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die die Verbindung mit dem auch zum Atlassystem gehörenden, aber westöstlich streichenden Er-Rif (d. h. Küstengebirge) an der Mittelmeerküste bildet.
Der mittlere Teil des [* 2] in Algerien [* 3] besteht aus zwei südwestlich-nordöstlich streichenden Ketten, den Fortsetzungen jener Zweige, in die sich die marokk. Hauptkette geteilt hat; zwischen beiden liegt die Hochebene der Schotts oder Salzsümpfe (etwa 1000 m), die mehr als 900 km weit Algerien durchzieht. Die zahlreich über das Plateau zerstreuten Schotts sieht man, ebenso wie die großen Schotts im W. des Golfs von Gabes, als Reste eines ehemals sich hierher erstreckenden Meeresarms an; jetzt ist die Hochebene mit dichten Beständen von Halfa, Artemisia und Thymian bedeckt und enthält Weiden für zahllose Schafe [* 4] und Kamele. [* 5]
Das nördl. Randgebirge, das Tell oder der Kleine Atlas im Gegensatz zum Großen am südl. Rande, im Dschebel Dschurdschura 2317 m hoch, wird von einigen Flüssen der Hochebene durchbrochen und durch die von ihnen durchfl offenen Längsthäler in elf, oft bestimmt voneinander getrennte Gruppen geteilt: das Udscha- und Hadadagebirge zwischen den Flüssen Muluja und Tafna;
das Tessalagebirge zwischen Tafna und Sig;
das Gebirge von Tlemsen zwischen marokk.
Grenze und oberm Sig;
das Saidagebirge zwischen Sig und Mina;
der Dschebel Wanscherisch zwischen Mina und dem Scheliff;
das Gebirge von Algier zwischen dem Scheliff und der Küste mit der fruchtbaren Metidscha-Ebene;
der Dschurdschura zwischen Isser und Sabel;
das Dirah-Uannughagebirge südlich vom Dschurdschura;
das Setifgebirge zwischen Sahel und dem Fluß von Constantine;
das Numidische Gebirge zwischen dem Constantinefluß und Seybouse;
das Afrikanische Gebirge zwischen Medscherda und der Küste von Tunesien.
Der Abfall zur Mittelmeerküste ist wie im Rif ein steiler, und nur von wenigen Punkten aus kann man in das Innere eindringen. Das südl. Randgebirge, der Große oder Saharische Atlas, ist eine 150 km breite Zone unter sich paralleler Ketten, die im Scheliah bis 2328 m ansteigen. Der innere Abhang ist mit reicher Vegetation bedeckt, während der äußere nur steile nackte Felsen zeigt, schmale Schluchten führen vom Plateau in die Wüste hinab und sind jetzt von den Franzosen gegen die Einfälle der Wüstenstämme durch Forts geschützt. Tunesien wird von den östl. Ausläufern des Atlas durchzogen, die, nach W. an Höhe abnehmend, in vielen kleinen Zügen das Land durchziehen.
Silurisches und devonisches Ubergangsgebirge, ihrem Alter nach unbestimmte Dolomite, Jura und Kreide, [* 6] Nummulitenkalk und jüngere Tertiärgebirge setzen den Atlas zusammen. Krystallinisches Gestein tritt an zahlreichen Küstenpunkten des Mittelmeers [* 7] und in einzelnen elliptischen Massen im Innern auf. Die wenig aufgeschlossenen, aber zahlreich vorhandenen Mineralprodukte sind Kupfer, [* 8] Eisen, [* 9] Blei, [* 10] Steinsalz, Kalk, Marmor u. s. w. Firn- und Gletscherbildung fehlt im A. vollständig. Auf den höchsten Gipfeln bleibt der Schnee [* 11] nur einen großen Teil des Jahres liegen, und selbst auf dem Miltsin (3476 m) schmilzt der Schnee, wenn auch nur in 20 Jahren einmal, vollständig. Der Nordabhang ist im Winter oft wochenlang ganz mit Schnee bedeckt.
Die Bewohner des Gebirges, wahrscheinlich bereits vor dem Eindringen der Vandalen und Araber schon im Besitz des Landes, sind Berber, die in den unzugänglichen Teilen des Gebirges noch nicht unterjocht sind. Im westlichen Atlas sind es Schilluh, die feste Wohnsitze haben, die fruchtbaren Thäler bebauen und einige Industrie betreiben; im östlichen Masigh, die in Zelten und Höhlen wohnen und hauptsächlich Viehzüchter sind. (S. die Karten: Marokko und Algerien und Tunesien.)
Vgl. Schnell, Das marokk.
Atlasgebirge (im Ergänzungsheft 103 zu Petermanns «Mitteilungen»),
Gotha [* 12] 1892); Wichmann, DerHohe Atlas (Marb. 1892).