des Inquisitionsgebäudes. Das glänzendste Auto de Fé fand 1680 unier
Karl II. zu Madrid
[* 2] statt; im 18. Jahrh. nahmen sie
ab, doch wurde noch 1826 zu
Valencia
[* 3] ein Schullehrer Ripoll wegen
Deismus unter den Formen eines Auto de Fé hingerichtet.
-
Vgl. Llorente, Kritische Geschichte der span.
Inquisition (deutsch von Höck, 4 Bde.,
Gmünd
[* 4] 1820-22).
(grch.), wörtlich im altherkömmlichen
Sinne solche Schriftstücke, welche von ihren Verfassern mit eigener
Hand
[* 5] niedergeschrieben worden sind. Als Urschriften oder Originalhandschriften, im Gegensatz zu den
Abschriften oder
Kopien, haben dieselben für den
Philologen und
Diplomatiker die vollgültigste urkundliche Beweiskraft. Die
Originalhandschriften oder Autographen bedeutender Fürsten, Staatsmänner, Gelehrter, Schriftsteller und Dichter
zählen daher zu den eigentlichen Cimelien oder Kleinodien der
Bibliotheken.
Etwa seit Mitte des 18. Jahrh. gebraucht man jedoch den
Namen in etwas anderm
Sinne für Handschriften,
welche von historisch berühmten Persönlichkeiten, ausgezeichneten Gelehrten und Künstlern, durch außerordentliche
Geistesgaben
oder ungewöhnliche
Schicksale namhaft gewordenen Männern und Frauen herrühren, und bei denen für den
Sammler die Frage
nach der Wichtigkeit des
Inhalts erst in zweiter, die nach der Echtheit der Handschrift in erster Linie
steht.
Aktenstücke, Memoiren, Gesandtschaftsberichte,
Urkunden und
Briefe berühmter
Männer und waren noch vorzugsweise im wissenschaftlichen
Interesse angelegt. Als reiche Schätze histor. Materials wurden sie meist von der öffentlichen
Bibliothek
in
Paris
[* 6] erworben, die überhaupt das großartigste autographische Material besitzt. Von den
Franzosen gelangte die Liebhaberei,
Autographen zu sammeln, zunächst nach England. Von da ging sie seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.
auch nach
Deutschland
[* 7] über, wo sie besonders während der letzten Jahrzehnte in
Aufnahme kam. An die
Stelle
des anfänglich überwiegenden wissenschaftlichen Interesses trat mehr und mehr das psychol. Interesse, welches sich an die
Handschrift jeder ausgezeichneten Individualität knüpft.
Mit dem
Wachsen des Sammeleifers wurden die Autographen auch Gegenstand des geschäftlichen Verkehrs; der Autographenhandel
ist in der Regel mit dem
Antiquariatsbuchhandel oder Kunsthandel verbunden. Der erste Versuch, eine
Autographensammlung
öffentlich zu verkaufen, wurde 1801 zu
Paris mit einer von Richelieu herrührenden gemacht. Seit 1820 folgten daselbst die
Auktionen immer rascher.
Die erste Autographenversteigerung in deutsch sprechenden
Ländern fand 1838 in
Wien
[* 8] statt.
Der erste Autographenkatalog (die Sammlung
von Piréricourt) erschien 1822 zuParis. Der Wert der Autographen wird
durch das Interesse an der schreibenden
Person, die Seltenheit der von ihr herrührenden Autographen, durch
Inhalt und
Umfang der Handschrift
sowie dadurch bestimmt, ob das betreffende Schriftstück bereits veröffentlicht oder ob es noch nicht gedruckt wurde; sehr
wesentlich ist auch, ob das Schriftstück vom
Autor durchweg selbst geschrieben, oder ob es nur unterzeichnet
wurde, ob Ort und Zeit der Abfassung angegeben, ob
Adresse und
Siegel (neuerdings auch Postmarke) vorhanden sind, ob das Respektblatt
erhalten ist; selbstverständlich auch, ob sich dasselbe in gutem Zustand befindet.
Bei einzelnen
Autoren, welche in verschiedenen
Sprachen korrespondieren, kommt es sehr oft aber auch auf
die
Sprache
[* 9] an, in welcher das betreffende Schriftstück abgefaßt wurde. So werden z. B.
deutsche
Briefe Martin
Luthers,
Leibniz' u. a. höher bewertet als lateinische. Ferner steht eine volle
Unterschrift («J. W.
v.
Goethe») höher als eine verkürzte «G. »,
«v. G. » oder
«Goethe»); es können somit die Preise für
Autographen einer und derselben Persönlichkeit sehr variieren. Hauptplätze für den Autographenhandel in
Deutschland sind
Leipzig
[* 10] (Otto Aug.
Schulz) und
Berlin
[* 11]
(Alb. Cohn, J. Autographen Stargardt,
Leo Liepmannssohn u. a.). Im internationalen Autographenverkehr haben
sich bestimmte Bezeichnungen für die Beschaffenheit und den
Umfang der Autographen eingebürgert. Als feststehend
können die folgenden gelten:
Coup = Signature coupée (abgeschnittene
Unterschrift). ^[= der unter eine Urkunde (s. d.) als Zeichen der Vollziehung gesetzte Name ihres Ausstellers. ...]
Die große
Nachfrage nach A. hat häufig zu Fälschungen geführt, wie unter andern der Prozeß gegen den
Architekten von Gerstenbergk
(zu
Weimar
[* 12] 27. und darthat, welcher in großer Anzahl
A. von
Schiller gefertigt und verkauft hatte. Zur Vergleichung
zweifelhafter oder ihm noch unbekannter Handschriften dienen dem
Sammler die
Faksimiles, die teils Porträten
und biographischen Werken beigegeben, teils in einer Reihe von Werten in
Lithographie, Kupferstich und Holzschnitt zusammengestellt
worden sind. Dahin gehören für England die Werke von
Smith (Lond. 1829), für die
Niederlande
[* 13] von Nathan (Utr. 1837), für
Frankreich von Delpech (2 Bde., Par.
1832) sowie die allgemeinen von Dorow (Berl. 1836-38) und «Isographie
des hommes célèbres» von
Th. Delarue (4 Bde., Par. 1843),
über 700
Faksimiles enthaltend, für
Deutschland «Sammlung historisch berühmter A. oder
Faksimiles von Handschriften ausgezeichneter
Personen alter und neuer Zeit» (Stuttg. 1846). In
Paris werden von Charavay zwei Zeitschriften herausgegeben:
«L'amateur
¶
mehr
d'autographes» (seit 1862),
und «Revue des autographes» (seit 1866); ferner seit 1884 von Fischer von Röslerstamm «Mitteilungen
für Autographensammler» (Wien, dann Dresden,
[* 15] Bertling). Anweisungen für Sammler enthalten Fontaines «Manuel de l'amateur d'autographes»
(Par. 1836) und Günthers und Schulz' «Handbuch für Autographensammler» (Lpz.
1856), welch letzteres auch Preise der gesuchtern A., wie dieselben in deutschen, franz.
und engl. Auktionen gezahlt sind, angiebt.