Baedeker (G. D.) - Baden (Großherzogtum; Oberflächengestaltung)
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nicht bekannt war; er starb Das
Geschäft ging über an seine
Söhne Ernst Baedeker, geb. gest.
und
Karl Baedeker, geb. Ein dritter Sohn, Fritz Baedeker, geb.
trat 1869 als Teilhaber ein und ist seit dem Rücktritt
Karls (1878) der alleinige
Besitzer des Hauses,
das 1872 nach
Leipzig
[* 2] verlegt wurde und die Firma
«Karl Baedeker» beibehalten hat. Die Sammlung der Reisehandbücher, die durchschnittlich
alle 2-3 Jahre in neubearbeiteten, auch kartographisch stets vervollkommneten
Auflagen (manche bis zu 20-24) herausgegeben
werden, umfaßt jetzt fast sämtliche
Länder Europas, einen
Teil des
Orients und Nordamerika,
[* 3] sowie in
Monographien die Weltstädte
Berlin,
[* 4]
London
[* 5] und
Paris.
[* 6] Eine Ergänzung dazu bilden einige Sprachführer. Seit 1857 werden auch
franz. und seit 1861 auch engl.
Ausgaben der Reisehandbücher veranstaltet. Ein Hauptmitarbeiter an den Reisehandbüchern
und seit 1887 auch Teilhaber am
Geschäft ist
Heinrich Ritter, geb. Außerdem enthält der
B.sche Verlag noch Schulbücher von W. Pütz u. a.
G. D., Verlags- und Sortimentsbuchhandlung mit Buchdruckerei, Schriftgießerei,
Stereotypie,
Galvanotypie und
Buchbinderei in
Essen,
[* 7] im
Besitz von Gustav Baedeker, geb. und Diederich Baedeker, geb. Sie
wurde 1798 von Gottschalk Diederich Baedeker (s. Baedeker, Familie),
geb. gest. gegründet und bestand aus
Buchhandlung und Buchdruckerei. Nachfolger waren seine
Söhne
Eduard Baedeker, geb. gest. und Julius
Baedeker, geb. unter denen die übrigen Zweige hinzukamen.
Nach demTode Eduards trat dessen Sohn Gustav und nach dem Rücktritt Julius' 1891 des letztern Sohn Diederich
Baedeker als Teilhaber ein. Der Verlag umfaßt pädagogische Werke von Koppe,
Spieß, Diesterweg, Haesters («Die
Fibel», 1200 Aufl.
mit Sonderausgaben u. s. w. in 4½ Mill. Exemplaren verbreitet;
«Lehr- und Lesebuch für Mittelklassen kath.
Volksschulen», 113 Aufl.),
Kellner, Schürmann und Windmöller,
Büchner, Heilermann und Diekmann; die Liederhefte von Erk, Greef; die Schulkarten von
Leeder. Eine andere Gruppe bilden technische Werke von
Gurlt, Messerschmidt, der«Berg- und Hüttenkalender» (seit 1856),
Stühlens
«Ingenieurkalender» (seit 1866). Dazu kommen «Die
gesamten Naturwissenschaften», hg. von H. Masius (3 Bde., 3. Aufl.
1874-77);
die «Essener
Zeitung» (seit den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrh.),
die 1883 mit der in Dortmund
[* 8] erscheinenden «Westfälischen
Zeitung» verbunden wurde und seitdem als «Rheinisch-Westfälische
Zeitung» täglich zweimal erscheint;
endlich das Wochenblatt «Glückauf», von 1865 bis Mitte 1883 als Beilage
zur «Essener
Zeitung», von da an selbständig erscheinend. Im Betriebe sind 1 Dampfmaschine,
[* 9] 2 Dampfkessel,
[* 10] 16
Pressen;
[* 13] (hierzu Karte:Baden, Hohenzollern
[* 14] und
Württemberg), ein zum
DeutschenReiche gehöriges Großherzogtum, seinem
Flächeninhalt nach der vierte, seiner Einwohnerzahl nach der fünfte
Bundesstaat, liegt im
SW. von
Deutschland
[* 15] zwischen 47° 32' und 49° 46' nördl.
Br. und 7° 31' und 9°51' östl. L. von Greenwich, grenzt im O. und N. an
Bayern
[* 16] und
Württemberg, die hohenzoll.
Lande und Hessen
[* 17] und
wird durch den Rhein westlich von der bayr. Pfalz und vom Elsaß, südlich
von den
SchweizerKantonen Thurgau,
Schaffhausen,
[* 18] Zürich,
[* 19] Aargau,
Basel
[* 20] geschieden. Die gesamte Grenzlinie beträgt etwa 1530 km, wovon auf die Rheingrenze 382 kommen.
Die größte Längenstreckung des
Landes von
Süden, der Rheinecke bei Basel,
in nordöstl.
Richtung bis Wertheim am Main beträgt 284 km.
Die
Breite
[* 21] ist sehr verschieden und zeigt im S. 154, im N. 100 km, während sie in der Mitte bis auf 18 km
abnimmt. Der Flächeninhalt des
Landes beträgt 15081,13 qkm oder 273,9 geogr. Quadratmeilen, ohne den Anteil am
Bodensee.
Oberflächengestaltung. In
Bezug auf Bodenbeschaffenheit zerfällt in das westl.
Tiefland und in das östl. Gebirgs- und Hügelland,
und zwar so, daß dem Gebirgslande 44 Proz., dem Hügellande 40 Proz.
und dem Flachlande 16 Proz. der Gesamtfläche zukommen. Das Hauptgebirge ist der
Schwarzwald (s. d.), ein waldreiches
Massengebirge,
das in der Rheinecke zwischen Basel
und Säckingen sich erhebt und in seiner nordöstl. Längenerstreckung von 157 km von Säckingen
bis
Pforzheim
[* 22] und bis an die
Enz seinen
Namen bewahrt.
Das
Gebirge fällt im W. meist schroff ab und begrenzt steil die gesegnete, 244 km lange und durchschnittlich 9-14 km (bei
Emmendingen 17-22 km) breite bad. Rheinebene. Der
Schwarzwald wird durch das Querthal der
Kinzig in eine obere oder südliche
und in eine untere oder nördl. Hälfte geschieden, jene mit einer mittlern
Höhe von 975, diese von 650 m. Der Hauptstock des obern
Schwarzwaldes ist der Feldberg (1494 m). Von den höchsten Kuppen
der von hier fast strahlenförmig auslaufenden Bergreihen sind der
Belchen (1415 m), wegen seiner gewaltigen pyramidalen Form,
und der tief ins Rheinthal hineinragende
Blauen (1167 m), mit schöner Aussicht über die Westschweiz
und die
Alpen,
[* 23] besonders zu bemerken.
Eigentümlich sind dem obern
Schwarzwalde die vielen Plateaus und ausgedehnten Hochebenen, von zahlreichen
Gehöften, Dörfern
und kleinern
Städten erfüllt. Das höchstgelegene Dorf, Höchenschwand (meteorologische
Station) bei St.
Blasien, liegt 1010 m,
die höchstgelegene Stadt, Vöhrenbach, 799 m hoch. Der Hauptstock des untern
Schwarzwaldes ist die Hornisgrinde (1166 m),
südöstlich mit dem
Paß
[* 24] des Kniebis (965 m) und nördlich mit der Badner Höhe (1002 m). Die
Ausläufer des
Schwarzwaldes
nördlich von der
Enz bis an den Neckar, die keinen gemeinschaftlichenNamen tragen, bilden ein Hügelland
von 300 m mittlerer Höhe; ihre höchste
Erhebung ist der Königsstuhl (568 m) bei
Heidelberg.
[* 25]
Baden (Großherzogtum;
* 27 Seite 52.261.
In den bad. Anteilen des Jura-Hoch- und Hügellandes, das sich im SO.
an den
Schwarzwald anschließt und die
Wasserscheide zwischen Rhein und Donau enthält, treten im Linzgau hervor der Heiligenberg
(816 m), Göhrenberg (856 m), der Höchste (840 m), im Unterseegau der
Brand (661 m) und Schienerberg
(693 m), im
Hegau die seltsam geformten Basaltkegel: Hohenhöwen (848 m), Hohenstoffeln (846 m), Hohenkrähen (644 m), die
württemb. Enklave Hohentwiel (691 m); im Klettgau der
Hohe Randen (928 m). Der Odenwald (s. d.), der den
Winkel
[* 26] zwischen Neckar und Main (etwa 2420 qkm) erfüllt, ist ein weniger gegliedertes
Massengebirge mit
einer mittlern
Erhebung von 390 bis 450 m, das mit dem größern nördl.
Teile dem Großherzogtum Hessen, mit dem kleinern
südlichen Baden angehört. In letzterm liegen die höchsten Kuppen, unter ihnen der
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Katzebuckel (627 m) nahe am Neckar. Die Bergwände fallen hier steil ab und bilden die linke Seite des schönen untern Neckarthals.
Nordöstlich geht der Odenwald in zwei wellenförmige, fruchtbare Hügellandschaften über, in das Bauland und Fränkische
Hügelland, beide durch die Tauber geschieden. In der Rheinebene im Breisgau erhebt sich eine vereinzelte
vulkanische Berggruppe, der Kaiserstuhl,
[* 28] im Umfang 45 km messend, mit einem Flächenraum von etwa 110 qkm und etwa 40 größern
und kleinern Bergen.
[* 29] Der höchste Gipfel dieses merkwürdigen Basaltgebirges, der Neunlindenberg, steigt bis zur Höbe von 557 m
auf.
Bewässerung. Baden wird durch die zwei größten Ströme Mitteleuropas, die Donau und den Rhein, in den Bereich
zweier entgegengesetzter Meergebiete gezogen. Die Donau, die auf dem östl. Abbange des südl.
Schwarzwaldes ihren Ausgang nimmt, umfaßt von hier bis zum völligen Austritt aus ein Quellgebiet von etwa 1200 qkm. Die Wasserscheide
zwischen Donau und Rhein geht über Sommerau (834 m) oberhalb Triberg in südwestl. Richtung bis Furtwangen,
in dessen Nähe (am Birglirain, 1000 m hoch) die Breg entspringt, die in Donaueschingen mit der von dem Kesselberge (bei
St. Georgen), 521 m, kommenden Brigach sich vereinigt, um von nun an unter dem Namen Donau ihren langen östl. Lauf nach dem
SchwarzenMeere zu beginnen. Der Rhein ist der Hauptstrom und bildet in seiner westl. Richtung die durch
einige schweiz. Überschreitungen, namentlich den Kanton Schaffhausen,
[* 30] unterbrochene Südgrenze bis Basel
und von
da in seinem nördl. Laufe die westl. Grenze des bad.
Landes. Durch Rektifikationen mittels Durchschnitten nach dem Plane des bad. Ingenieurobersten Tulla (gest.
1828) wurden badischerseits dem Flusse bis 1861 bereits 118 qkm jetzt baubaren Landes entzogen.
Der Rhein erhält auf bad. Gebiet zahlreiche größere und kleinere Zuflüsse, die sämtlich dem
Schwarzwalde entspringen. Die bedeutendsten darunter sind von Süd nach Nord: Wutach, obere oder Hauensteiner Alb, obere Murg,
Webra, Wiese, Elz, Kinzig, Murg, untere Alb und Neckar. Sie sind für die Holzflößerei wichtig. Schiffbar
ist nur der Neckar (mit Enz, Elsenz, Kocher, Jagst), einer der ansehnlichsten Binnenflüsse Deutschlands.
[* 31] Er trägt Segelschiffe
von einer mittlern Tragfähigkeit von 100 t = 2000 Ctr.; die der größten beträgt 250 t. Früher wurde er längere
Zeit auf der Strecke zwischen Heidelberg und Heilbronn
[* 32] von Dampfbooten befahren; jetzt hat durch eine zwischen Heilbronn und
Mannheim
[* 33] (seit 1878) eröffnete Kettenschleppschiffahrt der Güterverkehr auf dem Flusse einen großen Aufschwung genommen.
Der Main bildet nur auf eine Strecke von 37 km die Nordgrenze des Großherzogtums, Bayern gegenüber. Seit 1885 ist
auch auf ihm eine Kettenschleppschiffahrt eröffnet. Die aus Württemberg vom Taubersee bei Michelberg (440 m) kommende Tauber
durchfließt auf bad. Gebiete den fruchtbaren Taubergrund und mündet bei Wertheim in den Main. Vom Bodensee gehören zu Baden 182 qkm.
Eigentümlich sind dem Schwarzwaldgebirge viele kleine Seen von 2 bis 5 km Umfang auf einer Höhe von 785 bis
über 1000 m. Die bedeutendern sind der Titi- (848 m) und der Feldsee (1113 m) am Feldberge, der
Schluchsee (901 m), der Wildsee (1093 m) auf dem Kniebis, der Mummelsee (1032 m) auf der Hornisgrinde, der Herrenwiesensee
(830 m) auf der Badner Höhe u. a.
Klima.
[* 34]
Bei der großen Verschiedenheit der Höhenverhältnisse (die Differenz zwischen dem höchsten Punkte, dem Feldberge, 1494 m,
und dem niedrigsten bei Mannheim, 90 m, beträgt 1404 m) findet natürlich auch ein großer klimatischer Wechsel, namentlich
in der Wärmeverteilung, statt. Es läßt sich die mittlere Temperatur der Ebene (Mannheim) zu +10,88°
und die des Gebirgslandes (Donaueschingen und Höchenschwand) zu +6,81° und +6,46° C. annehmen; nach den Beobachtungen der 15 badischen
meteorolog. Stationen hat sich der Januar als der kälteste, der Juli als der wärmste Monat ergeben. Villingen zeigte den kältesten
Januar mit einem Durchschnitt von -2,81°, Mannheim den wärmsten Juli mit +20,68° C. Die niedrigste
Temperatur wurde mit -32° bis jetzt in Villingen und Lupen, die höchste mit +36,6° C. in Karlsruhe
[* 35] beobachtet; es gehört
sonach die bad. Rheinebene zu den wärmsten Gegenden ganz Deutschlands.
Mineralreich. Der Schwarzwald hat eine große Mannigfaltigkeit an metallischen Mineralien
[* 36] aufzuweisen. Nachdem aber im
Laufe des 19. Jahrh. fast sämtliche Metallbergbauten des Schwarzwaldes eingestellt und auch die herrschaftlichen Eisenwerke
mit ihren Erzgruben aufgegeben worden sind, bat die Bergwerteindustrie keine große Bedeutung mehr. Sie erstreckt sich zur
Zeit auf die Gewinnung von Galmei, Braunstein oder Manganerz, Steinkohlen, Salz,
[* 37] Gips
[* 38] und einige andere nutzbare Steinarten, ferner
auf die Erzeugung von Gußwaren zweiter Schmelzung und Verarbeitung von Schweißeisen.
Die ganze Industrie beschäftigte (1887) 2026 Arbeiter und brachte 92986 t Erzeugnisse im Gesamtwert von 4883789 M. hervor.
Davon kamen auf Bergwerkserzeugnisse (Steinkohle, Erze) 76639 M., auf Salze aus wässeriger Lösung (Staatssalinen in Rappenau
und Dürrheim) 880487 M., auf Hüttenerzeugnisse (Schwefelsäure)
[* 39] 320000 M., auf Roheisenbearbeitung 3485399
M. und auf andere auf bergmännische Weise gewonnene Mineralien 120764 M. Zahlreich sind die Mineralquellen, mit denen sich
eine große Reihe berühmter Badeorte verbindet, wie Baden-Baden,
[* 40] Badenweiler, Antogast, Griesbach, Freiersbach, Petersthal,
Rippoldsau, Langenbrücken und Überlingen.
Bevölkerung.
[* 41] Die schon im 18. Jahrh, üblichen Zählungen, seit 1810 neu geordnet, wurden bis 1831 jährlich,
dann bis 1845 alle 3 Jahre angestellt; 1846 kamen die ebenfalls alle 3 Jahre unternommenen Zählungen des Zollvereins an die
Stelle der Landeszählungen. Mit Gründung des DeutschenReichs traten 5jäbrige Zählperioden ein. Am 1. Dez. 1890 zählte
man 1657867 (810582 männl., 847285 weibl.) E., d. i. 109,9 auf 1 qkm, eine Zunahme von (1885-90) 56612 oder
3,4 Proz., durchschnittlich im Jahr 11322 Personen.
Dem Religionsbekenntnis nach waren (1890) 1028119 Katholiken (62 Proz.), 597518 Evangelische (36 Proz.), 26735 Israeliten
(1,6 Proz.) und 5495 sonstige (0,62 Proz.). 1890 waren der Staatsangehörigkeit nach 1640015 oder 98,9 Proz.
Reichsangehörige, darunter 1510028 oder 91,1 Proz. Badener, 129987 oder 7,8 Proz. Angehörige anderer Bundesstaaten, 17825 oder
1,1 Proz. Reichsausländer. Auf die 115 Stadtgemeinden entfielen (1890) 585887 E. oder 35,3 Proz.
der Bevölkerung des Landes, eine Zunahme (1885-90) von 60705 oder 11 Proz., während sich die Einwohner der 1463 Landgemeinden
mit zusammen 1071980 oder 64,7 Proz.
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