Gaeta berufen, ward er zum Vorsitzenden des neuen konservativen Kabinetts und Finanzminister ernannt, in welcher
Stellung er bis verblieb. Von Wien, wohin er Leopold II. im Sommer 1850 begleitet hatte, brachte er die verhaßten
sog. Septembergesetze mit, durch welche die Verfassung bis auf weiteres aufgehoben und die Preßfreiheit
beschränkt wurde. Als Finanzminister gelang es ihm durch Erhöhung der Steuern die durch die Unruhen und die österr. Besetzung
zerrütteten toscan. Finanzen wiederherzustellen. Im Mai 1859 muhte er dem Umschwung der polit. Verhältnisse weichen. Er
starb in Florenz. Baldasseroni schrieb «Leopoldo II, granduca di Toscana e i suoi tempi» (Flor. 1871).
Jakob, neulatein. Dichter, geb. zu Ensisheim, ward 1624 Jesuit, 1628 Professor der Rhetorik in Innsbruck, 1633 Priester, 1635 Professor
in Ingolstadt, 1638 Hofprediger in München und starb zu Neuburg an der Donau. Von seinen Dichtungen
sind hervorzuheben: «Lyricorum libri IV, Epodon liber I» (Münch. 1643; hg. Von Hipler, Müust.1856),
«Sylvae lyricae» (Münch.
1643; hg. von Müller, Regensb. 1884),
das totentanzartige deutsch-lat. «Poema de vanitate
munid» (Münch. 1638),
die Allegorie «Urania victrix» (ebd. 1663),
das Drama «Jephtes» (Amb. 1654),
das Bauernspiel «Drama georgicum»
sowie eine Reihe poet. Satiren gegen Trinker, Quacksalber, Dickbäuche; Gesamtausgabe in 8 Bdn.
(Münch 1729). Verdeutschungen ausgewählter Dichtungen von Balde gaben u. a. Herder in der «Terpsichore» (in Suphans Herder-Ausgabe,
Bd. 27), Schrott und Schleich (Münch. 1870). B.s lat. Lyrik hat auf den Pegnitzorden eingewirkt, während seine wenigen Versuche
in deutschen Versen ungeschickt sind.
Vgl. Eitner, J. B.s Leben und Charakter (Bresl. 1863);
Stadt im Kreis Schlochau des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, in anmutiger
laubbolzreicher Gegend am Labessee, in 157 m Höhe, nahe der pommerschen Grenze, an der Nebenlinie Neustettin-Stolp der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 2358 E. (darunter 38 Katholiken, 83 Israeliten), Amtsgericht (Landgericht Konitz),
Post, Telegraph;
Böttcherei, Fischerei, Schuhmacherei und Viehhandel.
Bernardino, ital. Dichter und Gelehrter, geb. zu
Urbino, studierte zu Padua Philologie und Mathematik und lebte am Hofe Ferrante Gonzagas, der ihn 1586, wo er auch päpstl. Protonotar
wurde, zum Abbate von Guastalla ernannte. Später zog er sich nach Urbino zurück, von wo er 1612 als Gesandter nach Venedig
ging. Er starb zu Urbino. Als Dichter und Gelehrter genoß er großen Ruhm, er soll 12 Sprachen
gekannt haben. Geschätzt sind das Lehrgedicht «La Nautica» und die Eklogen in «Versi e Prose di Monsignor Baldi» (Vened.
1590). Bisweilen sucht er nach neuen seltsamen Formen, kombinierte z. B. ein Sonett aus 3- und eins aus
11silbigen Versen zu 14silbigen in «Lauro, scherzo giovanile» (Pavia 1600),
und aus 7- und 11silbigen Versen zu 18silbigen in «Diluvio universale»
(ebd. 1604). Auf geschichtlichem Gebiete
schrieb er: «Vita e fatti di Guibaldo I di Montefeltro duca d'Urbino. Libri XII»
(2 Bde., Mail. 1821),
«Vita e fatti di Federigo di Montefeltro duca d'Urbino»
(3 Bde., Rom 1824).
Vgl. Affò, Vita di Baldi (Parma 1783), Per Baldi (Ancona 1885).
Baccio, einer der ältesten ital. Kupferstecher, geb. 1436 in
Florenz.
Seine Stiche, hauptsächlich nach Zeichnungen Botticellis gefertigt, sind noch unvollkommen in der
Technik.
Besonders bekannt sind seine Illustrationen zu Antonio Bettinis «Monte sancto di Dio», 1477, und zu Dantes Hölle, 1481 (Ausgabe
von Niccolò di Lorenzo della Magna), sowie Propheten, Sibyllen und Planeten.
(oft in neuisländ. Form als Baldur geschrieben; d. h. der Kühne), ein german. Gott,
über den namentlich die Mythen der Edda und des Saxo Grammaticus berichten, nach nordischen Quellen der Sohn Odins und der
Frigg, Gemahl der Nanna und Vater Forsetis. Außer bei den Skandinaviern ist er in den angelsächs. und
deutschen Mythen verbürgt, und in der deutschen Heldensage von den Hartungen lebt er mit seinem Bruder Vali als Baltram (und
Sintram) fort. Schön und glänzend (daher nach ihm die weißeste Blume «Baldrsbraue»),
war er ebenso kühn und tapfer, wie
Mythenreste und Saxos Erzählung von seinem Kampfe mit Hotherus um die schöne Nanna bezeugen. Eine Hauptrolle
spielt er in der Odinschen Götterdynastie. Nach nordischen Quellen wußten die Götter ihr Heil an B.s Leben gebunden und suchten,
durch seine Träume gewarnt, ihn zu schützen. Frigg nahm allem in der Welt den Eid ab, Baldr nicht zu verletzen.
Die Götter machten die Probe, schossen und schlugen nach ihm, und er zeigte sich unverwundbar.
Das verdroß den Loki; er ging als altes Weib zu Frigg, um zu erlauschen, ob alles jenen Schwur geleistet habe, und erfuhr,
daß die kleine Mistel nicht vereidigt wurde. Da riß Loki diese aus und gab sie dem Hödr, der wegen
seiner Blindheit an jenem Wurfspiel nicht teilgenommen hatte. Hödr warf, und Baldr fiel tot nieder. Die Götter legten die Leiche
auf einem Scheiterhaufen auf das dann angezündete Schiff Hringhorni, das Thor weihte und die Riesin Hyrrockin vom Strande
schob.
Neben Baldr lag seine Gattin Nanna, die der Schmerz getötet hatte. Zugleich wurde sein Roß verbrannt. Odin
legte sein teuerstes Kleinod, den Ring Draupnir, das Symbol der Sonne, auf den Scheiterhaufen. Hermod ritt in die Unterwelt, um
seinen Bruder zu erlösen. Hel war zur Rückgabe bereit, wenn Baldr von allem droben beweint werde. Da gingen
Boten aus, um die Totenklage zu bitten, und Lebendes und Lebloses weinte. Nur die Riesin Thöck verweigerte die Thränen, und
so blieb Baldr bei Hel. Die Blutrache nahm Vali auf sich. Dem Tode B.s folgte bald der Untergang der Götter im Ragnarök. In der
neuen Welt soll er einst mit seinem Gegner Hödr gemeinsam die Herrschaft führen. - Baldr ist physisch und
ethisch gedeutet worden. Uhland und Simrock sehen in ihm den Sommergott, der durch den lichtlosen Winter (den blinden Hödr)
falle. Nanna sei das Blütenleben, das mit dem Sommer dahingehe. Der Kampf B.s und Hotherns' (bei
mehr
Saro) sei der Kampf zwischen Sommer und Winter. Schwartz faßte Baldr als Gewittergott. Weinhold versuchte, wobei ihn die Namen
unterstützten, Baldr ethisch, als Friedensgöttin deuten, aber als einen, der durch Tapferkeit den Frieden hüte.
Loki, das vernichtende Princip, erwecke die blinde Kriegswut, durch die Baldr sein Ende finde. Bugge stellte
(«Studien über die Entstehung der nordischen Götter- und Heldensagen», deutsch, Münch. 1889) die von vielen geteilte Ansicht
auf, daß Baldr nur eine Bezeichnung für Herr, die nordischen Mythen von Baldr freie Nachbildungen nach der christl. Heilsgeschichte
und Baldr namentlich mit dem leuchtenden Antlitz Christus selbst sei. Wahrscheinlich ist jedoch Baldr eine Erscheinungsform
des allgemeinen Himmelsgottes, in Norddeutschland und Dänemark zu einer besondern Gottheit ausgebildet.