ganz warmem
Klima
[* 2] kann auch der Herbstschnitt schon fix und fertig im
MonatAugust ausgeführt werden: in Norddeutschland sowie
in Mitteldeutschland ist es jedoch nur bei der Kirsche möglich;
dann folgt im September die Pflaume und später
Birne,
Äpfel
und
Pfirsich.
Ein zu frühzeitiger Schnitt bewirkt einen neuen Austrieb, mangelhafte Holzreife und Frostschäden.
der erste röm.
Kaiser, ursprünglich Gajus Octavius, der Sohn des Gajus Octavius (s. Octavier) und der Attia,
einer Tochter der Julia, der jüngern Schwester des Julius
Cäsar, der also sein Großoheim war, wurde 23. Sept. 63
v. Chr. geboren.
Nach dem frühenTode des
Vaters (58
v. Chr.) wurde der erst vierjährige Sohn durch seine
Mutter und
Lucius
Marcius Philippus, mit dem sich diese in zweiter
Ehe vermählt hatte, sorgfältig erzogen. Seine
Talente erwarben ihm die Gunst
des Julius
Cäsar, der ihn im J. 45 zum Haupterben einsetzte und testamentarisch an Kindesstatt annahm. Augustus befand
sich, als
Cäsar ermordet wurde (15. März 44), zu
Apollonia in Illyrien, wo er bei dem Redner Apollodor in der
Beredsamkeit unterrichtet
wurde und auf den zum Parthischen
Krieg abziehenden
Cäsar, der ihn mitnehmen wollte, warten sollte.
Nach
CäsarsTod ging er nach
Italien.
[* 3] Bei
Brundisium erfuhr er im April 44 den
Inhalt von
CäsarsTestament
und nannte sich nun Julius
Cäsar (Octavianus). Ende April oder Anfang Mai traf Octavian in
Rom
[* 4] ein, wo der Konsul
Antonius
(s. d.) eine fast unbeschränkte Gewalt übte. Von diesem forderte Octavian die
Ausantwortung von
Cäsars Nachlaß. Auf des
Antonius Weigerung kam es zwischen beiden zu Streitigkeiten,
die, kurze Zeit scheinbar ausgeglichen, bald zu offener Gegnerschaft führten.
Als
AntoniusRom verlassen hatte, um die von seinem
Bruder nach
Brundisium geholten
Legionen zu übernehmen und mit ihnen das
Cisalpinische
Gallien dein Decimus
Brutus zu entreißen, begann Octavian ein
Heer zu bilden, und hierbei bewahrte sich
schon die schlaue Politik, durch die er später sich zum Herrn des röm.
Staates machte. Er warb in
Campanien und
Samnium 10000
Veteranen
des
Cäsar an, erreichte, daß ein
Teil der aus Macedonien zurückgekehrten, für
Antonius bestimmten
Legionen sich ihm anschloß,
gewann Senat und
Volk durch
Cicero, der für die Republik zu wirken und Octavian zu benutzen meinte, während
er in der That für diesen wirkte.
Octavian war dann seit Anfang 43 zusammen mit den Konsuln Hirtius und Pansa an der Leitung der militär.
Maßregeln in dem von dem Senat gegen
Antonius geführten sog. Mutinensischen
Kriege beteiligt; als dieser mit
der
Niederlage des
Antonius, aber auch mit dem
Tode der Konsuln geendigt hatte, weigerte sich Octavian,
Antonius zu verfolgen,
und setzte sich in Oberitalien
[* 5] fest. Jetzt offenbarte er seine wahre Gesinnung und trat den Republikanern feindlich entgegen.
Er söhnte sich mit
Antonius aus, als dieser mit Lepidus aus
Gallien nach
Italien zurückkehrte, und begründete
in Gemeinschaft mit beiden bei
Bologna (Ende Okt. 43) ein
Triumvirat, worauf sie zusammen, nachdem sie Tausende ihrer Gegner
in
Rom undItalien hatten hinrichten lassen, 42
v. Chr. das republikanische
Heer unter
Brutus und
Cassius bei Philippi in Macedonien
besiegten. Bei der
Teilung derProvinzen erhielt
Antonius den
Osten, Octavian den Westen mit Ausnahme
Italiens,
[* 6] das neutral sein, und der afrikanischen
Provinzen,
die Lepidus erhalten sollte.
Nach seiner Rückkehr nach
Italien erregte 41
v. Chr. Fulvia, des
Antonius Gemahlin, in Gemeinschaft mit dessen
BruderLuciusAntonius einen
Krieg (den Perusinischen) gegen Octavian. Dieser hatte unter dieVeteranen Ländereien zu
verteilen und deren bisherige Inhaber mit Geldern zu entschädigen, die M.
Antonius liefern sollte, aber nicht schickte, so
daß Octavian jenen wie diesen gegenüber in eine schwierige
Lage geriet. Dies benutzte
LuciusAntonius. Aber
Agrippa, der Feldherr
des Octavian, zwang den anfangs erfolgreichen
LuciusAntonius, sich nachPerusia zu werfen.
Dort wurde er belagert. Im
Frühjahr 40 mußte er sich ergeben,
Perusia ging in Flammen
auf und eine größere Anzahl Ritter
und Senatoren wurde hingerichtet. Fulvia entwich nach
Griechenland.
[* 7]
Schon drohte der
Krieg zwischen
Antonius, der nach
Italien
zurückkehrte, und Octavian auszubrechen, als der
Tod der Fulvia eine Aussöhnung erleichterte. Durch
den Brundisinischen
Vergleich im J. 40, der durch die Verheiratung des
Antonius mit Octavia, Octavians Schwester, befestigt
ward, erhielt der letztere den Westen des
Reichs. Er vermählte sich, nachdem er (39) seine Gemahlin Scribonia verstoßen
hatte, mit Livia Drusilla (s. d.), der Gemahlin des
Claudius Nero (38v. Chr.), den er nötigte, sich von
ihr scheiden zu lassen.
Mit Sextus Pompejus (s. d.), dem
Antonius die im
Vertrage von Misenum 39
v. Chr. gemachten Zusagen nicht hielt, kam es 38 zu
einem
Kriege, den Octavians Feldherr
Agrippa im J. 36; durch die
Siege bei
Mylä und Naulochus glücklich beendete. Lepidus (s. d.),
der
Sicilien in
Anspruch nahm, verlor, da ihn seine
Truppen verließen, jetzt auch
Afrika,
[* 8] das ihm 40 übergeben worden war,
und mußte sich an Augustus ergeben. So war nun Gewalt und
Reich nur noch unter zwei
Männer geteilt. Doch während
Antonius im
Orient
allen Genüssen der Liebe und des Luxus sich hingab, verfolgte Octavian unausgesetzt seinen
Plan, sich
zum alleinigen Herrscher zu machen.
Bestrebt, sich die Liebe des
Volks zu erwerben, zeigte er
Milde und Großmut, ohne den Schein zu haben, als strebe er nach
der höchsten Gewalt; vielmehr erklärte er sich bereit, die Herrschaft niederzulegen, sobald
Antonius von dem
Kriege gegen die Parther zurückgekehrt sein würde, natürlich vorausgesetzt, daß sich
Antonius bereden lasse, das
Gleiche
zu thun. Als
Antonius durch den unglücklichen Partherkrieg, durch offenen
Bruch mit der edeln Octavia und durch Preisgebung
aller röm. Interessen an Kleopatra (s. d.) in
Rom alles Ansehen verloren hatte, ließ Octavian 32
v. Chr. durch
den Senat der Königin von
Ägypten
[* 9] den
Krieg erklären.
Antonius wurde seiner Würde für verlustig erklärt und 31
v. Chr. in der
Schlacht bei
Actium (s. d.) völlig besiegt. Von nun
an war Octavian Alleinherrscher, er verfolgte seinen Nebenbuhler nach
Ägypten und endigte hier den
Krieg.
Antonius und Kleopatra
gaben sich in
Alexandria selbst den
Tod. Octavian machte
Ägypten zur röm.
Provinz und ordnete die Verhältnisse
des
Orients während eines zweijährigen Aufenthalts. Bei seiner Rückkehr nach
Rom im Aug. 29
v. Chr. hielt er einen dreitägigen
Triumph, und die Schließung des Janustempels, die
Auflösung vieler
Legionen bezeichnete die Herstellung eines dauernden Friedens.
Im folgenden Jahre zum Censor ernannt, erlangte Octavian die Macht, aus dem Senat alle
¶
mehr
ihm abgeneigten Mitglieder zu entfernen; aber so von seinen Nebenbuhlern befreit und unbestrittener Herr des RömischenReichs,
legte er unerwartet 13. Jan. 27 v. Chr. die bisher geführte außerordentliche Gewalt scheinbar nieder und erklärte, hinfort
eine solche nicht mehr bekleiden zu wollen. Zum Dank dafür verlieh ihm der Senat, der das Anerbieten
nicht annahm, die Auszeichnung, daß er Augustus heißen solle, ein Name, der mit der Zeit zu einem die kaiserl. Majestät
bezeichnenden Titel wurde.
Natürlich war es nicht die Absicht des Augustus gewesen, die alten verrotteten Zustände wiederherzustellen, er wollte vielmehr,
indem er in seiner Hand
[* 11] die damals in Wahrheit bedeutsamsten ordentlichen Amtsgewalten vereinigte, eine
Art von Monarchie in der Art gründen, daß der Apparatder Verfassung mit dem Senat an der Spitze neben ihr formell fortbestände
und fortarbeitete. Die Macht sollte in der Theorie wenigstens zwischen Kaiser und Senat geteilt sein (Dyarchie).
Dies war aber unmöglich, ohne daß Augustus, wenn auch wieder auf gesetzlichem Wege, von den
Schranken entbunden wurde, welche einzelne Gesetze jener Vereinigung von Machtfülle in einer Hand in den Weg stellten. Er
übernahm sofort wieder mit einer die gewöhnlichen Grenzen
[* 12] weit überschreitenden prokonsularischen Gewalt die Regierung
über die Provinzen, in denen Heere standen, und damit zugleich den Oberbefehl über die gesamte Militärgewalt
des Reichs. Die Provinzen im Innern des Reichs, die eine Besatzung nicht mehr brauchten, blieben unter der Verwaltung des Senats.
Außerdem besaß Augustus, nachdem er die Rechte der Tribunen schon seit 36 v. Chr. gebabt, seit 23 v. Chr. in der von allen Schranken
befreiten «tribunicischen Gewalt» (s.
Tribun) eine Machtvollkommenheit, die ihrer Natur nach alle Rechte desder Verfassung nach souveränen Volks in sich aufnahm.
Endlich ward er, nach dem Tode des Lepidus 12 v. Chr. als «Pontifex Marimus», nachdem er schon lange vorher alle politisch wichtigen
Priesterämter in sich vereinigt, Oberhaupt aller religiösen Angelegenheiten. So wurde durch ihn diejenige
Form der röm. Monarchie festgestellt, die im ganzen bis auf Diocletian bestand.
Die Grenzen des RömischenReichs zu erweitern beabsichtigte Augustus nicht; dennoch mußte er, um sie zu sichern, Kriege in Afrika,
Asien
[* 13] und Europa
[* 14] führen; in Spanien
[* 15] währte der Kampf seit 27 v. Chr. mehrere Jahre, bis Augustus nach großen
Anstrengungen über die Cantabrer und Asturer 19 v. Chr. Herr ward. Durch Tiberius, den ältern Sohn der Livia, wurden Pannonien
und Dalmatien, durch Drusus, seinen jüngern Stiefsohn, 12-9 v. Chr. die westl. Germanen bis zur Elbe unterworfen.
Armenien wurde von den Parthern zurückgewonnen, die Alpenstämme wurden vollends unterworfen. Den
schwersten Mißerfolg erlitt Augustus 9 n. Chr. durch die Niederlage des Varus imTeutoburger Walde (s. Arminius). Während des Friedens
erließ Augustus viele nützliche Verordnungen und ordnete die Verwaltung. Er säuberte den Senat von unwürdigen Elementen, beschäftigte
sich mit der Verbesserung der Sitten, besonders durch Begünstigung der Ehen (die Lex Julia und Lex Papia
Poppaea), war dabei auch bemüht, die alte Religion wieder zu beleben, und stellte die Kriegszucht bei den Heeren wieder her.
Zudem verschönerte er Rom; er durfte sich rühmen, daß er die Stadt, die er aus Ziegelsteinen erbaut gefunden hatte, aus
Marmor erbaut hinterließ. In mehrern Gegenden gründete er Städte und Kolonien. Die
durch Krieg und Parteiwirren
erschöpften Völker errichteten ihm für dieses wohlthätige Walten, regelmäßig zusammen mit der Göttin Roma,
[* 16] Altäre und
Tempel,
[* 17] und durch ein Dekret des Senats ward dem Monate Sextilis der Name Augustus gegeben. Augustus besaß keine Söhne und verlor
auch durch den Tod sowohl seinen Schwestersohn Marcellus als seine Tochtersöhne Gajus und Lucius, die
er zu seinen Nachfolgern bestimmt hatte. Drusus, der jüngere seiner Stiefsöhne, den er liebte, starb 9 v. Chr. in Deutschland;
[* 18] nur Tiberius, der ältere, der ihm immer antipathisch war, blieb übrig. Er begleitete diesen, als er 14 n. Chr.
nach Illyrien ging, bis Benevent und starb auf der Rückreise zu Nola19. Aug.
Wenn Augustus nicht Cäsars geniale Größe besaß, so war er sich doch stets klar über das, was er zu erreichen vermochte, und
über die Mittel, die ihm zur Durchführung eines Planes zu Gebote standen, und zeigte in deren Benutzung
eine sichere und geschickte Hand. Er schätzte die Wissenschaften, übte die Dichtkunst auch selbst; die Überreste seiner
prosaischen und poet. Schriften hat Weichert herausgegeben (Grimma
[* 19] 1841-46). Die berühmtesten Dichter seiner Zeit (des Augusteïschen
Zeitalters) zog er zu sich heran, so Virgil, Horaz und viele andere. Von den Denkschriften, die Augustus hinterließ,
ist die eine inschriftlich namentlich an den Resten des Tempels des Augustus zu Ancyra (s. d.) fast vollständig erhalten. - Unter
den antiken Bildwerken des Augustus ist berühmt die schöne, 1863 in der Kaiservilla ad Gallinas (Primaporta) gefundene,
jetzt im Vatikan
[* 20] befindliche Marmorstatue, die den Imperator in einem mit Reliefs geschmückten Panzer
zeigt; ferner der Bronzekopf in der vatikanischen Bibliothek und der Marmorkopf in der MünchenerGlyptothek.
Vgl. Beule, Augustus, seine Familie und seine Freunde (Halle
[* 21] 1873);
Duruy, Geschichte des röm. Kaiserreichs, aus dem Französischen
von Hertzberg, Bd. 1 (Lpz. 1885);
H. Schiller, Geschichte der röm. Kaiserzeit, Bd. 1 (Gotha
[* 22] 1883);
Gardthausen, und seine Zeit, Bd. 1 und Bd.
2, Tl. 1 (Lpz. 1891).