1802), «Geschichte der
Französischen Revolution» (2. Aufl., 2 Bde.,
Halle
[* 2] 1818),
sind lediglich durch ihre
Darstellung verdienstlich; persönliches Interesse erweckt die
Schrift«Über mich selbst
und meine Unglücksgefährten, die
Blinden» (Lpz. 1807). – B.s weitschweifige «Geschichte
meines Lebens» (3 Bde., Königsb.
1824) gab sein ältester Sohn heraus.
[* 3]
(Balnĕum), im engern
Sinne die Eintauchung des Körpers oder einzelner
Teile desselben in eine
tropfbare Flüssigkeit; im weitern
Sinne auch das Eintauchen in
Dämpfe sowie in festere
Stoffe
(Moor, Sand u. s. w.); auch bezeichnet
man die Anwendung strömender oder fallender Flüssigkeiten auf den Körper als Bad (Douche). Ebenso heißen danach
Ort und Anstalten mit den zum
Baden
[* 4] nötigen
Stoffen und Vorrichtungen kurz Bad.
In kulturgeschichtlicher
Beziehung betrachtet, hat das
Baden jederzeit auf das allgemeine gesellschaftliche
Dasein einen besondern
Einfluß geübt.
Bei den Völkern des
Orients war es eng mit dem
Kultus verknüpft, indem man durch die körperliche
Reinigung
auch eine sittliche Reinheit andeuten wollte. Die alten
Juden waren durch religiöse Vorschriften verpflichtet
zu baden,
und sie betrachteten die Reinigungsbäder nach gewissen körperlichen Funktionen, Berührungen und
Krankheiten als
wichtige rituelle Handlungen.
Bei den Griechen werden schon zur Zeit
Homers den ankommenden Freunden und Gästen warme Bad bereitet. Der Grieche lagerte sich
nicht zumMahl, bevor er sich nicht gebadet, und sein Hausbad befand sich im Innern des Hauses. Auch mit
religiösen Handlungen stand bei den Griechen das in
Verbindung, so mit den Vorbereitungen zum Opfern, zum Empfange der Orakelsprüche,
zur
Hochzeit u. s. w. Auch benutzten schon die Griechen die heißen
Quellen oder
Thermen als Heilbäder.
Die
Männer badeten in
Griechenland
[* 5] gemeinschaftlich; daß es auch für die Frauen öffentliche Bad gab, ist wahrscheinlich.
Bei denRömern kamen die warmen Bad (thermae) erst später in
Aufnahme, wurden aber dann außerordentlich beliebt, obschon zuletzt
der allgemeine Luxus den eigentlichen Zweck des Bad mehr und mehr in den Hintergrund drängte,
so daß die öffentlichen Bad wesentlich als allgemeine Vergnügungsorte betrachtet wurden. Die meisten derselben
wurden zur Zeit vor und unter den
Kaisern Nero, Vespasian,
Titus,
Trajan,
Caracalla, Diocletian u. s. w. erbaut. In
Rom
[* 6] allein
gab es deren über 800.
Ihrer Einrichtung (s. unten) nach ähnelten sie dem heutigen türk.
und russ. Bade.
Durch eine leichte
Bewegung zum Bad vorbereitet, ging man zuerst in das Auskleidezimmer, dann in das Wärmzimmer, wo man sich
mit Öl salbte, und dies ward auch während des Bad wiederholt. Demnächst wurde der Körper mit
Striegeln (strigilis) behandelt,
worauf man sich in das Wärmzimmer begab, um entweder nur zu schwitzen, oder auch das heiße Wasserbad
zu gebrauchen. War dieses vorüber, so ließ man sich mit kaltem Wasser übergießen und ging dann sogleich in das kalte
Bad, um durch dieses die erschlaffte
Haut
[* 7] wieder zu stärken, worauf der Körper nochmals mit Öl gesalbt wurde.
Die öffentlichen Bad für Frauen waren von gleicher Einrichtung und wurden fleißig auch von
den vornehmsten Frauen besucht. Übrigens badeten diese wie die
Männer gemeinschaftlich. Der Unsitte, daß
Männer und Frauen
zusammen badeten, wird auch von den alten Schriftstellern gedacht, wie denn überhaupt in späterer Zeit die Bad Orte
der
Schwelgerei jeder Art wurden. –
Confeld, Das altröm. und seine Bedeutung für die Heilkunde (Darmst. 1863);
Guhl und Koner, Das Leben der Griechen
und
Römer
[* 8] (5. Aufl., Berl. 1882).
Die
Völker des
Islams haben das Bad vollständig in ihre
Sitten und Gebräuche aufgenommen. Der
Islam schreibt
seinen
Bekennern sorgfältige
Beobachtung der körperlichen Reinlichkeit und zu diesem Zwecke wiederholte tägliche Waschungen
vor. Gewisse Umstände und
Zeiten veranlassen noch außerdem vorschriftsmäßig sowohl
Männer wie Frauen zum Gebrauch des
Bad. Die
Araber brachten die Vorliebe für reich ausgestattete Bad mit nach
Spanien.
[* 9] Die christl.
Spanier verurteilten
aber diese ihnen fremde
Sitte und zerstörten nach Vertreibung der
Araber die maurischen Bad. Die Einrichtung der Bad ist bei
den Völkern des
Orients, bei den Persern,
Türken, in
Syrien,
Ägypten
[* 10] u. s. w. fast eine gleiche.
Der Badende entkleidet sich, wickelt sich in wollene
Decken, zieht, um sich gegen die Hitze des Fußbodens
zu schützen, hölzerne Pantoffeln an und begiebt sich in das
Badezimmer. Hier dringt bald ein allgemeiner Schweiß durch
die
Haut, der mit kaltem Wasser abgewaschen wird. Hierauf wird der Körper mit wollenen Tüchern gerieben und mit einer der
Haut zuträglichen Seife oder Salbe bestrichen. Gewöhnlich wird damit noch die
Operation des Knetens (Massierens)
verbunden, die der Badewärter an dem Badenden vollzieht.
Darauf reibt er mit einem
Tuche von grober
Wolle den ganzen Körper, reibt mit
Bimsstein die harte
Haut auf den Füßen ab, salbt
den Badenden mit Seife und Wohlgerüchen, und endigt damit, daß er ihm den
Bart und die
Haare
[* 11] abschert.
Nach dem Bad, welches etwa dreiviertel
Stunde dauert, ruht man in einem kühlern Zimmer auf einem Lager
[* 12] aus. – Freunde von
Bad jeder Art, von
Dampf-, See- und warmen Bad sind die
Japaner, bei denen beide Geschlechter jeden
Alters in öffentlichen Badeanstalten
zusammen baden.
In
Deutschland,
[* 13]
Frankreich und England waren öffentliche Badeanstalten lange Zeit unbekannt. Erst als während der Kreuzzüge
die
Abendländer mit den
Sitten der Morgenländer bekannt wurden, entstanden in
Deutschland öffentliche Badestuben. Diese wurden
bald beliebt, so daß es herkömmlich wurde, am Vorabend hoher
Kirchenfeste,
vor derHochzeit, dem Ritterschlage und andern
Feierlichkeiten ein Bad zu nehmen; Handwerksgesellen wurden jeden
Sonnabend von einem Badejungenchor durch Beckenmusik zum
Bad eingeladen.
Die Fürsten machten die Badestuben zu einträglichen Regalien und verliehen den
Städten das
Recht, städtische Badestuben
einzurichten, die verpachtet oder in
Erblehn gegeben wurden. In ihnen fand man Schwitzbäder, in denen der Körper
des Badenden durch Badediener kunstgemäß mit Badequasten, Seife u. s. w. gereinigt wurde.
Nach und nach bildete sich die Zunft und das
Gewerbe der
Bader (s. d.) und
Barbiere (s. d.) aus. Der deutsche
Bürger und selbst
die
Bauern legten sich auch in ihren eigenen Häusern ein «Badestüblein»
an, das gewissermaßen den Salon des Hauses bildete; hier badete und trank man mit guten Freunden. Im 12. Jahrh.
kamen in
Deutschland auch Dampfbäder auf. Noch mehr aber hob sich der allgemeine Badegebrauch im Mittelalter bei dem Umsichgreifen
des
Aussatzes. Mildthätige
Personen stifteten zu jener Zeit für
Arme Freibäder, sog. Seelenbäder. Allein
¶
mehr
die größere Ausbreitung des Aussatzes und der Syphilis mit der vermehrten Gefahr der Ansteckung, der mehr und mehr ins Volk
übergehende Gebrauch der leinenen Leibwäsche und Veränderungen in den Sitten und Gewohnheiten, besonders auch die vielfach
mit ihnen verknüpfte Liederlichkeit verursachten, daß sich der Besuch der öffentlichen Badestuben allmählich verminderte.
Ärzte, Geistliche und Regierungen traten schon im Anfang des 17. Jahrh. gegen dieselben
auf, und das Volk entwöhnte sich der Sitte des häufigen Badens.
Dagegen kam dann der Besuch der Wildbäder und der Mineralwässer als Vergnügungsorte, die sog.
Badefahrten, in Deutschland in Aufnahme. In Frankreich fand das Baden in öffentlichen Anstalten sowie in
Heilquellen oder Thermen schon mit der Herrschaft der Römer Eingang, und blieb daselbst mehr oder weniger heimisch. Karl d. Gr.
brachte seinerzeit besonders die warmen in Aachen
[* 15] in Aufnahme. Später war Baden im Aargau
einer der berühmtesten Badeorte. Im Mittelalter
wurden Dampfbäder (étuves, lat. stufa) von der Zunft der Bader (estuveurs) gehalten.
Der HumanistJohannFranz Poggio Bracciolini aus Florenz
[* 16] (1380‒1459) stellt in einem Briefe die geselligen Freuden Badens weit
über jene der antiken Bad von Puteoli. Das Leben in den Bad war im Mittelalter und in den nächsten Zeiten darauf ein freies,
unbefangenes und zum Teil lockeres. Beide Geschlechter besuchten einander in den Bad, man trank, sang und
musizierte darin und tanzte nachher. Nachdem in Deutschland, und zum großen Teil auch anderwärts, das Baden als Volksgebrauch
fast ganz aufgehört, kamen zu Anfang des 18. Jahrh. von England aus kalte und Seebäder wiederum
in Aufnahme.
Reisende Ärzte machten auf die dortigen Badeanstalten aufmerksam, und so erstanden namentlich infolge
der Ermahnung der ÄrzteHalm, Marcard, Ferro, Hufeland u. s. w. in den civilisierten Ländern Europas wiederum zahlreiche Badeanstalten.
Doch erst im 19. Jahrh. begann das Badewesen durch Einführung öffentlicher Badeanstalten
wieder einen wirklichen Aufschwung zu nehmen. Ebenso war es erst dem 19. Jahrh.
vorbehalten, Wert und Bedeutung der Mineralbäder für die Heilkunde in wissenschaftlichem Sinne zu bearbeiten (s. Mineralwässer
und Balneographie). –
Vgl. Zappert, Über das mittelalterliche Badewesen (im «Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen»,
Bd. 21, Wien
[* 17] 1859).
In hygieinischer Beziehung sind die Bad von der größten Bedeutung. Man hat sie hinsichtlich ihres Zwecks
in Reinigungs- und Heilbäder eingeteilt. Sie zerfallen in allgemeine oder ganze Bad (Vollbäder), bei denen der ganze Körper
in die Flüssigkeit eintaucht, und in partielle oder örtliche Bad (Sitz-, Fuß-, Arm-, Handbäder u. dgl.). Ihre Wirkungen auf
den menschlichen Körper hängen ab von den Bestandteilen des und deren Menge, der Dauer und Gebrauchsweise,
vorzugsweise aber von dem Grade der Wärme
[* 18] oder Kälte.
Die Wasserbäder reinigen die Haut von Schmutz und Hauttalg, fördern durch Aufweichen die Abstoßung der obersten Hautschichten
und hierdurch die Verjüngung der Haut selbst. Ferner kommt der Effekt der verminderten Ausdünstung und der
Verschiedenheit des Drucks von außen zur Geltung, da das Wasser 700mal dichter ist als das Medium der Luft. Die Frage, ob
im Wasserbade eine Aufsaugung und Aufnahme des Wassers sowie der im Wasser gelösten Bestandteile in den Körper stattfindet,
ist noch immer als eine offene
zu betrachten; die Absorption kann gewiß nur eine geringe sein, da man
beobachtet hat, daß nach dem Bad nicht eine Vermehrung, sondern eine Verminderung des Körpergewichts eintritt, sei es durch
Abgabe von Stoffen durch die Haut, sei es durch Vermehrung der Lungenthätigkeit. Man unterscheidet hinsichtlich der Temperatur
das kalte Bad bis 15° R., das kühle Bad 16 bis 22° R., das lauwarme Bad 23 bis
27° R., das warme Bad 27 bis 30° R. und das heiße Bad von 30° R. und darüber.
Das kalte Bad vermindert je nach der Heftigkeit und Plötzlichkeit der Abkühlung die Blutwärme, vermehrt die Kohlensäureausscheidung,
verlangsamt den Puls- und Herzschlag sowie die Atmung, während die Reizbarkeit der Haut zwar anfangs erhöht,
dann aber vermindert und nach beendetem Bad wiederum gehoben wird; die Haut verliert ihren Blutreichtum, indem sich die kleinen
Blutgefäße zusammenziehen, die innern Organe mehr mit Blut füllen. Bald nach dem kalten Bad tritt wieder erhöhte Körpertemperatur,
verstärkter Blutstrom nach der Haut, im Nerven- und Muskelsystem das Gefühl der Erfrischung, der Elasticität
und der Kraft
[* 19] ein; mit der erhöhten Wärmeproduktion ist eine allgemeine Reaktion und eine nicht geringe Anregung des Stoffwechsels
verbunden.
Bei öfterer Wiederholung ist das kalte Bad das vorzüglichste Mittel, durch welches die Haut geübt werden kann,
Temperaturwechsel zu ertragen. Deshalb wird es vorzugsweise solchen Personen angeraten, welche an einer Neigung zu Erkältungskrankheiten,
zu Rheumatismen und Katarrhen leiden. Da sich nach jedem kalten Bad der Umsatz der Stoffe neu belebt, so benutzt man das wiederholte
kalte auch dazu, die Ernährung des Körpers zu verbessern, fehlerhafte Blutmischungen und sogar krankhafte
Veränderungen einzelner Organe zu beseitigen.
Nachteilig wirkt das kalte Bad bei großer Blutarmut, hochgradiger Nervosität, Herzkrankheiten und Schwächezuständen der verschiedensten
Art. Am häufigsten benutzt man die kalten in Form der Flußbäder und der Bad im Schwimmbassin, die stets von kurzer Dauer,
d. h. höchstens 5, 10 bis 15 Minuten, und mit Schwimmbewegungen verbunden
sein sollen; vorher lasse man den Körper abtrocknen und abkühlen, nach dem Bad reibe man den Körper trocken, kleide
sich rasch an und mache sich alsbald Bewegung; die beste Zeit für Flußbäder ist etwas vor dem Frühstück oder vor Sonnenuntergang.
Kurze Zeit nach dem Essen,
[* 20] insbesondere nach einer reichlichen Mahlzeit, zu baden vermeide man, bade aber
auch nicht des Morgens, ohne etwas gegessen zu haben. Die Seebäder (s. d.) wirken
ebenfalls als kalte Bad, doch kommt bei ihnen auch Wellenschlag und Salzgehalt des Wassers zur Wirkung. Zur Herabsetzung
der übermäßig erhöhten Körpertemperatur wendet man kalte und kühle Bad bei schweren fieberhaften
Krankheiten mit außerordentlich günstigem Erfolg an; durch die energische Anwendung kalter Bad ist namentlich
die Mortalitätsziffer der typhösen Fieber beträchtlich herabgesetzt worden. (S. Kaltwasserkur.)
Bei den lauwarmen Bad ist jene Reizung der Empfindungsnerven der Haut nicht wahrzunehmen, die Reinigung der Haut geht durch sie
unter schnellerer Beseitigung der Oberhauttrümmer, welche die Hautfunktion hemmen, besser von statten; der gelindere Reiz
erweckt in den Muskeln
[* 21] eine angenehme Empfindung, und nach ihrem Gebrauche schwindet das Gefühl der Ermüdung. Man wendet
die
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