Stäbchenschicht der Netzhaut zu erzielen, so besteht ein sog. regelmäßiger Astigmatismus. Ist
indessen die
Ablenkung derStrahlen in einem und demselben Meridian eine so komplizierte, daß durch sphärische
Gläser eine
punktförmige
Vereinigung derselben auf der Netzbaut nicht bewirkt werden kann, so ist unregelmäßiger Astigmatismus vorhanden.
Ein gewisser
Grad von regelmäßigem Astigmatismus beeinträchtigt den
Grad der
Sehschärfe, den man als Norm anzusehen
hat, ebensowenig wie ein geringer
Grad von unregelmäßigem Astigmatismus; Andeutungen dieser beiden Formen finden sich auch bei dem
normalen
Auge.
[* 2]
Sind diese optischen Ungleichartigkeiten indessen in höherm
Grade entwickelt, so entsteht eine denselben proportionale Beeinträchtigung
der
Sehschärfe. DieUrsachen des Astigmatismus können sowohl in der Hornhaut als in der Linse,
[* 3] gleichzeitig auch
in beiden liegen, und es kann in letzterm Falle geschehen, daß der von der erstern abhängige den durch letztere bedingten
entweder steigert oder (teilweise) aufhebt. Der regelmäßige Astigmatismus allein kann optisch korrigiert werden.
Die Meridiane des Brechungsminimums und Brechungsmaximums eines und desselben
Auges stellt man als Hauptmeridiane
einander gegenüber, die Brechungsdifferenz beider giebt den
Grad des Astigmatismus an. Ist die
Brechung
[* 4] in einem Hauptmeridian normal,
in dem andern zu stark oder zu schwach, so ist der Astigmatismus ein einfach myopischer oder hyperopischer. Wenn jedoch
in allen Meridianen ein myopischer oder hyperopischer Refraktionszustand herrscht, der nur dem
Grade nach
verschieden ist, so ist zusammengesetzter myopischer oder hyperopischer Astigmatismus vorhanden.
Endlich ist der Astigmatismus ein gemischter, wenn
Myopie in dem einen,
Hyperopie in dem andern Hauptmeridian nachweisbar ist. Korrektionen
des regelmäßigen und damit der von demselben abhängigen
Sehschärfe werden durch Glaslinsen erreicht,
welche
Abschnitte eines Cylinders, die man sich parallel der Cylinderachse geführt denkt, bilden. Fallen
[* 5]
Lichtstrahlen auf
eine
Fläche mit konvexer oder konkaver cylindrischer
Krümmung, so weichen dieselben in Ebenen, die durch die Cvlinderachse
gelegt werden, nicht von ihrer
Richtung ab, wohl aber in andern Ebenen, am stärksten in derjenigen, die
senkrecht auf der
Achse des Cylinders steht. Diese Eigenschaft der Cylinderlinsen gewährt die Möglichkeit einer einseitigen
Brechungskorrektion in nur einem der beiden Hauptmeridiane, d. h. des und der von ihm abhängigen
Sehstörungen selber. (S.
Brille.)
[* 6] Begründer der
Lehre
[* 7] vom Astigmatismus sindThomasYoung und der Astronom
Airy; gefördert
wurde sie namentlich durch Fischer,
Brewster,
Stokes, Goode, Hamilton,
Hays,
Donders. -
(spr. äßt'n männör),Fabrikstadt in der engl.
Grafschaft Warwick und Parlamentsbezirk seit 1885, dicht bei
Birmingham,
[* 11] hat (1891) 68639 E., bedeutende Fabrikation von
Maschinen,
Waffen,
[* 12] Spielzeug,
Stahlfedern, Werkzeugen u. s. w.
Joh. Jak., geb. zu
Walldorf bei
Heidelberg,
[* 13] ging 1777 zu einem ältern
Bruder nach England, bei dem er den Instrumentenbau lernte, 1783 nach
Neuyork
[* 14] und trieb
Handel mit den Indianern und Grenzern in den Pelzgebieten des
Staates Neuyork und
Canadas. 1800 besaß er
¼ Mill. Doll., die er bis 1811 durch umsichtige
Anlagen in Grundeigentum vervierfachte. 1811 suchte er den nordwestl.
Teil
Nordamerikas in den Bereich seines
Geschäfts zuziehen; er wollte von da aus den Pelzhandel und durch
direkte
Verbindung mit
China
[* 15] die
Thee- und Seideeinfuhr monopolisieren.
Dieser
Plan, der in
Astoria, in Oregon an der Mündung des Columbia,
[* 16] teilweise Verwirklichung fand und zwei Expeditionen auf dem
Großen Ocean veranlaßte, scheiterte an den kriegerischen Verwicklungen mit England und der
Untreue von
A.sBeamten. Die Einzelheiten dieser Unternehmung schildert
Washington
[* 17]
Irving hübsch in
«Astoria» und «Life ol Captain
Bonneville»;
vgl. auch Pierrepont, From fifth
Avenue to
Alaska (Neuyork 1884),
Kap. 14. Fortan beschränkte Astor seine Unternehmungen auf die
Vereinigten Staaten,
[* 18] besonders Neuyork. Sein Vermögen erwarb er durch
Spekulationen in Grundeigentum in den
neueröffneten rasch emporblühenden nordwestl.
Staaten und in Neuyork. Infolge des Wachstums dieser Stadt stieg sein
Besitz
im Werte so, daß er bei seinem
Tode auf 20, beim
Tod seines gleichnamigen Enkels auf über 100 Mill.
Doll. geschätzt wurde.
Die von Astor auf Anregung seiner litterar. Freunde, wie
WashingtonIrving, gegründete Astor-Bibliothek in
Neuyork, für die er 400000, sein Sohn später 200000 Doll. aussetzte, steht unter der
Aufsicht von 12 Verwaltungsräten,
unter denen sich zuerst
WashingtonIrving,
Fitz-Greene Halleck,
Cogswell (der «Alphabetical index to Astor Library», 6 Bde.,
Neuyork 1857 fg., herausgab) befanden. DieBibliothek ist in einem schönen, im byzant.
Stil erbauten Hause
am Lafayette-Place aufgestellt, wurde eröffnet und prachtvoll eingerichtet.
Sie zählt gegenwärtig gegen 250000
Bände, namentlich aus
Technologie und orient. Litteratur, und ist somit eine der größten
Bibliotheken der
Neuen Welt; übertroffen wird sie nur von der HarvardUniversity, der
Boston
[* 19]
Public und der
Congress Library in
Washington. Astor-Haus (1854 eröffnet) heißt eine von Astor mit 50000 Doll. in seinem
Geburtsorte gestiftete Erziehungsanstalt für arme
Kinder, die zugleich hilfsbedürftige alte Leute versorgt. -
(Asturica Augusta), Stadt (Ciudad) in der span.
ProvinzLeon, südwestlich von
Leon, in 895 m
Höhe malerisch auf einem Hügel am Rio
[* 20] Tuerto an der galic. Heerstraße und an der Linie Palencia-Coruna der
Bahnen von
Asturien,
Galicien und
Leon, von dicken, zinnengekrönten, teilweise noch aus der Römerzeit stammenden
Mauern umgeben, ist Sitz eines
Bezirksgerichts undBischofs und hat (1887) 5350 E., eine 1471 von Herrera erbaute prächtige got.
Kathedrale, Leinweberei und
Spinnerei. Im nahen
Gebirge wohnen die in ganz
Spanien
[* 21] als Maultiertreiber bekannten eigenartigen
Maragatos. -
Asturica Augusta, Hauptstadt der
Astures, von
Plinius eine urbs magnifica genannt, wo 446 ein
Konzil tagte, war
noch im Mittelalter eine sehr volkreiche Stadt, während sie jetzt verödet ist. Am wurde
die fast nur von den Einwohnern verteidigte Stadt von den
Franzosen unter
Junot erst nach langer
Belagerung erobert, von
den Engländern besetzt.
1681 in Neapel
[* 24] als Sohn des kaiserl. Obersten Girolamo Capece, der wegen Teilnahme an einem Aufstande gegen König Philipp
V. von Spanien in Neapel hingerichtet wurde. Astorga wurde wahrscheinlich 1702, als Philipp V. das Königreich
beider Sicilien besuchte, von diesem mit nach Spanien genommen und in das in der ProvinzLeon gelegene Kloster
Astorga gebracht; seither führte er statt des geächteten Namens Capece den dieses Klosters. Von dort kam er, wahrscheinlich 1711,
nach Österreich,
[* 25] das er jetzt als seine Heimat betrachtete. Er starb im Kreise
[* 26] von Verwandten auf dem böhm. Schlosse
Raudnitz an der Elbe.
Von seinen Kompositionen ist ein (in neuerer Zeit gedrucktes) «Stabat mater» in B-dur deshalb so bekannt und berühmt geworden,
weil man es in Verbindung brachte mit den Seelenqualen, die er und seine angeblich auf dem Richtplatze unter Krämpfen verschiedene
Mutter erduldeten, als sie der Enthauptung seines Vaters beiwohnen mußten; doch sind die Erzählungen hierüber
nirgends beglaubigt. Astorga komponierte mehrere Kirchenstücke ähnlicher Art, unter denen eine Messe in G-moll hervorzuheben ist.
In besonderm Ansehen stand er unter seinen Zeitgenossen wegen seiner ital. Solokantaten, die noch in ziemlicher
Anzahl existieren und ihn als echten Schüler Astorga Scarlattis kennzeichnen. Handschriftlich existiert auch
eine unbedeutende Oper «Dafne». -
Vgl. Rochlitz, Für Freunde der Tonkunst (3. Aufl., 4 Bde., Lpz.
1868).