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Bildhauer Sebastian Loscher ausgeführt sind; ferner mit Gemälden (Jesus als Kinderfreund am Altar, [* 2] Bildnisse Luthers und des Kurfürsten Joh. Friedrich von Sachsen [* 3] von Cranach, Speisung der 4000 von Rottenhammer, die klugen und thörichten Jungfrauen von Amberger), Bildhauerarbeiten, schöner Kanzel (1682 von Heinrich Eichler) und der von Konrad und Afra Hirn 1425 gestifteten, neu restaurierten Goldschmiedskapelle im Osten (Wandgemälde aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh.);
die Barfüßerkirche (13. Jahrh.), im 14. und 15. Jahrh. umgestaltet, 1723 in Barock erneuert, mit Bildern oberdeutscher Meister des 17. und 18. Jahrh, und trefflicher Orgel;
die Jakoberkirche, 1440-60 erbaut, 1726 erneuert, mit Mauer (15. Jahrh.) und spätern Tafelgemälden;
die Heiligekreuzkirche, nach Entwürfen von Krauß, 1653 in Barock erbaut, und St. Ulrichskirche, 1458 erbaut, Anfang des 18. Jahrh, in Barock umgestaltet, mit wertvollen Gemälden und Goldschmiedearbeiten.
Kath. Kirchen (16) und Kapellen sind der Dom, 995 -1065 als dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei Türmen in roman. Stile erbaut, im 14. Jahrh, um zwei Schiffe [* 4] und den östl. Chor erweitert und gotisiert, kürzlich erneuert, mit alten (aus dem 11. Jahrh.) und neuen Glasfenstern, bronzenen Thürflügeln (um 1050 gefertigt, enthalten 35 Felder mit [* 1] Figuren: Adam und Eva, die Schlange, [* 5] Centauren u. s. w.), Altarbildern von Holbein [* 6] dem ältern (1493) u. a., Bildnissen sämtlicher Bischöfe von 596 bis heute, kunstvollen Eisengittern, Kreuzgang mit zum Teil sehr alten Grabsteinen und dem an wertvollen Goldschmiedearbeiten reichen Schatze; die St. Ulrichskirche (1496-1500 von Burkhard Engelberger in spätgot. Stil, der Turm [* 7] 1594 in Renaissance erbaut) mit drei Renaissancealtären (s. Tafel: Altäre II, [* 1] Fig. 4), dem Grabmal des Hans Fugger aus carrarischem Marmor (von Alex. Colin aus Mecheln), [* 8] 1877 von Schloß Kirchheim hierher versetzt in die durch ein schönes Eisengitter (1568) abgeschlossene Fuggerkapelle, einer großen bronzenen Kreuzigungsgruppe von Joh. Reichel von Schongau (17. Jahrh.), Stuhlwerk und zahlreichen Reliquien (roman. Ulrichskelch in Goldschmiedearbeit); die St. Moritzkirche (1314 vollendet, Ende des 15. Jahrh, erweitert, später mehrfach umgestaltet) mit Grabmal des Apothekers Hofmair († 1427) und schönen Goldschmiedearbeiten; die Heiligekreuzkirche (12. Jahrh, in roman. Stil erbaut, 1502 gotisiert, 1716 in Barock verkleidet) mit Deckenmalereien, silbernem Reliquienkästchen (13. Jahrh., von Conrad de Lindowe verfertigt und 1494 von Goldschmied Georg Seld mit gotischem monstranzartigen Aufbau versehen): die St. Georgskirche (1501 in got. Stil erbaut, später stark verändert, neuerdings renoviert);
die St. Peterskirche mit dem Perlachturm (1066 erbaut, im 18. Jahrh, in Barock verkleidet; der Turm 1614 durch Elias Holl verändert);
die St. Maxkirche (1609 von den Fuggern gestiftet, später umgestaltet);
die St. Stephanskirche (1458 erbaut, 1619 und 1755 verändert) dient jetzt dem 1835 von Ludwig I. gestifteten Benediktinerkloster;
die Kirchen der Frauenklöster St. Maria Stern (Franziskanerinnen), 1575 von Hans Holl, dem Vater des Elias Holl, in got. Stil erbaut, später bis auf den Turm verändert, und St. Ursula (Dominikanerinnen, 16. Jahrh.) u. a. Aufgehoben sind die Dominikanerkirche (16. Jahrh.; jetzt Lagerraum) und St. Leonhardskapelle (zu dem alten von Barth. Welser 1539 erbauten Welserbaus mit schönem Renaissanceerker gehörend).
Weltliche Bauten. Das 51 m hohe Rathaus, 1615-20 von Elias Holl in Renaissance erbaut, mit dem sog. Goldenen Saal (36 m lang, 19 m breit, 17 m hoch) in Barock; die ehemalige fürstbischöfl. Residenz am Fronhofe (1743 neu gebaut) mit schönem Treppenaufgang, jetzt Sitz der königl. Kreisregierung, wo «in der untern großen Stube» rechts vom Turme die prot. Fürsten dem Kaiser die Augsburgische Konfession überreichten; das Fuggerhaus (im 16. Jahrh. erbaut, später mehrfach verändert und erweitert) mit Resten von Wandmalereien (Renaissance 1515, wahrscheinlich von Hans Burgkmair), zwei ehemaligen Badezimmern (s. Tafel: Bäder I, [* 1] Fig. 4), jetzt als Ausstellungszimmer des Kunstvereins dienend (Fresken von Antonio Ponzano, 1571) und einer mit 5 großen Gemälden von Ferdinand Wagner 1861-63 geschmückten Ostseite;
das neue Theater, [* 9] 1876-77 in modernem Renaissancestil von den Wiener Architekten Fellner und Hellmer erbaut;
die neue Bibliothek, 1892-93 von Steinhäußer erbaut;
das Maximiliansmuseum (16. Jahrh.) mit den Sammlungen des Historischen und Naturhistorischen Vereins, zwei prachtvollen Erkern, im Stil der Hochrenaissance;
das Zeughaus (1602 im Übergangsstil von Renaissance zu Barock), über dessen Portal seit 1607 eine Bronzegruppe, St. Michael im Kampf mit dem Satan, von Reichel;
der Wertachbruckerthorturm (1605), St. Anna-Gymnasium (1613), der Rote-Thorturm (1622), letztere vier Bauten von Elias Holl u. a.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet seit 1866 von zwei lebenslänglich angestellten Bürgermeistern (von Fischer, 12800 M., und Frisch, 10500 M. Gehalt), 23 Magistratsräten (7 besoldete) und 42 Gemeindebevollmächtigten. Das Polizeiwachkorps hat 1 Inspektor, 124 Wachtmeister und Schutzleute, die Feuerwehr 458 Mann (freiwillige Feuerwehr) und 418 Mann (der 9 Fabrikkorps), 1 Dampf-, 20 Druckspritzen und 694 Hydranten; die Wasserversorgungsanlage am Hochablaß (2 ¼ Mill. M. Baukosten) hat 58 km Rohrnetz und schafft täglich 16-18 Mill. Liter. Das Kanalsystem hat eine Länge von 36 km. Die Gasbeleuchtungsaktiengesellschaft erzeugt jährlich gegen 3540000 cbm Gas für 2408 öffentliche und 1951 private Flammen und für 112 Gasmotoren mit 471 Pferdestärken. Elektrische [* 10] Beleuchtung [* 11] hat bis jetzt nur in Privathäusern und Fabriken Anwendung gefunden.
Finanzen. 1893 betrugen die Einnahmen: 3177234 M. (darunter Gemeindeanlagen, mit 90 Proz.der Staatssteuern, 812092 M. und Verbrauchssteuern 776855 M.), die Ausgaben: 2632666 M. (darunter für Amtsführung der Gemeindebehörden 439077 M., Schulen 504652 M., Wohlthätigkeit und Armenpflege 106 334 M.);
das Vermögen: 21133163 M. und die Schulden 11119041 M.
Behörden. Augsburg [* 12] ist Sitz der königl. Kreisregierung, eines königl. Bezirksamts, des Oberpostamts für Schwaben und Neuburg, [* 13] eines Oberbahnamts (mit 386,23 km Bahnlinien), Hauptzoll-, Zollamts, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Augsburg, Kempten, [* 14] Memmingen, [* 15] Neuburg D., Eichstädt), eines Landgerichts mit 8 Amtsgerichten (Aichach, Augsburg, Burgau, Friedberg, [* 16] Landsberg, [* 17] Schwabmünchen, Wertingen, Zusmarshausen) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, des Kommandos der 2. Division, 3. Infanterie- und 2. Kavalleriebrigade, sowie der bayr. Militärschießschule und der Gendarmeriecompagnie des Bezirks; des Bistums Augsburg ¶
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(Kirchenprovinz München-Freising) mit 3 Diöcesananstalten, 40 Dekanaten, 1103 Welt-, 62 Ordenspriestern.
Bildungs- und Vereinswesen. Ein königl. kath. Gymnasium bei St. Stephan, 1828 gegründet (Rektor Dr. Liebert, 28 Lehrer, 783 Schüler), mit Erziehungsinstitut und Studienseminar St. Joseph, königl. prot. Gymnasium bei St. Anna (Gymnasium und Lateinschule, 1531 gegründet, Rektor Hofmann, 24 Lehrer, 345 Schüler), verbunden mit dem kath. Gymnasium bei St. Salvator, Erziehungsinstitut für Knaben und Jünglinge bei St. Anna; königl. Realgymnasium (Rektor Dr. Recknagel, 14 Lehrer, 120 Schüler), königl. paritätische Kreisrealschule (Rektor Dr. Pfeiffer, 19 Lehrer, 502 Schüler), königl. Industrieschule: 18 Volksschulen (109 Lehrer, 36 Lehrerinnen, 7611 Schüler), gewerbliche Fortbildungs-, Mädchenfortbildungs-, landwirtschaftliche Winter-, Kunstschule, Taubstummen-, Blindenanstalt und die Privatinstitute: der Englischen Fräulein, Barbara von Stettensches für Töchtererziehung, Musik-, höhere Handels -, Bürger- und Brauerschule.
Der Kunst dienen die königl. Gemäldegalerie im ehemaligen St. Katharinenkloster, für die Geschichte der altdeutschen Kunst bedeutungsvoll durch die reiche Sammlung von Bildern Holbeins des Ältern, Hans Burgkmairs, Zeitblooms, Altdorfers u. a. sowie ital. und niederländ. Meister;
der Kunstverein im Fuggerhause;
die Sammlungen des Historischen und Naturhistorischen Vereins im Maximiliansmuseum, das Fuggermuseum im Fuggerhause, die Kreis- und Stadtbibliothek (Bibliothekar Dr. Rueß), mit 150000 Bänden, Inkunabeln, Handschriften der Reformationszeit;
das Stadtarchiv mit reichen Schätzen der Augsburger und deutschen Geschichte;
das astron. Observatorium und die meteorolog.
Beobachtungsstation. Wissenschaftliche Vereine sind: der histor. Kreisverein, der naturwissenschaftliche, der ärztliche Bezirksverein, die Bezirksabteilungen des Bayrischen und des Deutschen Architekten- und Ingenieurvereins, Deutscher Ingenieur- und technischer Verein; Freimaurerlogen: Johannisloge, Holbeinloge Nr. 6 von Bayern [* 19] (Oddfellows). Das eröffnete Theater (1360000 M. Baukosten) wird auf ein Jahr an einen Direktor vergeben (Oper, Schau- und Lustspiel, nur im Winter). Es erscheinen 6 Zeitungen, darunter die «Augsburger Abendzeitung» und «Augsburger Postzeitung» (s. d.).
Wohlthätigkeitsanstalten. Das paritätische Pfründnerhospital (1252 gegründet), St. Jakobs-Stiftung (1348 gegründet), die Versorgungsanstalt bei St. Margareten, St. Antons-Pfründe (1410 von Argon gestiftet), städtisches Kranken-, Inkurabelhaus, kath. und evang. Armkinder- und Waisenbaus, Kinderheilanstalt, Augenheil-, orthopäd. (in Göggingen) Wasserheil- und Badeanstalt; [* 20] endlich die Fuggerei (von Jak. Fugger 1519 gestiftet), ein aus 54 Häusern bestehendes Stadtviertel mit eigenen Straßen, Thoren, einer Kirche und 106 freundlichen Wohnungen für arme kath. Familien.
Industrie. Die Industrie hat sich im 19. Jahrh. sehr gehoben durch Ausnutzung der Wasserkräfte von Lech und Wertach mit zusammen 9288 Pferdestärken, wovon 8788 auf 86 Privatetablissements kommen; außerdem werden in 27 Fabriken und 54 Kleinbetrieben 182 Dampfmaschinen [* 21] mit 11450 Pferdestärken verwendet. Es giebt 119 Fabriken und mechan. Werkstätten und 361 Handelsgeschäfte, überhaupt 5000 Gewerbtreibende. Die Großindustrie beschäftigt 17000 Arbeiter, und 41 Mill. M. (Nominalwert) sind in Aktiengesellschaften angelegt. Am bedeutendsten sind die Baumwollspinnerei und -Weberei (10 bedeutende Firmen, unter anderm die Mechanische Spinnerei und Weberei, [* 22] Spinnerei am Stadtbach, Feinspinnerei Augsburg, Spinnerei Wertach, Spinnerei am Senkelbach, Buntweberei vorm. Riedinger, Weberei am Fichtelbach, am Sparrenlech, und von Müller & Keidel) mit 6737 Webstühlen, 380214 Spindeln (8920 Arbeiter, 5958 Wasser-, 8238 Dampf-Pferdestärken) und 13 Mill. M. Kapital, die Kattundruckerei, Färberei und Appretur, Zwirnerei, Nähfadenfabrik; Kammgarnspinnerei (1300 Arbeiter mit 2 ½ Mill. M. Aktienkapital); außerdem wird betrieben Fabrikation von Chemikalien, Metallwaren und Maschinen (Maschinenfabrik Augsburg, s. d.; Joh. Haag [* 23] mit 250 Arbeitern; Riedinger mit 860 Arbeitern, 1 Mill. M. Aktienkapital; vorm. Epple & Burbaum, Landwirtschaftsmaschinen, mit 450-580 Arbeitern, 2 Mill. M. Aktienkapital; Mühlenbaugesellschaft vorm. Oerle & Co., ½ Mill. M. Aktienkapital u. a.), Zündhölzern und Wichse (Union, Aktiengesellschaft mit 406 Arbeitern, 1 ½ Mill. M. Kapital), Papier (G. Haindl, Gebrüder Kathan), Tabak [* 24] (Lotzbeck & Comp.).
Die früher blühende Kupferstecherei ist völlig erloschen, dagegen haben Buchdruckerei, Buchhandel und Lithographie Aufschwung genommen. Augsburg ist Sitz der Süddeutschen Textilberufsgenossenschaft und deren 1. Sektion, sowie der 28. Lektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft. Die gesamte Großindustrie (einschließlich der von Augsburg aus gegründeten und teilweise geleiteten Fabriken der Nachbarorte) beschäftigte 1893 etwa 19300 Arbeiter und hatte 10641 Wasser-, 11420 Dampf-(hierunter 3668 Reserve-) Pferdestärken. An Löhnen werden jährlich gegen 14 Mill. M. ausgegeben.
Handel. Er besteht in der Spedition von süddeutschen und ital. Waren und Wechselgeschäften für den Süden und wird unterstützt durch jährlich zwei achttägige Messen für gewöhnliche Gebrauchsartikel (Georgi-Dult, von Kleinostern an, und Michaeli-Dult), mehrtägige Wollmärkte (im Juni), Schafmärkte (März, Juli, August, September, Oktober), wöchentlichen Getreidemarkt. Bank- und Geldgeschäfte werden vermittelt durch eine Reichsbankstelle, Filialen der königlich bayr. und der bayr. Notenbank, landwirtschaftlichen Kreditverein, städtische Sparkasse (gegründet 1822, Stand der Spareinlagen 1893 etwa 9 Mill. M.), Leihhaus (gegründet 1601, gewöhnlicher Stand 56000 Pfänder mit 254000 M. Belehnung); ferner besteht in Augsburg eine Handels- und Gewerbekammer für den Reg.-Bez. Schwaben und ein Ressort des Konsulats München [* 25] der Vereinigten Staaten [* 26] von Amerika [* 27] und des Oranje-Freistaates.
Verkehrswesen. Der Verkehr wird vermittelt durch die Linien Augsburg-München (62 km), Augsburg-Ulm (84,49 km), Augsburg-Buchloe (39,80 km), Augsburg-Gunzenhausen (109,49 km), Augsburg-Ingolstadt (66,6 km) der Bayr. Staatsbahnen, [* 28] die durch einen Bahnhof laufen; durch eine Ringbahn um die Stadt für den Güterverkehr der Fabriken und die sich an die Ringbahn anschließende Lokalbahn Augsburg-Göggingen, eine Pferdebahn (seit 1881) mit fünf vom Perlach im Mittelpunkt der Stadt ausgehenden Linien (zusammen 13,5 km) nach Oberhausen [* 29] (Nordwest), Pfersee (West), Göggingen (Südwest), St. Ulrich (Süden), Lechhausen (Osten), mit 62 Beamten, 90 Pferden, 50 Wagen (1889 wurden 1352000 Personen befördert); 61 Droschken, 7 Post- und Telegraphenämter, 40 ¶