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Nach dem Sturz der Tyrannis, mit der Erstarkung und Neugestaltung der Demokratie durch Kleisthenes am Ausgang des 6. Jahrh. v. Chr. erhielt die Stadt auf den westlich gelegenen Hügeln eine neue wichtige Anlage in der Pnyr (s. d.), dem Volksversammlungsplatz. Außerdem wurde nach 500 v. Chr. in dem heiligen Bezirke des Dionysos [* 2] am südöstl. Fuße der Burg ein fester Tanzplatz (Orchestra) und im Abhang ein Zuschauerraum mit Holzbauten für die dramatischen Vorstellungen angelegt.
Ein steinernes Theater [* 3] mit Bühnengebäude wurde erst zur Zeit Alexanders d. Gr. vollendet. Eine sehr schwere Katastrophe traf Athen [* 4] im Perserkriege (480 u. 479 v. Chr.), als die auf Rat des Themistokles verlassene Stadt von dem pers. Heere des Xerxes vollständig verwüstet wurde. Allein, kaum war durch den Sieg bei Platää 479 v. Chr. die Vertreibung der Perser entschieden, als die Athener auf die Trümmerstätte zurückkehrten und zunächst den Bau einer neuen, erweiterten Stadtmauer begannen, die auf Antrieb des Themistokles in großer Hast ausgeführt und trotz der Einsprache der Spartaner in kurzer Zeit vollendet wurde.
Sie war ringsum mit Türmen versehen. Noch jetzt läßt sich ihr Gang [* 5] an mehrern Stellen, besonders an der Westseite, wo sie sich auf dem Rücken der Felshügel, des Museion und des sog. Nymphenhügels, hinzog, vereinzelt auch an der Süd- und Ostseite erkennen. Ihr Umfang betrug etwa 8 km. Zehn bis zwölf Thore vermittelten den Verkehr, von denen noch das Melitische und das Piräische an der Westseite, das Doppelthor (Dipylon), der Ausgangspunkt der Prozession von Athen nach Eleusis auf der Nordwestseite, das Acharnische an der Nordseite, endlich das Itonische an der Südseite nachgewiesen werden können. Nur allgemeiner in ihrer Lage bekannt sind das Armesünderthor (ιερα πυλη), das zum Richtplatz (dem Barathron) im Westen der Stadt hinausführte, das Diomäische und Diocharische Thor im Osten und das Sunische im Süden.
[* 1] ^[Abb.: Äußere Ansicht der Akropolis (Rekonstruktion).]
Im Zusammenhang mit der Wiederherstellung der städtischen Befestigung ging Themistokles an die Befestigung der neuen Hafenstadt (des Peiraieus), deren Anlage er schon vor dem Perserkriege begonnen hatte. Während die Athener bis dahin die nur etwa 5 km von der Stadt entfernte, den Schiffen keinen recht sichern Ankergrund bietende Bucht Phaleron als Hafen benutzt hatten, veranlaßte sie Themistokles, eine neue Hafenstadt auf der 7 km südwestlich von Athen gelegenen felsigen Halbinsel des Peiraieus zu errichten, die drei von Natur ausgezeichnet sichere Häfen darbot: den Haupthafen (Kantharos), [* 6] dessen enger Eingang durch Ketten geschlossen werden konnte und der in zwei Abteilungen, den Kriegshafen und den Handelshafen (Emporion), zerfiel, und die beiden an der östl. Seite der Halbinsel befindlichen, Zea und Munychia.
Eine hohe und starke Ringmauer diente dieser Anlage zum Schutz. 460-456 wurde dann unter Perikles die befestigte Hafenstadt durch eine 7 km lange Mauer mit der Stadt Athen verbunden und zugleich eine ähnliche, nur etwas kürzere Mauer von der Stadt nach der Bucht Phaleron gezogen. Zur weitern Verstärkung [* 7] wurde 444 v. Chr. noch eine dritte Mauer, in der Mitte zwischen jenen beiden, der westlichen, von Athen nach dem Peiraieus führenden parallel, errichtet. Auch weiterhin sind die großen, die Politik leitenden Männer A.s die Bauherren der Stadt. In der Stadt selbst hatte Cimon eine neue Burgmauer begonnen, die im Westen, gerade über dem Aufgange zu der obern Burgfläche, durch eine turmähnliche Bastion (Pyrgos) abgeschlossen wurde. Sie trug den wahrscheinlich erst nach Perikles errichteten überaus zierlichen Tempel [* 8] der Athena Nike. [* 9] Dieser wurde 1687 von den Türken zur Anlage ¶
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einer Schanze abgebrochen, bei deren Wegräumung 1835 jedoch in seinen Bruchstücken fast vollständig wieder aufgefunden und durch die Architekten Schaudert und Hansen unter Leitung des Archäologen Ludwig Roß wieder zusammengesetzt. Außerdem begann Cimon südlich neben dem alten, nach den Perserkriegen wiederhergestellten Hekatompedos einen neuen großen, für die Stadtgöttin bestimmten Tempel, dessen Bau aber durch innere und äußere Wirren in den Anfängen unterbrochen wurde.
Endlich ließ ein Verwandter Cimons, Peisianar, eine prächtige Halle [* 11] auf der Agora aufführen. Der berühmte Maler Polygnot schmückte diese Halle mit Gemälden, nach denen sie die bunte (Stoa Poikile) genannt wurde. Auf die gewaltigen Nutz- und Schutzbauten der cimonischen Zeit folgte dann die glänzende Bauthätigkeit des Perikles, die wesentlich auf die Verschönerung der Stadt gerichtet war. Der früheste Bau war das in der Nähe des Theaters im heil. Bezirke des Dionysos errichtete Odeion (Odeum, s. d., schon vor 447 vollendet), ein Holzbau in der Form eines pers. Königszeltes.
Dann wendete er seine Aufmerksamkeit ganz besonders auf die Ausschmückung der Akropolis, die jedoch nicht ihren Charakter als Citadelle der Stadt verlor. Zunächst ließ er durch den Architekten Iktinus auf den Fundamenten des von Cimon begonnenen Tempelbaues, aber in veränderter Form, einen neuen, prachtvollen Tempel errichten, den Parthenon (s. d.), und nach dessen Vollendung durch den Architekten Mnesikles mit großem Kostenaufwande (angeblich über 9 Mill. M.) einen neuen prachtvollen Eingang zur Akropolis, die sog. Propyläen (s. d.). Der perikleischen Zeit verdankt endlich ein herrlicher, in der nordwestl.
Unterstadt auf einer Erhebung über der Agora, dem Markthügel (kolonos agoraios), gelegener Tempel seine Entstehung, der, weil er im Mittelalter zu einer Kirche des heil. Georg hergerichtet wurde, noch jetzt vortrefflich erhalten ist. Früher pflegte man ihn fälschlich dem Nationalheros Theseus zuzuweisen, weshalb er noch jetzt den Namen Theseion führt, wahrscheinlich aber wurden hier Hephaistos [* 12] und Athene [* 13] gemeinsam verehrt. Durch den Ausbruch des Peloponnesischen Krieges (431 v. Chr.) wurde die bauliche Thätigkeit in Athen zwar eingeschränkt, aber doch nicht ganz unterbrochen.
Namentlich wurde an Stelle der alten, vermutlich auch nach der pers. Zerstörung notdürftig für den Gottesdienst wieder hergestellten Kapelle des Poseidon [* 14] Erechtheus ein neuer Bau, das Tempelchen der Athena Nike (s. oben), aufgeführt und mit neuer prächtiger Balustrade umgeben. Der für Athen unheilvolle Ausgang des Krieges (404 v. Chr.) führte die Zerstörung eines der bedeutendsten Werke herbei: die Athener wurden durch die siegreichen Spartaner genötigt, die Befestigung des Peiraieus und die langen Mauern zu schleifen.
Allein schon 395 zur Zeit des böot.-korinth. Krieges gegen Sparta wurde die Wiederherstellung der für A.s Sicherheit so notwendigen Werke begonnen und durch Conon mit pers. Gelde zu Ende geführt. Ein neuer schwerer Schlag traf Athen, wie das ganze Griechenland, [* 15] durch die Schlacht bei Chäronea (338). Aber die einsichtsvolle Finanzverwaltung des Lykurgus (338-326) ermöglichte wieder die Ausführung bedeutender Bauten auf Staatskosten. So wurde jetzt das längst angefangene steinerne Theater (Zuschauerraum, festes Bühnengebäude mit Wandelhalle) vollendet, in der jenseit des Ilisos gelegenen Vorstadt Agrä wurde ein Stadium zur Abhaltung der gymnastischen Wettkämpfe am Feste der Panathenäen eingerichtet, und im Peiraieus durch den Architekten Philon ein großartiges Seezeughaus errichtet. Auch die private Bauthätigkeit steigerte sich in dieser Zeit, wovon namentlich das 335 auf 334 v. Chr. errichtete, südöstlich von der Burg an der alten Tripoden (Dreifuß-) straße gelegene zierliche Lysikratesmonument (s. d.) Zeugnis ablegt.
Als nach dem traurigen Ausgang des Lamischen Krieges (322 v. Chr.) auch Athen macedon. Besatzung aufnehmen mußte, hörte die Ausführung von Bauwerken durch den Staat wie durch Privatleute fast ganz auf. Allein der alte Glanz, der noch immer die Stadt umstrahlte, veranlaßte nun auswärtige «hellenistische» Fürsten zur Errichtung von Bauwerken, deren Inschriften den Ruhm ihrer Stifter verkündeten. So ließ der König Ptolemäus II. Philadelphus von Ägypten [* 16] (284-246) in Athen ein Gymnasium errichten, in dem sich auch eine Bibliothek befand, König Eumenes II. (197-159) von Pergamum eine jetzt noch in den Fundamenten erkennbare Säulenhalle (Stoa) westlich neben dem Theater, sein Nachfolger Attalus II. (159-138) eine ausgedehnte Kaufhalle am Ostende [* 17] des Marktes, die 1860-62 und 1874 ausgegraben wurde.
König Antiochus IV. Epiphanes (175-164) von Syrien unternahm die Vollendung des seit der Vertreibung der Pisistratiden unterbrochenen Baues des Olympieions, der jedoch infolge des Todes des Königs nicht zu Ende geführt wurde. Auch die röm. Herrschaft hatte anfangs für Athen nichts Drückendes. Als es aber im Kriege der Römer [* 18] gegen den König Mithridates d. Gr. von Pontus die Partei des letztern ergriffen hatte, wurde die Stadt von Sulla erobert (86 v. Chr.). Die Befestigungen des Peiraieus, das große Seezeughaus und die Reste der langen Mauern wurden von dem Sieger geschleift und seitdem nicht wiederhergestellt.
A.s Seemacht verfiel gänzlich, und der Peiraieus sank zu einer unbedeutenden Ortschaft herab. Aus Athen selbst schleppte Sulla, außer einigen Weihgeschenken, eine Anzahl Säulen [* 19] von dem unvollendeten Olympieion fort. Um die Mitte des Jahrhunderts errichtete ein Privatmann, Andronicus, auf einem freien Platze östlich von der Agora ein noch jetzt erhaltenes, vom Volke Turm [* 20] der Winde [* 21] genanntes Bauwerk, das man aber richtiger als Horologium des Andronicus bezeichnet.
Auch die Begründer der röm. Monarchie, Julius Cäsar und Angustus, erwiesen sich, trotz mancher polit. Fehler der Athener, freundlich gegen die Stadt. Aus den von jenen gespendeten Gaben weihten die Athener nordöstlich von der Agora ein Festthor der Athena Archegetis. Dem Agrippa, dem großen Minister des Augustus, errichteten die Athener eine Statue, deren gegen 8 m hohes, ziemlich plumpes Piedestal vor den Propyläen noch jetzt vorhanden ist. Noch bei Lebzeiten des Augustus wurde auf der Akropolis östlich vom Parthenon ein der Göttin Roma [* 22] und dem Augustus geweihter Rundtempel erbaut, in der Kaiserzeit auch ostwärts vom Markt zwischen dem Thor der Athena Archegetis und dem Turm der Winde ein großer von Hallen umsäumter Platz angelegt, der vielleicht als eine Erweiterung des Marktes anzusehen ist. Der größte Wohlthäter A.s aber war der Kaiser Hadrian, unter dessen Regierung die Stadt einen neuen Aufschwung nahm und in reicherm Maße als je vorher durch viele mit Pracht ausgeführte Neubauten verherrlicht wurde. Zunächst vollendete Hadrian den Tempel des ¶