Frankreich, England und die
Vereinigten Staaten
[* 2] unterhalten in A. archäol.
Institute, in denen jungen Gelehrten Gelegenheit
zu wissenschaftlichen
Arbeiten gegeben wird. Die Historisch-ethnologische und die Christliche Gesellschaft besitzen jede ein
eigenes Museum. - Von der männlichen
Bevölkerung
[* 3]
A.s waren (1879) 34 Proz., von der weiblichen 58 Proz.
Analphabeten.
Industrie, Handel und
Gewerbe. A. ist eine durchaus konsumierende Stadt;
Industrie ist kaum vorhanden,
der Handel
ist unbedeutend und beschränkt sich auf europ. Luxuswaren,
Maschinenu. dgl.; in dieser Hinsicht tritt der benachbarte Peiraieus
für A. ein. Daher fehlt in A. die für große
Städte charakteristische Arbeiterbevölkerung. Dagegen ist
A. der erste
Geldmarkt
Griechenlands, Sitz der griech. Nationalbank und mehrerer anderer Bankinstitute und hat
eine
Börse.
Bréton,
Athènes décrite et dessinée (2. Anfl., Par. 1868);
Dyer, Ancient
Athens, its history, topography and remains
(Lond. 1873);
Wachsmuth, Die Stadt A. im
Altertum, Bd. 1
u. 2, Abteil. 1 (Lpz. 1874-90);
Burnouf, La ville et l’acropole d’Athènes,
aux diverses époques (Par. 1877) Milchhöfer,
Athen (in den «Denkmälern des klassischen
Altertums», hg.
von
Baumeister,
Münch. 1884);
Hertzberg, A., historisch-topographisch dargestellt
(Halle
[* 8] 1885);
Lolling,Topographie von
A. (in
Bd. 3 von
IwanMüllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», Nördl.
1889);
(in epischer
PoesieAthene,
[* 12] Athenaie, Pallas
Athene, im attischen Dialekt auch
Athenaia oder Athenaa, von den
Römern der
altital. Minerva [s. d.] gleichgesetzt), griech.
Göttin, die wie die germanische mit ihr ursprünglich wesensgleiche Walkyre ihrer Naturbedeutung nach
für eine Göttin der Wetterwolke und des daraus hervorspringenden
Blitzes zu halten ist. Ganz offenkundig tritt diese ihre
Grundbedeutung noch in dem
Mythus von ihrer
Geburt hervor.
Danach verschlang Zeus
[* 13] seine erste Gemahlin
Metis, als sie noch mit der Athena schwanger war, und gebar dann
diese selbst aus seinem Haupte, welches ihm Prometheus oder
Hephaistos
[* 14] mittels eines
Beiles spaltete, wie es die
Darstellung
im Ostgiebel des
Parthenon in
Athen schilderte. Athena aber sprang in leuchtender Waffenrüstung mit hochgeschwungenem
Speere und
schon mit der
Ägis (s. d.) angethan aus dem Haupte ihres
Vaters, indem sie lauten Schlachtruf erschallen
ließ. Als
Ort derGeburt wird gewöhnlich der Tritonfluß, den man sich im äußersten Westen dachte und später in
Libyen
und anderwärts lokalisierte, angegeben.
Davon hieß die Göttin
Tritogeneia. In dieser Geburtssage erscheint die gewitterschwangere
Wolke in verschiedenen Bildern:
bald als das Haupt des schwangern Gewittergottes Zeus, bald als
Ägis;
der
Blitz, der die
Wolke spaltet,
als spaltendes
Beil oder als blitzende Lanze;
der Donner endlich als furchtbarer Schlachtruf.
Der Tritonfluß aber im äußersten
Westen, der wohl ursprünglich mit dem
Okeanos identisch ist, weist auf das westl.
Meer hin, dem in der Regel die Gewitterwolken
entsteigen. Eine deutliche
Beziehung zum Gewitter verrät auch die Sage vom Kampfe der Athena gegen die
Giganten
(s. d.). Noch deutlicher tritt die Gewitterbedeutung der in der Sage von ihrem
Kampfe mit der Gorgo (s. d.) hervor, die am besten als Gewitterwolke zu verstehen
ist. Als Erlegerin dieses Ungeheuers galt Athena vorzugsweise inAttika und wohl auch in
Tegea, während nach
argivischer Sage
Perseus
[* 15] (s. d.) unter ihrem
Beistande die
Medusa tötete.
Als Blitzgöttin erscheint Athena endlich auf macedon. Münzen,
[* 16] die sie in der Linken den Schild
[* 17] hebend, in der
Rechten den
Blitz
schwingend darstellen, sowie in der Sage von
Bellerophon,
[* 18] den sie die Bändigung und Zügelung des Pegasos,
d. h. des geflügelten Donnerrosses lehrt. Auch ihre beiden Hauptattribute, die Eule und die
Schlange,
[* 19] scheinen sich auf
A.s Bedeutung als Gewittergöttin zu beziehen. Die Eule (glaux) war ihr wohl wegen ihrer
Augen
(daher Athena
Glaukopis) geheiligt, die Schlange aber ist
Symbol des
Blitzes.
Da in den
Mythen der meisten indogerman.
Völker das Gewitter als ein Kampf der
Götter gegen furchtbare
Dämonen erscheint, so sind alle Gewittergottheiten zu Kriegsgöttern geworden. So auch Athena, die bereits in der
Ilias die Rolle der vornehmsten Gottheit des
Krieges spielt und einen höchst charakteristischen Gegensatz einerseits zur
weibischen
Aphrodite,
[* 20] andererseits zu dem wütenden
Ares
[* 21] bildet. Als kriegerische Göttin steht Athena im Trojanischen
Kriege auf der Seite der Griechen gegen die
Trojaner; doch rächt sie nach der Eroberung
Trojas an dem griech.
Heere schwer den
Frevel des
Aias¶
mehr
s. d.) an Kassandra. Ihren Lieblingen hilft sie und verleiht ihnen den Sieg, indem sie ihnen nicht bloß Mut und Stärke,
[* 23] sondern
auch jene Besonnenheit und Klugheit einflößt, ohne die der Sieg keinen Bestand hat. So ist Athena zuletzt, namentlich in Athen,
zur Personifikation des Sieges, zur Athena Nike
[* 24] (s. d.) geworden. Von ihren sonstigen hierher gehörigen
Beinamen sind die wichtigsten: Alalkomene (die Wehrhafte), Alkidemos (Volksschützerin), Areia (Kriegerische), Alea (Schützerin),
Promachos (Vorkämpferin), Nikephoros (Siegverleiherin) u. s. w., und schon die ältesten Bildwerke der Athena, die
Palladien (s. Palladium), stellen die Göttin mit erhobenem Schilde und Wurfspeer dar.
Ebenso wurde Athena auch als Göttin der vorzugsweise mit Trompeten und Flöten hervorgebrachten
Kriegsmusik sowie als Schutzgöttin des Streitrosses und des Kriegsschiffes verehrt und in verschiedenen Sagen als Erfinderin
jener beiden Instrumente genannt. Die verbreitetste dieser Mythen führte die Erfindung der Flöte auf das Pfeifen und Zischen
der Gorgonenschlangen zurück, das diese bei der Enthauptung der Medusa hören ließen. Sehr bekannt ist
auch, wie den Silen Marsyas
[* 25] (s. d.), weil er die von ihr erfundene, aber wegen Entstellung des Gesichts weggeworfene Flöte
aufgehoben hatte, gezüchtigt haben soll, ein Mythus, den Myron in einer berühmten plastischen Gruppe darstellte. Ferner galt
Athena für die Erfinderin der Pyrrhiche, eines Waffentanzes, von dem es hieß, daß sie selbst
ihn zur Feier des Sieges über die Giganten oder Titanen zuerst getanzt oder die Dioskuren
[* 26] gelehrt habe, weshalb derselbe ihr
zu Ehren am Fest der Panathenäen mit prächtiger Ausstattung aufgeführt wurde.
Weit verbreitet ist die Vorstellung, daß Wolke und Nebel eine Art Gespinst oder Kleid seien. So erklärt
es sich wohl am einfachsten, daß die Göttin der Gewitterwolken (ähnlich wie die Walkyren) auch als geschickte Spinnerin
[* 27] und Weberin und als göttliche Erfinderin dieser Künste gedacht wurde. Als Göttin der weiblichen Arbeit erscheint Athena schon
in den Homerischen Gedichten, wo es von ihr heißt, daß sie ihren eigenen Peplos und das Gewand der Hera
[* 28] gewebt habe, und wo wiederholt die weibliche Kunstarbeit des Spinnens und Webens mit dem Ehrennamen «Werke der Athena» belegt
wird.
Der bekannteste Beiname dieser Athena war Ergane, den sie zu Athen, in Samos, Thespiä, Elis, Sparta und Megalopolis führte. Als
Symbol dieser Kunstfertigkeit führt in mehrern Bildwerken die Spindel. (Über dasMärchen von der Arachne s. d.) Die uralte
für Ilion und Athen bezeugte Kultsitte, der Athena an ihrem Feste einen schön gewebten Peplos darzubringen, hängt mit ihrer
Bedeutung als Ergane zusammen. Im Anschluß an diese Funktion wird ihr auch die Erfindung aller übrigen
Kunstfertigkeiten zugeschrieben, so, abgesehen von der Erfindung der Flöte, Trompete, des Wagens, Pfluges und Schiffes,
die der Goldschmiedekunst,
[* 29] des Walkens, der Schuhmacherei, des Ciselierens, der enkaustischen Malerei, der Töpferei, Bildhauerei
u. s. w. In Athen feierten die sämtlichen Handwerker der und dem Hephaistos das Fest der Chalkeen. Sogar
als eine Förderin und Beschützerin der ärztlichen Kunst tritt Athena auf. Sie erhielt davon
den BeinamenHygieia
[* 30] in Athen und
im Demos Acharnai, oder Paionia (in Athen und Oropos).
Ebenfalls aus der Funktion des Spinnens und Webens, vielleicht auch unter Einwirkung der in der Ilias (15,668) ausgesprochenen
Vorstellung, daß die Göttin des plötzlich aufleuchtenden Blitzes, die Athena Glaukopis, mit ihren alle Dunkelheit
durchdringenden Eulenaugen Scharfblick verleibe, ist der Gedanke hervorgegangen, daß Athena eine Göttin der Klugheit, der Besonnenheit,
des denkenden Verstandes sei. Sie heißt deshalb schon in den Homerischen Gedichten Polybulos. Sicherlich ist der Hesiodische
Mythus von Metis (s. d.) als Mutter der Athena auf diese ihre Wesenseigenschaft zurückzuführen.
In Attika und auch anderwärts scheint Athena seit ältester Zeit wichtige Beziehungen zur Baumzucht und zum Ackerbau gehabt zu
haben, wie sowohl aus der Erechtheussage als auch aus dem in engem Anschluß an diese entwickelten Festcyklus der in Athen
hervorgeht. So ging die Sage, und im Westgiebel des Parthenon war sie bildlich dargestellt, daß der uralte
Ölbaum auf der Akropolis eine Schöpfung der Athena sei: Poseidon
[* 31] und Athena hätten um die Herrschaft in Attika gestritten und Poseidon,
um seine Macht zu beweisen, zuerst seinen Dreizack in den kahlen Felsen gestoßen;
dann aber habe Athena unmittelbar
daneben den ersten Ölbaum wachsen lassen und sei für die Schöpfung dieser den Hauptreichtum Attikas ausmachenden Kulturpflanze
als die wahre und echte Herrin der zukunftsreichen Stätte anerkannt worden.
Das Fest dieser die Ölkultur fördernden und
schützenden Athena hieß Skirophorien (s. d.).
Eine ganz ähnliche Bedeutung wie für die Olivenzucht hatte in Attika auch für den Ackerbau. Dies ist
namentlich in der Sage von Erichthonios oder Erechtheus (s. d.) ausgesprochen,
der eigentlich die Personifikation des Samenkornes ist. Athena spielt in dieser Sage die Rolle einer gütigen, allen
Wetterschaden vom Getreide
[* 32] abwehrenden Wolkengöttin. Die Feste, welche dem Erechtheus und der Athena galten,
waren:
1) Die Chalkeen, ein uraltes Fest des Hephaistos und der Athena, die Erfindung des Pfluges und die Erzeugung des Erechtheus feiernd,
2) die Procharisterien, zu Ende des Winters für die emporkeimenden Saaten von allen Beamten der Athena gefeiert, 3) die Plynterien,
ein Ernteanfangsfest (s. Kallynterien), 4) die Errhephorien (s. d.) oder Arrhepborien, 5) die Panathenäen
(s. d.). Wahrscheinlich wurde wegen ihrer agrarischen Bedeutung Athena mit
Ähren in den Händen abgebildet und auch Ktesia, d. i. Spenderin der Habe, genannt. Wie Mythus und Kultus, so hat auch die künstlerische
Darstellung der Göttin in Athen ihre höchste Ausbildung erhalten, besonders durch Phidias, der sie namentlich
außer in dem kolossalen Erzbilde auf der Akropolis (der sog. Athena Promachos) im Parthenon in einem Kolossalbilde aus Gold
[* 33] und
Elfenbein als Nikephoros darstellte
(s. Fig. 1: Statuette der Athena Parthenos, 1880 zu Athen gefunden, die allgemein für die treueste Kopie des
berühmten Originals des Phidias gehalten wird; vgl. Schreiber, Athena Parthenos, Abhandlungen der Königlich
[* 34] Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften, 8, 1883). Wollen die
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