zu der auch die der Neugeborenen (Ophthalmia neonatorum) gehört, die kruppöse (Auflagerung kruppösen Exsudats auf die
Oberfläche der
Bindehaut), die diphtheritische (Einlagerung diphtheritischen Exsudats in das Gewebe
[* 2] der
Bindehaut), die granulöse
(Entwicklung fleischwärzchenähnlicher
Granulationen), die follikuläre (Trachoma, Auftreten von froschlaichartigen
Körnern).
Mit Ausnahme der phlyktänösen sind alle Entzündungsarten der
Bindehaut ansteckend, und zwar haftet
das
Kontagium zunächst an den von dem Entzündungsprozeß gelieferten Sekreten, und zwar wahrscheinlich an den in den Sekreten
enthaltenen Entzündungserregern (Kokken).
Der
Grad der Kontagiosität ist bei akuten Entzündungsformen, außerdem bei denen, die mit stark eiteriger Sekretion oder
mit Follikel- und Granulationsbildung einhergehen, ein besonders hoher. Von sämtlichen Augenerkrankungen
kommen daher vorzugsweise die
Entzündungen der
Bindehaut endemisch (z. B. in
Ägypten)
[* 3] und epidemisch vor. Die Geschichte solcher
Epidemien lehrt, daß bei
Verbreitung der Erkrankung außer der direkten Übertragung des Krankheitsstoffs von Individuum zu
Individuum auch noch eine allgemeine, zu gleichen oder ähnlichen Erkrankungsformen führende
Disposition, vielleicht
auch ein Luftkontagium thätig ist. (S.
ägyptische Augenentzündung.) Die
Epidemien konstituieren sich nicht immer aus derselben
Entzündungsform, sondern zeigen innerhalb ihrer Ausbreitung die verschiedensten Entzündungsformen und
Grade und können
bald ziemlich spurlos, bald sehr verheerend verlaufen, je nachdem vorwaltend die leichtern (katarrhalischen) oder schwerern
(trachomatösen, granulösen, blennorrhoischen, kruppösen, diphtheritischen) Entzündungsformen in ihnen
vertreten sind.
Auch die Übertragung krankhafter Sekrete von andern Schleimhäuten des Körpers (am häufigsten von der
Harnröhren- und
Scheidenschleimhaut bei
Tripper und Weißem
Fluß) auf die des
Auges kann die schwersten
Entzündungen der
Bindehaut (sog.
Augentripper
oder gonorrhoische
Bindehautentzündung) hervorrufen. So wird auch die unter dem
Namen der Blennorrhöe
der Neugeborenen bekannte, oft sehr zerstörend wirkende Augenerkrankung lediglich durch die Berührung des kindlichen
Auges
mit den Sekreten der mütterlichen Geburtswege hervorgerufen.
Die sehr große Bedeutung der
Bindehautentzündungen liegt zunächst in der durch dieselben bedingten
Bedrohung (Verschwärung)
der Hornhaut. Keine Erkrankungsform des
Auges zieht so häufig Schwachsichtigkeit (durch zurückbleibende
Hornhautnarben) und
Erblindung (durch totale Zerstörung der Hornhaut) nach sich als die schwerern Formen der
Bindehautentzündungen,
so daß gerade bei ihnen die möglichst frühzeitige Einholung ärztlichen
Rates dringend geboten ist.
Völlig unheilbare Erkrankungszustände entstehen nicht selten auch durch die infolge derselben entstandenen Schrumpfungsprozesse
der
Bindehaut (so namentlich nach Trachoma).Prophylaktischen Schutz gegen die
Bindehautentzündungen gewähren
im allgemeinen:
Sorge für reine Luft, daher gute
Ventilation in stark gefüllten Räumen, Vermeidung solcher Orte, deren
Atmosphäre
mit reizenden
Stoffen verunreinigt ist, sorgfältige Fernhaltung aller ansteckend einwirkenden Materien, besonders der Sekrete
der
Bindehaut anderer Augenkranker oder kranker Schleimhäute überhaupt, die durch Schwämme,
[* 4] Waschwasser, Handtücher
u. s. w. leicht übertragen werden
können.
Die Behandlung der Augenentzündung besteht in frischen Fällen in andauernden eiskalten
Umschlägen mit antiseptischen
Augenwassern, Bespülen
oder
Bestreichen der Lidinnenfläche mit denselben, in vollständiger Ruhe des kranken
Auges wie des ganzen Körpers bei mäßiger
Diät und gelinden Abführmitteln. Von den äußerlich sichtbaren
Teilen desAuges können ferner die Hornhaut,
die Lederhaut und die Regenbogenhaut entzündlich erkranken. (S. Hornhautentzündung, Lidentzündung, Regenbogenhautentzündung.)
am
Augapfel auftretende geschwulstförmige Neubildungen.
Sie entwickeln sich entweder an der Außenfläche
(Bindehaut, Hornhaut, Lederhaut) und können dann, sofern sie gutartiger Natur sind, mit
Erhaltung desAugapfels entfernt werden, oder sie entwickeln sich im Innern des
Augapfels von der Netzhaut, dem vordern Ende des
Sehnerven,
der
Aderhaut oder der Regenbogenhaut aus und erfordern dann eine möglichst frühzeitige Entfernung des ganzen
Augapfels, ehe
die Augengeschwülste Zeit finden auf die umgebenden Weichteile überzugreifen.
ein Gestein der azoischen Schichtenreihe des
Erzgebirges, des bayr.-böhm. Grenzgebirges,
Skandinaviens
und anderer
Länder, das sich von dem normalen Gneis dadurch unterscheidet, daß in ihm zahlreiche große Feldspatausscheidungen
(größtenteils dem
Orthoklas, auch dem
Mikroklin angehörig) von aufgebläht-linsenförmiger Gestalt auftreten, deren
Umrissen sich Glimmerlamellen anschmiegen, wodurch auf dem Querbruche augenartige Zeichnungen entstehen.
Ophthalmologie,
Ophthalmiatrik. Die Augenheilkunde wurde schon vor
Celsus' Zeit in
Alexandria von einer eigenen
Klasse
von
Ärzten, den Ophthalmologen oder Ophthalmiatritern, gepflegt. Während des Mittelalters wurde sie gänzlich vernachlässigt,
und wie traurig es mit derselben noch gegen Ende des 16. Jahrh, stand, beweist die aus jener Zeit erhaltene,
den damaligen wissenschaftlichen Zustand der Augenheilkunde charakterisierende Bearbeitung der
Augenkrankheiten
[* 6] von Bartisch von Königsbrück,
in der
Zauberei und böse
Geister noch eine große Rolle spielen.
Augenheilwasser - Auge
* 7 Seite 52.114.
Welch unklare
Vorstellungen zu dieser Zeit über die
Begründung der Sehstörungen noch herrschen mußten, dürfte unter anderm
schon daraus hervorgehen, daß Scheiner erst Anfang des 17. Jahrh, in der Netzhaut das lichtempfindliche Organ, für das
man bis dahin die
Krystalllinse gehalten hatte, erkannte, während fast zu gleicher Zeit
Kepler die dioptrische Bedeutung der
letztern nachwies. Gegen Ende des genannten und im Laufe des 18. Jahrh. beginnt sich
bei engl., franz. und deutschen
Ärzten ein neues Interesse für Augenheilkunde zu regen; der operative
Teil namentlich erfuhr während
dieses Zeitraums eine fruchtbare
Begründung. In der Gegenwart hat sich die Augenheilkunde, begünstigt durch die weittragenden Forschungen
der Physiologen, vor allem eines
Helmholtz, und unter der Pflege genialer
Ärzte undChirurgen die
Stellung
einer exakten Wissenschaft zu erobern gewußt. Entkleidet von dem geistlosen
Empirismus früherer
Zeiten, zählt sie zu ihren
Hilfswissenschaften jetzt Mathematik, Physik, allgemeine Pathologie und pathol.
Anatomie. Kaum
¶
mehr
dürfte in einem andern Fache der ausübenden Medizin die physiol. Erkenntnis die praktische Leistungsfähigkeit so unmittelbar
bestimmt haben, als es hier der Fall ist. Die zunehmende Anhäufung des wissenschaftlichen Inhalts der Ophthalmologie, die
besondere Methode der Forschung, die sie verlangt, begründete die Notwendigkeit einer besondern Vertretung derselben an den
Universitäten, und wenn anfangs von einigen Seiten befürchtet wurde, daß diese Specialisierung die
Beziehungen der Augenheilkunde zur Gesamtmedizin in bedenklicher Weise lockern könnten, so beweisen vielmehr die Thatsachen, daß gegenwärtig
beide in einer sehr förderlichen Wechselbeziehung zu einander stehen. So hat beispielsweise die Untersuchung der Augen bei
Krankheiten des Herzens, der Nieren, der nervösen Centralorgane in diagnostischer und prognostischer Beziehung
eine ungemein wichtige Bedeutung erhalten.
Die feinere Entzündungs- und Gewebsveränderungslehre hat ferner am Auge
[* 8] durch das Mikroskop
[* 9] eine ganz wesentliche Vervollkommnung
erfahren, und der ophthalmolog. Lehrstuhl ist durch die Darlegung dieser Veränderungen am lebenden Menschenauge zu einem
mächtigen Assistenten der innern Medizin wie der Chirurgie im Fache der Entzündungslehre geworden. Die
vordem vollkommen verworrenen und irrigen Ansichten über Brillengebrauch sind mit mathem. Klarheit gelichtet, die optischen
Hilfsmittel gegen allerlei Gebrechen der Augen, welche die Träger
[* 10] derselben nicht selten zur Unthätigkeit verurteilten, wesentlich
vermehrt. Dabei ist die gegen eine große Anzahl von Augenerkrankungen zur Verwendung kommende operative
Kunst immer feiner und leistungsfähiger geworden. Die früher unfehlbar zu unheilbarer Erblindung führenden glaukomatösen
Erkrankungen sind durch einen von Albr. von Gräfe gelehrten operativen Eingriff, die Iridektomie (s. d.), falls derselbe recht
zeitig vorgenommen wird, gegenwärtig heilbar.
Eine vollständige Geschichte der von Augenheilkunde Hirsch,
[* 11] enthält das «Handbuch
der gesamten Augenheilkunde» (7 Bde., Lpz. 1874-80),
hg. von Gräfeu. Sämisch. Weiteres s. Augenkrankheiten.