Giuseppe, ital.
General, geb. 1789 zu Chieri in Piemont, trat 1805 in die Ehrengarde, nahm an den Napoleonischen
Kriegen teil, wurde 1814 als
Lieutenant in das sardin.
Heer übernommen, beteiligte sich 1821 an der die
Einführung einer
Verfassung bezweckenden
Verbindung und flüchtete nach
Spanien,
[* 3] wo er in das
Heer trat. Er wurde 1824 von den
Franzosen gefangen genommen und nach Cayenne deportiert, entfloh von dort nach Mexiko,
[* 4] nahm an den polit.
Kämpfen regen Anteil und wurde zum kommandierenden
General von
Tamaulipas ernannt. Avezzana kehrte 1848 nach
Italien
[* 5] zurück, beteiligte
sich am genuesischen
Aufstande, wurde Kriegsminister der
Römischen Republik und flüchtete nach deren
Untergang nach
Amerika,
[* 6] nahm 1860 an dem Zuge Garibaldis nach
Sicilien teil, kämpfte am
Volturno, war 1866 im Garibaldischen Korps
der
Alpenjäger und 1867 bei dem
Einfall in den Kirchenstaat, wurde in das ital. Abgeordnetenhaus gewählt und bethätigte
sich als Mitglied der radikalen Partei. 1878 trat er an die
Spitze derItalia irredenta und wirkte für die Losreißung von
Südtirol und Istrien
[* 7] von der österr. Herrschaft. Er starb zu
Rom.
[* 8]
oder Avianius, lat. Fabeldichter, zu Ende des 4. Jahrh.
n. Chr., verfaßte 42 Äsopische Fabeln in elegischem Versmaß, die viel als Schulbuch
benutzt wurden.
Herausgegeben sind sie zuletzt von Lachmann (Berl. 1845), Fröhner (Lpz.
1862) und Ellis (Oxford
[* 9] 1887).
–
Vgl. L.Müller,
De Phaedri et Aviani fabulis (Lpz. 1875).
Ibn Sina
(AbûAlî al-Husain ibn
AbdAllahibn Sina), arab.
Philosoph und
Arzt, geb. 980 zu Efschene, einem Flecken
in der Nähe von
Buchara., studierte zu
Buchara Mathematik,
Astronomie,
[* 10]
Philosophie und
Medizin, wobei ihm der Zutritt zur reichen
Hofbibliothek des samanidischen Fürsten Nuh Ⅲ. besonders förderlich war. Nach kurzem
Staatsdienst
verließ er seine
Heimat und lebte fortan an den
Höfen verschiedener pers. Kleinfürsten zumeist als Leibarzt; eine Zeit lang
war er in Hamadan auch
Vezier bei dem bujidischen
Fürsten Schems aldin, nach dessen
Tode er eingekerkert wurde.
Nach seiner Freilassung zog er nach Ispahan und starb auf einem Zuge seines
Gönners, des Emir
Ala-ed-Daula,
gegen Hamadan 1037. Sein
Grab wird noch heute in Hamadan gezeigt. Avicénna hinterließ eine Menge
Schriften, unter denen sein im
wesentlichen an Galen sich anschließendes
System der
Medizin «Kânûn fi’l Tibb» den größten Ruf erlangte. Das
Buch ist
eine aus sekundären arab.
Quellen geschöpfte Kompilation der griech.
Medizin, galt aber für Jahrhunderte,
und in manchen Gegenden des
Orients noch heute, als der
Codex des mediz.
Wissens. Der arab.
Text des «Kânûn» ist vollständig (4 Bde.,
Rom 1593; 3. Bde.,
Bulak 1294 der Hidschra) gedruckt. Von den zahlreichen lat.Übersetzungen (die älteste
von
Gerhardus Cremonensis) ist seit dem 15. Jahrh. eine Anzahl gedruckt; für die sorgfältigste
gilt die nicht vollendete von Plempius (Löwen
[* 11] 1658). Auf die Scholastiker des Mittelalters haben die philos.
Schriften des
Avicénna großen Einfluß geübt. Sein philos. Hauptwerk ist das «Schîfâ»,
das von den orthodoxen Mohammedanern viel angefeindet wurde; man erblickte darin den
Inbegriff des
Aristotelischen
Unglaubens.
Die
Psychologie des Avicénna hat S.
Landauer (1875) bekannt gemacht. Eine Reihe kleinerer philos. und religiöser
Abhandlungen von
Avicénna sind
(Konstantinopel
[* 12] 1298 der Hidschra) gedruckt worden. Die
Darstellung der philos. und religiösen
Lehren
[* 13] des Avicénna giebt
in einer Reihe von
Abhandlungen der dän. Gelehrte F. Mehren in der Zeitschrift «Muséon», 1882 fg.;
derselbe hat auch den «Philosophus autodidactus» des Avicénna arabisch
und französisch herausgegeben: «L’allégorie mystique
Hay ben Yaqzân»
(Leid. 1889),
Forget den
«Livre des théorèmes et
des avertissements»
(Tl. 1, ebd. 1892). Ein «Poema de Logica» des Avicénna veröffentlichte
Schmölders in den «Documenta philosophica Arabum»
(Bonn
[* 14] 1836).
nach
Thomsen die durch Wärmetönung (s. d.) gemessene relative Affinitätsgröße
(s.
Affinität) zwischen den chem.
Bestandteilen einer
Verbindung. Da die Wärmetönung, wie sich neuerdings herausgestellt
hat, der
Größe der Affinitätswirkung keineswegs proportional ist, so ist sie auch nicht als wahres
Maß der Avidität anzusehen.
Rufus Festus, röm. Dichter in der zweiten Hälfte des 4. Jahrh.
n. Chr. aus
Volsinii in
Etrurien, verfaßte außer einigen andern jetzt größtenteils verlorenen
Dichtungen und der
Übersetzung
der «Phainomena» des
Aratus (s. d.),
die z. B. in den
Ausgaben vonBuhle und Matthiä mit abgedruckt und
besonders von Breysig (Lpz. 1882) herausgegeben sind, zwei geogr.
Gedichte, von denen die «Descriptio orbis terrae» (in Hexametern) in einer
Paraphrase des geogr. Gedichts des Dionysius Periegetes besteht, die «Ora
maritima» (in Jamben) nur zum
Teil erhalten ist; sie ist
Übersetzung eines alten Periplus aus dem 6. Jahrh.
v. Chr., aber von Avienus mit Zuthaten versehen. –
Vgl.
Unger, Der Periplus des Avienus (im «Philologus», 4. Suppl.-Bd., 3. Heft,
Gött. 1882);
Sämtliche
Dichtungen sind zuletzt von
Holder (Innsbr. 1887) herausgegeben. Von den beiden geogr.
Dichtungen wurde die erstere von Friesemann (Amsterd. 1786), von
Bernhardi (in der Ausg. des
¶
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Dionysius Periegetes, Lpz.
1828) und von C. Müller in den «Geographi Graeci minores» (2 Bde.,
Par. 1855-61) herausgegeben.