Seine bedeutendsten
Schriften sind: «Capitularia regum Francorum» (2 Bde.,
Par. 1677; vermehrte Aufl., Vened. 1772; neu
hg. von Chiniac, 1780) und die «Miscellanea» (7 Bde.,
Par. 1678-1715; neue Ausg. von Mansi, 4 Bde.,
Lucca
[* 2] 1761);
ferner «Conciliorum nova collectio» (Par. 1685,
ein
Supplement zu der von Labbe und Cossart 1671 herausgegebenen Sammlung),
die
Ausgaben der
«Epistolae Innocentii papae III.» (2 Bde., ebd. 1682)
und der
«Opera» des
Cyprian (ebd. 1726) und die schon 1656 begonnene
«Historia Tutelensis ecclesiae» (2 Bde., 1717).
Vgl. Deloche, Etienne Baluze (Par. 1856),
und R. Fage, «Les œuvres de Baluze cataloguées et
décrites» (1882-84).
Stadt im preuß. Reg.-Bez. und
Kreis
[* 3]
Arnsberg,
[* 4] an der links zur
Ruhr gehenden Hönne, am Fuße des in nordwestl.
Richtung vom Orte senkrecht aufsteigenden BalverWaldes, ist Sitz eines
Amtmanns für das
Amt Balve (Stadt und 12 Gemeinden, 5257 E.)
und hat (1890) 1169 kath. E.,
Amtsgericht (Landgericht
Arnsberg), Post,
Telegraph,
[* 5] kath.
Kirche, Krankenhans,
zwei Rotgerbereien, zwei
Mahl-, drei Sägemühlen, Bierbrauerei
[* 6] und chem. Fabrik in der Nähe. Der BalverWald, in den
KreisenArnsberg und Iserlohn,
[* 7] ist eine bewaldete Berglandschaft (bis 548 m), sein höchster Gipfel, der
Steinradenberg, bildet einen
trigonometr. Punkt erster Ordnung. Im Kaltsteingebirge des Hönnethals befinden sich zahlreiche
Höhlen,
darunter die BalverHöhle mit großartigem
Gewölbe,
[* 8] eine Fundstätte von
Knochen
[* 9] antediluvianischer
Tiere, die in dem städtischen
Museum aufbewahrt werden. Unweit Balve, bei Wocklum auf dem Borkeberg, eine noch gut kenntliche Wallburg und 6 km
von Balve die
Binoler Tropfsteinhöhle, Sommer 1889 entdeckt und für Besucher zugänglich gemacht.
(spr. -sack),Honoré de, franz. Romanschriftsteller,
geb. in
Tours,
[* 10] ward auf dem Gymnasium zu
Vendôme und einem
Pariser Pensionat gebildet, wurde Schreiber eines Notars,
wandte sich aber bald der Schriftstellerei zu. Seitdem lebte er zu
Paris,
[* 11] wo er starb. Er hatte
schon eine Menge mittelmäßiger
Romane unter dem
Namen H. de St.
Albin veröffentlicht und sich durch verfehlte buchhändlerische
Unternehmungen mit Schulden überhäuft, als er, zum erstenmal unter seinem
Namen, mit dem (W. Scott nachgeahmten)
Roman «Le
[* 12] dernier Chouan, ou la
Bretagne en 1800» (1829) Beifall fand.
Fast gleichzeitig veröffentlichte er die Erzählungen «Scènes de la vie privée»
(1829-30,1832 u. ö.) und die Aufsehen erregende
«Physiologie du marigae» (2 Bde., 1830 u. ö., 2.
Serie 1853; deutsch u. d. T.
«Die
Physiologie der
Ehe» von Heichen, Berl. 1891),
eine scherzhaft-wissenschaftliche Untersuchung, die
das Eheleben nach der sinnlichen Seite zergliedert. Bekundet sich hier schon Begabung für
Beobachtung der materiellen Erscheinungen
des Lebens, so zeigt
«Peau de chagrin» (2 Bde., 1831) den Hang zu mystischer
Phantastik. Letztere fehlt auch nicht in den folgenden
Romanen, in denen sich Balzac vollständig der
Darstellung
des modernen franz. Lebens in
Paris, in der Provinzstadt und auf dem
Lande zuwendet. Mit «La femme de trente ans» entdeckte
er gleichsam den Frauentypus für seine
Romane und eroberte die dauernde Gunst der weiblichen Lesewelt; die «Scènes
de
la vie de province» (1834-37),
namentlich die feine Erzählung «Eugénie Grandet»
(1834),
erwiesen ihn als
Meister in der treuen
Schilderung des Provinzlebens; der gestaltenreiche
«Père Goriot» (1835),
eine
Erneuerung des Lear-Themas, stellt das
Pariser Leben mit scharfem Realismus dar. 1836 faßte Balzac den
Plan, alle seine
Romane
zu verbinden und u. d. T. «»La
Comédie humaine" als eine Gesamtdarstellung des menschlichen Lebens erscheinen
zu lassen. (Vgl. Cerfberr und
Christophe, Répertoire de la
Comédie humaine, Par. 1887.) In 6
Abteilungen: «Scènes de la vie
privée», «Scènes de la vie province», «Scènes
de la vie parisienne», «Scènes de la vie politique», «Scènes
de la vie militaire», «Scènes de la vie de campagne», kam
diese 1842-48 (17 Bde.) heraus. Hierin sind die frühern und
die spätern
Romane enthalten. Von den letztern sind die bedeutendsten: «Le lis dans la vallée» (1835),
«La recherche de
l'absolu», «Histoire de la grandeur et de la décadance de César Birotteau»
(1838),
«Un ménage de garçon» (1842) und B.s letztes Werk,
«Les pavents pauvres». Ein eigentümliches Kunststück in sprachlicher
Hinsicht sind B.s «Contes drolatiques» (1832-37),
ausgelassene Novellen in
Manier des 16. Jahrh. Als Dramatiker war Balzac nur
glücklich mit «Mercadet, ou le faiseur» (1851),
während «Vautrin» (1840, als unsittlich verboten),
«La Marâtre» (1848)
u. a. wenig Beifall fanden.
Balzac ist der Romanschriftsteller des Julikönigtums. Mit unerbittlicher
Schärfe der
Beobachtung schildert
er eine Gesellschaft, die von dem Streben nach Genuß und
Besitz geleitet wird. Sein
Trieb nach Wahrheit und Anschaulichkeit
verführt ihn öfters, durch Einzelbeschreibung zu ermüden. Obgleich er den
Stil sorgfältig nachfeilte, hat die
Sprache
[* 13] etwas
Unfertiges, Zusammenhangloses und in ihrem bunten Reichtum Unbeholfenes behalten. B.s Werke erschienen
1856-59 in 45, 1869-75 in 25
Bänden (mit Einleitung von G. Sand und B.s Briefwechsel seit 1819).
Vgl. Lovenjoul, Histoire des œvres de H. de Balzac (2. Aufl., Par.
1886);
Baschet (und
Champfleury, der 1876-78 drei Einzelstudien über Balzac veröffentlichte), H. de Balzac (ebd.
1851);
LauraSurville (B.s Schwester), Balzac,
sa vie et ses œuvres (ebd. 1858);
(spr. -sack),JeanLouis Guez de, franz. Schriftsteller, geb. 1597 zu
Angoulême, einflußreiches Mitglied der
Französischen Akademie seit deren Gründung, königl.
Staatsrat und Historiograph und starb auf
seinem Gute Balzac in
Angoulême. Balzac galt, seitdem er seine im Rednerstile
Ciceros und
Senecas geschriebenen
Briefe («Lettres») 1624 veröffentlicht
hatte, als erster Prosaist der Zeit. Seine Kunst bestand in der sorgsamen
Wahl des
Ausdrucks und Abrundung des
Satzes, der
Inhalt
der
Briefe ist unbedeutend. Er schrieb außerdem didaktische
Abhandlungen: «Le prince» (1631),
eine Verherrlichung
der absoluten Monarchie, «Discours» (1644),
für die Marquise von
Rambouillet, «Le Barbon» (1648) und «Le
Socrate chrétien» (1652). Conrart gab B.s «Entretiens»
(Leid. 1659) und «Atistippe» (1658),
worin
¶
mehr
347 er das Ideal eines Staatsmannes darstellen wollte, heraus. B.s «Œuvres»
wurden von Conrart und Cassaigne (2 Bde., Par.
1665) und Moreau (2 Bde., ebd. 1854),
seine «Lettres inédites» von Tamizey de Larroque (ebd. 1874) herausgegeben.