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Unter den Strömungen des [* 2] (s. die Karte der Meeresströmungen, [* 3] beim Artikel Meer) zeichnet sich der Süd-Äqnatorialstrom ans, der in ungefähr 0° Länge und zwischen 0° und 10° südl. Br. beginnend, südlich dem Äquator folgend, westlich läuft. Er spaltet sich in der Nähe der brasil. Küste in den Guayanastrom (nördlich) und den brasil. Küstenstrom (südlich). Seine Geschwindigkeit beträgt im Mittel in der Nähe des Äquators 45-55, weiter südlich 30-34 km täglich.
Die Untersuchungen der Challenger-Expedition haben gezeigt, daß sich auch der Äquatorialstrom nur auf verhältnismäßig geringe Tiefen erstreckt; man fand nämlich in einer Tiefe von 100 m nur noch halb so große Geschwindigkeit wie an der Oberfläche, und in 150 m Tiefe war fast keine Bewegung mehr zu spüren. Sein südl. Arm, der Brasilstrom, läuft in einer durchschnittlichen Entfernung von 400 km von der Küste, mit einer täglichen Geschwindigkeit von 22 bis 55 km, bis zur Höhe der La Plata-Mündung sich allmählich verbreiternd.
Hier teilt er sich; der schwächere Arm läuft weiter südlich bis in die Nähe der Falklandinseln, während der Hauptteil östlich umbiegt und im kalten Wasser der antarktischen Strömungen verschwindet. Diese häufen ihr Wasser an dem südl. Teile der afrik. Westküste auf und bilden den nordwärts gerichteten Benguellastrom (s. unten). Im Gebiete des Nordostpassats, und zwar bei den Kapverdischen Inseln, beginnt der Nord-Äquatorialstrom, zuerst nach SW., dann nach W., nicht südlicher als 10° nördl. Br. Seine Geschwindigkeit beträgt täglich 19 -28 km. Von 40° westlich von Greenwich wendet er sich nordwestwärts auf die Kleinen Antillen zu und gebt dann als Antillenstrom weiter, bis er nördlich von den Bahamainseln im Golfstrom verläuft.
Der Guayanastrom, der nordwestl. Arm des Süd-Äquatorialstroms, folgt in einer Entfernung von etwa 20 km der Küste von Südamerika, [* 4] die Wasser des Amazonas mit sich reißend. Seine Geschwindigkeit beträgt 36-93 km täglich. Zwischen Trinidad und Martinique hindurch tritt er in das Karibische Meer und von hier durch die Yucatanstraße in den Mexikanischen Busen. Zwischen Nord – und Süd-Äquatorialstrom flutet von W. nach O. die Guinea- oder Äquatorialgegenströmung, deren erste Spuren im September auf 40° westlich von Greenwich und 10° nördl. Br., im März erst auf 25° westlich von Greenwich und 5° nördl. Br. auftreten.
Sie läuft mit einer mittlern täglichen Geschwindigkeit von 28 km (bis 37 km) auf Liberia [* 5] zu, dann östlich in den Golf von Guinea bis zum Kap Lopez; ein schwacher Arm lauft nördlich nach dem Kap Verde. An ihrer Westseite zieht längs der Küste von Nordamerika [* 6] die bekannte Strömung bin, welche sich als Floridastrom aus der Floridastraße entwickelt und eigentlich erst unter 40° nördl. Br. den Namen Golfstrom (s. d.) erhält. Von hervorragender Bedeutung für Schiffahrt und Klima [* 7] sind noch die beiden Strömungen, die ans dem Nördlichen Eismeere herabfließen.
Die eine, der Ost-Grönlandstrom, fließt an der Ostküste von Grönland südwärts und biegt am Kap Farewell nach der grönländ. Westküste um bis Godthaab; ein schwächerer Arm läuft von Jan Mayen [* 8] nach der Ost-und Südostküste Islands. Die zweite Strömung, der Labradorstrom, kommt aus der Baffinbai durch die Davisstraße und folgt der Küste der Vereinigten Staaten [* 9] von Amerika [* 10] bis Kap Hatteras. Da er meist etwa 10° C., zuweilen bis 17° kälter ist als der Golfstrom, so übt er einen stark abkühlenden Einfluß aus auf das Klima der amerik.
Ostküste. Für die Schiffahrt ist er besonders wichtig durch die Eismassen, die er aus den arktischen Regionen bringt (s. Treibeis). In der Region der nordatlantischen Schiffskurse erscheinen die Eisberge (s. d.) im Januar, am stärksten im Mai und bedrohen die Schiffahrt bis in den Juli hinein. Das Gebiet, auf dem größere Massen auftreten, erstreckt sich östlich und südöstlich von Neufundland auf 600-700 km; doch finden sich im Mai und Juni treibende Eisberge bis zu 39° nördl. Br. Und erheischen von seiten der Seefahrer bei nebligem Wetter [* 11] oder bei Nacht die größte Vorsicht. Im Südatlantischen Ocean dringen die Eismassen des Antarktischen Meers etwa ebenso weit gegen den Äquator vor, kreuzen aber nicht in gleichem Maße die Kurse der Schiffe. [* 12]
Die äußerste Grenze, bis zu der man bis jetzt im A. O. Treibeis gefunden bat, ist im N. 37° 30', im S. 35° Breite [* 13] beim Kap der Guten Hoffnung und 38° beim La Plata. Doch läuft die Grenze des Treibeises in Durchschnittsjahren von Kap Hoorn nach Tristan da Cunha und von da östlich, allmählich nach S. zurückweichend. Die Monate, in denen das Treibeis hier am weitesten nach N. vordringt, sind Januar bis März; es zeigt auf der südl. Halbkugel seltener die abenteuerlich zerrissenen Formen wie auf der nördlichen, sondern bildet meist Plateaus von riesenhafter Ausdehnung. [* 14] Kühle Strömungen ziehen längs der Südwestküste Afrikas gegen Norden [* 15] (Benguellastrom) und in derselben Richtung längs der Küste Patagoniens bis gegen den La Plata (Falklandstrom). - Außer diesen Oberflächenströmungen hat man in neuester Zeit auch Strömungen in tiefern Regionen nachgewiesen.
Die Untersuchungen der Challenger-Expedition haben gezeigt, daß die Unterströmung in der Richtung um 120° von der an der Oberfläche herrschenden abweichen kann; man fand sie in einer Tiefe von 200 bis 500 Faden [* 16] (350-900 m). Weiter unten zeigte sich eine schwache Strömung von derselben Richtung wie an der Oberfläche, während in einer Tiefe von mehr als 600 Faden (1100 m) sich keine Bewegung mehr nachweisen ließ. Durchweg hat sich gezeigt, daß diese bisher bekannten Strömungen in verhältnismäßig geringe Tiefen hinabreichen; eine Bestätigung dieses Ergebnisses lieferten namentlich die Beobachtungen der Challenger-Expedition über die Temperatur des Meerwassers in verschiedenen Tiefen, ans denen hervorgeht, dass sich der Einfluß des Klimas in viel geringere Tiefen erstreckt, als man bisher geglaubt hatte. - Interessante Erscheinungen sind noch die großen Tangwiesen, die sich zwischen 40 und 60° westlich von Greenwich und 22 - 35° nördl. Br. in dem Teile des finden, der innerhalb der großen Strömungen unbewegt bleibt. (S. Sargassomeer.) In neuerer Zeit hat man nicht nur diesen, sondern der ganzen pelagischen Tier- und Pflanzenwelt (Auftrieb, [* 17] s. Plankton) sowie dem Tiefseeleben (s. d.) eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Oberflächentemperaturen des sind am höchsten zwischen 30° und 40° nördl. Br.; hier liegt eine etwa 550 m mächtige Schicht Oberflächenwassers von über 15° C. Selbst im Tropengürtel ist die Temperatur in 180 m Tiefe schon niedriger als 15°, namentlich im Südatlantischen Ocean. Der nördliche ist im Westen wärmer ¶
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als im Osten, in den untern Teilen aber kälter, da die Polarströme hier ihre Wirkung zeigen. Im südlichen ist der Westen oben wärmer als der Osten. Unter dem Äquator beträgt die Tiefentemperatur des in 180 m 13,4°, in 366 m 8,2°, in 550 m 5,4°, in 914 m 4,0°, in 1829 m 3,0°, in 2377 m 2,0°, in 4160 m bis zum Boden 0,9° C. In den außertropischen Tiefen kommen Bodentemperaturen bis -2° vor. Von 1800 m an verschwindet der Einfluß der geogr. Breite; die niedrigsten Tiefentemperaturen liegen dort, wo die Polarströme fließen.
In Bezug auf die herrschende Windrichtung zerfällt der in drei Teile: die Region der Passate in der heißen Zone und zu beiden Seiten derselben die Regionen der veränderlichen Winde, [* 19] die bis zu den nördl. und südl. Grenzen [* 20] reicht. Zwischen den Passaten liegt die Kalmenregion. Im allgemeinen zeigt der Passat an den Gestaden der Alten Welt eine mehr meridionale Richtung, in der Nähe der Neuen Welt dagegen nähert sich die Windrichtung in beiden Hemisphären der Ostrichtung.
An den Ostküsten des nördlich vom Äquator, besonders im Golf von Guinea, wird die Passatregion von der Küste selbst durch einen bis 300 km breiten Zwischenraum geschieden; dagegen greift der Passat nördlich vom Kap San Roque weit auf das Festland herüber und begünstigt dadurch die Schiffahrt auf dem Amazonas und dem Orinoco. An der Küste von Niederguinea wird der Passat durch die Erwärmung des Kontinents in einen Südwestwind abgelenkt. An den Küsten von Oberguinea [* 21] bis zu den kanarischen Inseln weht ein monsunartiger Wind, der in der heißen Jahreszeit landeinwärts gerichtet ist und in dem großen Auflockerungsgebiete der Sahara seine Erklärung findet. Im nördlichen finden sich an der Nordgrenze des Passats die Roßbreiten (s. d.) und vom 30. bis 60. Breitengrade die Region der veränderlichen Winde, doch herrschen die westlichen entschieden vor.
Ihre Häufigkeit verhält sich zu der der östlichen fast wie 2:1; namentlich sind die südwestl. Winde häufig im Sommer. Eine entsprechende Region von Roßbreiten und vorherrschenden Westwinden zeigt sich im südlichen Stürme finden sich in allen Teilen des am seltensten in der Passatregion. Besonders gefürchtet sind die Ränder des Golfstroms, der Busen von Biscaya und die Gegend östlich vom Kap Hoorn; am furchtbarsten sind aber die westind. Wirbelstürme (Cyklone und Tornados), deren Region bis über Kap Hatteras hinausreicht.
In dem engsten Zusammenhange mit der Verteilung der Winde stehen die Bahnen, die die Schiffahrt, namentlich die Segelschiffe, auf dem innehält. Von Europa [* 22] nach Nordamerika giebt es zwei Hauptlinien. Auf der nördlichen, namentlich für Dampfer und gute Segler empfehlenswert, hält man sich im Anfang des Jahres in 46-50° nördl. Br. bis etwa zum 34.° westl. L.; dann steuert man südwestlich zum 43.° nördl. Br. und auf diesem Parallel [* 23] zwischen der Neufundlandbank und dem Golfstrome hindurch, bis man in die südwestl.
Küstenströmung und mit ihr zum Bestimmungsort gelangt. In der zweiten Hälfte des Jahres steuert man noch nördlicher bis zum 55.° nördl. Br. Und geht dann ungefähr vom 25.° westl. L. erst weiter nach Süden. Die zweite, südl. Route ist namentlich schwächern Seglern zu empfehlen; diese suchen möglichst schnell die Passatregion zu erreichen, indem sie westlich von Madeira [* 24] steuern; in diesem Gürtel [* 25] halten sie sich auf dem 22. bis 28. Parallel, bis etwa 60° westl. L., und steuern dann südlich an den Bermudas vorüber nach dem gewünschten Hafen.
Bei der Rückfahrt nach Europa sucht man möglichst schnell den Küstenstrom zu kreuzen und dann den Golfstrom nördlich zu verlassen. – Von Europa nach den brasil. Häfen steuert man entweder zwischen den Azoren und Madeira hindurch oder zwischen dieser Insel und den Canaren, je nachdem der Ausgangshafen nördlich oder südlich vom 40. Breitengrade liegt. Weiter sucht man dann den Äquator unter 22-27° westl. L. zu schneiden, weil hier die Zone der Windstillen schmaler ist als weiter östlich; zuweilen gelangt man fast ohne Kalmen zum Südostpassat.
Auf der weitern Fahrt zum Kap Hoorn steuert man in der Region der vorherrschenden Westwinde ziemlich nahe an der patagon. Küste, etwa in einer Entfernung von 200 km, weil weiter außen durch den fast immer westlichen, zuweilen zum Sturm anschwellenden Wind ein sehr schwerer Seegang herrscht; man sucht deshalb westlich der Falklandsinseln zu fahren. Auf der Rückreise dagegen, wo Wind und Strom behilflich sind, steuert man östlich von dieser Gruppe, sucht den Wendekreis des Steinbocks in der Nähe des Meridians von Ferro zu schneiden, um dann mit den Passaten nordnordwestlich und in der Region der vorherrschenden Westwinde wieder nach Osten zu steuern. Von den brasil. Häfen steuert man zunächst seewärts und sucht dann den Äquator zwischen 24 und 30° westl. L. zu kreuzen, je nachdem man europ. oder nordamerik. Häfen erreichen will. - Von Europa nach dem Busen von Guinea hält man sich etwa am Meridian von Ferro bis südlich vom Kap Verde, und von da weiter immer in nicht allzu, großer Entfernung von der Küste, da hier die Fahrt durch den Südwestmonsun wesentlich begünstigt wird. In größerer Entfernung von der Küste von Oberguinea würde man in die Äquatorialströmung und in den Südostpassat gelangen, was für die Fahrt rückwärts sehr günstig ist; man fährt dann im Mai bis Dezember unmittelbar nördlich vom Äquator, in der übrigen Zeit des Jahres in etwa ½-2° südl. Br. bis zum 27. bis 32.° westl. L. je nach dem Bestimmungsorte. - Von Europa nach dem Kap der Guten Hoffnung oder nach Niederguinea muß man auf der nördl. Halbkugel denselben Weg einschlagen, als wollte man nach den brasil. Häfen.
Erst nachdem die Passatregion südlich verlassen ist, wendet man sich östlich. Auch für St. Helena ist dieser Weg jederzeit möglich; doch kann man für beide Bestimmungen auch zunächst den Busen von Guinea zu erreichen suchen, um von da immer in der Nähe der Küste südlich zu steuern mit Hilfe der Südwestwinde, die vom Januar bis September hier wehen. Schwache Segler ziehen die westl. Fahrt vor. Für Schiffe, die den Indischen Ocean erreichen wollen, ist die westl. Route ausschließlich zu empfehlen, ein Anlegen in Kapstadt [* 26] ist womöglich zu vermeiden;
man steuert auf dem 40.° südl. Br., vom Dezember bis Februar noch südlicher, von Wind und Strom begünstigt. - Die Zeiten, die in neuester Zeit von Segelschiffen auf den verschiedenen Fahrten gebraucht wurden, sind folgende: Vom Kanal [* 27] nach Neuyork [* 28] 25-40 Tage, zurück 15-23;
vom Kanal nach Westindien [* 29] 27-30, vom Kanal bis zum Äquator 27-33, im günstigsten Falle 15-16 Tage;
von Neuyork bis zum Äquator etwa 30 Tage;
vom Kanal nach Bahia [* 30] 40, nach Rio [* 31] 45, zum Kap Hoorn 66, ¶