dürfte in einem andern Fache der ausübenden
Medizin die physiol. Erkenntnis die praktische Leistungsfähigkeit so unmittelbar
bestimmt haben, als es hier der Fall ist. Die zunehmende Anhäufung des wissenschaftlichen
Inhalts der
Ophthalmologie, die
besondere Methode der Forschung, die sie verlangt, begründete die
Notwendigkeit einer besondern Vertretung derselben an den
Universitäten, und wenn anfangs von einigen Seiten befürchtet wurde, daß diese Specialisierung die
Beziehungen der Augenheilkunde zur Gesamtmedizin in bedenklicher
Weise lockern könnten, so beweisen vielmehr die
Thatsachen, daß gegenwärtig
beide in einer sehr förderlichen Wechselbeziehung zu einander stehen. So hat beispielsweise die Untersuchung der
Augen bei
Krankheiten des
Herzens, der
Nieren, der nervösen
Centralorgane in diagnostischer und prognostischer
Beziehung
eine ungemein wichtige Bedeutung erhalten.
Die feinere
Entzündungs- und Gewebsveränderungslehre hat ferner am
Auge
[* 2] durch das Mikroskop
[* 3] eine ganz wesentliche Vervollkommnung
erfahren, und der ophthalmolog. Lehrstuhl ist durch die Darlegung dieser
Veränderungen am lebenden Menschenauge zu einem
mächtigen Assistenten der innern
Medizin wie der
Chirurgie im Fache der Entzündungslehre geworden. Die
vordem vollkommen verworrenen und irrigen
Ansichten über Brillengebrauch sind mit mathem. Klarheit gelichtet, die optischen
Hilfsmittel gegen allerlei Gebrechen der
Augen, welche die
Träger
[* 4] derselben nicht selten zur Unthätigkeit verurteilten, wesentlich
vermehrt. Dabei ist die gegen eine große Anzahl von Augenerkrankungen zur Verwendung kommende operative
Kunst immer feiner und leistungsfähiger geworden. Die früher unfehlbar zu unheilbarer
Erblindung führenden glaukomatösen
Erkrankungen sind durch einen von Albr. von
Gräfe gelehrten operativen
Eingriff, die
Iridektomie (s. d.), falls derselbe recht
zeitig vorgenommen wird, gegenwärtig heilbar.
Eine vollständige Geschichte der von Augenheilkunde Hirsch,
[* 5] enthält das «Handbuch
der gesamten Augenheilkunde» (7 Bde., Lpz. 1874-80),
hg. von
Gräfeu.
Sämisch. Weiteres s.
Augenkrankheiten.
[* 6]
[* 6] Das
Auge ist der Sitz überaus zahlreicher
Krankheiten, ganz abgesehen davon, daß es durch seine
Lage und seine Funktionen mehr als andere Organe den äußern Schädlichkeiten ausgesetzt ist und
daher sehr häufig mehr oder weniger eingreifende Verletzungen erleidet. Die mannigfachen
Störungen, welche die Augenkrankheiten mit sich
bringen:
Trübung des
Gesichts bis zur
Blindheit,
Schmerzen, Thränenfließen, vielfach auch die Entstellung des
Antlitzes bei
manchen Augenkrankheiten, führen die Patienten frühzeitig zum
Arzte und erklären die auffällig große Zahl der zur
Beobachtung kommenden Augenkranken, die infolge der von unserer ganzen Lebens- und Erwerbsweise an die
Augen gestellten hohen
Anforderungen scheinbar immer im Steigen begriffen ist.
Die auf
Skrofulose und
Tuberkulose beruhenden
Augenentzündungen befallen hauptsächlich
Kinder und junge Leute
vor der Pubertätsentwicklung.
Die meisten Verletzungen der
Augen betreffen das männliche Geschlecht, namentlich die Metallarbeiter,
denen daher das Tragen von Schutzbrillen dringend zu empfehlen ist. Auch die durch
Mißbrauch von
Alkohol und
Tabak
[* 8] oder andere
Excesse bedingten Augenkrankheiten betreffen meistens männliche Individuen, während bei weiblichen die
Störungen der Sexualorgane eine
ergiebige
Quelle
[* 9] für Augenkrankheiten sind.
Litteratur.Ruete, Lehrbuch der
Ophthalmologie (2. Aufl., 2 Bde.,
Braunschw. 1854-55);
Das umfassendste Werk über normale und pathol. Zustände des
Auges ist das Handbuch der gesamten
Augenheilkunde, redigiert
von Alfr.
Gräfe und
Sämisch (7 Bde., Lpz. 1874-80).
Eine reformierende Rolle spielte das von Albr. von
Gräfe,
Arlt und
Donders 1854 begründete
Archiv für
Ophthalmologie.
Andere
Fachzeitschriften: Klinische Monatsblätter für
Augenheilkunde, hg. von Zehender;
[* 6] der
Tiere. Durch Verletzungen können die mannigfachsten
Veränderungen entstehen:
Entzündungen,
Geschwüre,
weiße Flecke auf der Hornhaut. Tiefergehende Wunden haben nicht selten eine
Entzündung des ganzen
Augapfels und
Vereiterung
desselben
(Eiterauge) zur Folge. Im Verlauf von Verletzungen oder
Geschwüren der Hornhaut kann die Regenbogenhaut
mit ersterer verwachsen
(Staphylom). Durch Eindringen des warzigen Fadenwurms wird die
Augenseuche (s. d.) bedingt. Selbständige
und zugleich die wichtigsten sind die
Starkrankheiten (s.
Star) und die Mondblindheit (s. d.).