Grund der ascetischen Ethik ist die
Anschauung, daß
Geist und Materie in schroffem Gegensatze stehen und die Materie als das
unreine hindernde Element überwunden, womöglich vernichtet werden muß.
Nach der
Anschauung der
Inder ist die Ascese, hauptsächlich in der Form der gesteigerten Selbstpeinigung, ein
Mittel die
Erfüllung
aller Wünsche, den
Besitz übernatürlicher Kräfte, selbst göttliche Macht zu erlangen. Der brahmanischen
Philosophie gilt die Ascese als die wirksamste Förderung der Konzentration des
Geistes und der dadurch zu erstrebenden höchsten
Erkenntnis. Von den für heterodox geltenden
Religionen, Buddhismus und Dschainismus, hat jener die Fruchtlosigkeit aller
Kasteiungen erkannt, wogegen dieser der Ascese großen Wert beimißt.
Zur Ascese sind auch zu rechnen die
Speiseverbote, Fasten, Reinigkeits- und Enthaltsamkeitsvorschriften der
Juden, die den religiösen
Sinn haben, daß Israel als das Eigentumsvolk
Gottes sich vom
Unreinen, wodurch das Bundesverhältnis
mit Gott gestört werden
kann, fernhalten muß. Erst im spätern
Judentume machten unter fremden Einflüssen teilweise auch dualistische
Anschauungen von der Unreinheit der Materie sich geltend, so namentlich bei den
Therapeuten (s. d.) und wie es scheint auch
bei den Essenern (s. d.). Um die Zeit von Christi
Geburt finden sich ähnliche
Anschauungen auch in der griech. Welt, besonders
da, wo Griechen und
Orientalen in nähere Berührung traten.
Das
Christentum fand diese Lebensanschauung also bereits vor.
In dem Evangelium Jesu findet sie sich nicht,
aber die Erwartung des baldigen
Anbruchs der messianischen Zeit, der harte Druck der Verfolgungszeiten führte zur Weltflucht.
Auch der aus dem
Judentume herübergenommene Gegensatz von Fleisch und
Geist mußte einer dualistischen Ascese die Wege bereiten,
die denn auch bald unter heidnisch-orient. Einflüssen in der ältesten
Kirche Eingang fand. Dennoch hat diese dualistische
Lebensanschauung nur die
Kreise
[* 2] der Gnostiker (s. Gnosis) und auch diese nur teilweise beherrscht, während schon das
kath.
Christentum des 2. Jahrh. durch die Unterscheidung einer höhern und einer niedern Sittlichkeit
mit der Welt ein
Abkommen traf und die ascetische Zeitrichtung in eine geordnete
Bahn lenkte.
Wirkliche
Ascetik tritt dagegen in der namentlich bei den Montanisten (s. d.) gesteigerten
Fastenstrenge und in noch höherm
Grade in der früh verbreiteten
Ansicht von der besondern Verdienstlichkeit des ehelosen
Lebens hervor (s.
Cölibat).
Ausfluß
[* 3] ascetischer Stimmungen ist auch das Auftreten der
Anachoreten (s. d.)
und des Mönchswesens seit Ende des 3. Jahrh. Die
Kirche kam einer weitverbreiteten Zeitrichtung entgegen, indem sie die klösterliche
Weltflucht zu einer geordneten Institution erhob und mit dem Ruhme höherer Heiligkeit auszeichnete. Im Mittelalter kamen
als
Übungen kirchlicher Zucht allerlei Kasteiungen des Leibes auch in bürgerlichen
Kreisenauf und wurden
von der
Kirche eifrig empfohlen. Je mehr aber die Meinung überhandnahm, daß die äußere Ascese als solche Gott wohlgefällig
sei, desto stärker zeigte sich dieser Veräußerlichung der Sittlichkeit gegenüber die Opposition, bald im
Namen einer wirklichen,
aber ernst gemeinten ascetischen Lebensansicht, wie seit dem 11. Jahrh.
bei den
Katharern,
Waldensern u. a., bald im
Namen einer innerlichen Frömmigkeit, wie bei den Vorläufern der
Reformation, bald
endlich im
Namen einer aufgeklärten Weltbildung,
wie bei den ital. und deutschen
Humanisten seit dem 14. und 15. Jahrh. Der
Protestantismus hat die höhere Verdienstlichkeit der ascetischen
Übungen bestritten, in ihnen eine Verdunkelung,
ja Verleugnung der
Lehre
[* 4] von der
Rechtfertigung des Sünders allein aus der
Gnade durch den
Glauben erblickt und so auch dem
Mönchstume und allen äußern kirchlich gebotenen Werken ein Ende gemacht. Dennoch sind auch den prot.
Kirchengemeinschaften
ascetische
Anschauungen nicht völlig fremd geblieben,
so denPietisten (s. d.). -
Vgl. Zöckler, Kritische
Geschichte der Ascese (Frankf. 1863).
1) Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk in
Böhmen,
[* 5] hat 154,22 qkm und (1890) 34 264 E., darunter 8931 Katholiken und 63 Israeliten, 3477 Häuser, 7607 Wohnparteien
in 12 Gemeinden mit 28 Ortschaften. Sie bildete früher die Herrschaft Asch, die, ursprünglich
reichsunmittelbares Gebiet, von ihrem
BesitzerAlbert von Neydberg 1331 der
KroneBöhmen zu
Lehn aufgetragen ward, wofür König
Johann von Luxemburg
[* 6] die Stadt Asch für immer von
Steuern befreite. Die wirkliche Einverleibung des Gebietes erfolgte nach mehrjährigen
Streitigkeiten erst 1770 und 1771. Die
Reformation fand in Asch zu derselben Zeit Eingang wie in
Sachsen,
[* 7] und es galt dort auch
sächs. Kirchenrecht, bis im März 1775 ein eigenes evang. Konsistorium
für das Gebiet begründet ward, das bisher unter dem Konsistorium zu
Dresden
[* 8] gestanden hatte. - 2) Stadt und
Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts und Hauptzollamtes, unweit der sächs.
und bayr. Grenze, in 637 m Höhe am Fuße des Hainbergs und an der Linie
Hof-Eger der Bayr. Staatsbahnen
[* 9] sowie an der
LokalbahnAsch-Roßbach (14,8 km), hat (1890) 15 557 deutsche E., darunter 9904
Evangelische, evang. Superintendentur, evang.Kirche
(1749 erbaut), in die 14 Dörfer, darunter auch 6 bayrische, eingepfarrt sind, neue kath.
Kirche,
DenkmälerKaiserJosephs II.
und
Luthers, zwei
Bürger-, eine Web- und Wirkschule; Fabrikation von halbseidenen, halb- und ganzwollenen Kleiderstoffen (6-7000
Webstühle
[* 10] und 11000
Arbeiter),
Strumpf- und andern wollenen und baumwollenen Wirkwaren (2300
Arbeiter), Leder,Maschinen
für
Weberei
[* 11] und Färberei, mechan.
Webereien, Bleichereien, Färbereien und eine
Brauerei.
In der Befestigung werden die von den Afghanen
bei Kuscht erbeuteten engl.
Kanonen aufbewahrt. Aschabad war bis zu seiner Eroberung durch die
Russen 1881 ein
Haupt-Aul der Achal-Teke-Oase,
mit etwa 500 Kibitken.
an derDonau,Markt im Gerichtsbezirk Eferding der Bezirkshauptmannschaft Wels in Oberösterreich,
am
Austritt der Donau aus dem engen Gebirgsthale, an der
Nebenlinie Wels.-Aschach an der Donau (28 km) der Österr.
männl., 15 938 weibl.) (5. in 90 Ortschaften. - 2) Unmittelbare Stadt, 10 km von der hess. und 20 km von der preuß.
Grenze, in 125 m Höhe, in reizender und gesunder Gegend rechts am Main, unweit der Mündung der Aschaff in denselben, an den
Linien Würzburg-Aschaffenburg (89,20 km), Aschaffenburg-Amorbach (45,31 km) der Bayr. Staatsbahnen und Aschaffenburg-Grenze (16,36 km),
Mainz-Darmstadt-Aschaffenburg (76,21 km) der Hess. Ludwigsbahn, Sitz des Bezirksamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Bamberg)
[* 14] mit
einer Kammer für Handelssachen und 10 Amtsgerichten (Alzenau, Amorbach, Aschaffenburg, Klingenberg, Lohr, Marktheidenfeld, Miltenberg, Obernburg,
Schöllkrippen, Stadtprozelten), eines Amtsgerichts, Land-, Straßen- und Flußbauamtes, je zweier Forst- und
Rentämter, einer Brandversicherungsinspektion, Stiftungsadministration sowie eines Bezirkskommandos, hat (1890) 13 630 (6793
männl., 6837 weibl.) E., darunter 1866 Evangelische und 548 Israeliten, in Garnison das 2. bayr. Jägerbataillon, Postamt
erster Klasse, Telegraph,
[* 15] ein Bezirksgremium, 6 kath. und 1 evang. Kirche.
Die kath. Stiftskirche, 980 begründet von HerzogOtto von Bayern,
[* 16] 1870-81 erneuert, im roman. Stil mit unregelmäßigem
Grundriß, besitzt interessante Denkmäler (heil. Margareta, Albrecht von Brandenburg
[* 17] als Kurfürst von Mainz,
[* 18] Kurfürst Friedr.
KarlJoseph von Erthal); die andern Kirchen sind die Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau (1016 erbaut, 1768 erneuert), St. Agatha
(1116 erbaut, vor kurzem erneuert), die Jesuiten- jetzt Dreifaltigkeitskirche (1619 erbaut), die Kirche
im Kapuzinerkloster (1620 gegründet), und die prot.
Pfarrkirche (1837 erbaut). Von weltlichen Gebäuden seien erwähnt: Schloß Johannisburg, 1605-14 vom Kurfürsten Johann Schweikard
von Mainz in rotem Sandstein erbaut und lange Zeit Sommerresidenz der Kurfürsten von Mainz, ein Viereck
[* 19] von 87 m Seitenlänge
mit vier Ecktürmen (52 m) und großem Schloßhof (2560 qm);
es enthält eine Bibliothek mit Inkunabeln
und wegen ihrer trefflichen Miniaturen wertvollen Evangelienbüchern, eine Kupferstichsammlung (20000 Blätter) und gegen 400 Gemälde
(gute altdeutsche und niederländische);
das Pompejanische Haus (Pompeianum) ließ König Ludwig I. von Bayern 1842-49 dem
Hause des Castor und Pollux zu Pompeji
[* 20] nachbilden und mit in antikem Geschmack gearbeiteten Gerätschaften
versehen;
das Freiherr von Dalbergsche Palais (jetzt Gerichtsgebäude), Krankenhaus
[* 21] (1824 erbaut, 1888 erweitert), Militärkaserne
(1803 begonnen).
Auf dem Kirchhofe vor dem Wermbacher Thore befinden sich die Gräber von Clemens Brentano und Wilhelm Heinse;
auf dem Karlsplatze das Denkmal (1854 errichteter Steinobelisk) des Geschichtschreibers Lambert von Hersfeld
[* 22] (angeblich in Aschaffenburg geboren), an der Stiftskirche der got. Pilgerbrunnen, 1882 zur
Erinnerung an das 900jährige Jubiläum derselben und das 1000jährige von Aschaffenburg errichtet. Die über den Main führende 1430 erbaute 250 m
lange steinerne Brücke
[* 23] wurde 1890 durch eine neue ersetzt.
Ferner hat Aschaffenburg: ein königliches kath. Gymnasium, ein
königl. Studienseminar, 1839 gegründet, eine königl. Realschule,
Forstlehranstalt für das Königreich Bayern, höhere weibliche Bildungsanstalt (Seminar mit Töchter- und Seminarübungsschule),
engl. Fräuleinstift (mit Erziehungsanstalt) im vormals Gräflich von
Schönbornschen Palais,
städtische Zeichen- und Musik-, gewerbliche Fortbildungs-, 2 kath., 1 evang. Volksschule, Waisen-, Armen-, Krankenhaus, Filiale
der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser für ambulante Krankenpflege, Markthalle, Gas- und Wasserleitung,
[* 24] Volksbank,
Theater
[* 25] (im vormaligen Deutschordens Komturhause);
ferner Eisengießerei,
[* 26] Fabrikation von Bunt- und Weißpapier, Cellulose,
Buchdruckereifarben, Lack, Firnis, Liqueuren, Essig, Eisschränken, Werkzeugen, Herden, Herrenkleidern;
Geschichte. Aschaffenburg (Asciburgum, Askafaburg) wurde wegen seiner günstigen Lage von den Römern zur Anlegung eines Kastells benutzt:
später ward diese Gegend der decumatischen Landschaft ein Teil des rheinfränk. Herzogtums. Das Gebiet des durch Otto I.,
Herzog von Schwaben und Bayern, 974 gegründeten Kollegiatsstifts St. Peter und Alexander (1000 qkm) kam nach OttosTode an das
Erzstift Mainz und verblieb demselben bis zur Auflösung des DeutschenReichs. Die Propstei Aschaffenburg bestand bis 1558. Die
Stadt, 1122 durch Erzbischof Adalbert I. stark befestigt, hatte im Dreißigjährigen Kriege viel zu leiden: 1631 von Gustav
Adolf, 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen
[* 29] von den Spaniern, 1646 von Franzosen, Bayern und Schweden;
[* 30]
1647 wurde sie von den
Kaiserlichen unter Garnier eingenommen.
Turenne besetzte sie 1672. Auf dem zu Aschaffenburg 1447 abgehaltenen Reichstage
wurden die später zu Wien
[* 31] abgeschlossenen Konkordate deutscher Nation eingeleitet und deshalb Aschaffenburger oder WienerKonkordate
genannt. Nach Auflösung des Erzstifts Mainz (1803) wurde Aschaffenburg Hauptstadt des Fürstentums Aschaffenburg (das
Stiftsgebiet nebst den mainzischen Ämtern Aufenau, Lohr, Prozelten, Klingenberg, Orb und dem würzburgischen
Amt Aufach, 1700 qkm groß), welches nebst dem BistumRegensburg
[* 32] dem Kurfürsten und Reichserzkanzler Karl von Dalberg, Primas
von Deutschland,
[* 33] übergeben wurde. 1810 wurde derselbe Großherzog von Frankfurt,
[* 34] von dem Aschaffenburg ein Departement war. Nach Napoleons
I. Fall kam das Fürstentum Aschaffenburg auf kurze Zeit an Österreich,
[* 35] wurde aber durch den Vertrag vom gegen
Tirol,
[* 36] Salzburg
[* 37] u. s. w. an Bayern abgetreten. Am wurde bei Aschaffenburg die vom Befehlshaber des 8. Bundeskorps, Prinz Alexander
von Hessen,
[* 38] entsendete österr. Division Neipperg von der preuß. Division Göben geschlagen
und die Stadt von den Preußen
[* 39] erstürmt.