203 nach den lat. Anfangsbuchstaben so benanntes Gebet der Katholiken zur
Jungfrau Maria, das ursprünglich lautete: «Gegrüßt
seist du, Maria (Ave Maria) voll der
Gnade; der Herr ist mit dir: du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist
die
Frucht deines Leibes.» Als dem
Vaterunser ebenbürtiges Laiengebet erscheint das in dieser Form mit
dem erweiterten
Kultus der Maria seit dem 11. Jahrh.
Urban IV. setzte (1261) am Ende das Wort
«Jesus» hinzu, und seit der ersten
Hälfte des 16. Jahrh. fand das Gebet den jetzigen
Abschluß:
«Heilige Maria,
Mutter Gottes, bitte für uns
Sünder, jetzt und
in der
Stunde unsers
Todes,
Amen.» Durch
Anschlagen der
Glocken
(Angelus- oder auch
Ave-Läuten genannt, s.
Angelus) soll, einer Verordnung
Johanns XXII. von 1326 gemäß, jeder Katholik diesen Gruß morgens, mittags und abends je
dreimal zu beten aufgefordert werden.
Das bildet den Hauptbestandteil des Rosenkranzes (s. d.). 150 (Anmerkung
des Editors: fehlerhaftes
Faksimile beginnt )bilden (nach den 150 Psalmen) ein Psalterium Mariae und haben nach kath.
Glauben eine hohe Gebetskraft.
Außer einigen kleinern Beiträgen für diese Zeitschrift veröffentlichte er: «Über die beiden ersten
Phasen des Spinozischen Pantheismus und das Verhältnis der zweiten und dritten
Phase, nebst einem
Anhange über Reihenfolge
und Abfassungszeit der ältern
SchriftenSpinozas» (Lpz. 1868),
«Philosophie als
Denken der Welt gemäß dem Princip des kleinsten
Kraftmaßes. Prolegomena zu einer Kritik der reinen Erfahrung» (ebd. 1876),
«Kritik der reinen Erfahrung»
(2 Bde., ebd. 1888–90). In letzterm Werte wird zum erstenmal
der Versuch durchgeführt, alles theoretische Verhalten
(an sich und in seiner
Beziehung zum praktischen sowie im allgemeinen
dieses selbst) als bedingt durch analytisch bestimmte Änderungen des nervösen
Centralorgans zu beschreiben und somit eine
formale und allgemeine
Theorie des menschlichen Erkennens (und
Handelns) zu begründen. Weiter erschien
noch: «Der menschliche Wertbegriff» (Lpz. 18##).
2) Avenches, deutsch Wifflisburg, Hauptstadt des
Bezirks Avenches, 7,5 km südwestlich von
Murten, in 463 m Höhe,
auf einer Anhöhe über der sumpfigen Niederung, die die Broie vor ihrer Mündung in den Murtensee bildet, an der Linie Palézieur-Fräschels
der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 1864 E., darunter 107 Katholiken und 150 Israeliten, altes Schloß,
jetzt Sitz der Justiz- und Ortsbehörde, eine aus röm. Quadern erbaute
Kirche und ein Museum mit röm.
Altertümern. – Avenches ist eine der ältesten
Städte der
Schweiz.
[* 8]
Das alte
Aventicum (auf
Inschriften Colonia Julia Aventicorum), von dem das heutige Avenches nur die südwestlichste
Ecke, etwa den
(Anmerkung des Editors: fehlerhaftes
Faksimile endet
) 10.
Teil des Ganzen, ausmacht, war schon vor
Cäsar
Hauptstadt Helvetiens, stand unter Vespasian und
Titus, die es zur röm.
Kolonie erhoben, in seiner höchsten
Blüte
[* 9] und hatte 60000 E.
Von seiner damaligen
Ausdehnung
[* 10] und Bedeutung zeugen die Überreste der alten Ringmauer, von deren zahlreichen Wachttürmen
sich noch einer an der Ostseite erhalten hat, das jetzt noch erkennbare regelmäßig angelegte Straßennetz,
die Wasserleitung,
[* 11] die Trümmer eines
Theaters und eines
Amphitheaters, das
Forum,
[* 12] von dessen
Halle
[* 13] noch ein Mauerpfeiler, genannt
le Cogognier, steht.
Die
BlüteAventicums wurde durch die
Alamannen vernichtet, die 264 auf dem Wege von
Gallien nach
Italien
[* 14] die Stadt eroberten
und verheerten. Zwei Jahrhunderte später wurde dieselbe von den Hunnen nochmals zerstört. Seitdem erhob
sich
Aventicum nie mehr zur frühern
Größe und Bedeutung, und als im 6. Jahrh. der Bischofssitz von Avenches nach
Lausanne
[* 15] verlegt wurde, sank es zum Landstädtchen herab. (Anmerkung des Editors: fehlerhaftes
Faksimile beginnt ) Das jetzige
Avenches wurde 1076 von Burkhard,
Bischof von Lausanne, gegründet.
Hügel
(Mons
[* 16]
Aventinus), einer der sieben Hügel
Roms. Südwestlich vom
Palatin, durch die Thalvertiefung
des Circus Maximus von diesem getrennt, erbebt sich längs der
Tiber die eigentliche Höhe des auf der sich gegenwärtig
neben antiken und mittelalterlichen Bauresten die
Kirchen und Klöster Sta. Sabina,
SanAlessio, Sta. Maria-Aventina
oder del Priorato, Sta. Prisca und einige Weingärten befinden. Ein zweiter Hügel mit den
Kirchen Sta. Balbina und
San Saba,
der sich südöstlich davon, durch eine schmale Thalsenkung geschieden, erhebt, wurde im ganzen
Altertum mit zum gerechnet,
aber bei der Augusteischen Regioneneinteilung zur 12.
Region gezogen, während die Haupthöhe zur 13. kam.
Anfänglich unbewohnt, obwohl in den Servianischen Mauerring (s.
Rom)
[* 17] aufgenommen, wurde der 455 v.Chr. den
Plebejern zur
Bebauung überlassen, und bis zu Ende der Republik wohnte auf ihm die Hauptmasse der
Plebejer. Doch hatte
schon
Servius Tullius dort den
Tempel
[* 18] der Diana erbaut, der als latinisches Bundesheiligtum berühmt war. Auch sonst war der
reich an
Tempeln: es lag dort der von Sempronius
Gracchus errichtete
Tempel der
Freiheit, ferner der
Tempel der
DeaBona, einer
der ältesten und berühmtesten
Roms, und der der Juno regina, den
Camillus nach der Eroberung von
Veji
erbaute;
nicht minder reich war der an mythischen
Stätten, darunter die
Höhle des
Cacus am nördl. Fuße des Hügels und die
Remuria oder die
Stelle, wo Remus die
Entscheidung des
Vogelflugs erwartete.
Aventureros, Aventurier-Romane (spr. awangtürieh-), s.
Abenteuer. ^[= ein aus dem franz. aventure (Ableitung vom mittellat. advenire für das klassische evenire) ...]
(frz., spr. awangtürieh,d. i. Abenteurer) oder Aventurierkaufleute, seit dem 16. Jahrh.
Kaufleute, die, ohne eigene
Mittel zu besitzen, mit erborgten Kapitalien Waren einkauften, welche an ferne
Küsten geschafft
und dort verwertet wurden (s. Großaventurhandel).
oder
Avanturin, eine rötlichbraune
Varietät des Quarzes, die entweder durch zarte, mit
Eisenocker erfüllte
Sprünge oder eingesprengte kleine Glimmerschüppchen, wodurch die
Lichtstrahlen mannigfaltig gebrochen
werden, einen
¶
mehr
Goldschimmer erhält. Seinen Namen hat er von der Ähnlichkeit
[* 20] mit gewissen schillernden Glasflüssen (s. Aventuringlas), die
durch Zufall (par aventure) dargestellt wurden. Man findet ihn am Ural, in Steiermark,
[* 21] in der Gegend von Madrid
[* 22] u. s. w., und
er wird zu Ringsteinen, Ohrgehängen, Dosen u. dgl. verarbeitet. Der Aventurinfeldspat oder Sonnenstein, der
von Archangel und Ceylon
[* 23] stammt, auch in der Nähe des Baikalsees und von besonderer Schönheit bei Tvedestrand am Kristianiafjord
gefunden wird, ist eine Varietät des Oligoklases (einer Art triklinen Feldspats), die kleine gelblichrote Täfelchen von Eisenglanz
eingeschlossen enthält und deshalb goldglänzendes Licht
[* 24] reflektiert.