17 bis zur Rückkehr des Heers ins Kosakenland. Als aber der Atamán Mazeppa (s. d.), um sich
unabhängig zu machen, 1708 die Partei Karls II. ergriff, schränkte Peter I. die Rechte des Atamán erheblich ein. Lange Zeit blieb
die Stelle eines Atamán unbesetzt, und als 1750 der Graf Rasumowskij als solcher gewählt wurde, erhielt er
statt der ehemaligen Domänen und Zollgefälle 50000 Rubel jährliche Besoldung. Kaiserin Katharina II. hob die Würde eines
Atamán des Ukraineheers auf und setzte dafür eine Regierung von acht Mitgliedern ein; das donische Heer behielt einen Atamán, doch
ist dieser auf die Befugnisse eines Generalgouverneurs beschränkt. Seit 1835 bekleidet der Großfürst-Thronfolger
die Würde eines Atamán aller Kosaken. Unter diesem steht für jedes Woißko ein besonderer Stellvertreter (Nakaznyj Ataman),
der im donischen Lande den Titel Vojskovoj Ataman (Heeresataman) führt. (S. Kosaken.) Atamán heißt auch der Vorstand eines Artels.
Störung der Muskeltätigkeit, welche durch mangelhafte Koordination der zur Ausführung jeder Bewegung
notwendigen Muskelkontraktionen verursacht wird (s. Rückenmarksschwindsucht).
Astaboras, der nördlichste und letzte unter den Nebenflüssen des Nils, in den er bei ed-Damer etwa in 17°
50' nördl. Br., oberhalb Berber, mündet. Er entspringt an der Nordwestseite des abessin. Hochlandes, 40 km
westlich von Gondar, nördlich vom Tanasee, fließt nach NW., wendet sich, wo er das Gebirgsland verläßt, nach N., durchströmt
eine unbewohnte Wüste, nimmt rechts den Salam, dann den großen wasserreichern Takaseh (im untern Laufe Setit) auf, fließt
nun am Ostrande einer weiten einförmigen Ebene (ägypt. Sudan), gewunden zwischen niedrigen, grasreichen
Hügeln, und nimmt unter 17" nördl. Br. den ebenfalls von den nordwestl.
Randgebirgen Abessiniens herabkommenden Gasch (im obern Laufe Mareb genannt) auf. Zu keiner Jahreszeit ist er schiffbar. Auf
einem Unterboden von Kies ziehen sich nach W. hin weite Grasebenen mit dornigen Mimosen, reich an Gazellen
und Hyänen. In der Regenzeit schießt ein rohrartiges Gras mannshoch auf, das nach dem Abtrocknen abgebrannt wird, um hier
und da der Durrha Platz zu machen. An der nördl. Grenze der tropischen Region mündet der Atbara als el-Mokren (d. h. Verbindung)
oder el-Mokadah, auch wohl el-Aswad, d. i. der Schwarze. Erst vom 10. Mai an, in der Regenzeit, hat sein
gegen 300 m breites Thal hier so viel Wasser, daß es in den Nil abfließt, während es 4–5 Monate lang in einzelnen Tümpeln
stillsteht und nicht trinkbar ist.
(spr. ättschiß'n), Hauptstadt des County Atchison im nordamerik.
Staate Kansas, rechts des
Missouri, 1854 gegründet, und früher der Ausgangspunkt der Karawanen nach den Ebenen des Westens, jetzt Knotenpunkt von
sieben Bahnlinien, darunter die Union-Pacific, Missouri-Pacific und Atchison-Topeka, hat (1890) 13963 E.,
schöne Eisenbrücke, Maschinenbau,
Brauerei, Mühlen und lebhaften Handel.
bei Homer eine Tochter des Zeus (nach Hesiod der Eris und stete Begleiterin der Dysnomia,
der Ungesetzlichkeit) und eine verderbenbringende Göttin, die, Geist und Gemüt bethörend, den Menschen ins Unheil stürzt.
Bei des Herakles Geburt hatte sie Zeus zu dem übereilten Schwur verleitet, durch den ersterer dem Eurystheus unterthan ward.
Dafür schleuderte Zeus die Ate aus dem Olymp auf die Erde und schwur, daß sie nie dahin zurückkehren
solle. Seitdem durcheilt Ate die Erde in ungemessener Schnelle und wandelt verderblich über den Häuptern der Menschen. Aber
ihr folgen andere Töchter des Zeus, die Litai (reuevolle Gebete), lahm, runzlig, die Augen scheu seitwärts gewendet, langsamen
Fußes, die dem, der sie ehrt, Gutes erweisen, und den heilen, den Ate verwundet hat, über denjenigen
aber, der sie verstößt, die verderbliche Göttin von neuem herabrufen.
Vgl. Berch, Bedeutung der Ate bei Äschylos (Franks,
a. M. 1876).
(frz., spr. ateljeh), Werkstätte, im Deutschen vorzugsweise für Künstler- (Bildhauer-, Maler-) Werkstätte
gebraucht. Bei der Anlage von Atelier ist besondere Rücksicht auf das Licht zu nehmen. Maler brauchen meist reines Nordlicht, das
seitlich von oben hereinfallen muß. Wünschenswert ist auch ein reines Oberlicht und Vorkehrungen, um durch Schieber
und Vorhänge die möglichst groß anzulegenden Lichtflächen teilweise abzusperren. Bildhauer bedürfen hoher, zur ebenen
Erde gelegener Räume mit hohem Seitenlicht von Norden.
Vor den Fenstern dürfen nicht Bäume, Wandflächen u. dgl. stehen, die bei greller Sonnenbeleuchtung farbige Reflexe in das
Atelier werfen und namentlich beim Malen die Wirkung der Farben im A. beeinträchtigen. Berühmt war die Ausstattung
der von P. P. Rubens. In neuerer Zeit wurden die von Hans Makart in Wien vorbildlich für viele Zimmereinrichtungen. Die malerische
Anlage, der Schmuck mit alten Möbeln und Teppichen, getrockneten Blumen, der braune Grundton waren für die Ausschmückung
bezeichnend. Besonderer Vorkehrungen für die Lichtzuführung bedarf das Atelier des Photographen.
–
Vgl. Junk, Künstlerwerkstätten (in der «Baukunde des Architekten», Berl. 1884).
(Atellānae fabŭlae), auch oskische Schauspiele (Osci ludi), volkstümliche Possen, genannt nach dem gewöhnlichen
Schauplatz der Handlung, der oskischen Stadt Atella in Campanien, einem italischen Krähwinkel. Von Campanien
kamen die Atellanen nach Rom. Sie wurden sowohl von Dilettanten als auch von berufsmäßigen Schauspielern aufgeführt, und zwar
immer in Masken. Es traten darin stehende
[* ]
Figuren auf, wie der Tölpel und Nimmersatt Maccus, der prahlerische Bucco, der verblendete,
gutmütige Alte Pappus, der bucklige Fresser und Schmarotzer Dossennus, der Possenreißer Sannio. Manches
oder gar das meiste, wie man früher glaubte, zu improvisieren, erlaubte die metrische Form der Stücke nicht; möglich indessen,
daß anfänglich der Rhythmus fehlte. Witze
mehr
und Gestikulation waren derb, das Sujet und ganze Scenen oft sehr schmutzig, die Sprache die des gemeinen Lebens. Um den Beginn
des 1. Jahrh. v. Chr. wurden die Atellanen kunstmäßig ausgebildet, von Dichtern verfaßt und von Schauspielern aufgeführt,
und zwar regelmäßig als Nachspiel nach ernsten Stücken, als Schlußstück (exodium), um die Gemüter
wieder zu erheitern. Es waren wahrscheinlich einaktige Possen mit operettenhaftem Anflug, mitunter Travestien von Tragödien,
auch die politische und persönliche Satire scheint gelegentlich Raum gefunden zu haben. Als Verfasser sindL. Pomponius,
Novius und aus der Kaiserzeit Mummius bekannt. Erhalten sind einige Bruchstücke und zahlreiche Titel, zusammengestellt nach
Bothe und Munk von Ribbeck in «Scaenicae Romanorum poesis fragmenta»
(2. Aufl., Bd. 2, Lpz.
1873).
Vgl. Schober, Über die Atellanischen Schauspiele der Römer (Lpz. 1825);
Weyer, über die der Römer (Mannh. 1826);
Klenze, Philol.
Abhandlungen (Berl. 1839);
Munk, De fabulis Atellanis (ebd. 1840);
Keller, De lingua et exodiis Atellanarum
(Bonn 1850);
Wölfflin, Atellanen- und Mimentitel (im «Rheinischen Museum für Philologie», Bd. 43, 1888).