Für die Südseeinsulaner bildet der Baum die vorzüglichste Nahrungspflanze und ist den Kartoffeln oder dem Getreide unserer
Länder vergleichbar. Die vor der Reife abgenommene, ein weißes, mehliges Mark enthaltende Frucht wird, geschält und in Blätter
eingewickelt, zwischen heißen Steinen gebacken und liefert eine angenehme, hinsichtlich des Geschmacks den Bananen (Pisang)
sich nähernde Speise. Die reife Frucht schmeckt faulig. Die öligen Kerne sind eßbar; der Bast liefert Zeuge wie der Papiermaulbeerbaum;
das weiche, leichte Holz dient zu Hausgeräten und der Milchsaft der Rinde zu Vogelleim, auch Kautschuk. Artocarpus incisa L. (s. Tafel:
Urticinen I,
Fig. 1) und Artocarpus integrifoliaL. werden schon
seit langer Zeit auf den Südseeinseln und jetzt fast überall in den Tropen kultiviert. Artocarpus incisa hat eingeschnittene Blätter,
einen etwa 12-16 m hohen Stamm und Früchte etwa von der Größe einer Melone, die 3-4 Pfd. schwer werden. Artocarpus integrifolia hat
Früchte von 25 bis 30 Pfd. Bei dem reichlichen Ertrag der Bäume ist es daher erklärlich, daß der Besitz
von 8 oder 10 Brotfruchtbäumen einer ganzen Familie den nötigen Lebensunterhalt gewährt.
(spr. artŏá), ehedem unter dem Titel einer Grafschaft eine der nördlichsten Provinzen Frankreichs, von Flandern
und der Picardie begrenzt, zum größten Teile dem jetzigen Depart. Pas-de-Calais entsprechend. Die nur
von niedern Hügeln unterbrochene Ebene ist eine der wasserreichsten Gegenden Frankreichs, von denen die Authie und Canche
der Westabdachung, Aa, Lys, Scarpe und viele kleinere Flüsse der Nord- und Nordostrichtung folgen. Der südl. Teil liegt höher
und hat nur in den Ebenen und Thälern ergiebigen Boden, der Norden gehört zu einer der fettesten Marschgegenden.
Das Bedürfnis der Schiffahrt wie das der Entwässerung hat besonders im Nordwesten die Anlage vieler Kanäle herbeigeführt.
Artois gehört zu den Kornkammern Frankreichs. Es wird Hopfen, Rübsamen, auch Flachs und Hanf gebaut. Schöne Wiesen und reiche
Hutungen begünstigen die Rindvieh- und Schafzucht, der Waldbestand ist gering; doch besitzt Artois ausgedehnte
Torf- und im Osten von den Ardennen ausgehende Steinkohlenlager. Die Hauptstadt des Landes ist Arras. Ludwig IX. erhob Artois 1239 zur
Grafschaft. Später kam Artois an Flandern und Burgund, durch den Pyrenäischen und Nimwegener Frieden (1659 und 1678) wieder an
Frankreich. Karl X. führte als Prinz den Titel eines Grafen von Artois.
(spr. artóh), Marguerite Josephine Desirée Montagney genannt, ausgezeichnete Sängerin,
geb. 21. Juli 1835 zu Paris als Tochter eines Professors am Brüsseler Konservatorium und Nichte des berühmten belg.
Violinisten Joseph Artôt (geb. 25. Jan. 1815, gest. 20. Juli 1845), erhielt
ihre gesangliche Ausbildung auf den Konservatorien von Brüssel und Paris und dann durch Pauline Viardot-Garcia. In die Öffentlichkeit
trat sie zuerst 1857 zu London und Paris; ihr Ruf datiert aus dem J. 1859, wo sie in Berlin als Mitglied
der Lorinischen Operngesellschaft sang.
Später kehrte sie noch oft nach Berlin Zu Gastspielen an der königl. Oper zurück. Auch auf andern Bühnen Deutschlands, Belgiens,
Hollands, Englands und Rußlands, in ital. Opern erntete sie reichen Beifall. 1869 vermählte sie sich mit dem Baritonisten
Padilla, nahm 1884 ihren Wohnsitz in
Berlin und siedelte 1889 nach Paris über, wo sie als Gesanglehrerin
wirkt. Die Stimme der Artôt (Mezzosopran) war nie von besonderer Schönheit; aber ihre Gesangstechnik ist nach allen Seiten hin
eine hochentwickelte, und mit der anmutigsten Vortragsmanier verbindet sich bei ihr ein großes theatralisches Talent. Vorzügliches
leistet sie in Koloraturpartien in den höhern Soubrettenrollen der ital.
und franz. komischen Opern.
(älter Arthur), lat. Arthurus, nach späterer Etymologie Art-ur (kymr. gwr) = großer Bär, sagenhafter Beherrscher
der brit. Kelten, ist der Mittelpunkt von Überlieferungen und Erdichtungen, die, aus Wales und Westengland stammend, sich
seit Mitte des 12. Jahrh. in Nordfrankreich litterarisch ausgestalteten.
Die Anfänge sind dunkel, da die litterar. Denkmäler von Wales nicht über das 13. Jahrh. zurückreichen und die franz.
Überlieferungen, selbst die ältesten, den bei der Verpflanzung auf fremden Boden des ursprünglichen Charakters beraubten
Stoff umgebildet und erweitert haben. Artus wird zuerst genannt in der im 9. Jahrh.
verfaßten Geschichte der Briten von Nennius als hervorragender Anführer gegen die Sachsen und als Kämpfer
in der Schlacht bei Bath oder Bado (von den kambrischen Annalen [des 10. Jahrh.] 516 angesetzt).
Als Todesjahr wird 537 angegeben. Ein späteres «Leben von St. Gildas»
nennt Artus im 6. Jahrh. König von ganz Britannien. Wahrscheinlich
herrschte in dieser Zeit in Südwales, und seine Thaten in den Sachsenkriegen und sein Ende mögen seinem Volke besonders
ruhmvoll erschienen sein, so daß seine Persönlichkeit bald durch Sage und Dichtung mit mythischen Eigenschaften ausgestattet
wurde. Andere Überlieferungen und deren Träger wurden zu in Beziehung gebracht und ihm untergeordnet.
Die Sage, die aus einem Stammeshaupt den mächtigen Beherrscher Britanniens machte, ließ in Artus die Verheißung
einer glänzenden Zukunft der kelt. Nation erscheinen. Er sollte wiederkommen, die Briten befreien
und ein neues, gewaltiges Reich aufrichten. Diese Hoffnung ward im 12. Jahrh. sprichwörtlich. Während in der Volkssage
vom 6. bis zum 11. Jahrh. Nationalheld der unterdrückten Briten wurde,
hatten Tausende von brit. Auswanderern in der Bretagne bei Stammesgenossen Aufnahme gefunden.
Als die Normannen auf dem Festlande diese bedrängten, fanden Rückwanderungen nach England statt; Stammverwandtschaft, gleiche
Schicksale und lebhafter Verkehr verursachten, daß die Kelten Englands und Frankreichs bald in denselben
Liedern Artus feierten. In ihren Lais (s. d.) trugen brit. und breton.
Spielleute bei Saitenspiel Thaten und Abenteuer und seiner Helden, auch an normann. Fürstenhöfen und Herrensitzen und in Südfrankreich
vor. Die Folge war die Übertragung der beliebten «Lais bretons» ans kelt. Mundart ins Normanno-Französische.
Nun eigneten sich normann. Spielleute den Inhalt an und sorgten für Ausschmückung und Verbreitung. Der
abenteuerliche Charakter der kelt. Sagenstoffe behagte der normann. Abenteuerlust; sie streifen
die volkstümliche Eigenart ab, und der kelt. Nationalheld Artus wird ritterliches Fürstenideal,
seine Helden, die ihn bald in den Schatten stellen, werden zu Verkörperungen ritterlicher Vollkommenheit. Die Artussage
wird hier Rittersage, wie das Rittertum international, und der ritterlichen Lyrik der Provençalen stellen die Normannen ihre
ritterliche Heldendichtung von Artus gegenüber und weisen in der
mehr
letztern der Minne ihren mit der aristokratischen Mode übereinstimmenden Platz an. Schon vor Mitte des 12. Jahrh. hatte diese
Umgestaltung bei den Normannen Frankreichs und Englands begonnen.
Artus ist der Sohn des brit. Königs Uter und Yguernens, der Gattin eines Herzogs von Cornwales. Merlins Zauberkunst hat Uter bei
Yguerne in Gestalt ihres Gatten zu Tintajol (Cornwales) Aufnahme verschafft. Nach Uters Tode wird der in
Verborgenheit aufgewachsene Artus durch Gottesurteil König. Artus besiegt die Sachsen, erobert Irland, Schottland, Island, Gottland
und Gallien und versammelt einen glänzenden Hof zu Caerlleon am Usk (Grafschaft Monmouth). Eine Schar ruhmreicher Helden ohne
Abstufung umgiebt ihn: Gauvain (Gwalchmai), Erec (Geraint), Lancelot, Ivain, Keu (Kai), Ither u. a. Als
Artus später in Gallien siegreich wider den Kaiser von Rom kämpft, sucht sein Neffe Mordret (Medraut), dessen Obhut er das Reich
und seine Gattin Ginevra (Gwenhuyvar, frz. Genièvre) anvertraut, sich beider zu bemächtigen; Artus kehrt zurück, besiegt und
tötet den Neffen am Flusse Camlan. Er selbst, schwer verwundet, wird nach der Insel der Seligen, Avalon,
entrückt, von wo seine Wiederkunft erwartet wird.
Aus einer verbreiteten Version der geschichtlichen Artussage, die ihn im Ätnaberge fortleben ließ, bis die Zeit gekommen
sei, sein Volk zu befreien, entwickelte sich in Deutschland die Sage vom Fortleben Kaiser Friedrichs II.,
die, auf Barbarossa übertragen, noch heute als Kyffhäufersage (s. d.) populär ist.
So meldet nach der brit. Nationalsage der Waliser Galfried um 1130 in seiner «Historia regnum Britanniae» mit dem Schein geschichtlicher
Autorität. Bearbeitungen dieses Werkes in franz. Versen, besonders «Brut» von Wace (s. d.), 1155, verschafften
den Geschichten Galfrieds schnelle Verbreitung.
Bei Wace wird zum erstenmal die Tafelrunde (s. d.) Artus' erwähnt, um die sich die Helden versammeln; sie stammt, als Nachahmung
der 12 Pairs der Karlssage (s. d.), aus der Sonderentwicklung der Artussage in der
Bretagne. Da zwei gelehrte Geistliche, wie Galfried und Wace, Artus als ritterliches Fürstenideal
verherrlicht hatten, beachteten auch die franz. Hofdichter die Sagen, die ihnen schon aus
Mären und Liedern anglonormann. und normann. Spielleute bekannt sein mochten.
Mit Benutzung der gelehrten und der mehr volkstümlichen in der Bretagne heimischen Überlieferung entstehen durch jene höfischen
Dichter die eigentlichen Romane der Tafelrunde: teils lebensgeschichtliche, teils episodische Erzählungen
in gereimten Kurzzeilen, nur zum Teil erhalten. Jeder Roman behandelt einen Helden. Artus' Hof in Carlleon (Cardigan, Carduel) bildet
Ausgang und Ende der Erzählung. Der Meister des franz. Artusromans ist Chrétien (s. d.) de Troyes.
In der Gralsage, die den kelt. Helden Perceval (kymr. Peredur) einführt, verbindet sich die breton.
Sage mit der christl. Legende. Auch die Geschichte Tristans, ursprünglich ihr fern stehend, wird in den Kreis des Artus hineingezogen.
Außer Erec, Ivain, Lancelot, Perceval, den Helden Chrétiens, werden in andern franz. Romanen Gauvain, Durmart, Giglain u. a.
gefeiert. Die seit dem 13. Jahrh. entstehenden Romane sind nur Wiederholungen früher erzählter Geschichten
unter verändertem Namen.
Seit Ausgang des 12. Jahrh. gelangen die franz. Artusromane
nach England, den Niederlanden, Deutschland, Schweden, Norwegen und Island. Sie werden in die Landessprachen übertragen und
umgedichtet,
in Deutschland von Ulrich von Zazikhoven, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Wirnt von Grafenberg, Ulrich von Türheim
u. a. Auch nach Italien und Spanien wanderte der Stoff, in späterer Zeit von Deutschland aus nach den slaw. Ländern, ohne sich
hier selbständig fortzubilden.
Neben und nach den Verserzählungen entstanden in Frankreich auch Prosaromane des Artuskreises (Artus, Lancelot, Merlin, Roman vom
Gral, Tristan), die, nachdem die Reimfassung in Vergessenheit geraten, bis ins 16. Jahrh.
gelesen und (in Paris und Rouen zwischen 1480 und 1530) gedruckt wurden. In Deutschland fanden einige Artusromane im 15. und 16. Jahrh.
als Prosavolksbücher neue Teilnahme. In Wales, der Urheimat der Sage, bewahren einige Märchen («The Mabinogion», hg. von
Lady Charlotte Guest, 3 Bde., Lond.
1841-50) eine Artusdichtung, die von den franz. Romanen beeinflußt ist. Von neuern Dichtern hat mit Glück
Tennyson (s. d.) einige Vorwürfe der Sage erneuert. -
Vgl. San-Marte, Die Arthursage (Quedlinb. 1842);
ders., Beiträge zur
breton. und kelt.-german. Heldensage (ebd. 1847);
Graesse, Die großen Sagenkreise des Mittelalters (Dresd. und Lpz. 1842);
Villemarqué, Contes populaires des anciens Bretons (2 Bde., Par. 1842);
ders., Les bardes bretons, poëmes
du 6e sciècle (ebd. 1850; 2. Aufl. 1860);
ders., Les Romans de la Table ronde (ebd. 1861);
Holtzmann, in Pfeiffers «Germania»,
XII (Wien 1867);
P. Paris, Les Romans de la Table ronde (5 Bde., Par.
1868-77);
G. Paris, Etudes sur les Romans de la Table ronde, in der «Romania», Bd. X fg.; Nyrop, Den oldfranske
Heltedigtning (Kopenh. 1883; italienisch von Garra, Flor. 1886);
Zimmer, in den «Göttingischen Gelehrten Anzeigen», 1890, S. 488 fg.und 785 fg.; Rhys, Studies in the Arthurian legend (Lond.
1891).