Asiatisches Departement - Asien (Name. Lage, Grenzen und Küsten. Inseln)
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die seit 1887 ein «Giornale» herausgiebt. In Amerika trat 1842 zu Boston die American Oriental Society zusammen, die ein «Journal»
(Bost. 1843 fg.) und «Proceedings» erscheinen
läßt. Von den im Orient bestehenden Gesellschaften dieser Art ist die älteste die Bataviaasch Genootschap von Kunsten en
Wetenschappen, 1779 zu Batavia gegründet, welche «Verhandelingen» und
eine «Indische Taal-, Land- en Volkenkunde» herausgiebt. Die Asiatic Society of Bengal ward 1784 von Sir William Jones zu Kalkutta
begründet: sie veröffentlichte die «Asiatic Researches» (20 Bde.,
Kalkutta 1788-1832). An deren Stelle ist dann das «Journal of the Asiatic Society of Bengal» getreten.
Seit 1865 ist die Gesellschaft in zwei Sektionen geteilt. Unter Aufsicht dieser Gesellschaft erscheint
seit 1846 auf Kosten der indobrit. Regierung die «Bibliotheca Indica»,
eine überaus reichhaltige Sammlung orient. (besonders ind., arab.
und pers.) Werke in Text und Übersetzung, von der bereits beinahe 800 Lieferungen erschienen sind. Außer den genannten bestehen
zu Bombay, Madras, Ceylon, Malaka und Hong-kong Asiatische Gesellschaften, die sich selbst als «Branches» der Asiatischen Gesellschaft
zu London bezeichnen und ihre Arbeiten ebenfalls in periodischen Schriften veröffentlichen. Seit 1873 finden «Internationale
Orientalistenkongresse» statt; der neunte wurde Sept. 1892 in London abgehalten. Über andere gelehrte Gesellschaften im Orient
s. Akademien und Gelehrte Gesellschaften.
Departement, eine der drei Abteilungen des russ. Ministeriums des Äußern, welche die gesamten polit.
und diplomat.
Beziehungen Rußlands mit dem Orient leitet, sowie die Übersetzung orient.
Schriftstücke auch für Privatpersonen
besorgt.
Auch die in Rußland verweilenden Orientalen mit Einschluß der Bewohner der Balkanhalbinsel gehören unter das Mit
demselben ist eine Lehranstalt für orient.
Sprachen verbunden, mit dem Zweck, Dragomanen für die russ. Gesandtschaften und
Konsulate auszubilden.
Direktor des ist seit 1891 Graf Kapnist.
(Hierzu fünf Karten: Physikalische Karte. Politische Übersichtskarte. Innerasien. Westasien
I. Westasien II.) Der Name Asien, dessen Bedeutung den Griechen schon frühzeitig verloren gegangen ist, spricht den natürlichen
Gegensatz zu Europa aus und bedeutet das Morgenland gegenüber dem Abendland. Wenn später unter den Griechen die Überlieferung
dahin ging, Asien habe seinen Namen von einer Wiese in der Landschaft Lydien erhalten, so ist wohl der Kern
der, daß die phöniz. Seefahrer vom Ägäischen Meer aus die Gegensätze des Sonnenauf- und Unterganges der Länder zuerst
empfunden und verbreitet haben.
Lage, Grenzen und Küsten. Asien ist der größte Erdteil, ein Drittel des Festlandes der Erde; es liegt mit seiner kontinentalen
Masse ganz auf der nördl. Halbkugel der Osthemisphäre, nur mit seiner
südöstl. Inselwelt den Äquator schneidend und mit unbedeutenden Gliedern auf die Westhälfte übergreifend, auf drei Seiten
vom Ocean umspült und im W. teilweise mit Europa und Afrika zusammenhängend. Der Flächenraum des asiat. Kontinents wird
auf 41 392 800 qkm, der zu Asien gerechneten Inseln ohne Polarinseln auf 2 662 399 qkm geschätzt, also 44 055 199 qkm
Gesamtflächenraum.
Schon die Auseinanderstellung der
äußersten Punkte, des Kap Tscheljuskin (77° 23' nördl. Br.) und Buru (1° 23' nördl. Br.)
sowie des Kap Baba an der Westküste von Kleinasien (26° 4' östl. L. von Greenwich) und des Ostkaps an der
Nordostspitze von Sibirien (169° 44' westl. L. von Greenwich), deutet auf großartige Ausdehnung; ihnen schließt sich eine
reiche Gliederung an, so daß Asien bei 82 300 km Küstenumfang auch die längsten Landesgrenzen aller Kontinente besitzt.
Von dieser Küstenlänge kommen 15 900 km auf das Nördliche Eismeer, 27 300 km auf den Stillen Ocean, 33 600 auf
den Indischen Ocean, 5500 auf das Mittelländische und das Schwarze Meer, daher im ganzen auf ungefähr 503 qkm 1 km Küstenlänge.
Das Nördliche Eismeer, der Stille und Indische Ocean umgrenzen den asiat. Kontinent im N., O. und S. Im
W. aber bildet das Mittelländische Meer nur teilweise die Grenze, denn im N. des Roten Meers besteht durch die 145 km breite
Landenge von Sues eine Verbindung mit Afrika, und auf der 2700 km langen Erstreckung zwischen dem Karischen Golf und Kaspischen
Meer legt sich Europa an, gleichsam wie eine westlich hingestreckte zersplitterte Halbinsel des großen
asiat. Kontinents, der von Amerika auf der andern Seite durch die 92 km breite Beringstraße geschieden ist und eine reiche
Inselbrücke zu Australiens Festland besitzt.
Dem großen, in Trapezform sich schmiegenden Massenkörper A.s gesellt sich eine großartige Gliederung bei, die etwa 9 966000
qkm bedeckt und aus folgenden größern Halbinseln besteht: Im W. Kleinasien oder Anatolien, mit den Inseln des
Ägäischen Meers im W. und der Insel Cypern unfern der Südküste;
im S., wie in Europa, eine dreifache Gliederung zwischen
den Buchten des belebtesten Meers, hier des Indischen, dort des Mittelländischen.
Was in Europa Spanien
in einfacher Küstenform, das ist in Asien Arabien zwischen dem Roten und Persischen Meere; wie dort Italien mit dem benachbarten
Sicilien, so liegen hier Vorderindien und die Insel Ceylon zwischen dem Persischen und Bengalischen Meere in der Mitte; und während
in Europa die zerrissene griech. Halbinsel südöstlich durch einen vielgliedrigen
Archipel zu Asien übergebt, so weist hier die zersplitterte hinterindische Halbinsel zwischen dem Bengalischen und Chinesischen
Meer durch den Ostindischen Archipel nach Australiens Festland hinüber.
Eigentümlich sind die Ostküsten A.s dadurch, daß der Große Ocean in weiten Busen in die Küsten des Festlandes einspült,
bogenförmig umgrenzt durch südwärts gestreckte Halbinseln und lange Inselreihen. So buchten in Richtung
von S. nach N. ein das Süd- und Ostchinesische, das Gelbe, Japanische, Ochotskische und Beringmeer, umklammert von den Halbinseln
Korea und Kamtschatka und den Inselreihen der Kurilen, Sachalins, den japan. Inseln mit Jesso, Nipon, Shikoku und Kiushiu, während
Formosa und Hainan im Golfe von Tongking dem Festlande benachbart liegen. Im N. sind die sibir. Küsten
zwar ebenfalls zersplittert, doch mehr durch die Mündungen mächtiger Ströme als durch Meeresbuchten, wie denn auch, außer
Wrangelland, Neusibirien, ferner Waigatsch und Nowaja Semlja auf der europ. Scheide der arktischen
Wassermasse, der Inselreichtum sich auf die Limane oder seichten Flußmündungen beschränkt.
Inseln. Die Inselwelt A.s drängt sich im Osten und Südosten zusammen. Große Gebirge durchziehen dieselben, die infolge des
Auftretens von
(Doppelseitige Farbkarte)
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Vulkanen bedeutende Höhen erhalten, über Malaka, die Andamanen und Nikobaren setzen sich die aus Mittelasien herausziehenden
Ketten nach der austral-asiat. Inselwelt fort. Diese, Australasien oder Indonesien, besser der Malaiische Archipel benannte
Inselwelt zerfällt in die Hauptgruppen der Philippinen, Molukken, der Großen und der Kleinen Sunda-Inseln mit Timor. Ein geschlossener,
stark vulkanischer Zug
umfaßt Sumatra, Java und die Inselreihe bis Ceram.
Hier erheben sich in Sumatra der Korintji oder Indrapura zu 3766 m, der Gunung Dempo zu 3167, in Java der Semeru zu 3703 m
Höhe. In dem durch diese Inseln gebildeten Bogen liegen das krystallinisch-archäische Borneo und Celebes. Der Kinibalu
in Nordborneo erreicht 4175 m. Die Molukken und Philippinen bilden einen gebrochenen Gebirgszug von paläozoischem Alter, um
den sich zahlreiche Vulkane lagern. Im Mayon erreichen die Philippinen 2522 m; Japan ist ein verwickelt gebautes Land, ein
archäisch-paläozoischer Kern mit Tertiäranlagerung, stark zerrissen und zerbrochen, mit großen Mengen vulkanischer Gesteine;
der Vulkan Fusijama erreicht 3745 m Höhe. Kamtschatka ist Fortsetzung dieses Zuges, es ist ebenfalls stark
vulkanisch und erreicht im Vulkan Kljutschew 4877 m. Sachalin dagegen besteht aus mesozoischen und tertiären Gesteinen,
Formosa aus altem Gebirge und Tertiär im Westen. Letztere Insel erreicht im Mont-Morrison 3917 m Höhe. Auch Hai-nan ist
stark gebirgig. Die Kurilen, Alëuten und Liu-kiu (Lu-tschu) sind vulkanisch.
Bodengestaltung. Asien hat sehr ausgedehntes Tiefland, das höchste Hochland, die höchsten Gebirgsketten und höchsten Gipfel
der Erde. Die Tiefebenen nehmen wenig über ein Dritteil, die Erhebungen fast zwei Dritteile des Weltteils ein, und zwar erfüllt
dessen Mitte ein zusammenhängendes Hochland, dem nördlich ein großes Tiefland, südlich eine reiche
Gebirgsgliederung anliegen. Der innere Hochgürtel wird durch das Eingreifen des Tieflandes von Turan und Hindustan unter 55°
östl. L. von Greenwich in zwei Hauptmassen, das Hochland Ost- und Central- oder Hinterasiens und das Vorderasiens gegliedert,
jedoch durch einen wilden, schneebedeckten Gebirgsisthmus, den Hindukusch, zusammengehalten.
Das Hochland Centralasiens, die Fläche ganz Europas um zwei Dritteile übertreffend, erfüllt den Hauptteil des Kontinentalkörpers
und zeigt sich in seinen Grenzen verschieden gekennzeichnet. In Kettengebirgsform stürzen die steilen Abfälle des Südrandes
zu der sumpf- und waldreichen Hügelzone (von den Einheimischen die Terai oder Tarai, d. i. feuchte Ebene,
geheißen) des hindustan. Tieflandes. Es sind dies die Abfälle des 2450 km langen Himalajagebirges, dessen mittlere Kammhöhen
um 5220, dessen Gipfel um 6500-8840 m das Meer überragen, ja dessen höchste Piks alle Gipfel der Erde an Höhe übertreffen.
Parallel mit dem Himalaja von WNW. nach OSO. verläuft nördlicher die Karakorumkette mit einer mittlern
Paßhöhe von 5480 m und riesigen Gipfeln, unter denen der zweithöchste gemessene Berg der Erde, der 8620 m hohe Dapsang.
Den westl. Rand bildet das Pamirhochland, das Dach der Welt, ein im Mittel 4000 m hohes, von zahlreichen Ketten durchzogenes
Hochland, das auf seiner Ostseite eine hohe Kette hat, die Kisil-Jart-Kette, die im Tagharma (Mustag-ata) 7864 m
erreicht.
Auf dem Pamir (s. d.) liegen die Quellen des Amu-darja (des Oxus der Alten).
Der Norden des centralasiat. Hochlands wird von
einer Reihe von Gebirgen gebildet, die sämtlich in der Richtung von OSO. nach WNW. und ONO. nach WSW.
gleichsam aus dem Innern nach außen hinausstreben. Der Thian-schar (s. d.),
das Himmelsgebirge, bildet die Hauptkette, aus der sich mannigfache Äste, wie die Altaiketten, das Alexandergebirge, der Dsungarische
Alatau, in die Steppen von Turkestan hinaus erstrecken.
Gebirgsseen, wie der 1615 m hoch gelegene Issyk-kul, der Ebi-nor u. a., erfüllen die Zwischenräume
der Ketten, an deren Fuße der Balchaschsee ausgebreitet liegt. Alle diese Ketten sind archäisch und paläozoisch
und erreichen im Chantengri (80° östl. L.) 7320 m Höhe. Sie sind mit Schnee und Eis bedeckt, Pässe von bedeutender Höhe
führen über sie, z. B. der Musartpaß (3900 m). Die östl. Ausläufer erreichen im Bogdo-ola den 95.°
östl. L. von Greenwich. Zwischen diesem und den folgenden Gebirgen im N. dehnt sich die Steppe der Dsungarei zwischen 43 und
47° nördl. Br. aus, dann erscheint den Altai, der Ektagaltai, ebenfalls paläozoisch und archäisch, aber nur 3000-3500 m
hoch. Als Tar-bagatai zieht ein Zweig weit in die Kirgisensteppe. Der höchste Gipfel des Altai ist die
Bjelucha (3352 m). Gegen Osten ist nun die Umrandung Centralasiens ungeordneter. Das Sajanische Gebirge (3500 m) zeigt diese
Eigenschaft am deutlichsten und geht östlich in Berglandschaften über, welche die Selenga durchbricht. Südlich vor ihm
lagern das Tannu- und das Changaigebirge, von Seen umgeben.
Stärker ausgesprochene Umrandung erfolgt erst weiter gegen NO. Hier ziehen das Jablonoi- und das Stanowoigebirge von den Quellen
der Schilka nach Ochotsk, beide archäischer Zusammensetzung. Ihnen vorgelagert ist gegen N. das Witim- und Aldanplateau, gegen
NW. liegt in 469 m Höhe der Baikalsee. Die östl. Umrandung der
innern Hochebenen erfolgt durch das Chingangebirge an der Westgrenze der Mandschurei, dann durch das
nordchines. Bergland. Im SO. ziehen eine Reihe von Ketten aus dem Innern parallel gegen S. und SSO., hoch, schneebedeckt, wild,
wenig bekannt.
Zwischen ihnen liegen die Oberläufe der Flüsse Jang-tse-kiang, Me-kong, Saluen. Das innere Hochland zerfällt in zwei
Teile, den Süden, Tibet, ein im Westen abflußloses Hochland von 3600 bis 4000 m mittlerer Höhe, mit Seen, Sümpfen, Höhenzügen
und dem Tanlagebirge. Hier liegen die Quellen der großen chines. und hinterind. Flüsse sowie die der Zuflüsse des Brahmaputra.
Der nördl. Teil Centralasiens ist in den tiefsten Teilen nur 800 m hoch, im W. 1200-1300, im O. 1100-1200
m. Die niedrigste Lage bezeichnet der Lob-nor, ein Steppensee, in den der Tarim mündet.
Den Westen bezeichnet man daber als Tarimbecken, den Osten dagegen als die Wüste Gobi oder Schamo. Ein Ausläufer derselben
ist die Dsungarei. Das ganze Land zwischen 90 und 120° östl. L. von Greenwich
und 40-50° nördl. Br. heißt die Mongolei. Getrennt werden der Norden und Süden Centralasiens durch die Kuen-lun-Kette, die
vom Pamir bis nach China zieht, 6000 m Höhe erreicht, ein ödes, altes, mit Gletschern bedecktes, doch meist wasserarmes Gebirge.
Im Altyn-tag und Nan-schan, sowie im Marco-Polo-Gebirge verästelt es sich und setzt sich im Tsin-ling
nach dem eigentlichen China fort.
Das chines. Bergland wird von einer Reihe von einzelnen durch Querriegel miteinander