(Ursus), die typische Gattung einer ziemlich zahlreichen Familie der Raubtiere, der Bär (Ursidae),
deren Gebiß sich durch die großen, zuweilen lappig eingekerbten Schneidezähne, die dicken, kurzkronigen, aber langbewurzelten
Eckzähne, die kleinen, oft ausfallenden Lückenzähne, den schwachen Reißzahn und die stumpfen, höckerigen Backenzähne
auszeichnet. Mit Ausnahme der Eisbären sind auch alle Arten mehr oder minder pflanzenfressend. Die meisten
Bär sind plumpgebaute Tiere, mit langhaarigem Pelze, fünfzehigen, mit starken Krallen bewaffneten Füßen, stumpfer Schnauze
und verlängertem, beweglichen: Nasenknorpel.
Von den meisten übrigen Raubtieren unterscheiden sich die und ihre Verwandten dadurch, daß sie mit der ganzen Sohle auftreten,
so daß ihre Sohlen und Fußstapfen einige Ähnlichkeit mit denjenigen des Menschen darbieten. Man betrachtet
sie deshalb als die typischen Formen der Sohlengänger (Plantigrada) und teilt sie in zwei Gruppen, die eigentlichen Bär oder
Großbären (Ursina), mit kurzem Schwänze, meist von beträchtlicher Größe, und die Kleinbären (Subursina), meist kleinere
Tiere mit langem Schwänze. Die meisten klettern geschickt. Die bekannteste Art unter den Großbären ist
der braune oder gemeine Bär (Ursus arctos L., s. Tafel: Bären 1,
[* ]
Fig. 2) mit konverer Stirn, braunem und, solange er jung ist,
sehr wolligem Pelze, heimisch in verschiedenen Ländern von Europa und Asien.
Seine Nahrung besteht in der Jugend in Vegetabilien, nachher in Fleisch; dock frißt er auch mit Vorliebe
Honig. Er wird 1,5-2 m lang und wiegt oft gegen 200 kg. Die Brunft, Bärzeit genannt, fällt in den Mai und währt etwa einen
Monat. Nach achtmonatiger Tragzeit wirft die Bärin im Januar zwei Junge, die an Größe etwa einem Eichhorn gleichkommen. Man
jagt den Bär des Pelzes (s. Bärenfelle) und Fettes wegen- doch ist auch sein Fleisch eßbar, ja die Tatzen
und Schinken gelten als Leckerbissen.
Jung kann man ihn zu allerlei Künsten abrichten; eine Gruppe Bär bietet einen possierlichen Anblick. Das Stück wird mit etwa 100 M.
bezahlt und mit Milch, Brot, Wurzeln, Obst u. dgl. ernährt. Später giebt man auch Fleisch und kann damit
die Bär oft mehrere Jahrzehnte lebend halten. Die gelblich gefärbten heißen Honigbären, die silbergrauen Silberbären. Varietäten
des braunen Bär scheinen der Isabellbär in Syrien und der Halsbandbär in Nordasien zu sein. Dagegen ist der Grisly oder Grizzlibär,
Ursus horribilis Ord. (Ursus cinereus Desmn., Ursus ferox Geoffr.), in den Felsengebirgen
Nordamerikas entschieden eine besondere Art, die dem ausgestorbenen Höhlenbären (s. d.) am nächsten steht weit größer
und stärker als der braune Bär ist.
Derselbe gelangt nur selten in die europ. Tiergärten und steht dementsprechend auch höher
im Preise als sein altweltlicher Verwandter. Der ebenfalls in Nordamerika heimische Baribal (Ursus americanus
Pallas), mit platter Stirn, schwarzem Pelz und gelber Schnauze, dessen Nahrung meist in Früchten besteht und der ein sehr
gutmütiges Tier ist, wird häufig in Menagerien und zoolog. Gärten getroffen und
pflanzt sich dort
wie der braune und Grizzlibär leicht fort.
Der Preis für ein erwachsenes Paar beträgt etwa 600 M. In den Anden Südamerikas tritt an Stelle des Baribals der Brillenbär
(Ursus ornatus Cuv.), mit gleichfalls schwarzem Pelze und weißer brillenartiger Zeichnung um die Augen. Derselbe gelangt nur
selten in die Gefangenschaft und das Paar wird bei europ. Tierhändlern
mit 800-1000 M. bezahlt. Der schlanke japan. und tibetan. Kragenbär oder Kuma (Ursus tibetanus Cuv.) mit einem Y-förmigen
weißen Flecke oberhalb der Brust kommt ihm am nächsten. Ähnliche weiße Halskragen besitzen die kleinen, wie Affen kletternden
südasiat. Sonnenbären (Heliarctos). Eigenartig sind ferner der in Ostindien und Ceylon einheimische Lippenbär (Ursus
labiatus Desm.,
s. Tafel: Bären II,
[* ]
Fig. 2) mit langer, sehr beweglicher, rüsselförmiger Schnauze, zottiger
Mähne und ungeheuern Sichelkrallen (der Ours jongleur der Franzosen), der im Alter leicht die Schneidezähne verliert und
wegen dieses Mangels lange Zeit für ein Faultier gehalten wurde, sowie der Eisbär (s. d.,
Ursus oder Thalassarctos maritimus Desm.,
s. Tafel: Bären I,
[* ]
Fig. 1). Zu den Kleinbären gehören der Waschbär, Marderbär, Katzenbär, Nasenbär (s. Tafel: Bären II,
[* ]
Fig. 5, 1, 3, 4) und der Wickelbär, die sich weiter als die angeführten von der typischen Gattung
entfernen und in Amerika und Asien heimisch sind.
Als Wappentier kommt der Bär namentlich in der Schweizer und deutschen Heraldik vor, ist häufig als sog.
redendes Wappen, z. B. bei den Familien von Behr, von Bar und den Städten Berlin, Bern,
Bernburg u. s. w. Er erscheint meist schwarz,
häufig auch silbern, seltener rot oder andersfarbig, kommt aufgerichtet, schreitend und fangbereit vor und ist bisweilen
gekrönt, mit Kette oder Halsband angethan. Oft hält er auch eine Art wie ein Tanzbär, eine Hellebarde wie ein Landsknecht,
oder einen andern Gegenstand. Halbe Bär, Bärenköpfe und Bärentatzen, letztere einfach, doppelt nebeneinander oder über
Kreuz gelegt, oder auch dreifach zusammengestellt, finden sich auf Schild und Helm ebenso häufig vor
wie die ganze
[* ]
Figur.