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15 Amtsgerichten (Bamberg [* 2] I., Bamberg II., Baunach, Burgebrach, Ebermannstadt, Ebern, Forchheim, Höchstadt am Aisch, Kronach, Lichtenfels, Ludwigsstadt, Nordhalben, Scheßlitz, Seßlach, Staffelstein) und Kammern für Handelssachen, zweier Amtsgerichte, je zweier Bezirks-, Rent-, Forstämter, eines Landbauamtes, Straßen- und Flußbauamtes, Aich-, Hauptzoll-, Oberpost-, Oberbahnamtes (440,99 km Bahnlinien) und des Stabes der 4. Kavalleriebrigade.
Bildungs- und Vereinswesen. An der Spitze des Unterrichtswesens steht das Lyceum (Geistlicher Rat Dr. Katzenberger) mit theol., philos. und kath. Fakultäten an Stelle der 1585 als Gymnasium academicum gestifteten, 1647 von Bischof Otto in eine Akademie verwandelten, 1735 von Bischof Friedrich Karl durch die jurist. und mediz. Fakultät erweiterten, 1803 aufgehobenen Universität. Seit 1886 besitzt Bamberg eine aus Mitteln der Dr. Remeisschen Stiftung (500000 M.) gegründete Sternwarte [* 3] (Direktor Dr. Hartwig) mit dem größten Heliometer [* 4] der nördl. Halbkugel, einem 10zölligen Refraktor und andern wertvollen Instrumenten.
Ferner hat Bamberg zwei Gymnasien, das königl. Alte Gymnasium, als kath. Stiftung von Fürstbischof von Mengersdorf gegründet (Studienrektor Professor Klüber, 24 Lehrer, 5 Gymnasial-, 4 Lateinklassen, 377 Schüler) und das königl. Neue, 1890 eröffnete Gymnasium (Rektor Schmidt, 23 Lehrer, 9 Klassen, 372 Schüler), das Aufseesianum, ein vom Freiherrn von Aufsee 1738 gegründetes, jetzt königl. Studienseminar für kath. Studierende, dessen 104 Zöglinge das königl. Gymnasium besuchen (Direktor Hehler); eine königl. Realschule mit Handelsabteilung (Rektor Dr. Schumann, 19 Lehrer, 200 Schüler), ein kath. Priesterseminar verbunden mit Knabenseminar; ein königl., seit 1873 paritätisches Schullehrerseminar (1791 gegründet), eine königl. paritätische Präparandenschule (1875 von Forchheim nach Bamberg verlegt), eine Taubstummenanstalt (kath. Internat), ein höheres Töchterinstitut der Englischen Fräulein (1717 gegründet), eine höhere Mädchenschule, ein Mädchen- und ein Malerinstitut (Schmittsche Porzellanmalerei-Anstalt) und 60 Volksschulen.
Unter den Sammlungen für Wissenschaft und Kunst steht obenan die ehemals bischöfliche, aus der Jesuiten- und mehrern Klosterbibliotheken entstandene königl. Bibliothek (Friedrich Leitschuh) im ehemaligen Jesuitenkollegium mit 300000 Bänden, 3100 Handschriften (darunter schöne Pergamenthandschriften aus der von Kaiser Heinrich Ⅱ. dem Bamberger Domstift hinterlassenen sog. Kaiserbibliothek, Evangelien- und Meßbücher aus der Karolingerzeit, u. a. die sog. Alkuinsbibel, von Alkuin für Karl d. Gr. geschrieben), 5000 kostbaren Inkunabeln und den reichen Sammlungen des Kunstforschers Jos. Heller (gest. 1849). In demselben Gebäude befindet sich die physik.
Sammlung und das Lindersche Naturalienkabinett (Konchylien und Insekten). [* 5] Die städtische Kunstsammlung auf dem Michaelsberg enthält über 600 wertvolle Gemälde der altdeutschen, niederländ., ital., span. und franz. Schule sowie zahlreiche Kunstgegenstände aus älterer und neuer Zeit. Mit derselben ist eine ethnogr. Sammlung verbunden. In den Parterreräumen des Kunstmuseums finden sich die Sammlungen des Historischen Vereins. Im Stadttheater (800 Plätze) werden im Winter Schauspiele und Opern durch die Nürnberger Bühnengesellschaft gegeben. Von Vereinen bestehen: Kunstverein, Naturforschende Gesellschaft, Kolonialverein, Historischer Verein, Gartenbau-, Bienenzucht-, Fischerei-, Ornithologischer Verein, Stenographen-, Volksbildungs-, Gewerbe-, Fremdenverkehrs-, Verschönerungsverein, Verein für Ferienkolonien und Knabenhort sowie die Freimaurerloge «Zur Verbrüderung an der Regnitz». In Bamberg erscheinen 4 tägliche Zeitungen.
Wohlthätigkeitsanstalten. Allgemeines Krankenhaus, [* 6] Irrenanstalt, Antonistift für Epileptische und an unheilbaren Krankheiten Leidende, Bürgerspital, Rettungsanstalten für Knaben und Mädchen, Waisenbaus, Dienstbotenversorgungs-, Suppenanstalten, Schwimmschulen, Badeanstalten, städtisches Leihhaus.
Industrie, Handel und Gewerbe. Die Industrie umfaßt eine Baumwollspinnerei (eine der größten Deutschlands [* 7] mit 2000 Arbeitern, 90000 Spindeln, 1260 Stühlen, einer Jahresproduktion [1887] von 9,6 Mill. m im Werte von 3 Mill. M. und 1,9 Mill. M. Bruttoüberschuß), 2 Eisengießereien, 2 Holzgalanteriewarenfabriken, elektrotechnische Fabrik, Seidenzwirnerei, Färberei, Bleicherei und Appreturanstalt; Fabrikation von Tuch und Wollzeugen, Seilerwaren, Cigarren und Tabak, [* 8] Wagen, Möbeln, Thonöfen und Präserven; Holzschnitzerei, Ziegelei, bedeutende Exportbierbrauereien (Frankenbräu), Malzfabrik (1886 gegründet, mit 40000 hl jährlicher Produktion), berühmte Porzellanmalerei mit bedeutendem Export nach England und den Vereinigten Staaten. [* 9]
Einen Hauptnahrungszweig bildet aber die blühende Gärtnerei, die besonders viel Süßholz, weiße und gelbe Rüben, Anis, Obst, Koriander und Sämereien für die Ausfuhr liefert. Die Umgebung von Bamberg gleicht einem großen Frucht- und Gemüsegarten. Jährlich finden 2 Messen, monatlich 2 Viehmärkte und im Frühjahr Pferdemärkte statt. Außer der Agentur der Bayrischen Notenbank besteht eine Reichsbanknebenstelle, ein Bezirksgremium für Handel und Fabriken und für Gewerbe, Vorschußverein und städtische Sparkasse.
Verkehrswesen. Bamberg liegt an den Linien Bamberg-München (261 km), Bamberg-Hof (127,14 km), Bamberg-Würzburg (101 km) und Bamberg-Grenze-Meiningen (134,67 km) und hat ein Oberpostamt, eine Hauptpostexpedition und ein Postamt zweiter Klasse, bei denen (1890) 7,5 Mill. M. auf 107000 Anweisungen eingezahlt und 7,6 Mill. M. auf 121000 Anweisungen ausgezahlt wurden, während 36720 Depeschen ankamen und 32316 abgingen. An die städtische Fernsprecheinrichtung sind 170 Teilnehmer angeschlossen. Der Verkehr auf dem Ludwig-Main-Kanal hat infolge des Eisenbahnverkehrs nachgelassen, die Bamberger Schiffer besitzen noch wenige Transportschiffe.
Umgebung. In der schönen Umgebung der Stadt bietet der auf einer von der Regnitz gebildeten Insel gelegene Theresien- und Luisenhain mit seinen Parkanlagen angenehme Spaziergänge (Badeanstalt [* 10] mit Schwimmschulen und Café), ebenso die zum Schutze gegen die Hochflut der Regnitz 1889 aufgeführten Dämme (1½ Mill. M.) auf beiden Seiten des rechtsseitigen Regnitzarmes; am Ende des Haines das Dörfchen Bug, beliebter Ausflugsort; 2 km oberhalb der Stadt die Altenburg, [* 11] im 10. Jahrh. gegründet, seit 1251 ein festes Schloß der Fürstbischöfe von Bamberg, 1553 durch Markgraf Albrecht Alcibiades von Bayreuth [* 12] zerstört, später wiederhergestellt, mit restaurierter Burgkapelle (Grabmäler aus dem 16. Jahrh. und alte ¶
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Glasmalereien) und herrlicher Fernsicht vom Turme. 4 km entfernt die Marquardsburg, auch See Hof [* 14] genannt (ehemals bischöfl. Sommerresidenz), jetzt im Privatbesitz; weiter entfernt Schloß Banz (s. d.) und Wallfahrtsort Vierzehnheiligen, Schloß Pommersfelden mit berühmter Bildergalerie.
Vgl. Leist, Bamberg. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebung (3. Aufl., Bamb. 1889).
4) Bamberg, früher reichsunmittelbares Bistum, wurde von Kaiser Heinrich II. gestiftet, der die Stadt 995 von seinem Vater, Herzog Heinrich von Bayern, [* 15] geerbt hatte; erster Bischof wurde der Kanzler Eberhard. Kaiser und Päpste übten lange Zeit bedeutenden Einfluß auf die Wahl der Bischöfe, bis 1398 das Kapitel gänzliche Wahlfreiheit erlangte. 1435 rotteten sich die Bürger der Stadt zusammen und vertrieben den Bischof Anton von Rotenhan. Durch die Reformation, die der Bischof Weigand von Redwitz (1522-56) vergebens zu hindern suchte, verlor das Bistum mehr als die Hälfte seiner Besitzungen und war seitdem sehr oft mit Würzburg [* 16] unter einem Bischöfe vereinigt.
Große Verdienste um Bamberg erwarben sich in den letzten Zeiten die Bischöfe Lothar Franz, Graf von Schönborn, gest. 1729;
Friedr. Karl, Graf von Schönborn, gest. 1746;
Phil. Ant. von Frankenstein, gest. 1753;
Adam Friedr., Graf von Seinsbeim, gest. 1779;
vor allen Franz Ludw. von Erthal, gest. 1795. Zufolge des Lunéviller Friedens wurde 1802 das Bistum, das damals 3580 qkm und 207000 E. hatte, säkularisiert, Pfalzbayern zugeteilt, und der letzte, der Zahl nach 61. Fürstbischof, Christoph Franz von Buseck (gest. mit 40000 Fl. pensioniert.
Infolge des zwischen Bayern und dem röm. Stuhle 1817 abgeschlossenen Konkordats wurde Bamberg zum Erzbistum erhoben und ihm die Suffraganbistümer Würzburg, Eichstädt und Speyer [* 17] untergeordnet, mit denen es die Kirchenprovinz Bamberg bildet; dieselbe erstreckt sich in Bayern hauptsächlich über Ober-, Mittel- und Unterfranken und über die Rheinpfalz; außerhalb des Königreichs über die Herzogtümer Coburg [* 18] und Meiningen. [* 19] Die Erzdiöcese umfaßt den bayr. Regierungsbezirk Oberfranken (außer den Amtsgerichtsbezirken Selb, Thiersheim, Wunsiedel und den Gemeinden Fichtelberg und Kirchenpingarten), von der Oberpfalz den Amtsgerichtsbezirk Auerbach [* 20] und die Gemeinde Hirschbach, die nordwestl. Hälfte von Mittelfranken und mehrere Grenzgemeinden im NO. und SO. von Unterfranken, außerdem das Herzogtum Coburg und die Gemeinden Heldburg und Lindenau in Meiningen, und hat 17289 qkm, 311107 Katholiken (ohne Militär), 630000 Andersgläubige, 353 Welt- und 17 Ordenspriester, 192 Pfarreien und Pfarrkuratien und 20 Dekanate.
Vgl. Jäck, Geschichte der Provinz Bamberg 1006-1803 (3 Bde., Bamb. 1809);
ders., Allgemeine Geschichte B.s 1007-1811 (ebd. 1815);
ders., Lehrbuch der Geschichte B.s von 1807 bis auf unsere Zeiten (2. Aufl., Erlangen [* 21] 1820);
ders., Bambergische Jahrbücher von 741 bis 1833 (5 Bde., Bamb. 1829-34);
Eisenmann, Geograph.
Beschreibung des Erzbistums Bamberg (ebd. 1833); Monumenta Bambergensia (hg. von Jassé, Berl. 1869); Looshorn, Geschichte des Bistums Bamberg (Bd. 1-3, Münch. 1886-91).