mehr
lauwarmen
[* 2] an zur Beruhigung und Beseitigung schmerzhafter Nervenleiden; sie bekommen
schwächlichen, zarten und in hohem
Grade zu Erkältungen geneigten
Personen am besten. Warme Wasserbäder haben vorzüglich die
Erweichung der
Haut
[* 3] zur
Beförderung
der
Ausdünstung und Abschälung zum Zwecke und finden deshalb ihre Anwendung bei
Krankheiten, wo durch diese Wirkung
eine
Heilung erzielt werden soll, besonders bei
Hautkrankheiten.
[* 4] Sie steigern aber auch die organischen Funktionen und den
Stoffwechsel, ohne daß ein heftiger Reiz eine starke Reaktion verlangt; und indem sie den Wärmeverlust vermindern,
stimmen
sie die normale ausgleichende Reaktion herab, sie wirken somit beruhigend, weshalb man sich ihrer bei krampfhaften
Affektionen und bei erhöhter Nervenreizbarkeit mit
Vorteil bedient; doch beschleunigen sie auch schließlich den
Blutkreislauf
[* 5] in der
Haut und in
den der Wärme
[* 6] zugänglichen
Teilen und fördern durch Erweiterung der
Gefäße die
Aufsaugung krankhafter
Stoffe im Körper. Hierauf beruht ihre wohlthätige Wirkung bei Rheumatismus und
Gicht. Die warmen Bad dürfen
jedoch nicht zu oft angewendet werden, weil die
Haut sonst zu sehr erschlafft und für äußere Einwirkungen zu empfänglich
gemacht wird, weshalb auch unmittelbar nach dem jedesmaligen Gebrauche die
Haut vorsichtig vor Kälte zu schützen ist, wenn
man nicht vorzieht, die
Haut durch eine kalte Übergießung am
Schlüsse des Bad zu kräftigen.
Triest (Beschreibung d

* 7
Triest.Ähnliche Wirkungen wie die warmen Bad, nur in erhöhtem Grade, besitzt das allgemeine Wasserdampfbad, von welchem nicht nur die ganze äußere Oberfläche des Körpers, sondern auch die innere Auskleidung der Respirationsorgane berührt wird. Dasselbe fördert die Abschälung der Haut und die Abschleimung der Schleimhäute sowie die Schweißabsonderung sehr bedeutend und ist eins der wichtigsten Zerteilungs- und Heilungsmittel bei gichtischen und rheumatischen Übeln, Nervenschmerzen, alten Katarrhen u. s. w. (S. Dampfbad.) Man hat nicht bloß Dampfbäder in eigens dazu hergerichteten Badestuben, sondern man erfand auch tragbare Apparate (unter anderm: Ricklis «Bettdampfbad», Triest [* 7] 1861), bei welchen man aus einer mit Wasser gefüllten kupfernen Blase, die durch Weingeist erhitzt wird, den Dampf [* 8] erzeugt.
Die einfachsten Vorrichtungen derart sind die sogenannten engl. Spiritusdampfbäder, bei welchen die mit einer wollenen Decke [* 9] umhüllte Person auf einem Stuhle über einer Spirituslampe sitzt. Ferner hat man Dampf nicht bloß von Wasser, sondern auch von verschiedenen Stoffen, z. B. von Schwefel, Terpentin, Fichten- und Kiefernadelextrakt, angewendet. (S. hierüber unten die Rauchbäder.) Ähnlich wirkt das in heißer trockn er Luft, bei dem der reichlich ausgeschiedene Schweiß die obern Hautschichten aufweicht, der Körper eine große Menge von Flüssigkeit durch die Haut ausscheidet, dem Blute viel Wasser entzogen und manche krankhafte Ablagerung im Körper durch Aufsaugung beseitigt wird.
Daher wird auch das heiße Luftbad zur Kur bei
Gicht, Rheumatismus und allgemeinen
Blutkrankheiten empfohlen. Hierzu benutzt
man vor allem das
Irisch-Römische Bad (s. d.), doch auch die natürlichen
Höhlen mit heißer Luft, z. B. die
Grotte von Monsummano
(s. d.). In neuerer Zeit hat man begonnen,
komprimierte Luft zu Heilzwecken anzuwenden. Der
Kranke weilt
hierbei längere Zeit in einem sog. pneumatischen
Kabinett,
in einem Raume, in welchem die Luft durch
Maschinen einem langsam
steigenden, später (bei 300
mm) gleichbleibenden Druck ausgesetzt wird. Für diese sog. pneumatischen hat man besondere
transportable
Apparate konstruiert (s.
Komprimierte Luft).
[* 10] Schließlich werden von manchen die sog. elektrischen
Bad gegen Neurasthenie und andere Nervenleiden empfohlen. (S.
Elektrotherapie.)
Gehirn

* 11
Gehirn. Hinsichtlich der örtlichen oder
Teilbäder gilt im allgemeinen die Regel, daß heißes Wasser das
Blut nach dem von ihm umgebenen
Teile zieht, kaltes hingegen es von dem bezüglichen
Teile verdrängt. Daher wendet man heiße Fuß- und
Handbäder an, um den
Blutandrang vom
Gehirn
[* 11] und von den
Lungen nach den Extremitäten hinzuleiten. Kalte
Sturz-,
Tropf-,
Regen-
und Staubbäder werden angewendet, um das
Blut aus gewissen
Teilen (besonders aus dem
Kopfe, z. B. bei manchen
Geisteskrankheiten)
zu vertreiben und die erweiterten Gefäßchen wieder zusamm
enzuziehen, sind daher Zerteilungsmittel bei
Entzündungen.
Doch bewirkt auch das Eintauchen in kaltes Wasser in der Nachwirkung stärkern Blutzudrang nach den eingetauchten Teilen. Sehr energisch wirken die Douchebäder. Ein mehr oder weniger starker Wasserstrahl wird hierbei auf einen Punkt des Körpers geleitet, wo er Belebung, Zerteilung, aber auch bei Übermaß Entzündung und Geschwulst hervorbringen kann. Man benutzt diese Bad besonders bei Affektionen des Nervensystems und krankhaften Ablagerungen, als aufsteigende Douche bei Hämorrhoiden, Gebärmutterkrankheiten, Störungen der Menstruation, Leukorrhöe, Stuhlverstopfung, und als schottische Douche (abwechselnd heiß und kalt) gegen Lähmungen. (S. Douche.)
Die Dauer aller dieser Bad ist gewöhnlich keine lange; sie werden meist nur 10 Minuten bis eine halbe Stunde, höchstens eine ganze Stunde lang angewendet, während man ehedem viel länger in den Bad zu verweilen gewohnt war. In neuerer Zeit hat man indes vielfach mit Vorteil permanente Warmwasserbäder angewendet, bei welchen der Kranke tage-, ja wochenlang im Wannenbade zubringen muß zur Linderung der Schmerzen, Verminderung des Fiebers und Förderung des Heilungsprozesses. Dieselben sind insbesondere bei ausgebreiteten Verbrennungen und manchen hartnäckigen Hautkrankheiten nützlich. Auch örtlich, d.h. nur für einzelne Körperteile, wendet man solche permanente Bad insbesondere bei eingewachsenen Nägeln, Fußgeschwüren, nach Operationen u. s. w. an.
Die medizinischen Bad, denen man mineralische oder vegetabilische Stoffe beigemischt hat, standen früher bei den Ärzten in größerm Ansehen als jetzt, wo die physiol. Schule ihre Kraft [* 12] und Wirkungsweise genauer geprüft und auf ein richtigeres Maß zurückgeführt hat. Die Haut ist für das Eindringen fremder Körper allerdings nur in sehr beschränktem Grade zugänglich. Zwar noch bis vor kurzem hielt man dieses Organ für dasjenige, durch welches man Arzneimittel in größerer Menge dem Körper bequem einzuverleiben im stände sei, indem es zur Aufnahme dieser Stoffe eine verhältnismäßig große Oberfläche darbietet. Allein die jüngsten Untersuchungen haben gelehrt, daß eine Absorption salziger, im B. aufgelöster Stoffe, wenn sie stattfindet, nur gering sein kann; viele Ärzte sind jetzt sogar der Meinung, daß die Wirkung salzhaltiger Bad sich besser auf mechan. als ¶
Bäder. I

* 13
Seite 52.255a.0255a Bäder I 1. Frigidarium der Thermen des Caracalla zu Rom; [* 14] Rekonstruktion von Viollet-Le-Duc. 2. Tepidarium der 1824 ausgegrabenen Thermen zu Pompeji. [* 15] 3. Türkisches Bad (Bruckbad) zu Ofen. 4. Badezimmer der Fugger zu Augsburg. [* 16] 5. Marmorbad in der Aue bei Cassel. ¶
Bäder. II

* 17
Seite 52.255b.1. Solbadeanstalt zu Donaueschingen.
2. Grundriß zu
[* 17]
Fig. 1; a Sitzdouche, b Kasse, c Gerätekammer
, d Grube.
3. Badezelle aus [* 17] Fig. 1; a Ofen, b Tisch mit Spiegel. [* 18]
4. 5. Badeanstalt [* 19] in der Außenalster bei Hamburg. [* 20]
6. Arbeiterbadeanstalt zu Leinhausen bei Hannover;
[* 21] a Waschhalle, b Gang,
[* 22] c Wärterzimmer
mit Wäscheschränken, d
Badezimmer,
e Brausen, f Ankleidezimmer
, g Dampfbad, h Zimmer zum Nachschwitzen.
7. Längsschnitt durch die Waschhalle a in [* 17] Fig. 6.
8. Querschnitt durch das Dampfbad g in [* 17] Fig. 6.
9. Badezelle im Kaiserbade zu Aachen. [* 23]
Bad (Badeanstalt)

* 24
Seite 52.256.10. 11. Quirinusbad zu Aachen (Schnitt durch die Thermalhalle und Gesamtgrundriß). ¶
mehr
auf chem. Weise erklären lasse; sie behaupten, daß der Reiz des Salzwassers auf die Haut ein mächtigerer Faktor dieser Wirkung
sei als die chemische, durch die aufgenommenen
Salzbestandteile bedingte Umwandlung des Blutes. Dies betrifft die Würdigung
der Bad hinsichtlich ihres Gehalts an Eisen,
[* 25] Kalk, Glauber-, Bittersalz, Natron, Jod, Brom, Arsenik und Kochsalz.
Dagegen steht die Aufsaugung der im B. befindlichen Gase
[* 26] unzweifelhaft fest, indem beispielsweise Schwefelwasserstoffgas, Kohlensäure,
überhaupt flüchtige Stoffe durch die Haut in das Blut übergehen, somit auch in demselben eine chem. Wirkung entfalten können.
Spiritus (Maischmaschi

* 29
Spiritus.Von den arzneilichen Bad werden am häufigsten benutzt: alkalische Bad oder Laugenbäder (150-500 g rohe Pottasche oder 250-1000 g Soda zum Vollbade), Ameisenbäder (1-2 kg zerquetschte Ameisen in einem leinenen Beutel [* 27] gebrüht und dem Bad zugesetzt), aromatische Bad (150-500 g aromatische Kräuter auf das Vollbad), Baldrianbäder (Aufguß von 250-500 g Baldrianwurzel auf das Vollbad), Chlorkalkbäder (250-500 g Chlorkalk [* 28] zu einem Vollbad), Eisenbäder (30-60 g reines Eisenvitriol und 120 g gereinigte Pottasche, oder 30 g reines Eisenvitriol, 60 g Kochsalz und 90 g doppeltkohlensaures Natron auf das Vollbad), Fichtennadelbäder (Aufguß von 2-5 kg Fichten- oder Kiefernadeln oder Zusatz von 150 bis 500 g Fichtennadelextrakt zu einem Vollbad), Jodbäder (in Holzwannen, 10-15 g Jod mit 20-30 g Jodkalium in 1 kg Wasser gelöst und dem Vollbad zugesetzt; die Wanne ist während des Badens zu bedecken, um das Einatmen der Joddämpfe zu verhüten), Kleienbäder (1-3 kg Weizenkleie werden in einem leinenen Beutel eine halbe Stunde lang mit 4-8 l Wasser gekocht und dann dem Vollbad zugesetzt), Leimbäder (½-1 kg Tierleim oder Gelatine in Wasser gelöst als Zusatz zu einem Vollbad), Malzbäder (Abkochung von 1-3 kg Gerstenmalz in 4-6 l Wasser auf das Vollbad), Mineralsäurebäder (in Holzwannen, 50-120 g Scheidewasser oder je 30-60 g Salz- und Salpetersäure auf das Vollbad), moussierende Bad oder Kohlensäurebäder (200 g doppeltkohlensaures Natron und nach dessen vollständiger Lösung beim Besteigen der Wanne 200 g rohe Salzsäure unter Umrühren dem Vollbad zugesetzt), Schwefelbäder (in Holzwannen, 50-150 g Schwefelkalium auf das Vollbad), Seifenbäder (100-250 g geschabte weiße Kaliseife oder 60-100 g Seifenspiritus auf das Vollbad), Senfbäder (2 g Senföl in 25 g Spiritus [* 29] gelöst auf das Vollbad), Solbäder (6-8 kg Koch- oder Seesalz, oder 2-5 kg Koch- oder Seesalz mit 2 kg Mutterlaugensalz auf das Vollbad), Sublimat- oder Quecksilberchloridbäder (in Holzwannen, 3-10 g Quecksilberchlorid in 50-200 g Wasser gelöst auf das Vollbad), Tanninbäder (10-50 g Tannin in 200 g Wasser gelöst auf das Vollbad), Walnußblätterbäder (Abkochung von ½-1 kg frischer Walnußblätter auf das Vollbad).
Kochsalzhaltige Bad wirken außerordentlich belebend und kräftigend auf die Haut und namentlich auf das Drüsensystem und bilden deshalb ein souveränes Heilmittel gegen alle skrofulösen Haut- und Drüsenkrankheiten. (S. Solbäder.) Auch dem Wasser, welches man als Dampf auf den Körper einwirken läßt, hat man mit gutem Erfolg Arzneistoffe zugesetzt, die natürlich flüchtiger Natur sein müssen. Hieran schließen sich die sog. Rauchbäder oder medikamentösen Räucherungen, in denen der ganze Körper oder einzelne Teile desselben, mit Ausschluß des Kopfes, mit Dämpfen in Berührung gebracht werden, die man durch vollständige oder teilweise Verflüchtigung trockner Arzneistoffe erzeugt.
Bernstein

* 30
Bernstein.Angewendet werden hierzu harzige aromatische Substanzen, Weihrauch, Myrrhe, Benzoe, Bernstein, [* 30] auch Schwefel, Zinnober [* 31] und Quecksilber. Die größte Vorsicht ist bei den Rauchbädern von Schwefel und Quecksilber nötig, weil sie leicht gefährliche Zufälle herbeiführen. Die Anwendung muß in einem sog. Räucherungskasten geschehen, in welchem nur der bestimmte Körperteil mit den Dämpfen eingeschlossen wird, damit die Respirationsorgane nicht belästigt werden. Am beliebtesten sind jetzt die Fichten- oder Kiefernadeldampfbäder (bei Rheumatismen u. s. w.). Seit früher Zeit benutzt man übrigens zu ähnlichem Zwecke die in manchen Gegenden aus vulkanischem Boden aufsteigenden heißen Dämpfe, z. B. in der Nähe von Pozzuoli bei Neapel. [* 32]
Dienstbarkeit - Dienst

* 33
Dienste.Ein eigentümliches Dunstbad sind die sog. Animalischen Bäder (s. d.), welche schon den Alten bekannt waren und besonders bei Lähmungen großen Ruf hatten. Von Gasbädern sind besonders die von Schwefelwasserstoffgas (Schwefelbäder) und die von kohlensaurem Gas gebräuchlich, namentlich an gewissen Heilquellen. Das Schwefelwasserstoffgas, in geringer Quantität der atmosphärischen Luft beigemischt, stimmt die Reizbarkeit der Luftwege herab und mäßigt die Beschwerden bei manchen Atmungskrankheiten. In stärkerer Quantität mit der Haut in Berührung gebracht, leistet es bei Hautkrankheiten, Rheumatismus, Syphilis, Lähmungen und chronischen Metallvergiftungen treffliche Dienste. [* 33]
Das kohlensaure Gas wirkt lebhaft erregend auf die Haut und das Nervensystem, fördert den Monatsfluß und wird besonders in Form von Halbbädern an manchen Kurorten, z. B. in Ems [* 34] und Vichy, häufig gebraucht. in festweichen Substanzen sind die Moorbäder (s. d.), auch Schlammbäder genannt. Unter die in festen Stoffen rechnet man das Schneebad, das Erdbad, das Sandbad, das Aschenbad (s. d.) und das Laubbad. Das Schneebad wendet man an, um Erfrorene wieder ins Leben zurückzurufen; man umgiebt den ganzen Körper mit Schnee [* 35] und bringt diesen durch äußere Wärme zum Schmelzen.
Das Erdbad, das Eingraben oder Bedecken des ganzen Körpers, ausschließlich des Kopfes, mit frischer Erde, wird bei Scheintod nach dem Blitzschlage angewendet. Bei den nassen warmen Sandbädern (Arenationen) wird der Badende in Gruben eingegraben; man gebrauchte sie ehemals als Volksmittel bei Wiederbelebung Ertrunkener. Trockne Sandbäder, mäßig erwärmt, gebraucht man zur Schwitzkur bei Gicht, Rheumatismen, Brightscher Nierenkrankheit, Metallvergiftung u. s. w. in den Anstalten zu Dresden [* 36] (Dr. Flemming), Köstritz (Dr. Sturm), Berka; hier giebt man Sandbäder von 47 bis 50° C. oder 38 bis 40° N. und von der Dauer von 25 bis 45 Minuten. Der trockne Sand wird auf heißen Eisenplatten erwärmt, und eine Sandschicht von 10 bis 12 cm auf die Extremitäten und die Beckengegend und 1 cm stark auf den Unterleib gedeckt. Allgemeine oder örtliche Laubbäder werden bereitet aus trocknen Birken-, Ellern-, Kiefern- und andern Blättern, mit denen man den kranken Teil überschüttet. Sie sind Volksmittel gegen ¶