bil-441 den. Sie treten namentlich in hochgelegenen Gebirgsnadelwäldern massenhaft auf. Es sind
Arten der Gattungen
Usnea
Dill. und
Bryopogon Link. Die gewöhnlichsten
Arten sind
UsneabarbataFr. (vgl.
Tafel: Flechten
[* 2] II,
[* 1]
Fig. 2) und
BryopogonjubatumKbr.; beide in ganz
Deutschland
[* 3] in ebenen wie in gebirgigen Gegenden. Auf die höhern
Gebirge ist
UsnealongissimaAch. beschränkt, die sich hauptsächlich im Riesengebirge und bayr. Hochgebirge findet;
ihre Fäden werden nicht selten gegen 5 m lang.
eine Gattung der
Raubvögel,
[* 4] welche den Übergang von den
Geiern zu den
Adlern bildet und sich von den erstern
durch den dichtbefiederten
Kopf undHals, von den letztern durch den an der
Wurzel
[* 5] geraden, vorn gewölbten
und an der
Spitze stark hakig gebogenen Schnabel unterscheidet. Die spaltförmigen Nasenlöcher sind mit steifen, vorwärts
gerichteten
Borsten überdeckt, und am
Grunde des
Unterkiefers steht ein
Büschel von Federborsten
(Bart). Der gewöhnliche Bartgeier,
Geieradler
oder Lämmergeier
(GypaëtusbarbatusL., s.
Tafel:
Geier,
[* 1]
Fig. 1), lebt in allen höchsten
Gebirgen der
Alten Welt,
in den Pyrenäen, dem
Balkan und
Kaukasus, dem Sinai,
Altai und Himalaja, dem
Atlas
[* 6] und in
Abessinien.
Auch in den
Alpen
[* 7] war er früher weit verbreitet, ist dort aber jetzt vollständig ausgerottet. Er ist der größte Raubvogel
der
Alten Welt, 1,25 m hoch und hat eine Flugbreite von über 3 m. Die Oberseite des Körpers ist
glänzend braunschwarz, mit weißem Schaftstrich an jeder Feder, der
Kopf weißlich mit schwarzem Augenstreifen;
Hals und Unterseite
sind rostgelb. Seine Krallen sind weit schwächer als an manchem ungleich kleinern Raubvogel; nur sehr
selten geht er auf größere
Beute aus, und die Jagdgeschichten vom Wegführen von Lämmern und
Kindern scheinen sich wesentlich
auf den
Steinadler zu beziehen, wenn auch einzelne Fälle seiner Dreistigkeit beglaubigt sind.
In der Gefangenschaft wird er sehr zahm. Er lebt von frisch getöteten kleinern Säugetieren, im
Süden auch
von Schildkröten,
[* 8] rührt
Vögel
[* 9] nicht an, nährt sich aber hauptsächlich von
Aas. Die ältern Bartgeier verschlucken große Knochenstücke
und scheinen die
Knochen
[* 10] größerer
Tiere aus der Höhe auf Felsen herabfallen zu lassen, um sie zu zerbrechen und zu verschlingen.
Das auf den unzugänglichsten Felsen angelegte
Nest enthält 1, selten 2 schmutzigweiße, glanzlose
Eier.
[* 11] Die Legezeit fällt in Europa
[* 12] von Ende Dezember
bis in den März. Die
Jungen bleiben bis gegen den Herbst im
Neste und werden
mit frischer
Beute gefüttert. Die Bartgeier, die man in den zoolog. Gärten antrifft, stammen
meist aus den Pyrenäen und werden mit 300–400 M. das
Stück bezahlt. Um sie lange am Leben zu erhalten,
muß man ihnen stets viel
Knochen und
Abfälle von Fellen neben dem Pferdefleisch geben, wenn man nicht mit kleinen Säugetieren
füttern kann.
Stadt im
Kreis
[* 13] Franzburg des preuß. Reg.-Bez.Stralsund,
[* 14] unweit der Mündung der
Barthe an
dem
BartherBodden, der den Seehafen der Stadt bildet, und an der
Nebenlinie Velgast-Barth (11,42 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 15] Station der Dampferlinie Barth-Prerow, ist ein alter, aber gut gebauter Ort und hat (1890) 5578 (2522 männl., 3056 weibl.)
E.,
Amtsgericht (Landgericht Greifswald),
[* 16] Post erster
Klasse,
Telegraph,
[* 17]
Nebenzollamt; frühgot. Marienkirche
(13. Jahrh.) mit spätgot.
Turm
[* 18] (72 m) und Turmkapellen, ein 1733 auf dem Platze des ehemaligen herzogl. Schlosses
(1570–1605 Residenz des
HerzogsBogislaw) errichtetes Fräuleinstift, höhere
Bürgerschule, Navigationsschule mit 3
Klassen,
Volksschulen für
Knaben und Mädchen und Hospitäler;
Vorschußverein, Schiffsassekuranzverein,
städtische
Sparkasse,
Handel mit Getreide,
[* 19] geräucherten und marinierten Fischen und künstlichem
Dünger. hat 4 Werften;
seine
Reederei umfaßt (1880) 238 Schiffe
[* 20] von 43673 t. – Im 12. Jahrh.
ein wend. Burgflecken, wurde Barth im 13. Jahrh. von deutschen
Einwanderern zur Stadt erweitert und erhielt 1255 vom Fürsten Jaromar II. von
Rügen einen
Teil des umliegenden
Landes mit Lübischem
Recht. Im 15. Jahrh. galt es als bedeutende Handelsstadt und war durch ihre Bierbrauereien
weit berühmt. – Das nach der Stadt benannte LandBarth, mit dem sie den «landfesten
Teil des FürstentumsRügen» bildete, umfaßte den Franzburger
Kreis, gehörte zuerst zu
Rügen, kam 1148 an
Pommern,
[* 21] 1185 wieder an die Fürsten von
Rügen.
Nach deren Aussterben 1325 fiel es durch Erbvertrag an den Fürsten Wratislaw
IV. von
Pommern-Wolgast, wurde 1326 durch
Heinrich von
Mecklenburg
[* 22] besetzt, kam 1364 an
Pommern zurück und wurde seit 1457 von
einer Seitenlinie des Hauses beherrscht, die sich die Barthische nannte; 1630 besetzten es die
Schweden,
[* 23] bis es 1815 an
Preußen
[* 24] fiel. –
In dasBarther Binnenwasser, das durch die
Insel Zingst und die Halbinsel
Darß von der Ostsee getrennt wird, führt
im
Osten ein schmaler Eingang aus dem von dem Festlande und der
InselRügen begrenzten Prohner
Wiek. Dieses
Binnenwasser erweitert sich zur
Bucht Grabow, dann vor Barth zum
BartherBodden.
Heinr., einer der berühmtesten Forschungsreisenden der neuesten Zeit, geb. in
Hamburg,
[* 25] besuchte das dortige Johanneum und widmete sich 1839–44 zu
Berlin
[* 26] demStudium der klassischen
Philologie und Altertumswissenschaft. Auf einer
Reise nach
Rom und
[* 27]
Sicilien 1840 hatte sich bei ihm der
Plan ausgebildet, das
Becken des Mittelmeers
[* 28] womöglich seinem ganzen
Umfange nach aus eigener
Anschauung kennen zu lernen; er ging daher 1845 über
Gibraltar
[* 29] nach
Tanger und wandte sich, da er in das
Innere von
Marokko
[* 30] nicht einzudringen vermochte, nach
Algier und
Tunis.
Nach einem kurzen Besuch in
Malta (Anfang 1846) begab er sich aufs neue nach
Tunis, von hier über Gabes nach
Tripolis, zog
um die
Syrte nach
Bengasi, erforschte das alte
Kyrenaika und wandte sich hierauf dem Nilthal zu. Nahe der
ägypt. Grenze von
Räubern ausgeplündert und schwer verwundet, langte er endlich in
Kairo
[* 31] an. In
Ägypten
[* 32] machte er eine Nilfahrt
bis zum zweiten Katarakt von Wadihalfa, durchschnitt die Wüste von
Assuan bis
Berenice und setzte hierauf seine Forschungen
auf der Sinaihalbinsel und in
Palästina
[* 33] fort. Das nordsyr. Küstenland, Cilicien, Cypern
[* 34] und die einst
blühenden hellenischen
Kolonien an den
KüstenKleinasiens berührend, erreichte er
Konstantinopel,
[* 35] von wo er nach dreijähriger
Abwesenheit über
Griechenland
[* 36] nach seiner
Heimat zurückkehrte. Im Winter 1848/49 habilitierte sich Barth als Privatdocent zu
Berlin und
¶
mehr
begann die Bearbeitung seiner «Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers»,
Bd. 1 (Berl. 1849). Im Nov. 1849 begab
er sich mit Overweg über Tunis nach Tripolis, um sich der Unternehmung Richardsons nach Centralafrika anzuschließen.
Am brach die Karawane nach Mursukauf und wandte sich durch die Sahara nach Tintellust, von wo
Barth einen Ausflug nach Agades unternahm. Erst im Dezember konnten die Reisenden ihren Weg nach Süden fortsetzen und erreichten
im Jan. 1851 Damerghu, wo sie sich trennten. Barth wandte sich südwestlich nach den Haussastaaten, um Katsena und Kano im ReicheSokoto zu erreichen. Richardson wollte mit Overweg über Sinder nach Kuka gehen, starb aber zu Ungurutua,
während Overweg glücklich Kuka, die Hauptstadt von Bornu, erreichte, wo er 5. Mai mit Barth zusammentraf.
Von hier aus machte Barth alsbald einen Abstecher nach Adamaua, entdeckte 18. Juni den Binue und kehrte 22. Juli nach Kuka zurück. Beide
vereint unternahmen nun eine Reise nach Kanem und, vom bis Ende Jan. 1852, eine andere nach
dem Lande der Musgu. Nach ihrer Rückkehr reiste Barth Ende März nach Bagirmi im Südosten des Tsadsees, 20. Aug. traf er zu Kuka
wiederum mit Overweg zusammen, der inzwischen Jakuba besucht hatte, aber bald darauf (27. Sept.) zu Maduari
am Tsadsee dem Klimafieber erlag. Wenige Monate darauf trat Barth eine Reise nach dem Westen an und ging nach Sokoto, von wo aus
er seinen Weg über Gando nach Say am Niger fortsetzte. Nachdem er bei Say den Strom überschritten,
durchwanderte er die noch von keinem Europäer betretenen Landschaften Gurma, Libtako und Dalla und kam am 7. Sept. nach Timbuktu.
Nach einem siebenmonatigen Aufenthalte verließ er die Wüstenstadt, mußte aber noch einmal dahin zurückkehren
und konnte erst 8. Mai die Reise wieder aufnehmen. ÜberGogo oder Gao, die einstige glänzende Hauptstadt
des Songhayreichs, Wurno und Kano langte er 12. Dez. wiederum in Kuka an, wo er 4 Wochen mit Eduard Vogel, dem er bereits 1. Dez. zu
Bundi, zwischen Kano und Kuka, begegnet war, zusammen lebte. Anfang Mai 1855 trat Barth den Rückweg nach Europa an, erreichte
über Bilma und Mursuk21. Aug.Tripolis und betrat nach fast sechsjähriger Abwesenheit8. Sept. zu Marseille
[* 38] den europ. Boden wieder.
Die ReisenB.s und seiner Begleiter sind epochemachend für die EntdeckungsgeschichteAfrikas geworden. Als Frucht derselben veröffentlichte
Barth während eines mehrjährigen Aufenthalts in London
[* 39] seine «Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika»
(5 Bde., Gotha
[* 40] 1855-58; Auszug, 2 Bde., 1859-60),
welchem Hauptwerke sich «Sammlung und Verarbeitung centralafrik. Vokabularien»
(3 Abteil., Gotha 1802-66) anschlossen. Nach Berlin übergesiedelt, wurde er 1863 Professor an der Universität und zugleich
Präsident der Geographischen Gesellschaft. Daneben setzte er auch seine Studien über die Mittelmeerländer fort
und unternahm zu diesem Zwecke größere Reisen;
im Herbst 1862 durch die Centralkarpaten, das ungar. Erzgebirge und Siebenbürgen
nach der Donau, dem Balkan, dem Rilo-Dagh und über Monastir zum thessal. Olymp («Reise quer durch das Innere der
europ. Türkei»,
[* 42] in der «Zeitschrift für allgemeine Erdkunde»,
[* 43] Bd.
15, 1863, und Bd. 16, 1864);
Marquard Adolf, bayr. Abgeordneter, geb. in Eichstätt,
[* 50] studierte die Rechte, wurde 1837 Advokat in Kaufbeuren,
[* 51] 1870 in
München. In Kaufbeuren 1848 zum Abgeordneten in die Deutsche
[* 52] konstituierende Nationalversammlung gewählt,
gehörte Barth dort zur erbkaiserl. Partei, war Mitglied der Deputation, welche Friedrich Wilhelm IV. die Deutsche Reichsverfassung
überbrachte und nahm an der Gothaer Versammlung vom 26.Iuni 1849 teil. Seit 1855 Mitglied der bayr.
Abgeordnetenkammer, wußte er bald solchen Einfluß zu gewinnen, das; er seit 1861 Führer der Linken
in derselben, 1855-65 Sekretär
[* 53] und 1865-69 Vorstand des Ausschusses für die Gesetzbücher war, und wirkte mit seinen Gesinnungsgenossen
Völk, Buhl, Brater, Jordan, Stauffenberg u. a. unausgesetzt im freiheitlichen und deutsch-nationalen Sinne.
In den J. 1862-66 beteiligte er sich an den Abgeordnetentagen in Weimar
[* 54] und Frankfurt
[* 55] a. M. und leitete 1866 und 1867 die
Versammlungen der süddeutschen Nationalpartei in Stuttgart. Ein eifriger Gegner der bundesstaatlichen Politik des Ministeriums
von der Pfordten, war Barth später ein Förderer der deutsch-nationalen Bestrebungen des Kabinetts des Fürsten von Hohenlohe.
Als Vertreter des Wahlkreises Rotenburg in Mittelfranken war Barth Mitglied des Zollparlaments und 1871 des
DeutschenReichstages, wo er sich zur liberalen Reichspartei hielt. Im Juli 1871 wurde Barth zum Reichs-Oberhandelsgerichtsrat
in Leipzig
[* 56] ernannt. Im Herbst 1879 trat er in den Ruhestand und siedelte nach Würzburg
[* 57] über, wo er starb. Barth veröffentlichte
einen «Kommentar zur neuen Civilprozessordnung für das Königreich Bayern»
[* 58] (3 Bde., Nördl. 1869-71).
Theodor, liberaler Parlamentarier, polit. und volkswirtschaftlicher Schriftsteller, geb. in
Duderstadt, studierte 1868-71 Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Heidelberg,
[* 59] Leipzig und Berlin, war 1871-72 Rechtsanwalt
in Bremen,
[* 60] 1872-76 Amtsassessor in Bremerhaven, 1876-83 Syndikus der Bremer Handelskammer und siedelte dann nach Berlin über,
wo er die Wochenschrift «Nation» gründete, die er
seitdem leitet. Barth wurde 1881 für Gotha, seit 1885 für Hirschberg
[* 61] in den Reichstag gewählt, wo er sich der liberalen Vereinigung,
dann der deutschfreisinnigen Partei und 1893 der freisinnigen Vereinigung anschloß. Er bekämpfte besonders in freihändlerischem
¶