und portug. bacharel entlehnt sind, seit etwa dem 9. Jahrh, den Inhaber einer baccalaria,
d. h. eines ländlichen Grundstücks, das ihm der Grundherr gegen
Zins geliehen hatte, also einen Hintersassen, ferner allgemein
junge Leute und Mädchen, im
Sinne unsers
Burschen und Backfisch, dann
Knappen, die den Ritterschlag noch nicht erhalten hatten,
oder Edelleute, die, unvermögend, ein eigenes
Banner zu führen, sich einem Bannerherrn anschlossen. Allmählich fand das
Wort in der
Gliederung der übrigen
Stände zur Bezeichnung ähnlicher Rangverhältnisse Eingang. So gab es bacheliers d'église,
d. i. Geistliche, welche die niedrigsten Würden bekleideten, während in den
Zünften und zunftähnlichen Gemeinschaften diejenigen
jüngern Mitglieder, denen die untergeordneten
Geschäfte oblagen, bacheliers oder juniores hießen.
Als akademischer
Titel wurde das Wort Baccalaureus im 13. Jahrh, zu
Paris
[* 2] und an andern
Universitäten üblich zur Bezeichnung der
Studenten,
die nach der Prüfung auch die Disputation während der Fastenzeit (determinatio) bestanden hatten und gewisse Vorlesungen
halten durften. In der philos.
Fakultät blieb der Baccalaureus von geringer Bedeutung, denn die determinatio schloß
nur die elementare Vorbereitung ab, eine größere gewann der
Grad in den drei obern
Fakultäten, in denen die Erwerbung des
Doktor(Magister-)grades mit langer Studienzeit und sehr bedeutenden Kosten verbunden war und sich viele mit dem
Grade des
Baccalaureus oder
Licentiaten begnügten (s.
Universitäten). Auf engl. und franz.
Universitäten hat sich noch viel von diesen Einrichtungen
erhalten. In
Frankreich muß z. B. bacheleir ès lettres jeder werden, der in einer der vier andern
Fakultäten (Naturwissenschaften,
Recht,
Medizin,
Theologie) den
Grad eines bachelier erwerben will. Auch in
Deutschland
[* 3] hat sich
dieser
Titel noch an einigen
Universitäten als Vorstufe für den Doktorgrad erhalten, ist aber ohne Bedeutung.
Vgl. Thurot,De l'organisation de l'université de
Paris (Par. 1850);
(spr. -rah), ein aus
Frankreich stammendes, dem
Pharao (s. d.) ähnliches Hasardspiel, das mit mindestens 2
Stück
der vollen franz.
Spielkarte gespielt wird.
Die dabei üblichen hoben Einsätze und allerlei Spielkniffe haben das in Verruf
gebracht.
(spr. -rah),Hauptstadt des Kantons Baccarat (173,45 qkm, 19 Gemeinden, 13831 E.)
im
Arrondissement Lunéville des franz. Depart. Meurthe-et-Moselle,
an der Meurthe, an den Linien Lunéville-St.Dié und Baccarat-Badonviller (14 km) der
Franz.
Ostbahn, 26 km im
Südosten von Lunéville, in 265 m Höhe, in der Nähe eines großen
Waldes (du
Clos), hat (1891) 5182, als Gemeinde 5723 E.,
Post und
Telegraph,
[* 4] eine schöne
Brücke
[* 5] von neun
Bogen,
[* 6] eine neue
Kirche im
Stil des 13. Jahrh., eine große,
seit 1766 bestehende
Glashütte (St.
Anna-Hütte) und Krystallwarenfabrik (s.
Tafel:
Glaskunstindustrie II,
[* 1]
Fig. 1-4), die bedeutendste
in ganz
Frankreich, welche 2300
Arbeiter und Künstler beschäftigt und jährlich für 7 Mill.
Frs. Krystallgefäße liefert.
Außerdem ist
der Handel mit
Bau- und Wagenholz, Holzkohlen und Handschuhen nicht unbedeutend.
(spr. batschélli),Guido, ital.
Arzt und Politiker, geb. in
Rom,
[* 7] wurde 1856 Professor
der gerichtlichen
Medizin an der röm.
Universität, an der er bald darauf den Lehrstuhl für pathol.
Anatomie und schließlich
den für allgemeine Klinik übernahm,
auch war er jahrelang Präsident des Obermedizinal-Kollegiums.
Schon 1848 war Baccelli unter
den Freiheitskämpfern, beteiligte sich dann aber erst seit 1870 wieder am polit. Leben, war seit 1874 Mitglied
der Kammer, Dez. 1880 bis März 1884 Unterrichtsminister und wurde 1890 Senator. Im Dez. 1893 übernahm er unter
Crispi wieder
das Unterrichtsministerium. Er schrieb u. a.: «Patologia
del cuore e dell'aorta» (3 Bde.,
Rom 1864-67).
(lat.), bei den
Römern die orgiastischen und mystischen Feste des
Bacchus (grch. Bakckos, s. Dionysos),
[* 8] welche von
Großgriechenland aus sich im übrigen
Italien
[* 9] verbreitet hatten und im Anfang des 2. Jahrh.
v. Chr. vielfach mit
Ausschweifungen, ja mit schweren
Verbrechen verbunden waren. Durch Zufall erhielt der Senat 186
v. Chr. von
diesem
TreibenKunde, ordnete die schärfsten Maßregeln dagegen an und erließ durch das sog. Senatusconsultum
de Bacchanalibus ein Verbot der Bacchanalien, das noch inschriftlich auf einer Bronzetafel (jetzt in
Wien)
[* 10] erhalten ist. Doch gelang
es nicht, diese ausschweifenden Geheimfeiern völlig auszurotten. So wurde das Wort schon im
Altertum einAusdruck
für ausschweifende Gelage und ist es noch jetzt.
die Teilnehmer an den nächtlichen Bacchusfesten im
Altertum, im ausgehenden Mittelalter (auch
Bachanten,
wahrscheinlich aus Baganten entstanden) die ältern fahrenden
Schüler, die von einer Lateinschule zur andern wanderten, die
Nachfolger der wandernden Kleriker, der Goliarden (s. d. und Baganten) des 14. Jahrh.,
die wandernden Handwerksburschen der Wissenschaft. Sie hatten meist jüngere fahrende
Schüler, Schützen
genant, bei sich, denen sie
Hüter und
Lehrer sein sollten, aber nicht selten Peiniger und Verführer zu Bettel, Diebstahl
und anderm
Unfuge wurden. Ein anschauliches
Bild des Lebens der umherziehenden
Schüler bieten die Selbstbiographien vonThomasPlatter (s. d.) und
JohannesButzbach (aus dem
Lateinischen übersetzt von
Becker, Regensb. 1869).
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Kompositen
[* 11] (s. d.). Man kennt gegen 250
Arten, die sämtlich in
Amerika
[* 12] einheimisch sind und zwar zum großen
Teile den Tropengegenden angehören. Es sind
Sträucher oder
Halbsträucher mit einfachen,
meist lanzett- oder keilförmigen, oft klebrigen
Blättern und halbkugeligen
Köpfchen, welche viele röhrige
männliche und am Rande zweilippige weibliche
Blüten enthalten und von einer Hülle dachziegelförmig übereinanderliegender
Schuppen umgeben sind. Verschiedene
Arten findet man als Gartenpflanzen, die meisten bedürfen der Gewächshauskultur; eine
Art, Baccharis halimifoliaL., aus
Carolina, ist ein über 1 m hoher, schönerStrauch mit bläulich bestäubten
Zweigen und
Blättern.
(Bakchiaden), Herrschergeschlecht zu
Korinth,
[* 13] das von Bacchio, dem vierten Könige der Stadt, seinen
Namen
herleitete und in 8 Generationen bis 747
v. Chr. regierte.
doch blieben die Bacchiaden thatsächlich noch das herrschende Geschlecht.
Erst um 657
v. Chr. wurden sie, nachdem
sie sich durch ihre Willkür beim niedern
Volke längst verhaßt gemacht hatten, durch
Kypselos (s. d.) vertrieben und suchten
in
Sparta Zuflucht.
(spr. bakkiljohne), ein 130 km langer
Fluß, Oberitaliens, entspringt als Timonchio am
Piano delle Fugazze
(1164 m), tritt bei
Schio in die Ebene, wird bei Bicenza schiffbar, nimmt hier
¶
mehr
den Namen an, vereinigt sich mit dem von Nordosten vom Monte-Pioverna kommenden Astico und steht von Padua
[* 15] an mit dein verzweigten
Kanalsystem der Brenta und der Etsch in mehrfacher Verbindung.