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Indien zugänglich, und über dieses Land sind besonders die Mitteilungen beachtenswert, welche Nicolo Conti (s. d.) nach seiner Heimkehr (um 1440) machen konnte. Die Reiseberichte der Araber hatten auf die geographischen Kenntnisse der Abendländer keinen Einfluß, weil dieselben den Europäern nicht bekannt wurden.
Mit der ersten Fahrt Vasco da Gamas 1498 beginnt die neue Zeit, denn von nun an wurden durch die Fahrten der Portugiesen und später der Holländer die südl. und östl. Umrisse A.s bis nach Japan [* 2] in ihren richtigen Verhältnissen erkannt und kartographisch dargestellt. Lopez de Sequeira kam 1508 nach Malaka, Duarte Fernandez 1511 nach Siam, Antonio d'Abreu im selben Jahre nach Banda, Miranda d'Azevedo 1513 zu den Molukken, Fernão Perez d'Andrade 1517 nach Kanton, [* 3] Fernão Mendez Pinto 1542 nach Japan, wo bereits von 1549 bis 1551 Franz Xaver als Missionar thätig war.
Bald darauf begann auch die Missionsthätigkeit in China. 1577 kamen die Augustiner Herrada und Marino von den Philippinen her, 1579 der Jesuit Miguel Ruggiero nach Macao und 1582 Matteo Ricci, der das innere China von Kanton bis Nanking durchzog. Ihnen folgten drei Deutsche, [* 4] Faber, Martin Martini aus Tirol [* 5] (1640-50) und Joh. Adam Schmal aus Köln [* 6] (gest. 1665), die bei der Mandschudynastie (seit 1645) in hoher Gunst standen. Martinis «Novus Atlas [* 7] Sinensis» (Wien [* 8] 1655) läßt deutlich erkennen, daß er die meisten Provinzen Chinas durchwandert hat.
Während sich so die Kenntnis Chinas rasch entwickelte, blieb man in Europa [* 9] immer noch im unklaren darüber, ob Kathai und China dasselbe Land sei. In dem Bestreben, von den Missionen Indiens zu Lande nach China zu kommen und das Land Kathai aufzusuchen, ging der portug. Jesuit Benedikt Goës (s. d.) 1602 von Agra über Kabul nach Kaschgar, Aksu, Turfan und Chami und langte Ende 1605 in Sü-tschou an. Bald darauf (1624) drang der Jesuit Antonio d'Andrada, als der erste Europäer in der neuen Zeit, von Agra aus in Tibet ein.
Noch weitere Reisen unternahm der deutsche Jesuit Johann Grüber (geb. 1620 zu Linz); [* 10] er ging 1656 von Venedig [* 11] aus über Ormus nach China, von Peking [* 12] zur alten Landeshauptstadt Si-ngan-fu, von da ins tibetan. Hochland, erreichte Lhassa, überstieg den Himalaja nach Katmandu in Nepal und kam endlich nach Patna an den Ganges. Von da zog er quer durch Indien nach Multan, dann den Indus hinab, fuhr zu Schiff [* 13] nach Ormus und kehrte von hier zu Lande durch Persien, [* 14] Armenien und Kleinasien nach Rom [* 15] zurück.
Von 1682 an bereiste Pater Verbiest und von 1688 an Pater Gerbillon verschiedene Provinzen Chinas, letzterer schloß 1689 in Nertschinsk den Grenzvertrag mit Rußland ab. In den J. 1685-87 finden wir den Jesuiten Güy Tachard mit dem franz. Gesandten von Chaumont in Siam. Für den fernsten Osten sind aus diesem Zeitraum noch zu erwähnen die Reisen des deutschen Arztes Engelbert Kämpfer (s. d.), der 1683 mit einer schwed. Gesandtschaft nach Persien ging, dann in holländ. Dienste [* 16] trat, Ceylon, [* 17] Java und Sumatra besuchte und 1690 sich längere Zeit in Japan aufhielt, worüber er das erste klassische Werk schrieb. Für Persien behauptet Chardin («Journal du voyage en Perse»),
der von 1664 bis 1669 und 1673 bis 1677 das Land bereiste, immer noch eine geachtete Stellung. Die wissenschaftlichen Reisen beginnen mit dem 18. Jahrh.; das Nähere darüber s. unter den einzelnen asiat. Ländern.
Litteratur. [* 18] von Humboldt, Fragments de Géologie et de Climatologie Asiatique (2 Bde., Par. 1831);
ders., Centralasien (2 Bde., Berl. 1844);
Karl Ritter, Erdkunde [* 19] von Asien, Bd. 2-19 (ebd. 1832-59);
Ritter, Kleine Schriften zur Kunde A.s; Reclus, Nouvelle Géographie Universelle, Bd. 7-9 (Par. 1881-84);
Kean, Asia (hg. von Temple, Lond. 1882);
Lanier, L'Asie. Choix de lectures de géographie (Par. 1888);
Sievers, Asien. Eine allgemeine Landeskunde (Lpz. 1892);
Calcutta-Review, Jounal of the Eastern Archipelago; Chinese Repository, Journal of the Royal Asiatic Society (s. Asiatische Gesellschaften);
ferner die Veröffentlichungen der Russischen Geographischen Gesellschaft mit Zweigen in Irkutsk und Tiflis; die franz. Zeitschrift Cochinchine française u. s. w. Die neueste Litteratur über die einzelnen Länder A.s s. am Schluß der betreffenden Einzelartikel.
Für die Geschichte der Reisen sind zu nennen: Murray, Historical account of discoveries and travels in Asia from the earliest ages to the present time (3 Tle., Edinb. 1820);
Geographisches Jahrbuch, hg. von Behm und Wagner, Bd. 2 -6, 9-11 (Gotha [* 20] 1868-90);
von Baer, Peters d. Gr. Verdienste um die Erweiterung der geogr. Kenntnisse (in den «Beiträgen zur Kenntnis des Russischen Reichs», Bd. 16, Petersb. 1872);
Yule, Cathay and the way thither (Lond. 1866).
Neuere Karten. Imperial Map of Asia (Lond. 1881);
Bamberg, [* 21] Wandkarte von Asien 1:6 700000 (Berl. 1881);
Cora, Carte fisica e politica dell' Asia 1:8000000 (Tur. 1882);
Kiepert, Physik. Wandkarte von Asien 1:4000000 (Berl. 1889);
Chavanne, Physik. Wandkarte von Asien 1:8000000 (Wien 1881);
Karte des asiat. Rußland und der angrenzenden Gebiete, bearbeitet im militär-topogr.
Bureau des russ. Generalstabes, 1:4 200000 (1883, russisch); von Haardt, Übersichtskarte der ethnogr. Verhältnisse von und dem angrenzenden Europa, 6 Blatt [* 22] in 1:8000000 (Wien 1887); Kiepert, Polit. Schulwandkarte von Asien 1:8000000 (Berl. 1888);
Levasseur, Carte murale de l'Asie 1:10000000 (Par. 1884);
Carte murale de l'Asie 1:10000000 (Brüss. 1885);
Handtke, Generalkarte von Asien 1:13 886000 (Glogau [* 23] 1889);
Johnston, General Map of Asia 1:9 218000 (Lond. u. Edinb. 1889);
Gaebler, Physik. und polit.