Technik, namentlich als Lösungsmittel für
Alkaloide; in Äther gelöste Schießbaumwolle ist das Kollodium, pharmaceutisch wird
sowohl der reine Äther wie die Mischung desselben mit 3
TeilenAlkohol
(Spiritus
[* 2] aethereus, Hoffmanns
Tropfen) verwendet. Auch
als Berauschungsmittel wird der Äther gemißbraucht.
Lichtäther, nach allgemeiner
Annahme der neuern Physik ein äußerst feiner und höchst
elastischer
Stoff, der nicht nur im ganzen Weltraume verbreitet ist, sondern auch die Zwischenräume ausfüllt, durch welche
die kleinsten Teilchen der Körper voneinander getrennt sind. Der Äther ist das
Mittel, durch das sich die Licht- und Wärmestrahlen
fortpflanzen. Als solches müssen ihm, da derselbe Querschwingungen fortleitet (s.
Licht),
[* 3] gewisse Eigenschaften eines starren Körpers zugeschrieben werden, während er andererseits wieder Eigenschaften
einer Flüssigkeit zeigen soll. Im Ä. pflanzen sich nach neuerer
Anschauung auch die elektrischen und magnetischen Zustände
fort, die zu den Vorgängen des Lichtes in engster
Beziehung stehen (s.
Elektro-Optik). Früher galt der Äther als
soq. Imponderabile, d. h. als ein gewichtsloser
Stoff. Aus der
Energie der Lichtwellen hat man gefunden, daß der Äther etwa 15 trillionenmal
leichter ist als
atmosphärische Luft.
Öle,
[* 4] eine Reihe stark riechender, flüchtiger, bei gewöhnlicher
Temperatur meist flüssiger organischer
Substanzen, die sich größtenteils imPflanzenreich fertig gebildet vorfinden und zwar hauptsächlich
in den
Blüten, Samen
[* 5] und Fruchtschalen der stark riechenden
Pflanzen. Sie sind meist sehr leicht beweglich im Gegensatz zu
den fetten Ölen, mit Wasser wenig, mit
Alkohol und
Äther leicht mischbar, brennen lebhaft mit rußender Flamme
[* 6] und sind chemisch
ziemlich indifferent. Einzelne Ö., wie
Terpentinöl und
Citronenöl, waren schon den Alten bekannt, besonders
aber wurden sie aus zahlreichen
Pflanzen von den Alchimisten dargestellt, die in ihnen die wirksamen
Bestandteile der
Pflanzen
(ihre
Quintessenz) vermuteten.
DieÖ. fehlen fast in keiner
Pflanze, kommen jedoch nur in einer beschränkten Anzahl in großen Mengen vor.
Entweder finden sie sich im Zellsaft gelöst oder in besondern Zellen und
Gefäßen, den Öldrüsen und Olgängen, aufgespeichert.
Manche Ö. erhält man durch Fermentwirkung, Einwirkung von Säuren oder
trockne Destillation auf andern Pflanzenprodukten,
wie das
Bittermandelöl. Mehrere der hierher gehörenden
Substanzen hat man auch auf künstlichem Wege erhalten.
Die
Darstellung der Ö. geschieht entweder aus frischen, sehr vielfach aber auch aus getrockneten
Pflanzen.
Im erstern Falle ist sie an den Ort des Wachstums der
Pflanzen gebunden, wo dann häufig zu diesem Zweck Massenkulturen dieser
Pflanzen ausgeführt werden, wenn sie nicht durch klimatische Verhältnisse in reichlicher Menge wild wachsen;
im andern Falle wird die Abscheidung der Öle in eigenen Fabriken vorgenommen, in denen die aus allen
Ländern und allen
Weltteilen
zusammengebrachten Pflanzenteile verarbeitet werden. Bei der Herstellung kommen folgende Methoden in Betracht:
1) Auspressen der frischen Pflanzenteile.
In den äußern Schichten der Schalen der Orangen, Citronen und andererFrüchte
findet sich das Öl in großen
Drüsen; diese
Früchte werden auf einer Art Reibeisen abgeraspelt, aus der so erhaltenen
Masse
fließt durch das
Pressen das Öl mit dem Safte ab und wird von letzterm auf mechan. Wege getrennt.
2)
Destillation
[* 7] der frischen Pflanzenteile, angewandt z. B. bei der Gewinnung des Rosenöls.
Die frischen
Blüten oder sonstigen Pflanzenteile werden mit Wasser so lange destilliert, als das Übergehende noch riecht.
Je nach dem Gehalt der
Pflanzen scheidet sich aus dem
Destillat mehr oder weniger Öl ab, oder es bleibt auch alles gelöst;
nach Abscheidung des Öls
[* 8] unterwirft man das wohlriechende Wasser einer zweiten
Destillation, wobei das
darin noch enthaltene Öl mit den ersten Anteilen der Wasserdämpfe übergeht. Man erhält so wieder einen Anteil Öl nebst
wohlriechendem Wasser, letzteres wird wieder der gleichen Behandlung unterworfen u. s. w.
3)
Destillation trockner Pflanzenteile. Die auf diese
Weise zu verarbeitenden
Substanzen, Samen, Kräuter, Holz,
[* 9]
Wurzeln, werden
zunächst durch Zerquetschen, Zerschneiden, Raspeln,
Mahlen auf geeignete
Weise vorbereitet und dann entweder
unter Zusatz von Wasser oder ohne Wasser in Destillationsapparaten durch direkt einströmenden
Dampf
[* 10] erhitzt, wobei die Öe
mit den Wasserdämpfen sich verflüchtigen und mit diesen gemeinsam verdichtet werden. Nachdem das Öl vom Wasser mittels
der
Florentiner
[* 11] Flasche
[* 12] (s. d.) getrennt ist, wird das noch
mit Öl gesättigte Wasser entweder sofort in den Destillationsapparat zurückgeleitet oder in einem besondern
Apparat der
Rektifikation, wie bei der
Destillation frischer Pflanzenteile, unterworfen.
4) Extraktion. Die trocknen Pflanzenteile werden in geeigneten
Apparaten mit flüchtigen Lösungsmitteln, wie
Äther, Petroleumäther,
Schwefelkohlenstoff, ausgezogen, das Extrakt in Destillierapparaten gelinde erwärmt, wobei das Lösungsmittel
verdunstet, während das ätherische Öl, gemengt mit Fett, Harz und dergleichen
Substanzen, zurückbleibt und durch
Destillation
mit Wasser gereinigt wird.
Manche Pflanzendüfte sind so subtiler Beschaffenheit, daß sie sich nur fixieren lassen, indem man sie auf einen andern
Körper, der sie festzuhalten vermag, überträgt. Hierzu eignet sich nichts so gut wie vollkommen frisches,
gut geläutertes Fett, das man schmelzt und bei möglichst niedriger
Temperatur mit den Pflanzenteilen maceriert. Das so mit
Wohlgeruch beladene Fett dient entweder zur Herstellung von Pomaden, oder es wird mit feinem
Alkohol geschüttelt, an den
es das Riechende abgiebt. Einzelne Riechstoffe widerstehen dieser Behandlung: sie lassen sich aber auf
kaltes Fett übertragen, indem man die
Blüten zwischen mit weichem Fett bestrichene
Glastafeln legt, wobei der
Geruch vom Fett
aufgenommen wird. (S. Enfleurage.)
Die meisten Ö. sind bei gewöhnlicher
Temperatur flüssig, manche scheiden aber bei niedriger
Temperatur feste krystallinische
Substanzen aus, die man nach
Berzelius als
Stearoptene (auch
Kampfer) bezeichnet, während der flüssige
Teil Eläopten genannt wird. Im reinen Zustande sind die
A. Ö. meist farblos, manche aber gelb bis braun, selten grün oder
blau gefärbt. Neben einem starken, oft sehr angenehmen
Geruch besitzen sie einen brennenden, scharfen
Geschmack. Sie sind
zumeist leichter als Wasser, lösen Fette und Harze auf, sieden bei einer
Temperatur von über 100°,
verflüchtigen sich aber schon bei gewöhnlicher
Temperatur ziemlich schnell und erzeugen daher auf Papier und Tuchstoffen
keinen bleibenden Ölfleck.
¶
Von einem gleichartigen chem. oder physik. Verhalten kann daher keine Rede sein, von ihren nähern
Eigenschaften wird aus diesem Grunde bei den einzelnen Ölen in besondern Artikeln gehandelt.
An der Luft absorbieren die meisten A. Ö. Sauerstoff, wobei die nicht zur Klasse der Terpene gehörenden sich in
nichtflüchtige harzartige Produkte verwandeln. Die Anwendung der O. ist eine sehr mannigfaltige. Vorzugsweise benutzt man
sie in der Parfümerie zur Darstellung wohlriechender Seifen, Öle, Pomaden, Esprits, Wässer u. dgl.; ferner zu Liqueuren (Kümmel,
Anis u. s. w.), zum Würzen von Speisen; auch als Heilmittel werden einige benutzt, und die billigen dienen
als Lösungsmittel für Harze zur Firnisbereitung.
Infolge ihres oft hohen Preises sind viele Ö. Verfälschungen ausgesetzt, und wohl auf keinem Gebiete der chem. Industrie
wird diese Fälschung so offenkundig, so systematisch betrieben wie auf diesem, da die chem.
Analyse nur sehr unvollkommene Mittel zur Unterscheidung und Erkennung der echten A. Ö. darbietet. Gewisse
Zusätze, wie fette Öle, Alkohol, Chloroform, sind allerdings leicht nachzuweisen, allein diese bilden die Ausnahme; die Regel
ist die Fälschung mit andern wohlfeilen Ö. (Terpentinöl, Citronenöl, Eukalyptusöl), die sich oft weder durch Reaktionen
noch durch ihre Zusammensetzung von den derVerfälschung unterworfenen unterscheiden, und bei denen man
einzig und allein auf den Geruch angewiesen ist, der sich zwar durch Übung sehr schulen läßt, aber dennoch Täuschungen
unterworfen ist. –
Vgl. Husemann-Hilger, Die Pflanzenstoffe (2. Aufl., Berl. 1848);