(lat., «das Beigelegte»),
die einem Ding zukommende Eigenschaft, das Kennzeichen, Merkmal (grch. Emblem). In der bildenden Kunst versteht man unter Attribut ein
Symbol oder Sinnbild, wodurch ein Gegenstand oder ein Begriff verdeutlicht wird, z. B. der Dreizack des Neptuns, die Eule der
Minerva, die Schlüssel des Petrus, das Schwert des Paulus u. s. w. - In der Grammatik ist Attribut jede mit einem
Substantiv in der Weise verbundene Bestimmung, daß diese und das Substantiv zusammen einen Begriff ausmachen; dieser ist dann
enger als der des Substantivs allein. Als Attribut dienen gewöhnlich Adjektiva, Participia und Genetive von Substantiven, z. B.
weiße Fahne, wehende Fahne, Fahne des Regiments; seltener Adverbia, z. B. die Fahrt hierher, der Baum
drüben, ähnlich engl. the above discourse; lat. (bei Cicero) discessu tum meo. - In der philosophischen Kunstsprache heißt
Attribut eine wesentliche Bestimmung einer Substanz, d. h. eine solche, die ihr nicht fehlen darf, ohne daß sie aufhört das zu
sein, was sie ist. So sind bei Spinoza Denken und Ausdehnung die beiden der einen Substanz.
in der Technik das Verfahren, bei dem auf einer Metall-, Glas- oder Steinfläche bestimmte Teile durch ein Auflösungsmittel
weggenommen werden, um vermöge der so entstandenen Vertiefungen oder (seltener) vermöge der zwischen ihnen stehen bleibenden
Erhöhungen eine Schrift oder Zeichnung zu bilden. Zu diesem Zwecke überzieht man gewöhnlich die ganze
Fläche mit einer dünnen Lage, Ätzgrund (Komposition von Asphalt, Wachs und Pech), ritzt oder schabt (radiert) diese überall
weg, wo der Stoff angegriffen werden soll, und gießt die auflösend wirkende Flüssigkeit, das Ätzwasser, darauf.
Die Beseitigung des
Ätzgrundes in den zu vertiefenden Linien geschieht mittels einer feinen Stahlspitze
(der Radiernadel), während zum Wegschaben desselben an breitern Stellen eine kleine, spitze Messerklinge dient. Um die Ätzflüssigkeit
(fast ausnahmslos eine verdünnte Säure) auf die entblößten Stellen wirken zu lassen, wird zuvor die Fläche mit einem aus
Wachs gebildeten Rand umgeben. Sollen in der Zeichnung verschiedene Abstufungen oder Töne erreicht und
deshalb einzelne Linien mehr oder weniger vertieft werden, so wird auf die zu schützenden Teile mittels eines Pinsels eine
Lösung des Ätzgrundes in Terpentinöl aufgetragen und hiernach das Ätzen fortgesetzt. Mit einer gleichen Lösung werden öfter
bei feinen Stahlwaren die Linien selbst auf die polierte Fläche aufgetragen, um als Schrift oder Zeichnung
glänzend auf mattem, etwas vertieftem Grund zu erscheinen (damascierte Arbeit), worauf das Arbeitsstück Salzsäuredämpfen
ausgesetzt wird. - Die ersten Spuren der Ätzkunst zeigen sich an Waffen ans der Zeit um 1460, eine hohe Vollendung schon an
einem Schilde Maximilians I. von 1500. Später wurde das der Rüstungen sowie aller Eisengeräte zu einem
der beliebtesten Schmuckmittel, indem die tiefen Stellen mit einer Mischung von Schwarzlot und Öl eingerieben und dann erhitzt
wurden, so daß die Mischung fest haften blieb (Schwarzätzung). In den Hauptwaffenorten waren besondere Ätzmaler beschäftigt.
Vgl. W. Boeheim, Waffenkunde (Lpz. 1890).
(S. auch Hochätzkunst und Zinkographie.)
In der Kupferstechkunst wird das in ausgedehntem Maße angewendet, weshalb ein Zweig derselben den Namen Ätzkunst führt (s.
Radierkunst). Das für diesen Zweck erforderliche Ätzwasser stellt man dar, indem man Kupfer in Salpetersäure löst und
der Flüssigkeit eine Auflösung von Salmiak in Essig zusetzt; doch sind auch andere Mischungen gebräuchlich.
Zum in Stahl eignet sich eine wässerige Auflösung von Quecksilberchlorid mit ein wenig Weinsäure und Salpetersäure, oder
besser noch eine Lösung von Jod in Jodkalium.
Auf Glas wird Fluorwasserstoffsäure als Ätzwasser gebraucht, auf lithographischem Kalkstein verdünnte Salpetersäure. Silber
und Messing, ebenso Marmor und Perlmutter werden durch Salpetersäure, Gold nur durch Königswasser angegriffen;
auf kieselhaltigen Steinen (Bergkrystall, Jaspis, Achat) kann mit Fluorwasserstoffsäure, auf Bernstein mit Schwefelsäure geätzt
werden, während für Alabaster destilliertes Wasser genügt, doch kommen solche Ätzungen, die nicht zum Abdruck, sondern
zur Verzierung, namentlich um dem Grabstichel vorzuarbeiten, angewendet werden, im allgemeinen selten
vor. Wo man die ganze Fläche der ätzenden Wirkung unterzieht, da ist durch das ungleiche Verhalten der einzelnen Schichten
der Masse dem Auflösungsmittel gegenüber ein Schluß auf die Güte des Materials gestattet. Diese Prüfungsmethode wird insbesondere
zur Untersuchung von Eisen und Stahl benutzt. Das in Kupfer durch Galvanismus, die sog. Galvanokaustik (s. d.),
ist eine Methode, deren Zweckmäßigkeit bestritten wird.
In der Medizin nennt man Ätzen das künstliche Zerstören organischer Gewebe durch chem.
Mittel oder hohe Hitzegrade. Je nach der Heftigkeit der Wirkung des Ätzmittels erfolgt diese Zerstörung entweder unmittelbar,
oder infolge einer durch das
mehr
Mittel veranlaßten heftigen Entzündung, welche besonders bei fortdauernder Einwirkung den brandigen Zerfall des Gewebes herbeiführt.
Stets tritt hierbei in der Umgebung des zerstörten und meist einen Schorf bildenden Gewebes eine Entzündung ein, durch welche
der Schorf abgestoßen und die Heilung der wunden Fläche herbeigeführt wird. Das A. wird in der Medizin
zu sehr verschiedenen Zwecken angewendet: um krankhaft entartete Haut-, Schleimhaut- oder Wundflächen zu zerstören;
krankhafte
Neubildungen (Krebse, Polypen u. s. w.) zu entfernen;
das Gift in vergifteten Wunden zu vernichten;
ferner zur Eröffnung von
Abscessen u. s. w., sofern die Anwendung des Messers aus irgendwelchem Grunde nicht statthaft ist;
zur Erregung einer heftigen
Entzündung oder einer Eiterung, welche ableitend auf andere kranke Teile wirken soll;
um einen heftigen Reiz auf das Nervensystem
auszuüben;
endlich um durch Herstellung eines Schorfs schwer zu stillende Blutungen zu unterdrücken. - Je nach dem Zwecke
ist die Wahl, die Art und Stärke der Anwendung des Ätzmittels zu treffen.
Die chem. Ätzmittel werden entweder
als feste Masse mit dem angefeuchteten Gewebe in Berührung gebracht, oder als Pulver aufgestreut, oder in Lösung aufgepinselt,
oder in Form eines Teigs aufgelegt. Alle diese Mittel können auch, wenn sie sehr verdünnt oder sehr flüchtig angewendet werden,
als bloße Reizmittel dienen und rufen dann nur eine Rötung oder leichte Gerbung und nachfolgende mäßige
Entzündung hervor. Die Hitze wird als Ätzmittel mittels des Glüheisens (ferrum candens), eines bis zur Weißglühhitze erhitzten
Eisenstabes, welcher die von ihm berührten Teile sofort zerstört und in einen schwarzen Brandschorf verwandelt, oder mittels
der Moxa (s. d.), oder eines durch den galvanischen Strom glühend gemachten Platindrahts (s. Galvanokaustik),
oder mittels des Thermokauters (s. d.) angewendet. Die wichtigsten chem.
Ätzmittel sind Höllenstein, weißer Arsenik, Ätzsublimat, Chlorzink, Antimonbutter, Brechweinstein, schwefelsaures Kupfer, Ätznatron,
Ätzkali, Ätzammoniak, Ätzkalk, konzentrierte Schwefelsäure, Salpetersäure, Chromsäure u. s. w.