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Wassersucht und wirken kräftig schweißtreibend. Angewandt werden schließlich einfache Luft- und Sonnenbäder, wobei sich der an allgemeiner Blutarmut und Schwäche leidende Kranke entkleidet in einer Hängematte der vollen Einwirkung der atmosphärischen (Berg-) Luft und des Sonnenlichts aussetzt.
Litteratur. Unter den Schriften, welche sich im allgemeinen über Baden [* 2] und Bad [* 3] (mit Ausschluß der Mineralquellen und Kaltwasserheilanstalten) verbreiten, sind hervorzuheben: Marcard, Über die Natur und Gebrauch der Bad (Hannov. 1793);
Speyer, [* 4] Ideen über die Natur und Anwendungsart natürlicher und künstlicher Bad (Jena [* 5] 1805): Kausch, Über die Bad (Lpz. 1806);
Bischoff, Über das Bedürfnis von Bad (Bonn [* 6] 1843);
Meißner, Abhandlung über die Bad (Lpz. 1832): Bell, A treatise on baths (2. Aufl., Philad. 1859): Lersch, Geschichte der Balneologie u. s. w. (Würzb. 1863): ders., Polymorphe Balneologie: eine Abhandlung über Sand-, Moor-, Schlamm- und Kiefernadelbäder u. s. w. (Erlangen [* 7] 1871);
Wilson, Modern hydropathy (5. Aufl., Lond. 1871);
Rahn, Bäderkunde und Bäderbeilkunde (Sangerh. 1874);
Anleitung zum Gebrauche von Bad (Wiesb. 1887); Lassar, Die Kulturaufgabe der Volksbäder (Berl. 1889).
(S. auch Balneographie.)
Bäder oder Badeanstalten als besondere Gebäude wurden zu allen Zeiten, je nach der Art des Badens, mit größerm oder geringerm Aufwande errichtet. In der griechischen Zeit waren die Bad mit Palästen und Gymnasien verbunden, wie es u. a. die aus der hellenistischen Periode erhaltene Anlage in Olympia veranschaulicht. Außer den Ankleidezimmern (Apodyteria) und den Räumen, die zur Einreibung mit Öl dienten (Elaeothesia), bestand das eigentliche in dem Lakonikon oder Schwitzbad, einem Gemach mit Bänken, das mittels Röhren [* 8] mit dem Hypokauston, einem großen Ofen, in Verbindung stand, sowie aus dem trocknen Schwitzzimmer (Pyriateria), wo das Schwitzen bloß durch Erhitzung der Luft bewirkt wurde.
Die öffentlichen Bad der Römer [* 9] hießen Thermen (Thermae) und waren reicher ausgestattet als die griechischen. Zu einer Therme gehörte 1) das Hypocaustum oder Heizzimmer im Kellergeschoß zur Erwärmung sowohl der Badezimmer als auch des Badewassers;
2) das Apodyterium oder Auskleidezimmer;
3) das Frigidarium, ein Zimmer mit einem Bassin zum kalten Bad; 4) das Tepidarium, ein Raum mit mäßig trockner Wärme, [* 10] das sowohl zum Baden im lauwarmen Wasser wie zur Vorbereitung auf die höhere Temperatur des nächsten Zimmers, wohl auch zum Einsalben des Körpers gedient haben mag;
5) das Caldarium für das warme Bad. Getrennt davon und nicht notwendig zum Bad gehörig ist 6) das Laconicum, das trockne Schwitzbad, auch Sudatorium genannt. Dieser Raum, dessen Fußboden auf kleinen Pfeilern ruhte, die auf dem mit Ziegeln überdeckten Hypocaustum aufstanden, war so eingerichtet, daß sich in ihm die Hitze vom Hypocaustum aus nach allen Richtungen hin verbreiten konnte, denn sowohl der Fußboden als auch die Seitenwände waren hohl und ließen beiße Luft durch.
In den Badezimmern befanden sich Bassins zur Aufnahme des Wassers, an den Wänden befanden sich Bänke, die im Caldarium amphitheatralisch erhöht waren, um den Badenden die Wahl zwischen der höhern Temperatur des obern Zimmerteils und der mäßigern des untern Raums zu gestatten. Letzteres Zimmer enthielt auch noch ein Becken (labrum) von mehrern Metern im Durchmesser, das mit kaltem Wasser gefüllt war. Mit diesen wesentlichen Teilen eines Bad standen gewöhnlich noch in Verbindung ein Unctuarium, d. h. ein Zimmer zum Salben des Körpers, außerdem oft Gärten, bedeckte Spazierwege, Säle zum Spielen u. s. w. Dem entsprechend wachsen die Bad aus dem Bedürfnis dienenden Gebäuden zu mächtigen Prachtanlagen empor. Zu Rom [* 11] legte zuerst, zur Zeit des Augustus, Agrippa auf dem Marsfelde Thermen zu unentgeltlicher Benutzung an; nach ihm Nero, dessen Thermen Alexander Severus erneuerte. Dann baute Titus auf dem Esquilin seine großen Thermen, denen Trajan kleinere hinzufügte. Große und prächtige Thermen errichtete Caracalla (s. Tafel: Bäder I, [* 1] Fig. 1) in dem Stadtteil Piscina publica, die wieder von denen des Diocletian auf dem östlichsten Teile des Quirinals überboten wurden.
Die letzten in Rom errichteten Thermen waren die des Konstantin auf dem westlichsten Teile des Quirinals. Die erheblichsten Überreste stammen von den Thermen des Titus, Caracalla und Diocletian. Der Hauptsaal der letztern bildet jetzt nach öftern Umgestaltungen die Kirche Sta. Maria degli Angeli; der berühmte Kuppelbau des Pantheons gehörte zu den Thermen des Agrippa; die des Caracalla bildeten ein Geviert von etwa 400 m und enthielten großartige Säle, Schwimmbassins, Vorzimmer u. s. w. Für die Kenntnis der innern Einrichtung dieser Anlagen sind die drei wohlerhaltenen Thermengebäude von Pompeji, [* 12] von denen das Innere eines Tepidariums Taf. I, [* 1] Fig. 2 abgebildet ist, von großer Bedeutung. Auch in den Provinzen finden sich zahlreiche Reste von Thermen: so in Frankreich, England, den Rhein-, Mosel- und Neckargegenden (Badenweiler, Trier [* 13] u. a.), in den Donauprovinzen (Ofen, Deutsch-Altenburg), Afrika, [* 14] Kleinasien u. s. w.
Vgl. Palladio, Les thermes des Romains (Vicenza 1785);
Blouet, Restauration des thermes d'Antonin Caracalla à Rome (Par. 1828);
Overbeck, Pompeji (4. Aufl., Lpz. 1884);
Marquardt und Mommsen, Handbuch der röm. Altertümer, Bd. 7: «Das Privatleben der Römer» (2. Aufl., ebd. 1886);
J. Durm, Die Baukunst [* 15] der Römer (im «Handbuch der Architektur», Bd. 2, Darmst. 1885);
Baumeister, Denkmäler des klassischen Altertums, Bd. 3 (Münch. 1888).
Bei den Orientalen sind die Bad (arab. Hamam) aus Stein gebaut, die Badezimmer haben Fußböden von Marmor, der von unten erhitzt wird, und Röhren in den Wänden leiten die Wärme nach allen Seiten. Zum Teil sind auch diese Bad mit großer Pracht ausgestattet, namentlich in Damaskus und Kairo. [* 16] Ein merkwürdiges Beispiel bietet das von Pascha Mustafa Sokoli 1570-77 errichtete, 1880 erneuerte Bruckbad in Ofen (s. Taf. I, [* 1] Fig. 3) mit einer 10 m im Durchmesser weiten, das Becken überdeckenden Kuppel.
Während größere, technisch und künstlerisch durchgeführte Bad im Mittelalter nicht entstanden, wendete sich die Renaissance ihrem Schmucke wieder zu. Berühmt waren die Badestuben der Fugger in Augsburg [* 17] (s. Taf. I, [* 1] Fig. 4). Im 17. und 18. Jahrh. wurden die fürstlichen Bad Gegenstand monumentaler Ausgestaltung. Die Badenburg im Park zu Nymphenburg bei München, [* 18] das Marmorbad in der Aue bei Cassel (s. Taf. I, [* 1] Fig. 5), mit reichem plastischem Schmuck von Pierre Francois Monnot (geb. zu Besançon [* 19] 1600, gest. ¶
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zu Rom 1730), das Bad Lazienki bei Warschau [* 21] u. a. sind hervorragende Beispiele hierfür.
In neuerer Zeit wurde der Baukunst die Aufgabe gestellt, dem gesteigerten Bedürfnis entsprechende Anlagen zu schaffen. In England entstand 1842 die erste öffentliche Badeanstalt [* 22] in Liverpool, [* 23] der bald andere in London [* 24] folgten. In den fünfziger Jahren wurden zu den Wannenbädern, die bisher in diesen Anstalten allein üblich waren, die Schwimmbäder und seit 18556 (zuerst zu St. Ann's Hill, Irland) die Dampfbäder hinzugefügt. In Deutschland [* 25] gingen Wien [* 26] (Dianabad, erbaut 1842 von Förster und Etzel, im Winter Tanzlokal) und Hamburg [* 27] mit der Errichtung großer Warmwasser-Schwimmbäder voraus.
Die Privatindustrie hat sich der Anlage von Badeanstalten überall bemächtigt. Fast jede größere Stadt besitzt mehrere wohleingerichtete Badeanstalten. Frankreich steht in dieser Beziehung andern Ländern nach. Die Anstalt «Le [* 28] Hammam» zu Paris [* 29] ist die einzige, die als glänzend eingerichtet zu bezeichnen wäre. London besitzt neben zahlreichen öffentlichen Bad vielleicht die am besten eingerichteten, in denen für ein einfaches Bad freilich bis 5 M. berechnet wird. In Wien ist das Römische [* 30] Bad (1872-73 erbaut von Klauß und Groß, Kosten über 2½ Mill. M.) eine mustergültige Anlage. Berlin [* 31] besitzt mehrere treffliche Anstalten dieser Art.
Als Beispiel einer solchen stellt Taf. II, [* 20] Fig. 10 u. 11 das Quirinusbad zu Aachen [* 32] dar, in welchem neben den Speise-, Lese- und Wartezimmern sich in einer stattlichen Halle [* 33] 19 Einzelbäder und 4 Schwitzbäder finden. An diese legt sich die Schwimmhalle mit ihren Entkleidungszellen. Besondere Bad für Frauen, breite Treppen, [* 34] ein Fahrstuhl u. a. schließen sich den Haupträumen an. Die obern Geschosse [* 35] des Vorderhauses dienen Hotelzwecken. Eine Badezelle aus dem Kaiserbad zu Aachen (s. Taf. II, [* 20] Fig. 9) zeigt die reicher entwickelte Anlage, eine solche aus der Solbadeanstalt zu Donaueschingen (s. Taf. II, [* 20] Fig. 3) die mittlere Ausdehnung, [* 36] wie denn dieses ganze Bad (s. Taf. II, [* 20] Fig. 1-3) mit seinen 18 Badezellen den Typus eines kleinern Heilbades vergegenwärtigt. Endlich wurde die Arbeiterbadeanstalt zu Leinhausen bei Hannover [* 37] (f. Taf. II, [* 20] Fig. 6-8), ein mit beschränkten Mitteln ausgeführter Bau, dargestellt, bei welchem neben 4 Zellen mit Wannen, zwei für das Dampfbad und einer für Brause noch ein größerer Waschraum vorhanden ist.
In den Einrichtungen für Fluß- und Seebäder sind große Fortschritte zu verzeichnen. Erstere bestehen aus festen oder schwimmenden Badeanstalten, meist leichten Holzbauten, die ein großes Bassin umschließen und von Kabinen (zum Auskleiden bestimmten Kammern) umgeben sind. Offene Bad nennt man solche, die gegen das Wasser zu den Schwimmern freie Bahn lassen. Solche sind vorzugsweise an der See geboten. Während man an den Meeren mit starker Ebbe und Flut Badekarren gebraucht (auf Räder gestellte Kabinen, die bis zur gehörigen Tiefe ins Meer hinausgefahren werden), hat man an der Ostsee und am Mittelmeere stehende Anlagen bevorzugt und zum Teil mit großem Aufwand hergerichtet (in Heringsdorf, Triest [* 38] u. a. O.). Als typische Anlage ist auf Taf. II, [* 20] Fig. 4 u. 5 die Badeanstalt in der Außenalster bei Hamburg dargestellt, welche in den Pavillons offene Hallen mit Sitzbänken und Kleiderbaken, in den Zwischenflügeln Ankleidezimmer und die Verwaltungsräume enthält.
Vgl. Ofthoff, und Badeanstalten der Neuzeit (Lpz. 1887);
Stübben, öffentliche Badeanstalten, in der «Baukunde des Architekten», Bd. 2 (Berl. 1884);
G. Charles, Appareils balnéaires (Par. 1875): R. Schultze, Bau und Betrieb von Volksbadeanstalten (Bonn 1893);
Vetter, Moderne Bad (Stuttg. 1894).