Goldschimmer erhält. Seinen
Namen hat er von der
Ähnlichkeit
[* 2] mit gewissen schillernden
Glasflüssen (s.
Aventuringlas), die
durch Zufall (par aventure) dargestellt wurden. Man findet ihn am
Ural, in
Steiermark,
[* 3] in der Gegend von Madrid
[* 4] u. s. w., und
er wird zu Ringsteinen, Ohrgehängen, Dosen
u. dgl. verarbeitet. Der
Aventurinfeldspat oder
Sonnenstein, der
von
Archangel und
Ceylon
[* 5] stammt, auch in der Nähe des Baikalsees und von besonderer Schönheit bei Tvedestrand am Kristianiafjord
gefunden wird, ist eine
Varietät des
Oligoklases (einer Art triklinen Feldspats), die kleine gelblichrote Täfelchen von Eisenglanz
eingeschlossen enthält und deshalb goldglänzendes Licht
[* 6] reflektiert.
Goldfluß, eine Glassorte, die auf dem
Bruche und auf geschliffenen
Flächen an unzählig vielen Punkten
den eigentümlichen Lichteffekt des natürlichen
Aventurins (s. d.) zeigt. Die kleinen, das Licht reflektierenden Flitterchen
liegen in einer anscheinend hellbraunen Glasmasse, die nach einer Untersuchung von P. Ebell eine Lösung
von metallischem Kupfer
[* 7] in
Glas
[* 8] ist, aus der sich beim Abkühlen krystallinische Abscheidungen von Kupfer gebildet haben.
Das Aventuringlas wurde früher nur in den Glasfabriken der
InselMurano bei
Venedig
[* 9] hergestellt und zu Schmucksachen
[* 10] verarbeitet. In neuerer
Zeit wird es in England,
Frankreich und
Deutschland
[* 11] hergestellt und ist wieder in
Aufnahme gekommen, nachdem
Pettenkofer die Darstellungsmethode beschrieben hat. Diese besteht darin, daß man
Hämatinon (s. d.) mit Eisenfeile versetzt
und nach dem Schmelzen möglichst langsam erkalten läßt. Dem Aventuringlas ähnlich ist
Astralit (s. d.) und
Chromaventurin. Bei dem
letztern liegen in der grünlichgelben Glasmasse Krystallflitterchen von
Chromoxyd.
in der lat.
Grammatik die Aufzählung der vier Grundformen eines
Verbums (erste
Person des
Indikativs im Präsens, z. B. amo, ich liebe; erste
Person des
Indikativs im
Perfekt amavi,
Supinum amatum und Infinitiv
amare), aus denen sich die übrigen Konjugationsformen ableiten lassen.
Der
Ausdruck stammt daher, daß die frühern
Grammatiker
eine beliebige Verbalform (z. B. amat, er liebt) regelmäßig in folgender
Weise erklärten: amat, dritte
Person Singularis Indicativi Praesentis Activi a verbo amo, amavi, amatum, amare.
Averner See (grch. Aornos,d. i. der Vogellose), ital. Kratersee in der Nähe von Cumä,
Puteoli und
Bajä (jetzt
Lago d’Averno), bis 65 m tief und fast ganz von steilen und waldigenHöhen eingeschlossen.
Seine mephitischen Dünste töteten angeblich die darüberfliegenden
Vögel.
[* 12] Hierher verlegte man
Homers Eingang in die
Unterwelt,
hier waren der Hain der
Hekate
[* 13] und die
Grotte der berühmten cumäischen Sibylle, welchen
Namen noch jetzt eine der
Grotten am
südl. Ufer des Sees führt.
Agrippa ließ zur Zeit des
Augustus die dichten
Wälder lichten und durch
Coccejus
einen
Tunnel
[* 14] durch den Monte-Grillo nach
Cumä führen, der die
Verbindung mit dem Lucrinersee und dem
Meere herstellte, aber 1538 n. Chr.
durch die Entstehung eines
Vulkans in der Nähe, des Monte nuovo, fast völlig verschüttet wurde.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Oxalideen (s. d.)
mit nur zwei ostind.-chines.
Arten, die nicht selten in den Warmhäusern ihrer merkwürdigen
Früchte halber gezogen werden:
Averrhoa BilimbiL. und Averrhoa CarambolaL. Beide sind
Sträucher mit gefiederten
Blättern und in
Trauben gestellten purpurnen
Blüten.
Die weinsäuerlichen
Früchte der kultivierten Averrhoa Carambola
(Baumstachelbeeren) werden eingemacht und gegessen, die
des wilden
Baums sind so sauer, daß man sie in
Ostindien
[* 15] zum Einpökeln des Fleisches benutzt.
(Averrhoes), eigentlich
Ibn Roschd (Abul-Walîd Mohammed ibn
AhmedIbn Roschd), mohammed.
Philosoph, wurde 1126 zu
Cordoba
[* 16] geboren, wo sein
Vater das
Amt eines Oberrichters bekleidete. Er genoß den Unterricht der ausgezeichnetsten Gelehrten
seiner Zeit und stand in Verkehr mit seinen berühmten Zeitgenossen
Ibn Tofail und
Ibn Zohr (Avenzoar);
er war sowohl in der mohammed.
Theologie und im Fikh (s. d.) als auch in der
Philosophie und
Medizin hervorragend, stand bei
den zeitgenössischen Almohadenfürsten (namentlich bei
Abû Ja’kûb Jussuf und seinem Nachfolger Ja’kûb al-Manßur)
in großem Ansehen und bekleidete hohe
Ämter in Sevilla,
[* 17] Cordoba und
Marokko.
[* 18]
Durch die
Intriguen neidischer Gegner, die seine Rechtgläubigkeit verdächtigten, fiel er in
Ungnade, wurde seiner
Ämter entsetzt
und lebte verbannt in der Judenstadt Elisena oder Lucena bei Cordoba. 1198 ward er wieder an den
Hof
[* 19] nach
Marokko berufen,
starb aber bald darauf zu
Marokko. Averroës zeichnete sich als Kommentator Aristotelischer
Schriften
aus; seine ins
Hebräische und
Lateinische übersetzten Werke sind die
Quelle,
[* 20] aus der der durch das
Medium neuplatonischer
Auffassungen
hindurchgegangene Aristotelismus zu den christl. Scholastikern
Frankreichs und
Italiens
[* 21] gedrungen ist.
Die meisten seiner
Schriften sind nur in hebr. und lat.
Übersetzungen erhalten. Seine Kommentarien zum
Aristoteles erschienen lateinisch in einer
Ausgabe des
Aristoteles (11 Bde.,
Vened. 1560‒62). Sein mediz.
System wurde unter dem
Namen «Colliget» (eine Verstümmelung des arab.
Titels «Kullijât»,
d. i.
«Universalia») in das
Lateinische übersetzt und öfters gedruckt (Vened. 1482 und 1514);
auch auf dem Gebiete der
Astronomie
[* 22] hat Averroës
Schriften hinterlassen.
In der mohammed.
Theologie ist er besonders durch seine Gegenschrift gegen Al-Ghazzâlis Streitschrift gegen den Aristotelismus
(«Destructio philosophorum») berühmt; diese («Destructiones
destructionum», lat.
Übersetzung gedruckt Vened. 1497, 1529 und in den
«Opera Averrois», Bd. Ⅸ) ist zusammen mit Ghazzâlis
Angriff und einer auf
Befehl Mohammeds des Eroberers verfaßten
Schrift des Chodschazade im Original herausgegeben
(Kairo
[* 23] 1303 der Hidschra). Denselben Kampf gegen den Nationalismus der
Asch’ariten (s. d.) führt Averroës auch in seiner
«Philosophie
und
Theologie» (hg. von M. J.
Müller,
Münch. 1858; deutsch von demselben, ebd. 1875). Die Kommentare des Averroës zu
Aristoteles’Poetik (Pisa
[* 24] 1872) und Rhetorik (Flor. 1878) gab Lasinio, seine
Abhandlung«Über die Möglichkeit der Konjunktion»
Hannes
(Halle
[* 25] 1892 fg.) heraus. –
Vgl. Lasinio, Studii sopra Averroës (Flor. 1875);
Renan, Averroës et
¶
mehr
l’Averroïsme (Par. 1852; 2. Aufl. 1860);
Werner, Der Averroismus in der christl.-peripatetischen Psychologie des spätern
Mittelalters (Wien
[* 27] 1881).