Volksstamm im obern Nilgebiet, südlich von
Kordofan.
Die Bagara führen ein Nomadenleben
als Viehzüchter und Elefantenjäger.
Sie traten als
Söldner vor mehrern Jahrzehnten in den Dienst der ägypt.
Regierung und unterwarfen die
Schilluk und
Dinka der Herrschaft derselben.
Aber auch den Sklavenjägern dienten sie vielfach
als militär. Eskorte. In Kaka am
Bahr el-Abiad (weißer
Nil) haben sie ihren Hauptsammelort und Hafenplatz.
Ihr Häuptling
Mohamed Kher war der Schrecken der umwohnenden Negerstämme.
im Civilprozeß Rechtsstreitigkeiten von geringem Werte, für welche sich in
Deutschland,
[* 4] wie in roman.
Ländern, vereinfachte Prozeßformen ausgebildet hatten. Die
Deutsche Civilprozeßordnung
[* 5] kennt eine besondere Prozeßart dafür
nicht; sie hat
nur für die nach §. 23 des Gerichtsverfassungsgesetzes den
Amtsgerichten zugewiesenen
Rechtsstreitigkeiten, welche außer einigen sachlichen
Klassen vermögensrechtliche
Ansprüche bis zu 300 M. umfassen, in den
§§. 456–471 ein gegenüber dem landgerichtlichen Regelprozeß vereinfachtes
Verfahren geschaffen. Für
Österreich
[* 6] giebt
es nach dem Gesetz vom ein auf dem Grundsatz der freien Verhandlung und Beweiswürdigung beruhendes
Bagatellverfahren für
Ansprüche bis zu 50
Fl. Geldwert.
nannten sich die gallischen
Bauern, die sich unter der Regierung des Diocletian 285 n. Chr. nicht so sehr
gegen die röm. Oberherrschaft als gegen die Großgrundbesitzer ihres
Landes erhoben.
Anfangs blieben sie siegreich, so daß
ihre Pläne bald höher gingen.
(Baghdad), im Mittelalter in der abendländ. Form auch
Baldach genannt, von den Mohammedanern mit
dem Ehrennamen
Dar
[* 7] as-Salâm («Stadt des
Heils») ausgezeichnet, Hauptstadt des asiat.-türk. Wilajets Bagdad (142000
qkm, 850000 E.) im mittlern
Mesopotamien, zu zwei Dritteilen auf dem linken Ufer, d. h. der Ostseite des in der Landessprache
Schatt genannten
Tigris, über den zwei je auf 17–19 Pontons ruhende, 200–220 m lange Schiffbrücken führen,
während das alte Bagdad, die Residenz der abbâsidischen
Chalifen und einst die größte Stadt der mohammed. Welt, an der Westseite
des
Flusses lag.
Die ansässige
Bevölkerung
[* 8] beträgt gegen 100000, eine Zahl, die vor 1831 überschritten, aber durch beständige
Überschwemmungen
stark vermindert worden war. Sie ist gemischt aus
Arabern, Osmanlis, Kurden, Israeliten, Armeniern, Syrern,
Nestorianern, zahlreichen Persern und wenigen
Hindus. Die Mohammedaner zerfallen zu ziemlich gleichen
Teilen in die feindlichen
Sunniten und Schiiten. Die
Perser treiben unter dem Schutze der türk. Regierung einen ausgebreiteten
Handel.
Die Israeliten (20000) sind auf einen abgesonderten
Bezirk beschränkt. Die
Straßen beider Stadthälften sind ebenso eng
und schlecht gepflastert als in den meisten andern türk. Ortschaften; die Backsteinhäuser
bestehen nur aus einem
Keller- und einem Erdgeschoß mit darüber gelegener
Terrasse. Fast alle Fenster öffnen sich nach der
Seite des
Hofs, der in den Wohnungen der Vornehmen mit
Springbrunnen verziert und mit Ziegelsteinen gepflastert ist. Unter
den
Gebäuden der Stadt sind außer der halbverfallenen Citadelle in der nordwestl.
Stromecke der
Konak (der
«Palast» des
Generalgouverneurs) und das engl.
Konsulat, letzteres mit schönem
Garten,
[* 9] zu nennen. Unter
der kurzen Statthalterschaft
Midhat-Paschas (1868–72) wurde viel für Erleichterung des Verkehrs gethan: enge Gassen wurden
erweitert, die
Straßen gesäubert, Aus- und Einladeplätze am Stromufer angelegt. Aber seit seiner
Abberufung
ist alles wieder in den frühern Zustand verfallen. Im Zeitalter der abbâsidischen
Chalifen war Bagdad der Sitz hoher
Bildung
und Gelehrsamkeit.
Heute überwiegt das Handelsinteresse, und die von dem
Chalifen Mostansir 1233 gegründete berühmte Medresse (Hochschule)
ist längst in eine Karawanserai verwandelt worden, deren es an 30 giebt. Nächst den Handeltreibenden,
deren
Geschäfte stark von dem jeweiligen Verhältnis der Regierung zu den räuberischen Beduinenstämmen abhängen, strömen
alle Fremden, namentlich
Perser und
Bekenner desIslams aus
Indien hier zusammen, um die
Gräber der von den Muselmanen verehrten
Heiligen zu besuchen, unter denen das des von allen Mohammedanern hochgeachteten Scheich
Abd el-Kader Ghilain
und die am westl. Tigrisufer in der Nähe von Bagdad befindlichen, besonders von den Schiiten
verehrten
Gräber der Imam Mohammed Kâsim und Mohammed Taki Erwähnung verdienen.
Für die Handelsstellung B.s war die Eröffnung des
Sueskanals von großer Bedeutung, insofern dadurch ein
kommerzieller Frontwechsel bedingt wurde. Bis zum J. 1869 liefen die Verbindungslinien B.s für den Verkehr mit Europa
[* 10] ausschließlich
durch die
Syrische Wüste nach Damaskus und das armenische Hochland nach Norden.
[* 11] Jetzt kommt vor allem der Weg durch den
Persischen
und
ArabischenMeerbusen in Betracht. Als Handelsstation zwischen Europa undIndien hat Bagdad durch den abgekürzten
Seeweg nach
Indien verloren, ist aber dafür dem
Abendland bedeutend näher gerückt worden. Bagdad war seither eine Hauptniederlage
für arab., ind. und pers. Erzeugnisse
sowie für europ. Manufakturwaren und versah
Kleinasien,
Syrien und einen
Teil Europas mit ind. Waren, die, zu
Basra eingeführt,
denTigris in
Booten stromaufwärts und in Karawanen weiter nach
Konstantinopel,
[* 12] Haleb, Damaskus und in
die westl.
TeilePersiens gebracht wurden. Bagdad selbst bringt
Wolle,
Datteln und
Pferde
[* 13] zur Ausfuhr.Auch mit Juwelen wird einiger
Handel getrieben. Einen glänzenden Anblick gewähren die besonders von Dawud Pascha erbauten, im ganzen
Orient ausgezeichneten
Bazars mit ihren 1200
Läden, gefüllt mit allen Gattungen orient. Waren. Die Hauptfabrikate bestehen in
vielgerühmtem rotem und gelbem Leder, auch in seidenen,
¶
Geschichtliches. Die Stadt ward 763 vom abbasid. ChalifenAlmansor gegründet; im 9. Jahrh. erhob sie Harun al-Raschid, der
hier einen Palast baute und seiner Lieblingsgemahlin Sobeide ein Grabmal errichtete, zu hohem Glänze. 1258 eroberte
sie Dschingis-Chans Enkel, Hulagu, der den regierenden Chalifen ums Leben bringen ließ und das Chalifat vernichtete. Die Nachkommen
des Eroberers vertrieb Timur aus dem Besitze der Stadt, der sie 1393 eroberte. Zu Anfang des 16. Jahrh, bemächtigte sich ihrer
Schah Ismael, der erste RegentPersiens aus dem Hause Sofi, und fortan blieb sie ein Zankapfel zwischen den Türken und Persern.
Nach einer denkwürdigen Belagerung ward sie 1638 vom SultanMurad IV. erobert, und vergebens versuchte im 18. Jahrh. Schah
Nadir, sie den Türken zu entreißen. Als der Schauplatz vieler Märchen in «Tausendundeine Nacht» erlangte
auch romantische Berühmtheit.
Vgl. Wellstedt, Travels to the City of Caliphs (Lond. 1840; deutsch von Künzel, 2 Tle., Pforzh. 1841);
Schläfli, Reisen in
den Orient (als zweites Heft der «Mitteilungen schweiz.
Reisender», Winterth. 1864);
I. Braun, Gemälde der mohammed. Welt (Lpz. 1870): Kremer,
Kulturgeschichte des Orients unter den Chalifen, Bd. 2 (Wien
[* 19] 1877).