Körper die absolutistische Politik Napoleons III., mußte aber im Juli 1869, als der
Kaiser konstitutionelle
Reformen in Aussicht
stellte und zu deren Verwirklichung das Ministerium
Ollivier bildete, seinen doppelten Ministerposten niederlegen.
BeimSturze
des zweiten Kaiserreichs flüchtete sich Baroche nach
Jersey, wo er starb.
Merkmale des Barockstils: man komponiert nach
Massen von Licht
[* 4] und Schatten
[* 5] auf den Eindruck der
Bewegung hin, zieht die kleinern
Glieder
[* 6] zu größern zusammen, sucht durch kolossale
Größe im ganzen und einzelnen, durch weite
Ausladungen,
durch breite, schwere, nicht voll durchgegliederte Massenhaftigkeit zu wirken; die Formen werden abgestumpft, erweicht, gerundet,
wulstig, der Pfeiler herrscht vor, die
Glieder werden vervielfacht (Pilasterbündel), die horizontale Linie wird aufgelöst,
die Formen werden gebrochen (verkröpfte Pfeiler und
Architrave, gebrochene und geschweifte Giebel, gedrückte
Bogen,
[* 7] gewundene
Säulen),
[* 8] die Linien des
Grund- und des
Aufrisses werden durch Schwingungen belebt. Ruhe,
Harmonie und schöne
Verhältnisse gehen dem ab; er ist großartig und ruhelos, mehr dekorativ als konstruktiv, aber der echte
Ausdruck seiner
Zeit. Ähnliche Eigenschaften zeigen die
Maler des Barockstils:
LucaGiordano,
Rubens, der Bildhauer
Bernini u. a. Neuerdings
wird auch eine Epoche der antiken Kunst mit
Recht als römischer Barockstil bezeichnet (von
Sybel, Weltgeschichte
der Kunst,
Marburg
[* 9] 1888). - Im übertragenen
Sinne heißt Barock soviel wie wunderlich, verschroben, bizarr, durch seine unangemessene
Form im
Widerspruch mit seinem Wesen stehend.
1) Nominell selbständiger
StaatVorderindiens, ein
Teil des frühern mächtigen
Reichs der Mahratten (s. d.), umschlossen von
der
Provinz Gudschrat der indobrit. Präsidentschaft
Bombay,
[* 10] hat 22195 qkm, (1881) 2185005 E., darunter 1954390
Hindu (89,45 Proz.), 174980 Mohammedaner (8 Proz.), 8118 Parsen, 771
Christen u. s. w., (1891) 2415390 E. (Zuwachs: 16 Proz.).
Unter den
Hindu sind 138506
Brahmanen, 79853 Radschputen, 57027 Kaufleute
(Banjanen); unter den Mohammedanern 155653
Sunniten, 19327 Schiiten.
Außer in
Bombay und
Surat giebt es nirgendwo so viele Parsen als hier; zum größten
Teile wohnen sie in
Naußari (24 km südlich von
Surat). Der Fürst von Baroda führt den amtlichen
Namen Gaekwar und den Familientitel Sena
Chaß Khel
Schamscher
Bahadur. Die
Staatseinnahmen betrugen (1880/81) 22844870 M., die
Ausgaben 21812366 M. Der 1870 auf den
Thron
[* 11] gekommene
Gaekwar, Malhar Rao, wurde,
weil er Versuche gemacht hatte, den engl. Residenten Oberst (nachher
General Phayre zu vergiften, 1875 seiner
Stellung enthoben; ihm folgte sein Verwandter Sajadschi Rao.
2) Baroda (die ursprüngliche ind. Form ist
Wadodra), Hauptstadt des
Staates Baroda, 22° 17½' nördl.
Br., 73° 16' östl. L., östlich
von dem tief eingeschnittenen
Bette des Flüßchens Biswamitri, hat (1881) 101820 E., darunter 84042
Hindu
(Brahmanen 17155, Radschputen 2001, andere 64886), 19149 Mohammedaner (darunter 2148 Schiiten), (1891) 116420 E. (Zuwachs:
14,38 Proz.). Temperaturmaximum in den kältern
Monaten +33⅓° C., Minimum 15°; Maximum in der heißesten Zeit (Mai bis
Juni) 40½° C.
Mittlere Regenhöhe jährlich 1088
mm. Die Stadt, von herrlichen Baumpartien,
Tempeln und
Grabmälern umgeben, wird durch zwei sich kreuzende breite
Straßen in vier nahezu gleiche
Teile geteilt; den Mittelpunkt bildet
der Marktplatz, mit einer viereckigen, offenen, inwendig mit
Springbrunnen und Sitzbänken versehenen
Halle
[* 12] aus der Zeit der
Mogulherrscher.
Die Mahrattenbauwerke sind von keiner Bedeutung, am wenigsten der formlose
Palast des Fürsten. Hinter
demselben erhebt sich der Nasar-Baghpalast, jetzt das Schatzhaus für die Juwelen des Fürsten (Wert derselben über 60 Mill.
M.) und eine ummauerte
Arena für
Ring-
[* 13] und Tierkämpfe. Zahlreich sind die Hindutempel und die Heiligtümer derjenigen frühern
Herrscher, welche durch großartige
Stiftungen es ermöglicht haben, Tausenden von
Brahmanen die tägliche
Nahrung zu spenden. In einer der nördl. Vorstädte, Fatih-Singh, befindet sich das Elefantenhaus
des Fürsten und eine der beiden Athletenschulen. Die neuere Stadt jenseit der Biswamitri, wo das Militär liegt, ist durch
vier
Brücken
[* 14] mit der
Altstadt verbunden. Hauptindustriezweig ist die Anfertigung von
Seiden- und Baumwollwaren.
Die Eisenbahn führt von Baroda südlich nach
Bharotsch-Surat-Bombay, nördlich nach
Ahmadabad und von dort einerseits nach Radschkot
in der Halbinsel Gudschrat, andererseits nach
Adschmir, Dehli und
Agra.
(grch.), soviel wie
Barometrograph, s.
Barometer. ^[= (grch., d. i. Druck- oder Schweremesser), ein Physik. Instrument zur Bestimmung des Druckes ...]
[* 15]
[* 15] (grch.,
d. i. Druck- oder Schweremesser), ein Physik.
Instrument zur Bestimmung des Druckes der atmosphärischen
Luft. Zu seiner Erfindung gab eine
Beobachtung florentin. Brunnenmeister die Veranlassung. Dieselben
versuchten das Wasser in einer ungewöhnlich langen Saugröhre auf eine größere Höhe, als früher gebräuchlich, zu pumpen.
Das Wasser stieg aber in der Saugröhre, ungeachtet des fortgesetzten Pumpens, nicht über 10 m (etwa 32
Pariser Fuß).
Torricelli,
ein
Schüler Galileis, fand (1643) den wahren
Grund dieser Erscheinung. Er wiederholte jenen Versuch der
Brunnenmeister mit einer schwerern Flüssigkeit als Wasser, nämlich mit
Quecksilber. Er füllte nach
¶
mehr
einem zuerst von Viviani angegebenen GedankenQuecksilber in eine an dem einen Ende zugeschmolzene Glasröhre
[* 17]
(Fig. 1) von etwa 800 mm
Länge, schloß dieselbe mit dem Finger, kehrte sie um und tauchte sie mit dem offenen Ende in ein mit Quecksilber gefülltes
Gefäß
[* 18] n n.
Nach dem Hinwegziehen des Fingers sank das Quecksilber bis auf eine Höhe von etwa 760 mm herab, während der oberhalb der
Quecksilbersäule gelegene Teil der Glasröhre leer wurde. Torricelli erkannte hieraus, daß der Druck dieser 760 mm langen Quecksilbersäule
gleich wäre dem einer 10 m langen Wassersäule. Er schloß daraus, daß diese unter sich gleichwertigen
Säulen von einem und demselben Druck gehalten werden, und erkannte darin den Druck, den die Atmosphäre auf die freie Flüssigkeitsoberfläche
des Gefäßes ausübt, in die das Glasrohr eintaucht.
Zur genauern Abmessung der Höhe der durch den Druck der Luft im Gleichgewicht
[* 19] gehaltenen Quecksilbersäule dient ein neben
der Röhre angebrachter Maßstab,
[* 20] dessen Nullpunkt stets auf das Niveau des Quecksilbers im Gefäß eingestellt wird, während
derjenige Punkt desselben, der dem Niveau des Quecksilbers in der Röhre entspricht, die Länge der durch
den Luftdruck getragenen Quecksilbersäule oder den Barometerstand angiebt. Um den Nullpunkt der Skala immer an die Oberfläche
des Quecksilbers im Gefäß bringen zu können, richtet man bei genauen Gefäßbarometern
[* 17]
(Fig. 2) den Boden des Gefäßes so
ein, daß er sich heben und senken läßt. Zu diesem Behufe ist der Boden des Gefäßes ein Lederbeutel
LL, der sich durch eine schraube K so einstellen läßt, daß die Spitze S, die den Nullpunkt darstellt, die Oberfläche des
Quecksilberspiegels berührt, was man an dem Spiegelbild der Spitze im Quecksilber sehr gut beobachten kann. Die Gefäßbarometer
mit beweglichem Boden wurden von Ramsden (1786) erfunden und von Fortin (1820) sowie von Ernst (1847)
verbessert. Da die Veränderungen des Barometerstandes bloß am obern Ende des Barometer abgelesen werden, so braucht man von der
Skala nur den obern Teil. Das Heberbarometer
[* 17]
(Fig. 3) von Boyle (1694) besteht aus einem gebogenen in beiden Schenkeln gleich
weitem Rohr.
Die Skala muß entweder zur Einstellung des Nullpunktes auf
den Spiegel
[* 21] im kürzern offenen Rohr verschiebbar sein, oder man
bringt den Nullpunkt (wie Kapeller) nach Gay-Lussac (1826) zwischen beiden Spiegeln an, zählt zu dem einen Spiegel aufwärts,
zu dem andern abwärts und addiert beide Zahlen. Bei dem gewöhnlichen Hausbarometer (Zimmerbarometer)
liest man nur die obere Kuppe ab und sucht die Schwankungen der untern dadurch zu vermindern, daß man dem kurzen Schenkel
eine flaschenförmige Erweiterung giebt. Diese Art auch Phiolenbarometer genannt, zeigt
[* 17]
Fig. 4. Zu
genauen meteorolog. Beobachtungen des Luftdruckes und bei barometrischen Höhenmessungen (s. d.)
sind jedoch diese Barometer untauglich. Die genauesten Barometer sind die Normalbarometer
[* 22] (s. d.).
Eine sinnreiche Verwendung findet das Heberbarometer in dem von Wolff konstruierten Mikrobarometer
[* 23] (s. d.).
Gänzlich verschieden von den Quecksilberbarometern ist das Aneroid
[* 24] (s. d.).
Schon zur Zeit der Erfindung des Barometer bemerkte Torricelli, daß der Barometerstand an einem und demselben
Orte bald steige, bald falle. Um das Gesetz dieser Barometerschwankungen zu ermitteln, müssen die Ablesungen in regelmäßigen
Zeitintervallen geschehen, oder man läßt die Barometer ihren Stand selbst registrieren; derartige Barometer nennt man Barometrographen.
Ein einfacher Barometrograph besteht darin, daß man im offenen Schenkel eines Heberbarometers einen Elfenbein- oder Stahlcylinder
schwimmen läßt, der die Schwankungen mittels eines einfachen Mechanismus auf einer von einem Uhrwerk regelmäßig bewegten
Papierfläche selbstthätig so notiert, daß auf der letztern eine Kurve entsteht, die dem täglichen Gange des Barometer entspricht.
Ein sehr empfindlicher Barometrograph ist das Wagbarometer. Bei diesem hängt das Barometerrohr an dem einen Arme
eines Wagebalkens, während demselben am andern Arme eine Gegenlast Gleichgewicht hält. Das untere, offene Ende des Rohrs
taucht in das Quecksilber eines Gefäßes, das obere Ende ist erweitert (s. Fig. 5).
Wächst der Luftdruck, so steigt in letzteres Quecksilber und vermehrt den Druck auf die Ringflache dd
des Rohrs, das sich infolgedessen mit seinem Wagarme etwas herabsenkt. Beim Fallen
[* 25] des Luftdruckes geschieht das Gegenteil.
Dieses Schwanken des Wagarms wird mittels eines am Wagbalken befestigten Stifts auf einer gleichmäßig von einem Uhrwerk bewegten
Schreibtafel ersichtlich gemacht. Das Wagbarometer wurde von Morland erfunden (1670) und schon frühzeitig als Barometrograph
verwendet. In letzterer Eigenschaft brachte es Secchi (1857) wieder zur Geltung. Auch hat man jetzt Apparate, bei denen die
Erhebungen und Senkungen der Kapsel eines Aneroids auf einen Schreibhebel übertragen werden, der auf einer
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