der Pikeniere unabhängig zu machen, die deshalb zu Anfang des 18. Jahrh, aus der Infanterie verschwinden. Das Bajonett, nach
der Stadt
Bayonne in
Frankreich genannt, wo es erfunden wurde, war anfänglich ein 30 cm langes zweischneidiges
Messer,
[* 2] das
mittels eines hölzernen Stiels in den Lauf gesteckt wurde. Später erfand man statt dieses Stiels die
den Lauf umfassende
Tülle und machte die Klinge drei- oder vierkantig. Das Bajonett war zunächst bei fast allen
Armeen fortwährend
am Lauf befestigt, trotzdem dadurch die Schulter des
Mannes schwer belastet wurde und die
Bewegung des
Anschlagens mehr Armkräfte
beanspruchte.
Auch auf die
Treffgenauigkeit wirkte das aufgepflanzte Bajonett ungünstig ein, indem die einseitige Belastung
des Laufes
Abweichungen des
Geschosses nach links und abwärts hervorrief. Die
Jäger und
Scharfschützen führten fast allgemein
den Hirschfänger (s. d.). Da dieser, meist schwerer als das Bajonett, bei
beständiger
Verbindung mit dem Lauf die vorerwähnten Übelstände in noch erhöhterm
Maße gezeigt haben
würde, trug man ihn gewöhnlich in einer Lederscheide und pflanzte ihn nur zum Nahgefecht auf. Diese Tragweise der blanken
Waffe wurde allmählich, am spätesten von
Preußen,
[* 3] auch für das Bajonett angenommen.
Nach und nach fand bei der Linieninfanterie aller
Armeen an
Stelle des dreikantigen Bajonett das Haubajonett Eingang, weil eine
derartige Waffe auch zu wirtschaftlichen Zwecken (z. B. Holzspalten im
Biwak) Verwendung finden konnte. Hat die klinge eine
Ausbauchung nach der scharfen Seite bin, ähnlich wie die im
Orient gebräuchlichen kurzen Haumesser, so wird das
Säbelbajonett
auch
Yatagan (sabre-poignard) genannt.
Österreich
[* 4] führt jetzt ein abgekürztes Haubajonett,
Preußen hat das längere Seitengewehr,
das einige Zeit außer beim Gardekorps durch ein kürzeres ersetzt war, wieder angenommen.
Frankreich ist bei Einführung seines neuesten Gewehrs auf das alte dreikantige Bajonett zurückgegangen. Das
Bajonett war anfangs als
Angriffs- und Verteidigungswaffe nur im Einzelgefecht in Gebrauch.
Karl XII. von
Schweden
[* 5] bediente sich desselben
zuerst in derSchlacht bei
Narwa beim geschlossenen Massenangriff, ebenso die
Franzosen 1704 bei
Speyer.
[* 6] Friedrich d. Gr. und später Suworow, die Bedeutung dieser Angriffsart erkennend,
wußten sie zu ihrem
Vorteile auszubeuten.
In den franz.
Kriegen wurde die Bajonettattacke allgemein. Gegenwärtig bildet sie
zwar noch einen Gegenstand der Einübung, ihre Anwendung wird sich aber in künftigen
Kriegen auf Ausnahmefälle
beschränken, da das
Feuer das Hauptkampfmittel der Infanterie geworden ist.
Bajonettrahmen, der Nahmen liegender Dampfmaschinen,
[* 7] wenn er so gebildet ist, daß die auf einer Seite
verbreiterte Kreuzkopfführung sich seitlich bis zur Maschinenwelle erstreckt und an seinem vordern Ende zum Lagerkörper
der Kurbelwellenlagers ausgebaut ist.
Bajonettieren, um 1830 vom sächs. Hauptmann Selmnitz vorgeschlagen,
ist seitdem als ein
Teil der infanteristischen Ausbildung bei fast allen europ.
Armeen eingeführt worden. In der Fechterstellung
steht der linke Fuß einen kleinen Schritt vor dem rechten; das Gewicht des Körpers ruht auf dem hintern Fuß. Die rechte
Hand
[* 8] umfaßt den Kolbenhals, die linke
den Lauf etwa eine Handbreit vor dem Schwerpunkt;
[* 9] die Bajonettspitze zeigt nach
dem
Auge
[* 10] des Gegners.
Die
Stöße zerfallen in den
Anzug, wobei der Kolben bis zur Mitte der
Brust emporgehoben und die
Spitze gegen die
Blöße gerichtet
wird, und in den eigentlichenStoß. Dem Bajonettfechten eigentümlich sind die Fang- oder
Wurfstöße: Das Gewehr wird
durch das
Strecken des rechten
Armes kräftig vorgestoßen;
die linke
Hand öffnet sich dabei, um das Vorwärtsgleiten des Gewehrs
nicht zu hindern, und fängt mit leicht gestrecktem
Arm das sofort zurückgezogene Gewehr eine Handbreit vor dem Schwerpunkt
wieder auf.
Durch Vorlegen des Körpers bis zum
Strecken des rechten
Beines kann dem
Stoß eine weitere
Ausdehnung
[* 11] gegeben werden; durch
Ausfall wird die Stoßweite noch mehr erweitert. Die
Deckungen erfolgen durch kurzes schlagartiges
Strecken des Gewehres nach vorwärts und seitwärts. Im gedrängten Handgemenge kann das Gewehr kurz (d. h.
in der Mitte) gefaßt und damit auch der Kolbenstoß ausgeführt werden. (S. auch Fechtkunst.)
[* 12]
[* 1] ein zur festen, doch leicht lösbaren
Verbindung von
Stangen,
Röhren
[* 13] u. s. w. in axialer
Richtung
angewendeter Verschluß (so genannt, weil in ähnlicher
Weise die Bajonetthülse mit dem Gewehrlauf verbunden wird), dessen
Herstellung im wesentlichen auf folgendem beruht. Der eine
Teil, der über den andern geschoben wird,
erhält einen kurzen Einschnitt in der Längenrichtung
[* 1]
(s. Fig.1), an der sich im rechten Winkel
[* 14] ein
Quereinschnitt anschließt; der andere ist mit einem kleinen Knopf versehen, wie in
[* 1]
Fig. 2 der Querschnitt
zeigt.
BeimAufsetzen führt man den Längeneinschnitt über den Knopf herab, bis der letztere den Winkel berührt,
und dreht hierauf so weit, daß der Knopf sich in den Quereinschnitt legt.
Steppe im ehemaligen ägypt.
Sudan, welche auf drei Seiten vom
Nil umflossen wird, zwischen 14° und 18° nördl.
Br. Der nordöstl.
Teil derselben ist gebirgig und aus kahlen Urgesteinmassen, die im
Dschebel Gilif und
Dschebel Magaga bis 1100 m Höhe ansteigen, aufgebaut; enge, häufig baumreiche
Thäler, die nach der Regenzeit im Hochsommer
mit reichlichem Futtergras bestanden sind und im allgemeinen reich an Trinkwasser und Wild sind, dienen den nomadisierenden
Arabern mit ihren zahlreichen Kamel-, Schaf- und Ziegenherden als Weideplätze. Nach W. erstreckt
sich die
Steppe etwa bis 31° östl. L. von Greenwich, wo sie durch eine von S. nach N. laufende Sandsteinkette
von etwa 300 m
Erhebung begrenzt wird; auch hier finden sich eine Menge von W. nach O. gerichteter, reich mit
Gramineen
[* 15] und
Buschwerk bestandener
Wadis, die sich im
Wadi Mokattem vereinigen.
Michael, eigentlich de
Bay, kath. Theolog, geb. 1513 zu Melin im
Hennegau, 1544 Professor in der philos., seit 1550 in der
theol.
Fakultät zu Löwen.
[* 16] Er ließ die
Bibel
[* 17] und die ältesten Kirchenväter mehr zur Geltung kommen,
als die Scholastik seiner Zeit erlaubte, und erregte auch Anstoß durch seine der Augustinischen und dadurch der reformatorischen
sich nähernde Gnadenlehre. Auf die
Anzeige belg.
Franziskaner hin bezeichnete die
Sorbonne mehrere von Bajus vorgetragene
Sätze
teils
¶
mehr
308 als ketzerisch, teils als falsch. 1567 verdammte Pius V. infolge einer neuen Denunziation 76 (79) Sätze des Bajus als «ketzerisch
und irrig»; trotz Bajus'Apologie ward das Urteil durch ein Breve von 1569 und 1579 durch eine BulleGregors XIII. bestätigt. Bajus unterwarf
sich. Er ward 1578 Kanzler der Universität Löwen, auch Inquisitor. 1587 verwarf er 34 Sätze der Jesuiten
als pelagianisch. Er starb Eine spätere Ausgabe seiner Schriften (2 Bde., Köln
[* 19] 1696) kam wegen der vom Herausgeber
Gerberon beigefügten Zuthaten auf den Index. Trotz der Unterwerfung des Bajus lebte seine Auffassung der Gnadenlehre (der Bajanismus)
in den Niederlanden fort. Die Jesuiten unterdrückten diese Lehre
[* 20] im 16. Jahrh., aber im 17. brach der Streit nur um so heftiger
in der Form des Jansenismus (s. Jansenisten) aus, als dessen Vorläufer der Bajanismus zu betrachten ist. –
Vgl. Linsenmann,
Michael und die Grundlegung des Jansenismus (Tüb. 1867).