nach England und
Schottland und wurde hier als Bezeichnung für die zahlreichen lyrisch-epischen
Volkslieder verwendet, die
meist
Stoffe des Heldentums (am berühmtesten «Chevy
Chase» und die Ballade von
Robin Hood),
oft dialogisiert, behandelten; sie wurden
zuerst von Percy als «Reliques of ancient English poetry» (1765; neue Ausg.
von A. Schröer, I, Heilbr. 1889) gesammelt und übten auf die engl.
und
deutsche Litteratur des 18. Jahrh, einen tiefgehenden Einfluß aus (vgl. die große Sammlung
von
Child, The English and Scottish popular ballads, 6 Bde.,
Bost. 1383 fg.). Infolgedessen wird das Wort in
Deutschland
[* 2] von
Dichtungen gebraucht, die im
Tone der alten
engl. und schott.
Volkslieder gehalten sind.
In der Ballade überwiegt im Gegensatze zu der mehr lyrischen
Romanze (s. d.) das epische Element. Klassische
Beispiele für neuenglische
Ballade sind Goldsmiths «Edwin and
Angelina» und
S. T. Coleridges «Ancient Mariner». Die deutsche Ballade pflegten
mit Geschick
Bürger, der sie eigentlich erst der englischen nachbildete (vgl. Bonet-Maury,
A.
Bürger et les origines anglaise de la ballade littéraire en Allemagne, Par. 1889),
Goethe,
Schiller, dann namentlich
Uhland
und Heine. Die ausführlichste Sammlung bietet Hub,
«Deutschlands
[* 3] Balladen und Romanzendichter von
G. A.
Bürger bis auf die
neueste Zeit» (3 Bde., Karlsr.
1845-47 u. ö.);
außerdem «Ballade deutscher Dichter von
Bürger bis zur Gegenwart», hg. von Hellinghaus (Münst.
1889);
«Balladenbuch. Die schönsten deutschen Ballade,
Romanzen,
Stimmen der Sage und Geschichte,
Poet. Erzählungen», hg. von Krais
(Lpz. 1889);
«Romanzen und Ballade», hg. von Buchheim (Lond. 1891).
In der
Musik ist die ein in erzählendem
Tone gehaltenes Gesangstück für eine Singstimme mit
Klavier- oder Orchesterbegleitung
(selten für
Soli,
Chöre u. s. w.). Entsprechend der knappen und lebhaft gedrängten Form der rein dichterischen
Ballade muß auch die musikalische gestaltet sein; scharfer dramat.
Ausdruck, im einzelnen treu charakterisierende
Begleitung und
durchkomponierte Form (im Gegensatz, zur Liedform) sind ihre wesentlichen
Merkmale. Bekannte Balladenkomponisten sind J.
André
der
Ältere
(Bürgers«Lenore»),
der seinen obengenannten dichterischen
Genossen als Balladenkünstler gleichsteht. Als
Muster der Stilbehandlung sowie kongenialer Erfassung der
Dichtung gilt mit
RechtSchuberts«Erlkönig».
Schumann komponierte Ballade von
Uhland und Geibel für
Soli,
Chöre und Orchester (0p. 116, 139, 110, 143).
Ganz gesondert von dichterischer Unterlage erscheint die auch in reiner
Instrumentalmusik und muß hier,
dem Wesen ihrer Entstehung gemäß, der Programmmusik zugerechnet werden. Dahin gehören
Klavier- (z. B. von
Chopin),
Violin-
und Orchesterballaden
(Liszt,
Brahms, Rubinstein).
Vgl. W. Chappell, Popular music of the olden times (2 Bde., Lond.
1865);
Chrysander in «Jahrbücher für musikalische Wissenschaft»,
I (Lpz. 1863);
Bach, The art ballad, Loewe and
Schubert (3. Ausg.. Lond. 1891).
Moritz, ursprünglichBloch, ungar. Sprachforscher und theolog. Schriftsteller, geb.
zu
Inócz im Zempliner
Komitat von jüd. Eltern, studierte in
Pest und trieb in
Paris
[* 5] orient.
Studien. In der
Absicht, die
Juden zu
magyarisieren, begann er eine ungar. Bibelübersetzung, von der aber nur die
Bücher Mosis und Josua erschienen sind
(Pest
1840-43). Ballagi wurde 1840 Mitglied der
UngarischenAkademie, ging 1843 nach
Deutschland, trat hier zum
Protestantismus über und
studierte in
Tübingen
[* 6]
Theologie. 1844 als Professor an das evang. Lyceum zu
Szarvas berufen, wirkte er
daselbst bis zur Revolution, während welcher er als Generalstabssekretär unter Görgey, dann als Sekretär
[* 7] im Kriegsministerium
diente. 1851 kehrte er in seine frühere
Stellung nach
Szarvas zurück und wurde 1855 Professor an der reform. evang.-theol.
Anstalt in
Pest, wo er bis 1878 wirkte. Er starb in
Budapest.
[* 8] B.s Ruf gründet sich in erster
Linie auf seine
Arbeiten über die magyar.
Sprache.
[* 9] Hierher gehören: «Ausführliche theoretisch-praktische
Grammatik der ungar.
Sprache»
(Pest 1843; 8. Aufl. 1881),
«Vollständiges Wörterbuch der ungar. und deutschen
Sprache» (2 Bde., ebd. 1854-57; 6. Aufl.
1890),
«Magy. nyelv teljes szótára» («Vollständiges
Wörterbuch der magyar.
Sprache», 2 Bde., ebd. 1873) «Sammlung
der magyar.
Sprichwörter» (2 Bde., ebd. 1850; 2. Aufl.
1855). Als Theologe gründete Ballagi 1858 «Protestáus egyházi és iskolai
lap»
(«Prot.
Kirchen- und Schulzeitung»),
das Organ der freien prot. Kirchenrichtung. Ferner veröffentlichte er «Die Protestantenfrage
in
Ungarn
[* 10] und die Politik
Österreichs» (Hamb. 1860),
«Tájékozás» («Orientierung
auf dem Felde der
Theologie»,
Pest 1862; 2. Aufl. 1863),
(spr. -lángsch),PierreSimon, franz. Schriftsteller, geb. zu
Lyon,
[* 11] ward, in der Buchdruckerei und
Buchhandlung seinesVaters thätig, durch Kränklichkeit zur
Beschaulichkeit geführt. Er veröffentlichte 1802 eine
Art christl. Ästhetik, «Du sentiment considéré
dans ses rapports avec la littérature et les arts», und 1808 sechs elegische «Fragments»
über
Jugend und unglückliche Liebe, wurde aber erst beachtet, als er 1814
«Antigone», eine Prosaelegie von den
Leiden
[* 12] der
Menschheit, herausgab, nach
Paris übersiedelte und mit Madame
Récamier, Chateaubriand, Nodier u. a. bekannt
wurde.
Ballanche, seit 1842 in der
Akademie, starb Seine aus einer Mischung philos. Geschichtsbetrachtung und mystischer
Spekulation
erwachsenen
Schriften predigen in sauberm
Ausdruck eine sociale Wiedergeburt auf dem
Grunde seiner
Lehre
[* 13] von der
Sühne, welche
die Grundlage seiner ganzen
Philosophie bildet, z. B. «Essais ur les institutions
sociales» (1818),
besonders aber «Essai sur les institutions sociales» (2 Bde., 1827 fg.)
und «Orphée» (1827-28). In «La
ville des expiations» (1831) erscheint
Rom
[* 14] als die Stadt, deren Geschichte das
Ringen der Menschheit nach Wiedergeburt symbolisiert.
«La vision d'Hébal, chef d'un clan écossais» (1832)
bietet B.s
Theorie als
Entwicklungsgeschichte der Menschheit unter unklarer
Allegorie. Seine «Œuvres» erschienen
Paris 1831 (4
Bde.).
(spr. bällänntein),JamesR.,Orientalist, geb. zu
Kelso in der schott.
¶
mehr
Grafschaft Rorburgh, widmete sich am College zu Haileybury der Erlernung orient. Sprachen und wurde Lehrer derselben an der
Military Academy zu Edinburgh. Später ging er nach Ostindien,
[* 16] wo er seit 1841 die Stellung eines Direktors (Principal) des
College zu Benares und seit 1856 zugleich die Professur der Moralphilosophie bekleidete; 1861 nach Europa
[* 17] zurückgekehrt, wurde er Bibliothekar des East India Office; er starb Er veröffentlichte: «Catechism of Sanskrit
grammar» (Lond. 1843; 2. Aufl. 1845),
«Elements of Hindi and Braj-Bkaka grammar» (ebd. 1839; 2. Aufl. 1868),
«Grammar of the
Hindustanee language» (ebd. 1838 u. 1842),
«Grammar of the Mahrata language» (Edinb. 1839) u. s. w.
In Indien schrieb er zahlreiche Handbücher auf Englisch, Hindi und Sanskrit über die verschiedensten (auch naturwissenschaftlichen)
Gebiete und gab die Sanskritgrammatik «Laghu-Kumudi» mit Übersetzung und Kommentar (3 Bde. Mirsapur 1849-52; 2. Aufl.,
Benares 1867: 3. Aufl. von Griffith, Benares 1881),
das erste Buch des «Mahabhashya» oder des Kommentars
des Patandschali über die Grammatik des Panini und den Anfang einer Übersetzung des «Sahityadarpana» heraus. Die größten
Verdienste jedoch erwarb er sich um das Studium der ind. Philosophie durch Übersetzungen der Grundwerke der Nyaya- und der
Sankhya-Schule sowie einiger Traktate der Bedanta-Philosophie und der übrigen ind. Philosophenschulen. Eine Vermittelung
der ind. mit der europ. Wissenschaft versuchte er unter anderm
in «Synopsis of science, in Sanskrit and English» (Benares 1856) und «Christianity contrasted with Hindu philosophy» (Benares
1859).