustischer Laune, das gewaltigen Erfolg hatte. Denselben
Geist atmen: «Les Jésuites» (1827),
«Étrennes
à M. de
Villèle» (1828). Das historische, durch wahrhaft poet.Schilderungen ausgezeichnete
Heldengedicht
«Napoléone en
Égypte» (1.-9. Aufl. 1828; illustr. Ausg.
1842) verband mit Opposition gegen das bourbonische Königtum den Kult Napoleons. Barthélemy wollte dieses Werk dem
Herzog von
Reichstadt überreichen, ward aber nicht vorgelassen und schrieb darauf die Satire «Le
fil de l'homme» (1829),
die ihm 3
Monate Haft zuzog. Die Julirevolution befreite ihn, und er besang nun,
wieder mit Méry, den
Sieg des
Volks in «L'Insurrection, einem der gelungensten Gedichte beider. In der Wochenschrift
»Némésis» (1831, 1832; 7. Aufl. 1842) verfolgte Barthélemy dann die Minister
des Bürgerkönigs mit ebenso argem Spott als deren Vorgänger. Die Regierung erkaufte sein Schweigen,
und es gelang ihm nicht, mit «Justification» (1832),
die öffentliche
Achtung wiederzugewinnen. Er schrieb nun eine
Übersetzung
der Äneide und versuchte sich in
«Nouvelle Némésis» (1845) und «Zodiaque» (1846) nochmals,
aber erfolglos, in der polit. Satire. Unter dem zweiten Kaiserreich feierte Barthélemy jede wichtige Staatsbegebenheit
durch einen Dithyrambus, so in «Le 2 Décembre» und
«Vox populi» (1852),
«L'Exposition» (1855),
«Les deux Marseille» (1856). Barthélemy starb zu Marseille.
Francois, Marquis de, franz.
Diplomat, geb. zu
Aubagne, verdankte der Sorgfalt seines Oheims,
Jean Jacques Barthélemy (s. d.), seine Erziehung und die Eröffnung
seiner Laufbahn imStaatsdienste. 1768 wurde er von
Choiseul in den diplomatischen Dienst aufgenommen.
BeimAusbruche der Revolution ging er als Legationssekretär, dann als Geschäftsträger nach
London,
[* 13] im Dez. 1791 als
bevollmächtigter Minister
nach der
Schweiz.
[* 14] Er schloß 1795 in Basel
[* 15] den frieden mit
Preußen
[* 16] und bald darauf mit
Spanien
[* 17] und dem Landgrafen von
Hessen-Cassel. Doch gelang es ihm nicht, auch England zum Frieden zu bewegen. Im
Rate der Alten zum Mitgliede des Direktoriums
gewählt, kehrte er 1797 nach
Paris zurück. Durch die Ereignisse des 18.
Fructidor wurde er gestürzt, verhaftet
und nach Guayana deportiert; es gelang ihm aber bald nach England zu entkommen. Nach der Revolution vom 18.
Brumaire wurde er vom Ersten Konsul zurückberufen, der ihn zum Vicepräsidenten des Senats und einige Jahre später zum
Reichsgrafen ernannte. Barthélemy war 1802 an der
Spitze der Deputation des Senats, die
Bonaparte das
Konsulat auf Lebenszeit übertrug;
doch blieb er unter Napoleons Regierung ohne Bedeutung. Im April 1814 führte er den Vorsitz im Senat,
welcher des
Kaisers Absetzung aussprach.
Da er sich nach der Restauration zum Pair und Großoffizier der Ehrenlegion hatte ernennen lassen, so strich ihn Napoleon
nach seiner Rückkehr 1815 von der Pairsliste; die zweite Restauration entschädigte ihn dafür durch
Ernennung zum Staatsminister und Marquis, Barthélemy machte sich 1819 durch den
Antrag verhaßt, das
Wahlrecht im
Sinne der
Ultraroyalistenpartei zu beschränken, und zog sich seitdem aus dem öffentlichen Leben zurück. Er starb
Vgl. Kaulek,¶
mehr
Papiers de Barthélemy, ambassadeur de France en Suisse, 1792-97 (Par. 1886 fg.).
Jean Jacques, franz. Altertumsforscher, geb. zu
Cassis bei Aubagne (s. d.), wurde für den geistlichen Stand vorbereitet, widmete sich aber archäol. Studien. Seit 1744 beim
königl. Medaillenkabinett in Paris angestellt, wurde er 1747 Mitglied der Akademie der Inschriften, 1753 Direktor
jenes Kabinetts. Auf einer Studienreise nach Italien, das er 1754-57 ganz durchwanderte («Voyages en Italie», Par. 1802; deutsch
Mainz
[* 19] 1802), erwarb er die Gunst des Grafen Stainville, nachmaligen Ministers Choiseul, der ihn später durch ein Jahrgeld
in den Stand setzte, sich ganz den Studien zu widmen. Barthélemy starb, seit 1789 Mitglied der Akademie, Er
hatte als Antiquar, besonders in der Numismatik, einen ausgezeichneten Namen erworben, als er, nach 30jähriger rastloser Vorbereitung,
die «Voyage du jeune Anacharsis en Grèce» (4 Bde., 1788 u. ö.)
erscheinen ließ, ein Werk, das, bald in alle europ. Sprachen (deutsch von Biester, Berl. 1792-1804) übersetzt,
das gesamte häusliche und öffentliche Leben der alten Griechen in einem anmutigen und treuen Gemälde dem gebildeten Publikum
vorführte. Als Romandichter versuchte er sich in den angeblich aus dem Griechischen übersetzten «Amours de Carite et de Polydore
(Par. 1760 u. ö.). B.s »Œuvres complètes" gab
Villenave heraus (4 Bde. und Atlas,
[* 20] mit Biographie, Par. 1821).