bedingt war. Das Atrium testudinatum, wahrscheinlich die älteste Form, hatte ein geschlossenes Dach
[* 2] und empfing das Licht
[* 3] durch die
Thür. Es war zugleich displuviatum, d. h. das Regenwasser wurde nach außen abgeleitet,
wodurch das Freistehen des Hauses bedingt ward. Als später Haus an Haus gebaut wurde, wurde das Wasser nach innen
geleitet und in einer
Cisterne gesammelt. So entstand das Atrium compluviatum, so genannt nach der Öffnung im Dache (dem
compluvium), durch die das Wasser aus den Dachrinnen in den untern Hofraum (impluvium) fiel. Je nachdem das Dach durch zwei
Querbalken, durch vier oder mehr
Säulen
[* 4] gestützt wurde, unterschied man das Atrium tuscanicum, tetrastylon,
corinthium. In
Rom
[* 5] gab es eine Anzahl von
Gebäuden alter Konstruktion, die den
Namen Atrium führten; so hatte man das Atrium
Vestae,
in dem die
Vestalinnen wohnten, das Atrium Libertatis u. a. m. Als sich gegen Ende der Republik
infolge der Eroberungen in
Asien
[* 6] der Luxus in
Rom verbreitete, schmückte man das Atrium mit kostbaren Marmorsäulen
und
Statuen. Besonders prächtig waren die
Atrien des
Scaurus, Verres und
Crassus. Zahlreiche
Beispiele von einfacher ausgestatteten
Atrien sind in
Pompeji
[* 7] (s. d.) erhalten. Auch in der alt christlichen
Architektur bildete das Atrium einen wesentlichen
Teil der
Basiliken (s. Altchristliche Kunst). In der neuern
Baukunst
[* 8] bezeichnet man unter Atrium meist eine besonders
reich geschmückte Vorhalle. - In der
Anatomie ist Atrium die
Vorkammer des
Herzens, die zu oberst liegende
Abteilung jeder Herzhälfte
(s.
Herz).
Diese auf kräftigem, humosem Waldboden in schattiger und sonniger
Lage, besonders in Gebirgsgegenden wachsende
Pflanze treibt
aus ihrem dicken, fleischigen, außen blaßbraunen, innen schmutzigweißen, an
Stärkemehl reichen Wurzelstock
bis fingerdicke, 0,60 bis 1,60 m hohe, ästige
Stengel,
[* 16] die zuletzt stark verholzen und dann der
Pflanze ein strauchähnliches
Ansehen verleihen. Die
Äste sind mit eiförmig-länglichen, kurzgestielten
Blättern besetzt.
Die einzeln stehenden
Blüten haben einen fünfteiligen
Kelch und eine glockenförmige, braunviolette
Blumenkrone. Aus dem
Fruchtknoten
entwickelt sich eine glänzendschwarze, inwendig rote, sehr saftige und säuerlichsüß schmeckende
Beere
von der
Größe einer Kirsche, die am
Grunde von dem stehen gebliebenen und noch vergrößerten
Kelche umschlossen erscheint.
Die Atropa blüht vom Juni bis
August, ist vom
August an mit reifen
Früchten beladen und, da diese sehr appetitlich aussehen, eine
für Unkundige und namentlich für
Kinder gefährliche
Pflanze.
Wenige Minuten nach dem Genusse der
Beeren stellen sich Trockenheit und
Kratzen im
Halse,
Schlingbeschwerden, heftiger Durst,
Brechneigung, starke Erweiterung der
Pupille des
Auges,
Sehstörungen, Schwindel sowie leichte
Betäubung mit
Hallucinationen
ein. Hierzu gesellen sich bald
Muskelunruhe, allgemeine Muskelkrämpfe und rauschartige Delirien, die schließlich
in den Zustand tiefster
Betäubung übergehen. Die
Augen zeigen sich weit geöffnet, mit stierem
Blick und stark geröteter
Bindehaut, die
Zunge ist gelähmt.
Endlich sammelt sich vor dem Munde blutiger Schaum, und unter höchster Entkräftung und heftigen
Krämpfen erfolgt der
Tod.
Noch giftiger als die
Beeren sind die
Blätter und der Wurzelstock; der
Träger
[* 17] des
Gifts ist ein namentlich
in der
Wurzel
[* 18] enthaltenes
Alkaloid, das
Atropin (s. d.). Wenn eine Belladonnavergiftung eingetreten ist, muß sogleich
ein
Arzt herbeigeholt werden. Bis dieser kommt, ist auf irgend eine
WeiseBrechen zu erregen, außerdem
Milch, Öl, Essig oder
Tannin zu geben.
Gleichzeitig lasse man heiße Fußbäder, womöglich mit Essig und Senf, machen, um eine
Ableitung von dem
Gehirn
[* 19] und Rückenmark zu erzielen. Gegen die zurückbleibenden Sehstörungen und Pupillenerweiterung dient
die innere und örtliche Anwendung der
Kalabarbohne.
(grch.), in der
Medizin der durch mangelhaften
Stoffwechsel herbeigeführte Schwund des Gesamtkörpers oder
einzelner Organe oder Organteile. Wird der
Stoffwechsel eines Organs aus irgendwelchem
Grunde derart gestört, daß die zugeführten
Stoffe die abgeführten nicht vollständig ersetzen können, so hat dies entweder eine bloße
Abnahme des
betreffenden
Teils an
Größe oder Zahl seiner Elemente, oder aber eine gleichzeitige Änderung seiner chem. Mischung
und eine hierdurch bedingte Formveränderung zur Folge. Letztern Vorgang nennt man eine Degeneration oder Entartung, auch
qualitative Atrophie, erstern, in dem nur
Abnahme der
Größe und der Zahl der Elemente erfolgt, eine einfache
oder quantitative Atrophie.
Als normale Atrophie kann man in der
Entwicklungsgeschichte die Rückbildung und das gänzliche oder teilweise Schwinden solcher
Organe bezeichnen, welche im Embryonal- und Larvenleben eine Funktion besitzen, die später nicht mehr geübt oder durch
eine andere ersetzt wird (z. B. das Schwinden der Kiemen und desSchwanzes bei den Larven der Frösche,
[* 20] den
Kaulquappen), oder auch solcher Organe, welche als Erbstücke angelegt, aber später rückgebildet und selbst ganz aufgesogen
werden, wie z. B. die
Zähne
[* 21] in den
Kiefern der Walfischembryonen. (S.
Rudimentäre Organe.)
Die
Ursachen der krankhaften Atrophie sind sehr mannigfach.
Mangel an Nahrung,
Störungen der regelmäßigenVerdauung
oder der
Aufsaugung des
Speisesaftes, überhaupt alle
Ursachen einer mangelhaften Blutbildung können im allgemeinen eine Atrophie veranlassen,
ebenso erschöpfende Säfteverluste durch
Eiterungen u. s. w., übermäßige Anstrengungen, anhaltendes
Fieber. Teilweise Atrophie sind
zumeist die Folge von
Entzündungen, von
Störungen der Cirkulation des
Blutes in dem betreffenden
Teile, insbesondere von gehemmtem
Blutzufluß (z. B. durch anhaltenden Druck), von
Mangel der zur Anregung des
Stoffwechsels nötigen Reize
(z. B. dauernder Unthätigkeit eines
Muskels,
Nerven
[* 22] u. s. w.), von
¶
mehr
übermäßiger Thätigkeit des Organs, endlich von Zuständen gewisser Nerven, insbesondere derjenigen, welche man als trophische
oder Ernährungsnerven zu bezeichnen pflegt. Zellen und aus Zellen entstehende Fasern sind die Elemente, aus welchen im wesentlichen
alle Organe bestehen: an ihnen also wird sich auch die Atrophie im einzelnen nachweisen lassen, wenn ein
Organ im ganzen atrophiert ist. Im allgemeinen verrät sich die Atrophie eines Organs dadurch, daß es kleiner, trockner,
blutärmer, fester und minder leistungsfähig ist. Die Atrophie ist indes nicht auf die normalen Teile des Organismus beschränkt,
sondern kommt auch oft bei den krankhaften Neubildungen vor. (Über Atrophie des ganzen Körpers s. Auszehrung,
über die Atrophie einzelner Organe s. Gehirnschwund, Leberkrankheiten, Muskelatrophie, Pädatrophie, Rückenmarksschwindsucht, Schrumpfnieren.)