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Tenia crassicollis Rud. als Cysticercus fasciolaris in der Leber der Hausmaus, die Finne der großen Taenia marginata Batsch des Fleischerhundes zwischen den Eingeweiden des Schlachtviehes (Cysticercus tenuicollis), die Finne der Taenia serrata Goetze der Haus- und besonders der Jagdhunde [* 2] als Cysticercus pisiformis in den Kaninchen [* 3] und Hasen u. s. w. Oft wird von der Blasenwand anstatt eines einzigen eine ganze Anzahl von Köpfchen erzeugt, wie bei der Finne der Taenia coenurus Sieb. der Schäferhunde, die als Quese oder Drehwurm (Coenurus cerebralis) die berüchtigte Drehkrankheit der Schafe [* 4] hervorbringt.
Diese
Finne lebt als oft hühnereigroße
Blase im
Gehirn
[* 5] der jungen Lämmer; ihre
Köpfchen, von
Hunden gefressen,
werden alle wieder zu Bandwürmer.
Ebenfalls hierher gehört ein sehr kleiner, nur drei- oder viergliedriger Bandwurm
[* 6] des
Hundes
(Taenia echinococcus
Sieb.), dessen
Finne als Hülsen- oder
Schachtelwurm (Echinococcus) oft Kindskopfgröße erreicht
und die gefährliche Echinokokkenkrankheit (s.
Leberechinococcus) hervorruft. Die
Köpfchen entstehen hier in den sog. Brutkapseln,
die als feine weiße Pünktchen oft in ungeheurer Zahl der Innenwand der
Blase aufsitzen oder nach ihrer
Abtrennung
frei in der Flüssigkeit liegen.
Den bis jetzt genannten, sog. echten Blasenbandwürmern (Cysticae) gegenüber steht eine große Anzahl anderer, meist kleiner Formen (besonders in Vögeln lebend), die sog. Cysticercoiden, bei denen im Finnenzustand der Kopf ohne Wassereinschluß die Blase ausfüllt. Hierher gehört u. a. die Taenia cucumerina Rud. des Hundes, deren Jugendzustand in der Hundelaus (Trichodectes canis Deg.) gefunden und mit dieser von ihrem definitiven Träger [* 7] gefressen wird.
Die Finnen der Cysticercoiden leben fast nur in wirbellosen Tieren. Aus einem einzigen Bandwurmei kann also eine große Anzahl von Köpfen entstehen; tritt nun die zur Weiterentwicklung notwendige Überführung in einen neuen Träger nach einer gewissen Zeit nicht ein, dann beginnen die Blasenwürmer abzusterben. Im Magen [* 8] der definitiven Träger aber werden Blase und Wurmkörper völlig verdaut; nur der Kopf gelangt in den Dünndarm, setzt sich dort fest und beginnt nun an seinem hintern Ende die einzelnen Glieder, [* 9] die Geschlechtstiere, knospen zu lassen. Jedes neue Glied [* 10] schiebt sich dabei immer zwischen Kopf und das vorhergebildete ein, so daß die Glieder immer älter und größer werden, je weiter sie sich vom Kopfe entfernen. Sie entwickeln dabei ihre Geschlechtsorgane, zuerst die männlichen, später die weiblichen; die reifen Proglottiden sind nichts als lebendige Eibehälter.
Unter den Bandwürmer
findet sich eine Anzahl wohl charakterisierter Familien, von denen das meiste Interesse die
der
Tänien (Taeniadae) und der
Bothriocephalen (Grubenköpfe, Bothriocephalidae) beanspruchen, da
Vertreter von ihnen zu den
häufigsten
Parasiten des
Menschen gehören. Die
Tänien besitzen am
Kopfe 4 Saugnäpfe; die Geschlechtsöffnungen
liegen auf den Kanten der
Glieder nebeneinander; der Fruchthälter ist nicht nach außen geöffnet. Im
Menschen schmarotzen:
der gemeine oder schmale Bandwurm
(Taenia solium
Rud.) mit dem als Cysticercus cellulosae
vom Schweine
[* 11] bekannten Finnenzustand,
und der schwarze oder Rinderbandwurm
(Taenia saginata Goetze s. mediovanellata Küchenm.), deren
Finne
im Rinde lebt. Beide sind leicht zu unterscheiden.
Die Taenia solium erreicht eine Länge von 2 bis 3 m und zählt 8–900 Glieder; der stecknadelkopfgroße Skolex [* 1] (Fig. 2a) trägt 4 Saugnäpfe und einen Kranz von 26 bis 28 Haken; einzeln abgehende Glieder (Fig. 2b) erkennt man an der geringen Größe (Länge 10–12 mm, Breite [* 12] 5–8 mm) und an der Form des mit Eiern gefüllten Uterus, der an dem mittlern Längsstamme nur wenige (7–10) dicke und verästelte Seitenzweige aufweist.
Dieser Bandwurm ist neuerdings viel seltener geworden; er ist besonders gefährlich, weil auch seine Finne [* 1] (Fig. 3) beim Menschen zur Entwicklung kommt und leicht (im Hirn, Auge [* 13] u. s. w.) sich festsetzt.
Die Taenia saginata ist bedeutend größer und feister, mißt ausgedehnt bis 8 m und zählt gegen 1300 Glieder. Der Kopf [* 1] (Fig. 4a) mißt bis 2 mm im Durchmesser, die 4 Saugnäpfe sind außerordentlich kräftig und muskulös, so daß der Wurm, [* 14] trotz des Mangels von Haken, viel fester sitzt und schwerer abzutreiben ist als die andere Art. Auch die reifen Glieder (Fig. 4b), die fast immer einzeln abgehen, sind größer (10–20 mm lang und 5–7 mm breit); vom Längsstamme des Uterus laufen zahlreiche (jederseits 25–30) dünne und wenig verästelte Seitenzweige aus. Dieser Bandwurm findet sich fast immer isoliert, er kann durch seine Größe und seine schwere Entfernbarkeit wohl Beschwerden hervorrufen, gefährlich aber wird er nicht, da seine Finne nur im Rinde lebt.
Die Bothriocephalen besitzen zwei flache Sauggruben an dem scharfen Rande ihres gurkenkernähnlichen Kopfes [* 1] (Fig. 5a), dessen Fläche senkrecht zur Körperfläche steht. Haken fehlen; der Uterus ist nach außen offen, die Geschlechtsöffnungen liegen auf der Fläche der Glieder. Der bekannteste Vertreter ist der große Bothriocephalus latus Brems. des Menschen, der in der Schweiz, [* 15] den Ostseeländern, in Rußland, auch Amerika [* 16] und Japan [* 17] häufig vorkommt. Er erreicht eine Länge von 8 und 9 m, besitzt 3000–3500 Glieder, die, in der Mitte 4,5 mm lang und 10–12 mm breit, nach hinten zu mehr quadratisch werden; der mit Eiern gefüllte Uterus liegt als rosettenförmiges Gebilde in der Mitte der Glieder (Fig. 5b). Die Finne lebt im Muskelfleische des Hechtes, der Quappe und anderer verwandter Fische; [* 18] sehr häufig sind die Bothriocephalen in Gegenden, wo viel Fische genossen werden.
Der Bandwurm verursacht seinem
Träger, jedoch durchaus nicht immer, mannigfache
Beschwerden, wie Koliken und
Magenkrämpfe,
Erbrechen, Gefühl von
Bewegungen,
Winden
[* 19] oder Saugen im
Unterleib, Schwindel und epileptische Zufälle,
Blutarmut und
Abmagerung. Als Folgen der Anwesenheit von Bandwürmer
können diese auch sonst auftretenden Erscheinungen aber
nur gelten, wenn sie regelmäßig nach längerm Fasten oder nach dem Genusse gewisser, dem Bandwurm erfahrungsgemäß widriger
Nahrungsmittel
[* 20]
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(Zwiebeln, Meerrettich, Möhren, Sardellen, Obst u. dgl.) auftreten und auffallend rasch nach dem Genuß von Milch und nahrhaften
Speisen verschwinden. Gewißheit erhält der Kranke erst, wenn einzelne Glieder oder Gliederketten abgehen, oder wenn in Exkrementen
die charakteristischen Bandwurmeier mikroskopisch nachweisbar sind. Den einzig wirksamen Schutz gegen Bandwürmer
bildet
die Verhütung der Einfuhr lebender Finnen in den Magen, also die Vermeidung des Genusses rohen oder halbrohen
Schweinefleisches und Rindfleisches (und roher Fische).
Zur Abtreibung des Bandwurms bedient man sich besondere des ätherischen Extrakts der Farnkrautwurzel oder einer Abkochung der Granatwurzelrinde, welche die wesentlichsten Bestandteile fast aller der zahlreichen Geheimmittel gegen den Bandwurm bilden (s. Bandwurmmittel); beide Mittel leisten fast stets vorzügliche Dienste, [* 22] vorausgesetzt, daß sie aus frischen Droguen bereitet wurden. Dem gleichen Zweck dienen auch die Kussoblüten, das Kamalapulver, die Kürbiskerne und das gereinigte Terpentinöl.
Gewöhnlich läßt man der eigentlichen Kur eine Vorbereitungskur vorausgehen, um den Bandwurm gegen das Abtreibemittel weniger
widerstandsfähig zu machen; man erreicht dies am besten durch vorhergehendes Fasten und den Genuß von eingesalzenen Fischen.
Als erfolgreich kann eine Bandwurmkur nur dann angesehen werden, wenn der Kopf des Bandwurms mit entfernt worden ist, da sonst
der zurückgebliebene Kopf nach wenigen Monaten wieder eine neue Gliederkette erzeugt hat. – Das Hauptwerk
über Bandwürmer
wie über Eingeweidewürmer überhaupt ist Leuckarts Buch «Die Parasiten des Menschen u. s. w.» (2. Aufl., Lpz.
1879).